Recording am Set
So gelingt dir die Tonaufnahme beim Film
Tonaufnahme am Set – Grundlagen
Einführung – Tonaufnahme am Set
Ob im Fernsehen, Kino, Internet, ob auf einem Tablet oder dem Smartphone: Videoinhalte werden in allen möglichen Situationen und auf den unterschiedlichsten Geräten konsumiert. Mit der wachsenden Anzahl von Videos und Filmen steigt aber auch die Erwartungshaltung des Publikums, was die Qualität betrifft.
Der Filmemacher muss nicht nur durch eine mitreißende Geschichte und/oder die schauspielerische Leistung der Darsteller überzeugen, auch die Qualität der Bild- und Tonaufnahme wird zunehmend wichtiger.
In der hier vorliegenden Serie mit Artikeln und Tutorials erfährst Du die Grundlagen der Tonaufnahme am Set und zusammen werden wir auch einen Blick in die Geschichte der Tonaufzeichnung werfen. Es wird Kapitel zur Mikrofonierung sowie über den Mischer und das Tonaufzeichnungsgerät geben. Zu guter Letzt wirst Du wissen, wie Du deine Aufnahmen auch sehr kostengünstig realisierst.
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In diesem ersten Teil geht es um den Unterschied zwischen Musikaufnahmen und Tonaufnahmen für den Film sowie die Crew, die dafür benötigt wird. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen und freue mich auf deinen Kommentar und deine Anregungen.
Der Unterschied zwischen Tonaufnahme für Musik und Video
Auf den ersten Blick scheint es ihn nicht wirklich zu geben, diesen Unterschied. Bei beiden Verfahren werden ganz allgemein Töne, Klänge und Geräusche für eine spätere Reproduktion aufgenommen. Bei beiden Anwendungen werden Mikrofone sowie analoge und digitale Aufnahmegeräte genutzt – wo soll da also der Unterschied liegen?
Doch lassen wir die Technik mal außen vor, denn die Bedeutung des Tons in dem jeweiligen Medium ist eine andere. Bei Musikaufnahmen geht es um die Musik und somit konzentriert sich alles nur auf den Ton. Bei den Tonaufnahmen für Film oder Video liegt der Schwerpunkt auf der schauspielerischen Leistung und auf dem Bild. Kein Wunder also, dass eine Szene so lange wiederholt wird, bis Schauspieler und Regisseur mit dem Gesamtergebnis zufrieden sind – und nicht bis der Ton die beste Klangqualität erreicht hat.
Anders gesprochen, bei Aufnahmen am Set steht der Ton leider meist hinten an. Auf einem Filmset ist auch viel mehr los, da finden sich Schauspieler, Kameramann, Beleuchter, Regisseur, Assistenten, Techniker und dann auch noch die Tontechniker. Jeder hat bestimmte Aufgaben zu erfüllen und das ganze Team steht fast immer unter großem Zeitdruck. Ist der Regisseur mit einem Take zufrieden, muss der Ton stimmen und im Kasten sein.
Kreative Freiheit am Set
Während in der Musikproduktion im eigenen Homestudio eine Menge Platz für Kreativität bleibt, sieht es am Filmset ganz anders aus. Hier bleibt keine Zeit zum langen Experimentieren, es zählt nur, dass der Ton brauchbar klingt – das Handwerk ist gefragt.
Das gilt zumindest für die Sprachaufnahmen am Set. Wenn es um die Aufnahme von Foley-Klängen und -geräuschen geht, hat der Produzent und Toningenieur wieder mehr Freiraum für seine Kreativität. Es dürfte kaum verwundern, dass auf den meisten Filmsets dieser Welt ein ähnliches Setup mit bewährtem Equipment immer und immer wieder verwendet wird.
Die Crew
Bei einer Musikproduktion können bereits zwei Menschen ausreichen, der Toningenieur und der Sänger. Am Filmset braucht es im besten Fall gleich drei Personen für die Tonaufnahme: der Tonmeister (Production Sound Mixer), der Angler (Boom Operator) und der Assistent (Utility Sound Technician).
Bevor es zur Sache geht, bespricht sich die Toncrew mit dem Regisseur und Sounddesigner zur Funktion des Tons im Film, es werden etwaige Besonderheiten sowie Wünsche und Vorstellungen besprochen.
Tonmeister
Dieser trägt die Verantwortung für die gesamte Tonaufnahme, er konzipiert die Mikrofonierung für jede Szene und passt diese von Situation zu Situation an. Der Tonmeister betreut zudem die Technik und sorgt für eine saubere Aufnahme. Seine Herausforderung besteht auch darin, schnellstmöglich Störgeräusche zu erkennen und (noch wichtiger) diese zu beseitigen. Er ist auch dafür verantwortlich, Atmosphäre und Umgebungsgeräusche aufzuzeichnen.
Während der Tonaufnahme am Set macht der Tonmeister Notizen für die Post-Production, in denen festgehalten wird, ob es sich um O-Töne, Geräusche oder Atmosphären handelt. Zudem wird der Timecode notiert, um eine spätere Synchronisation von Bild und Ton zu erleichtern.
Auch die Wahl der optimalen akustischen Umgebung für die Aufnahme fällt in den Aufgabenbereich des Tonmeisters. Das heißt, dass er der der restlichen Filmcrew signalisieren muss, wenn zum Beispiel der Geräuschpegel an einer Straße zu laut ist und man die Sprache nicht versteht. Da wird mitunter eine Portion an Durchsetzungskraft erforderlich werden, um einen guten Kompromiss zu finden.
Angler
Der Angler hält die Boom Pole (Angel), an der das Mikrofon angebracht ist. Seine Herausforderung ist, die Angel bzw. das Mikrofon so auf den Protagonisten zu halten, dass dieser gut zu hören ist, ohne dass die Angel im Bild zu sehen ist. Er muss mit dem Bildausschnitt vertraut sein und wissen, wie das Licht gesetzt wurde, damit kein störender Schatten im Bild entsteht. Blickkontakt mit dem Kameramann ermöglicht es letztgenannten, zu symbolisieren, wenn die Angel im Bild ist.
Assistent
Der dritte im Bunde assistiert dem Tonmeister und fungiert als zweiter Angler.
Low-Budget-Produktionen
Wenn das Budget nicht ausreicht oder nicht genügend Crew-Mitglieder zur Verfügung stehen, gibt es Möglichkeiten. In einer Situation zu zweit kümmert sich der Tonmeister um den Ton und der Angler um das Einfangen. Auf den Assistenten wird einfach verzichtet.
Wenn Du alleine bist, wird es schon schwieriger, bleibt aber machbar. In einer Umhängetasche wird das Aufnahmegerät deponiert, während Du die Angel einfach selbst bedienst. Zwar spart diese Variante eine Menge Kosten ein, doch Du kannst mitunter nicht immer den Pegel im Auge behalten oder gar Nachpegeln.
Im nächsten Kapitel geht es um den Arbeitsablauf am Set und das Tonangeln. Ich hoffe, dass dir dieser Artikel einen kleinen Einblick verschaffen konnte und freue mich auf deinen Kommentar.
Tonaufnahme am Set – Alle Teile
Teil 1: Grundlagen: Einführung und Crew
Teil 2: Ton angeln – Tipps « Du bist hier
Teil 3: Mikrofone & Zubehör
Ton richtig angeln und Arbeitsabläufe kennenlernen
In diesem Kapitel geht es um das Thema Ton angeln. Du erfährst unter anderem, was ein Angler mitbringen muss, um am Set zu bestehen, wie Du die Tonangel halten kannst, um gute Aufnahmen zu bekommen und alles, was sonst noch wichtig ist.
Tonaufnahme am Set II – Inhalt
Ton angeln Tipps: Aufgabe, How-To, Tricks
Du findest sie am Set, in Making-Ofs und bei Umfragen auf der Straße. Der Angler (»Boom Operator«) hat eine wichtige Funktion im Film und Fernsehen, er soll gewissermaßen den Ton angeln und so einen feinen Sound aus dem großen Rauschen des Meeres fischen. ;)
Er stellt die Aufnahme des Originaltons (O-Ton) sicher und muss das Mikrofon bestmöglich auf den Mund des Protagonisten richten. Dies ist nicht immer ganz einfach – der Kameraausschnitt und Störgeräusche sind die größten Feinde des Anglers. Er muss sich nach dem Regisseur und dem Kameramann richten und teils über längere Zeiträume unbequeme Positionen einnehmen. Dazu muss er genügend Kraft und Ausdauer mitbringen, um die bis zu 6 Meter lange Angel halten zu können.
Bei Störgeräuschen macht sich die Toncrew am Set oft unbeliebt. Stell dir Folgendes vor: Die Schauspieler sind bereit, ein schöner Kameraausschnitt ist gewählt, das Set ist super ausgeleuchtet, alle sind hochkonzentriert und dann kommt der Angler und sagt, dass es so nicht geht, weil der Straßenlärm im Hintergrund zu laut und die Protagonisten kaum zu verstehen sind. Jetzt muss entweder ein Kompromiss her oder gar das Set umgebaut werden, schließlich funktioniert ein Film ohne guten Ton nicht. Somit muss der Angler auch genügend Selbstbewusstsein mitbringen und es allen mitteilen, wenn die Aufnahme nicht möglich ist.
Ton angeln mit einer Boompole (Video)
Abhören & Pegel: Ton angeln Tipps
Der Angler hat eine Tasche um, in der ein analoger Mischer liegt; dieses Gerät werde ich in einer der den nächsten Folgen noch genauer vorstellen. Der Mischer besitzt einen Kopfhöreranschluss, über den der Angler den Ton abhören kann.
Je nachdem, wie die Stimme des Protagonisten klingen soll, musst Du auch die Angel ausrichten. In Richtung Brust bekommt die Stimme mehr Bassanteil, während sie nasaler klingt, wenn die Angel eher auf das Gesicht gerichtet wird.
Eine weitere Aufgabe des Anglers ist das Signal mit dem Analogmischer einzupegeln. Der Pegel sollte um die 0 dB liegen.
Kommunikation ist das A und O beim Ton angeln (Tipps)
Der wichtigste Punkt am Set ist die Absprache zwischen Kamerafrau/-mann und dem Angler. Die Person an der Kamera muss dem Angler sagen, ob die Angel im Bild zu sehen ist oder nicht. Auch sollten beide Beteiligten stets Blickkontakt halten. Eine gute Kommunikation erleichtert die Arbeit enorm.
Unterschiedliche Modelle zum Ton angeln
Angeln gibt es in diversen Ausführungen, die in Material, Ausstattung und Länge variieren. Es gibt kurze (1 – 2 Meter), mittlere (2 – 4 Meter) und lange (4 – 6 Meter) Angeln; in bestimmten Situationen hat der Angler nicht die Möglichkeit, nah an dem Protagonisten heranzutreten, also kann es durchaus vorkommen, dass eine 6-Meter-Angel verwendet werden muss. Ein anderes Szenario für solche Riesenexemplare: wenn Szenen auf der Straße gedreht werden, bei denen Kameramann und Angler nicht direkt auf der Straße, sondern auf dem Bürgersteig stehen.
Eine Angel muss nicht immer gehalten werden. Es gibt auch Geschirre, die Du dir zur Stabilisierung der Angel um den Oberkörper schnallst. Andere Angeln besitzen ein Gelenk.
Haltung beim Ton angeln – Tipps
Grundsätzlich wird von oben geangelt, d.h. die Angel und das Mikrofon befinden sich über dem Protagonisten. Das Ton angeln von unten wäre leichter für die Arme, ist aber selten praktikabel, da der Bildausschnitt meist nicht nach unten geöffnet ist – der Kopf des Protagonisten ist meist am oberen Ende des Bildausschnitts, also kannst Du die Angel von oben relativ nah heranführen, während Angeln von unten dieser Raum meist nicht zur Verfügung steht. Schließlich sollen ja oft auch Oberkörper und Beine gefilmt werden.
Für den Artikel haben mein Kollege André Bauscher und ich ein paar Fotos erstellt, wie Du die Angel halten bzw. eher nicht halten solltest.
Variante A
Wie oben bereits erläutert, ist das Ton angeln von unten meist die am wenigsten praxistaugliche Variante.
Variante B
Diese Variante ist unvorteilhaft, da der Arm schnell ermüdet und die Angel nicht ruhig gehalten werden kann.
Variante C
Ungünstig, da der Arm durch die breite Armhaltung beim Ton angeln sehr schnell ermüdet.
Variante D
Diese Methode, bei der die Angel nahe dem Oberkörper gehalten wird, ist vorteilhaft, da die Arme relativ eng zusammen sind – langes Halten wir erleichtert.
Variante E
Empfehlenswert, da die Arme nur langsam ermüden und Du die Angel ruhig halten kannst.
Variante F
Wenn sich der Protagonist nicht oder kaum bewegt, kannst Du die Angel ruhig auf das Stativ stellen.
Befestigung des Kabels beim Ton angeln
Achte darauf, wie ich auf den Bildern das Kabel um die Stange gewickelt habe. Es sollte dabei möglichst straff sitzen. Griff in die Trickkiste: Mit Klebeband kannst Du das Kabel zusätzlich fixieren. Es gibt auch Angelsysteme mit bereits integriertem Kabel, allerdings haben diese den Nachteil, dass Du das Kabel nicht so schnell austauschen kannst, falls es einmal beschädigt wird.
Ich hoffe, dass Du hiermit einen guten Überblick über das Thema »Ton angeln & Tipps« bekommen hast. Im nächsten Kapitel setzte ich mich mit den verschiedenen Mikrofontypen auseinander, die Du am Set nutzen kannst.
Filmmikrofone und weiteres Equipment für die Tonaufnahme am Set
Tonaufnahme am Set – Alle Teile
Teil 1: Einführung und Crew
Teil 2: Ton angeln am Set
Teil 3: Filmmikrofone & Zubehör « Du bist hier
In diesem Teil der Reihe »Tonaufnahme am Set« erfährst Du, welche Mikrofone an einem Film- und Fernsehset oder bei einem Interview verwendet werden. Welche Eigenschaften die besprochenen Mikrofontypen für bestimmte Szenarien tauglich machen, welches Zubehör wichtig ist und welche konkreten Mikrofone wir empfehlen, liest Du alles hier.
Tonaufnahme am Set III – Inhalt
Filmmikrofone & Zubehör bei der Tonaufnahme am Set
Mikrofone, die Du außerhalb deines Studios verwendest, müssen robust gebaut sein, leicht und empfindlich noch dazu, um detailliert Sprache, Geräusche und Atmosphären aufzuzeichnen. Natürlichkeit im Klang spielt hierbei eine große Rolle. Somit eignen sich vor allem Kleinmembran-Kondensatormikrofone.
Gute Exemplare vereinen die oben genannten Eigenschaften in sich. Zuerst wollen wir die verschiedenen Bauformen betrachten.
Bauarten
Verschiedene Einsatzgebiete erfordern unterschiedliche Bauformen. Nun findest Du die zwei mit Abstand am wichtigsten Mikrofontypen und eine kleine Überraschung – eine Mikrofonart, die in Film und Fernsehen eher am Rande vorkommt.
Richtrohr (»Shotgun«)
Dieser Mikrofontyp wird vor allem in der Verbindung mit der Tonangel verwendet. Ein solches habe ich auch im vorigen Teil dieser Artikelserie verwendet. Richtrohrmikrofone sind lange, dünne Mikrofone mit einer sehr starken Richtwirkung. An den Seiten weisen sie Einschnitte auf, die dafür sorgen, dass sich Schallwellen durch Interferenz auslöschen und somit eine gerichtete Wirkung nach vorn zustande kommt.
Der Vorteil besteht darin, dass Du trotz lauter Umgebungsgeräusche Sprache mit wenig Nebengeräuschen aufzeichnen kannst. Aus diesem Grund wird am Set der Ton fast immer geangelt. Ein weiterer Vorteil des Richtrohrs ist zugleich ein potentieller Nachteil – Du musst die Schallquelle sehr genau anvisieren (in unserem Fall den Mund des Protagonisten), um die Signale verständlich aufzuzeichnen. Das erfordert sehr viel Übung.
Ein Richtrohrmikrofon wird auch gerne für Interviews auf der Straße oder in Gebäuden verwendet, bestimmt hast Du es schon mal im Fernsehen gesehen. Meist mit einem Schaustoff/Popschutz, auf dem das Logo des Senders prangt.
Lavalier
Das Lavalier-Mikrofon ist ein kleines Ansteckmikrofon, das gerne direkt an Personen und meist auf Brusthöhe befestigt wird. Es wird mit einer sogenannten Krokodilklemme an der Kleidung festgemacht.
Die Sprache eines Protagonisten wird über die gesamte Aufnahme hinweg gleichmäßig aufgezeichnet, da der Abstand zwischen Mikrofon und Mund mehr oder minder konstant bleibt und die Mikrofone meist eine Kugelcharakteristik besitzen.
Die mit Lavalier-Mikrofonen aufgenommenen Signale weisen kein neutrales Frequenzspektrum auf, stattdessen werden die Höhen überbetont. Das ist etwa auf der folgenden Abbildung für das Audio-Technica AT803 zu sehen. Dadurch gewinnen Sprachaufnahmen an Präsenz, allerdings treten Nebengeräusche deutlicher zutage.
Diese Mikrofone werden gerne im Zusammenhang mit Funkstrecken verwendet, da die Protagonisten ansonsten mitverkabelt werden müssten. Meiner Erfahrung nach finden hier oft Funksysteme von Sennheiser Verwendung, auch ich habe immer gute Ergebnisse mit diesen erzielt.
Grenzfläche
Das Grenzflächenmikrofon wird am Set seltener verwendet. Der Kreativität wegen und um bei Bedarf praxisgerechter arbeiten zu können, solltest Du sie aber in Betracht ziehen. Ich habe mal gelesen, dass man eine Grenzfläche an die Decke im Innenraum eines Autos anbringen kann, um Dialoge aufzuzeichnen. Ich habe es noch nicht probiert, aber es klingt sehr effektiv.
Grenzflächen werden gerne im Theater eingesetzt. Gut versteckt am Bühnenrand oder auch an Wänden können diese den Direktschall einfangen und somit bekommst Du einen klaren Ton für deine (Video-)Aufzeichnung.
Richtcharakteristika
Je nach akustischer Umgebung spielt die Wahl der passenden Richtcharakteristik eine entscheidende Rolle für gute Aufnahmen. Wenn es laut zugeht, fängt ein Lavalier-Mikrofon mit Kugelcharakteristik unter Umständen zu viel Atmosphäre ein. Da wäre ein Richtrohr mit der einer Hypernieren- oder Keulencharakteristik die bessere Wahl.
Wie dir vielleicht aus der Musikproduktion bekannt ist, gibt es folgende Charakteristika, die bei Video und Film Verwendung finden:
- Kugel
- Niere
- Super und Hyperniere
- Acht
- Keule
Die Kugel wird meist bei den Lavalier-Mikrofonen verwendet. Wie schon beschrieben, wird dadurch die Sprache von beliebigen Seiten gleichmäßig aufgenommen. Der Nachteil: Es werden auch Körperschwingungen vom Brustkorb mitaufgezeichnet. Immerhin können diese in der Postproduktion durch einen EQ gut beseitigt werden. Ein weiterer Einsatzzweck ist bei dem Recording von Atmosphäre oder Geräuschen. Die Kugel ist prädestiniert für Raumaufnahmen und somit auch gut für große Atmosphären wie einen belebten Wald.
Eine Niere wird bei Lavalier-Mikros verwendet, aber generell auch bei den Aufnahmetechniken der AB-, XY- oder MS- Mikrofonierung.
Super- und Hyperniere sind meist bei den Referenzmikrofonen anzutreffen, da dort die gerichtete Wirkung sehr bedeutsam ist.
Die Acht wird bei der MS- Mikrofonierung verwendet.
Die von einer extremen Richtwirkung gekennzeichnete Keule findet vor allem bei Richtrohren Verwendung. Nebengeräusche in lauten Umgebungen werden fast gänzlich ausgeblendet.
Zubehör
Was nützt einem ein gutes Mikrofon ohne Zubehör? Im Regelfall relativ wenig. Im Folgenden lernst Du das gängige Zubehör kennen, das Du auf der Rechnung haben solltest. Bei einem Mikrofon können schon kleine Windstöße Störgeräusche verursachen, da Kondensatormikrofone sehr empfindlich auf stärkere Luftdrücke reagieren. Daher befasst sich der größte Teil dieses Kapitels mit Windschutz.
Angel mit Spinne
Klassisch. Im zweiten Teil meiner Serie war das Angeln zentrales Thema. Die Angel bildet das wichtigste Hilfsmittel am Set. Eine preisgünstige Variante findest Du etwa in der König & Meyer 23750 Teleskopangel. In der oberen Preisklasse gibt es gute Angeln von Quickpol.
Schaum-Windschutz/Popschutz
Der Schaumstoff-Windschutz ist die einfachste Art, das Mikrofon gegen Wind zu schützen. Du spannst ihn einfach über das Richtrohr. Der Schutz mindert die Windgeräusche in den tiefen Frequenzen je nach Modell um 30 bis 60 Dezibel. Im Fernseh- oder Radiobereich haben diese Utensilien meinst einen Aufdruck mit dem Logo des jeweiligen Senders.
Windkorb
Der Korb ist eine Röhre aus durchlässigem Stoff, hinten und vorne und hinten mit einer Halbkugel abschließend. Der Windkorb mindert die tiefen Frequenzen der Windgeräusche zuverlässig. In vielen Fällen reicht bei Interviews und am Set ein Windkorb aus. Andernfalls gibt es noch weitere Hilfsmittel, gleich mehr dazu.
Das Richtrohrmikrofon wird in einen Griff mit Schiene – die sogenannte Pistole – gesteckt und diese wird wiederum vom Windkorb umschlossen. An der Pistole wird auch das XLR-Kabel vom Mikrofon zur Angel langgeführt und auch zugentlastet. Das gesamte Gebilde wird dann auf die Angel geschraubt oder gesteckt.
Im Netz bin ich übrigens mal auf diese Anleitung gestoßen, wie Du dir selbst einen Windkorb bauen kannst.
Fellwindschutz
Auch »Dead cat« genannt, der Grund dürfte auf der Hand liegen. Wenn der Windkorb allein nicht mehr hilft, kommt die tote Katze zum Einsatz. Das den Windkorb umschließende »Fell« aus Kunststoff mindert die Windgeräusche sehr stark. Es bewirkt nur eine sehr geringe, in der Regel vernachlässigbare Dämpfung der hohen Frequenzen. Je nach Art gibt es verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Felllängen. Je länger das Fell (also je länger die einzelnen Haare), desto höher die Dämpfung der Windgeräusche.
Diese Gebilde gibt es meist im Paket mit Windkorb und Pistole. Kompakte Angebote gibt es zum Beispiel mit dem Rode Blimp MkII und in den höheren Preisklassen dann in diversen Varianten von Rycote, etwa das Modular Windshield WS 295 Kit.
Zubehör für Lavalier
Entsprechend der Vielfalt bei Kleidung findest Du Lavelier-Mikrofone in vielen Farben, damit Du eine findest, die das Mikro unauffällig bleiben lässt. Bei einer Dame mit weißer Bluse würde ein schwarzes Ansteckmikrofon eben unangenehm herausstechen.
Um es ideal zu befestigen, gibt es die schon erwähnte Krokoklemme, passend zum Mikrofon auch in der jeweiligen Farbe. Meistens gibt es von den Herstellern ganze Kits mit farblich abstimmtem Komplettpaket aus Mikrofon, Klemme und Windpuschel.
Manche Hersteller stellen auch verschiedene Kapseln für ein Lavalier her. Die Kapseln lassen dich die Richtcharakteristik verstellen, meistens zwischen Kugel und Niere.
Last but not least gibt es auch hier einen Windfellschutz, also kleine Puschel, die Du um das Mikrofon stülpst. Sie gibt es mit verschiedenen Haarlängen und wer hätte es gedacht, auch in diversen Farben.
Beispiele, Empfehlungen & Ausblick
An dieser Stelle möchte ich dir ein paar Klassiker der beleuchteten Mikrofontypen vorstellen, aber auch günstigere gute Modelle. Dabei lege ich aber keinen Wert auf Vollständigkeit.
Was Richtrohrmikros angeht, sind Sennheiser MKH 416, Sennheiser ME66 oder Neumann KMR 81 sehr häufig in Gebrauch. In der unteren Preisklasse würde ich dir das Senneheiser ME66 im Bundle mit dem Senneheiser K6 empfehlen. Eine weiterer Tipp ist das Rode NTG-3.
An der Lavalier-Front werden gerne Mikrofone von Sanken verwendet. Verbreitet ist hier das Sanken COS-11. Ich persönlich schätze das Sennheiser MKE2-EW Gold aufgrund seines schönen Klangs. Was auch immer gut funktioniert, sind die Lavaliers von DPA, wie das DPA 4060. Diese sind sehr halten hohe Schalldrücke aus und haben einen tollen Sound.
Fazit zum Audio-Recording am Filmset
In unserem umfangreichen Tutorials zum Thema hast Du nun einen umfangreichen Einblick bekommen. Nicht nur die Crew ist entscheidend, auch Equipment und Tonabnahme-Techniken entscheiden darüber, ob dein Filmton so wird, wie Du ihn dir vorstellst. Nicht vergessen: Übung macht den Meister. Wir freuen uns auf dein Feedback!
zu 'Recording am Set: So gelingt dir die Tonaufnahme beim Film'
Pascal Ott 16. Mai 2021 15:28 Uhr
Mir hat diese Seite zum Recherchieren sehr geholfen!
Wir mussten die Filmproduktion genauer beleuchten und vorbereiten, wobei diese Quelle ideal war. Gerne mehr davon. Solche detaillierten Artikel braucht das Internet. Dankschön!