Trockene Stimmaufnahmen im Homestudio

Trockene Stimmaufnahmen im Homerecording

Trockene Stimmaufnahmen im Homerecording

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Tipps & Tricks für trockene Stimmaufnahmen im Homestudio

In den Räumen der meisten Wohnungen und in vielen einfachen Homerecording-Studios ist der Nachhall von Stimmen (und Instrumenten) so lang, dass er in der Aufnahme deutlich zu hören ist. Das gilt auch für die Nahbesprechung, also der Aufzeichnung mit sehr geringem Abstand zwischen Mund und Mikrofon. Außerdem dämpfen Möbel und sonstige Gegenstände im Zimmer die hohen Frequenzen stärker als die mittleren und tiefen. Mit welchen Mitteln – und welchem Budget – Du dem entgegenwirkst, erfährst Du in dem nun folgenden Video mit unserem Redakteur Alexander Cevolani.

Wir haben am Ende des Artikels noch einige Stichpunkte für dich – mit allem, was für trockene Stimmaufnahmen und eine gute Raumakustik allgemein wichtig ist.

Raumakustik Tutorial: Trockene Stimmaufnahmen machen

Heute erfährst Du alles, um trockene Stimmaufnahmen mit guter Klangqualität in deiner Wohnung zu machen. In diesem Tutorial erfährst Du, wie deine Stimmaufnahmen trockener werden – also Du deine Aufnahmen mit weniger Raumanteil aufnimmst.

Dafür ist nur ein kleines Budget notwendig, doch dazu gleich mehr. Die Tipps aus diesem Video sind gleichermaßen für Sprache, Rap, Gesang oder auch Instrumente geeignet. Und ab dafür…

Warum ist die Hallzeit meines Raums wichtig?

Die meisten Räume in gewöhnlichen Wohnungen haben eine so lange Nachhallzeit, dass sie in Aufnahmen hörbar wird. Das gilt selbst beim so genannten „Close Miking“, also der Abnahme der Stimme aus nächster Nähe. Dazu kommt, dass die hohen Frequenzen aufgrund von Möbeln und sonstiger Einrichtung zu stark gedämmt, während Mitten und Tiefen wenig bis gar nicht gedämpft werden.

Um hier für bessere Aufnahmen entgegenzuwirken, gibt es einige Möglichkeiten, die wir jetzt besprechen wollen.

Was hat das Mikrofon mit trockenen Aufnahmen zu tun?

Als Reflexionen bezeichnet man den Schall, der von Wänden und Oberflächen nicht absorbiert, sondern reflektiert wird. Je weniger dieser Reflexionen an das Mikrofon gelangen, desto weniger ist der Raumanteil zu hören.

Deswegen nutzen wir ein Modell wie das Miktek C1, das mit Nierencharakteristik aufnimmt. Der Schall von Hinten und den Seiten wird nur sehr wenig aufgenommen, die Hauptaufnahmerichtung ist von vorne – damit gelangen von Hinten und den Seiten weniger Reflexionen in den Klang.

Wo stelle ich mich zur Aufnahme hin?

Je nachdem wo Du das Mikrofon im Raum aufstellst, änderst Du den Einfall der Reflexionen von den Wänden und damit auch den Klang. Hierzu haben wir vor Kurzem ein eigenes Video veröffentlicht, das unter diesem verlinkt ist. Dort findest Du alle Informationen zum Mikrofon richtig aufstellen, deswegen gehen wir jetzt zum nächsten Punkt.

Mehr zum Thema: Homestudio einrichten

Was bringen Schallabsorber?

Mobile Schallabsorber wie der Nowsonic Umbrella können dabei helfen, unerwünschte Reflexionen bei Sprach- und Gesangsaufnahmen in den Griff zu bekommen. Sie werden auf diese Weise um das Mikrofon aufgebaut und absorbieren einen Teil der Frequenzen. Den Effekt merkst Du insbesondere in der direkten Nähe von Wänden oder wenn Du ein Mikrofon mit Kugelcharakteristik verwendest.

Je dicker und absorbierend die genutzten Materialien sind, desto trockener werden die Stimmaufnahmen. Schaumstoff funktioniert in der Regel sehr gut, wenn man ihn im Halbkreis im Rücken des Sängers aufbaut – häufig in einer Ecke des Raumes. Ein Teil der Reflexionen der Wände, die normalerweise in das Mikrofon gelangen würden, werden nun vom Schaumstoff absorbiert.

Hausmittel für bessere Raumakustik

Noch besser können schwere Bettdecken, Kissen oder Matratzen funktionieren, denn diese können in der Regel noch tiefere Frequenzen als der Schaumstoff absorbieren. Werden diese mit etwas Abstand zur Wand aufgehängt, dann reichen sie sogar noch etwas tiefer hinab.

Alle gezeigten Methoden helfen im Übrigen nicht gegen stehende Wellen bzw. Raummoden. Um diese in den Griff zu bekommen, brauchst Du richtige Bassfallen. Das würde jetzt zu weit führen.

Mythos Eierkarton

Gerade in Einsteigerkreisen hält sich der Mythos um die akustischen Eigenschaften der Eierkartons hartnäckig. Leider haben Eierkartons keinen Einfluss auf die Raumakustik – allenfalls auf die Optik deiner Wohnung.

Video Trockene Stimmaufnahmen machen

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Fazit trockene Stimmaufnahmen machen

Halten wir fest: Bereits mit geringem Budget kannst Du trockene Stimmaufnahmen in deiner Wohnung machen – ein gutes Mikrofon vorausgesetzt. Mobile Schallabsorber sind schon für unter 100 Euro zu erhalten und spielen ihren Vorteil im Transport aus. Weitere günstige Alternativen findest Du in Kissen, Matratzen und schweren Bettdecken.

  • Mikrofon mit Nierencharakteristik
  • Positionierung des Mikrofons im Raum
  • Mobile Schallabsorber/Mikrofonschirm
  • Ggf. günstige Alternativen wie Bettdecken und Kissen

Hast Du noch Fragen zur Raumakustik? Möchtest Du deine Erfahrungen bei der Nutzung von Akustikelementen und sonstigen Optimierungen des Raumhalls in deinem Homestudio teilen? Dann freuen wir uns, wenn Du deine Nachfragen und Anregungen unten im Kommentarbereich schreibst!

Lesermeinungen (10)

zu 'Trockene Stimmaufnahmen im Homestudio'

  • Olaf   19. Mrz 2015   15:59 UhrAntworten

    Hi und bitte sei nicht bös aber Eierkartons habe sehr wohl messbare akustische Veränderungen in unserem kleinen Studio vollbracht. Das ist auch in der einschlägigen Literatur nachzulesen. Das Problem ist: Eierkartons kosten nichts, man kann kein Geld dran verdienen und deshalb ist das Interesse sie als sinnvoll zu beschreiben auch nicht so gross...delamar ist ja wohl auch nicht sooo unabhängig wie sie immer tun.....

  • dopamineproduction.com   20. Mrz 2015   16:16 UhrAntworten

    ich habe wegen eierkartons auch recherchiert. ich fand diverse messungen die - wie du selben beschrieben hast - akustische veränderungen bewirken. diese waren aber nur marginal in den hohen frequenzen wahrnehmbar (dämpfung). die meisten denken bei eierkartons aber an schallDÄMMUNG und nicht schallDÄMPFUNG. es kommt halt auf den verwendungszweck an (zu viele eierkartons, zu wenig höhen, sound verliert brillanz).

  • MarioWorld   25. Mrz 2015   13:57 UhrAntworten

    Also in einem anderen Forum wurde mir von diesen MikShields abgeraten. Da es gut begründet wurde und alle bisherigen Tipps von dort stimmten, glaube ich das auch.
    Insgesamt empfand ich diesen Beitrag als etwas dünn. Kugel böse, Niere gut ist so auch falsch. Die Niere empfängt von der Wand hinter mir mehr Reflektionen, die Kugel von überall. Stehe ich also 50cm vor der Wand ist die Kugel besser, stehe ich 2m vor der Wand, könnte die Niere vorteilhafter sein.
    Soviel weiss selbst ich. Und nichtmal das wurde gesagt.
    Also da habt ihr schon bessere Videos gehabt. Das hier klingt eher wie auf ner Kaffefahrt...

    • Carlos San Segundo (delamar)   25. Mrz 2015   14:37 UhrAntworten

      Hallo Mario,

      vielen Dank für dein Feedback. In einem kurzen Video können leider nicht alle Sachverhalte und Möglichkeiten abgeklärt werden. Es war uns wichtig, hier alle Felder anzureissen - tiefergehende Informationen zum Thema finden sich ja in zahlreichen Artikeln.

      Bitte beachte auch, dass wir in diesem Video von einer *Minimierung des Raumklangs* in der Aufnahme sprechen. Unter dieser Prämisse wäre eine Kugel schlicht die schlechtere Wahl - denn die Kugel nimmt aus allen Richtungen auf.

      Ein genereller Ausschluss von MicShields ist wohl genauso falsch wie eine generelle Zusage. Es muss von Fall zu Fall überprüft werden.

      Herzliche Grüße,
      Carlos

  • dux   08. Jul 2015   08:28 UhrAntworten

    Muß mich dem Vorredner anschließen, Eierkartons funktionieren. Zwar nicht so effektiv, wie Schaumstoffpyramiden, aber für den Anfang reicht es. Wenn man diese Möglichkeit dermaßen niederreisst, wie es im Video geschehen ist, taucht die Frage auf, warum sagt es sowas eigentlich..?

    • Carlos San Segundo (delamar)   08. Jul 2015   13:48 UhrAntworten

      Hallo Dux,

      vielen Dank für deinen Kommentar.
      Eierkartons funktionieren leider nicht, bzw. in einem so hohen Frequenzspektrum, dass sich jeder Decke und jeder Vorhang wesentlich besser schlägt.

      Falls Du eine belastbare Studie zum Thema haben solltest, wäre ich froh, wenn Du mir diese zukommen lassen könntest.

      Herzliche Grüße
      Carlos

  • fatman   15. Jan 2016   18:50 UhrAntworten

    Eierkartons wirken sich auf die Raumakustik aus! Aber ob sie eine Verbesserung darstellen, das ist doch die Frage.
    Durch das Material und ihre Oberflächeneigenschaften kann ein sinnvolles Ergebniss für eine Mikrofonaufnahme nicht erreicht werden. Bands die mit Schlagzeug und Gitarren etc. die Kartons in einem Proberaum nutzen, mögen das gut finden.
    Aber eine Gesangstimme, ein Piano oder eine klassische Gitarre trocken aufzunehmen, das ist eine ganz andere Geschichte. Und in dem Artikel ging es um Stimmaufnahmen! Insofern halte ich die Diskussion über Eierkartons wirklich für überflüssig.
    In meiner naiven Anfängerzeit habe ich mal versucht, Blasinstrumente einer Swingband zwischen Eierkartons aufzunehmen. Nie wieder, das waren die Aufnahmen im Freien auf der grünen Wiese noch besser! :-)

  • Andi   11. Feb 2016   19:08 UhrAntworten

    Gut, daß ich nun " Alles " zum Thema weiß.

  • sadisstic   09. Mai 2016   19:14 UhrAntworten

    also macht mal die eierkartons nicht so schlecht! ich habe mir eine gesangskabine vor einem jahr mit ewig gesammeltem eierpappen von innen beklebt. (die zum zu klappen hat ewig gedauert). der raum 2,5m x 1,5m x 1,5m. die eierpappen komplett von innen bis 30 cm übern boden. ich habe jahre zuvor in so einem ähnlichen raum aufgenommen ohne eierpappen. => scheiß klang. jetzt bin ich eigenlicht fast zufrieden. bis auf das ich hier das erste mal höre das eierkartons ungeiegnet sind. und jetzt reiß ich in meiner gesangkabine alles von der wand?mfg

    • fatman   10. Mai 2016   14:08 UhrAntworten

      Wenn Du mit dem Ergebnis zufrieden bist gibt es doch keinen Grund etwas zu ändern. Aber die Information, dass es besser geht, ist doch auch was wert, oder?

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