Synthwave Tutorial
80er Jahre Sound produzieren

synthwave tutorial

Synthwave Tutorial: So produzierst Du den 80s Sound in deiner DAW.

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Sound der 80er Jahre

Alle Jahre wieder kommen Musikstücke in die Charts, die stark an die Synthesizer-Sounds der 80er Jahre erinnern – wie auch jetzt. Einige der typischen Synthesizer-Sounds dieser Ära tauchen regelmäßig auf und werden von Interpreten wie The Weeknd oder Dua Lipa neu verpackt. Die gängigsten Bezeichnungen für diesen Stil sind:

  • Synthwave
  • Synth Pop
  • New Retrowave

Kleine Referenz-Playlist zur Einstimmung?

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Dieses Tutorial gibt es auch als Video auf Youtube [klick und spring zum Synthwave-Video]. Hier kannst Du entweder etwas aus dem Video Nachlesen oder dir genutzte Plugins und Parameter noch einmal anschauen.

Was wir verwendet haben: Plugins & Co.

Empfehlung: Arturia Keylab 88 MKII

Zum Einspielen und Modulieren hatten wir das Glück den MIDI-Controller Arturia Keylab 88 MKII verwenden zu dürfen. Der Controller bringt das Software-Paket Arturia Analog Lab 4
gleich mit und lässt sich sehr einfach in deinen Workflow integrieren. Solltest Du auf der Suche nach einem Controller sein, solltest Du dir diesen Kandidaten unbedingt anschauen!

Arturia KeyLab 88 mkII Test

Einblick in die Features

  • 88 anschlagsdynamische Tasten mit Hammermechanik und Aftertouch
  • 16 Pads mit RGB-Beleuchtung
  • Inkl. Software Arturia Analog Lab 4 (7.000 Synthesizer- und Keyboard-Sounds)

Zum Arturia Keylab 88 MKII Testbericht »

1. Drum Sounds

Fangen wir mit den Drums an. Für diese habe ich mich bei diesem Song an der Roland TR-707 orientiert, einer der klassischen Drum Computer aus den 80er Jahren, der auch heute noch in vielen modernen Musikstücken zu hören ist. Du könntest natürlich genauso gut eine andere Drum Machine benutzen wie die Linndrum oder den Oberheim DMX.

synthwave drums

Der erste Produktionsschritt: Die Drums legen die Basis für den Synthwave Beat.

Ich habe mit einem simplen Beat Pattern angefangen, bei dem die perkussiven Elemente zunächst die Begleitung spielen. Die Snare Drum und die Kick Drum setzen nach dem zweiten Takt ein. Sie spielen einen typischen Rhythmus, bei dem die Snare Drum die Zwei und die Vier betont und die Kick Drum spielt auf Eins und Drei.

Gated Verb

Damit die Snare Drum mehr nach den 1980er Jahren klingt, habe ich mir einen Effekt zunutze gemacht, der von Phil Collins beliebt gemacht wurde: Man nennt diesen Effekt „Gated Verb“, wobei „Verb“ die Abkürzung für „Reverb“, also Hall ist.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Hall-Plugins, um diesen Effekt zu machen. Ich habe hierfür mal den klassischen Weg gewählt und die Spur mit der Snare Drum dupliziert. Dann habe ich mir einen Halleffekt gesucht, der so oder ähnlich in den 80er Jahren schon existierte. Als Plugin habe ich das Valhalla VintageVerb genutzt mit dem Preset 70s Dark Snare.

synthwave reverb

Feintuning für die Drums: In diesem Fall mit dem Valhalla VintageVerb.

Halleffekte

In den Achtzigern kamen die ersten digitalen Halleffekte von auf: das Universal Audio Lexicon 224 war vor allem Anfang der 80er zu hören und wurde Mitte der 80er dann vom Universal Audio Lexicon 480L abgelöst. Meine duplizierte Snare Drum Spur dient als Trigger für das Noise Gate. Das Gate wird immer dann getriggert, wenn die Snare spielt – das bedeutet, dass es immer öffnet/schließt, wenn die Snare Drum gerade spielt. Dadurch wird die Hallfahne abrupt abgeschnitten, sobald ein neuer Schlag der Snare folgt.

Effektgrundlage: Expander & Noise Gate erklärt »

Kaum ein anderer Effekt klingt mehr nach den 80ern als diese abgeschnittene Hallfahne. Und so verpönt der Effekt in den vergangenen 30 Jahren gewesen ist, so sehr kommt er gerade wieder in Mode in Produktionen aus Synthwave, Synth Pop und Co.

Was ist ein Noise Gate?

Das (Noise) Gate ist ein Dynamikeffekt, der leise Abschnitte (häufig das Rauschen in Pausen) in deiner Spur unterdrückt. Das Noise Gate beginnt zu arbeiten, wenn ein gewisser Pegel unterschritten wird (Threshold) und wirkt so dem Rauschen entgegen.

2. Synthesizer einstellen

Neben den Drums sind natürlich auch die Synthesizer entscheidend für die Atmosphäre der 80er Jahre. Zu dieser Zeit wurden Synthesizer erschwinglich und haben ihren Weg in viele Studios dieser Welt gefunden. Deswegen nutze ich in diesem Synthwave Tutorial natürlich einige Spuren mit Synths.

Bearbeiten & Erstellen: Synthesizer Sound

Flächen

Typisch für den Sound im Synth Pop oder Synthwave sind Flächen. Ein beliebter Trick, um Synth-Sounds etwas flächiger zu bekommen, ist die Oszillatoren dazu zu nutzen sie leicht gegeneinander zu verstimmen. Durch das Verstimmen kommt es zu einem schwebenden Effekt, der die Flächen wesentlich lebendiger klingen lässt.

synthwave oszillatoren

Sind die Drums als Basis erstellt, kommt der richtig kreative Teil: Die Synthesizer-Sounds.

Ich habe im Vorfeld mit dem Arturia Keylab 88 MKII vier einfache Akkorde eingespielt. Als Synthesizer habe ich den Roland Juno 60 genutzt. Der Sound ist ein Saw Sound und klingt schon cool nach den 80ern und Synthwave. Ein weiteres Stilelement dieser Musikrichtung ist das Ergänzen der Akkorde um weitere Noten. In meinem Fall habe ich die Septime und die None gewählt.

synthwave flaechen

Akkorde ergänzen für mehr Charakter in deinem Synthesizer-Beat.

Oszillatoren

Der Akkord klingt mit den zusätzlichen Noten wesentlich voller als der Dreiklang vorher. Noch interessanter wird das Ganze, wenn wir die Oszillatoren gegeneinander verstimmen oder Synthezizer miteinander duplizieren und einen von den beiden leicht detunen.

Jetzt kannst Du die Schwebungen hören. Im Übrigen musst Du vorsichtig mit dem Verstimmen der Oszillatoren sein. Wenn Du da zu weit abweichst, wird der Sound zu verstimmt.

FAQ: Was ist ein Oszillator?

Chorus-Effekt

Einen ähnlichen Effekt kannst Du auch mithilfe eines Chorus-Effekts erzeugen. Dieser kann ähnliche Schwebungen erzeugen, der ein bisschen wie ein Unison Regler wirkt. Ich verwende übrigens das Plugin TAL-U-NO-LX, der emuliert einen Roland Juno 60, die beliebte Synths in den 80er Jahren waren.

Unison Synth Sound nachbilden

Der Chorus an diesen Instrumenten war sehr beliebt. Um diesen nachzubilden nutze ich den TAL-Chorus-LX aus dem oben genannten VST Plugin, den Du als Free Download erhalten kannst. Den Link findest Du in der Beschreibung unter diesem Video. Das Tolle ist, dass wir den Chorus jetzt auch für andere Instrumente benutzen können – wie zum Beispiel die Gitarre, die ich für den Groove noch eingespielt habe.

synthwave chorus

Für den Chorus wurde das kostenlose VST Plugin TAL-Chorus-LX verwendet – das ist übrigens Bestandteil des TAL-U-NO-LX VST Plugins.

3. Bass einstellen

Der Bass wird im Synthwave meistens durch einen Synthesizer gespielt und gerne oktaviert gespielt. Für den Bass Sound habe ich ebenfalls einen Sound aus dem TAL-U-NO-LX genutzt. Ich greife hier auf das Preset Synth Bass 1FMR zurück, das im Prinzip schon so klingt, wie ich es mir vorstelle.

synthwave bass einstellen

Die Einstellungen sind schnell gemacht und passen gut zum Song.

Der Bass spielt einen 1/16-Rhythmus. Er erinnert klanglich etwas daran, als würde ein Helikopter abheben. Er gibt uns – zusammen mit den Drums – den relativ starren Rhythmus vor. Auch das gehört zur Klangästhetik von Retrowave oder Synthwave.

4. Weitere Synths einstellen

Klassisch für den Sound der 80er sind auch Arpeggiatoren [FAQ] und Step Sequences. Um das abzubilden habe ich einen simplen MIDI-Arpeggiator genutzt, der einen 1/16-Rhythmus spielt. Für den Sound nutze ich ebenfalls das TAL-U-NO-LX.

Für das Intro kommen außerdem zwei Synthesizer der umfangreichen Arturia V Collection hinzu:

Es handelt sich dabei um Emulationen alter Synthesizer. Ich mache mir außerdem zu Nutze, dass ich die Potis und Fader der Arturia-Plugins bequem über das Arturia Keylab 88 MKII steuern kann.

Um das Ganze noch etwas in die Richtung von Stranger Things [Tutorial] zu schubsen, habe ich einen besonderen Effekt benutzt. Die Cableguys ShaperBox2 betont den roboterhaften Charakter, den ich mir für diese Spur vorgestellt habe. Überhaupt ist dieses Plugin ein echter Geheimtipp für spacige Rhythmisierung deiner Spuren.

5. Gitarre

Für die Gitarre habe ich eine einfache Melodie ausgedacht, die den Groove unterstützt und rhythmisch gegen die Drums spielt. Ich habe diese mit der Fender American Ultra Stratocaster eingespielt. Die Gitarre soll das Betonungsschema des starren Taktes aufbrechen. Dazu spiele ich im Beat eigentlich unbetonte Schläge kräftiger und betone diese. Dadurch wird eine rhythmische Spannung erzeugt, auf schlau wird das in der Musik auch gern als Synkope bezeichnet.

synthwave gitarre sound

Zum Abschluss noch ein griffiger Stratocaster-Sound und schon ist der Synthwave-Beat fertig.

Chorus-Effekt

Für den 80er Jahre Sound braucht es aber starke Modulationseffekte, die damals sehr beliebt waren und allerorts zu hören sind. Ich greife also wieder auf den Chorus-Effekt zurück. Die Schwebung entsteht durch eine Dopplung der Gitarre, wobei die Tonhöhe der Kopie ein wenig von der originalen abweicht. Die Gitarrensaiten und Stimmen sind innerhalb ihrer Gruppen absichtlich leicht verstimmt. Aber nur minimal, so dass der Hörer die Verstimmung nicht als falsch empfindet.

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Lesermeinungen (3)

zu 'Synthwave Tutorial: 80er Jahre Sound produzieren'

  • robotron sömmerda   26. Sep 2020   09:08 UhrAntworten

    Trends sind so lächerlich. Ich mache seit (10+) Jahren für mich Musik (dance2.de), von der andere immer sagen, klingt 80er/alt. Und jetzt soll das Trend sein...

    (P.S. auf Blinding Lights bin ich "neidisch", dass mir das so nicht gelungen ist;o)

  • unifaun   28. Sep 2020   09:22 UhrAntworten

    Nenas neuer Song "Licht" hat ja ganz frech Soundelemente von "Blinding Lights" 1 zu 1 kopiert.

  • Frank M.   25. Aug 2022   21:04 UhrAntworten

    Kopieren ist ganz allgemein das Problem. Nur weil man die Instrumente der 80er benutzt, kann man noch keinen 80er Hit produzieren, auch Weeknd kann das nicht. Hört euch doch mal "Blinding Lights" an und dann "Sweet Dreams"! Was für ein Unterschied. Bei den Eurythmics lebt die Musik: Ausdruck der Stimme, Einfallsreichtum im Songablauf, alles wohldosiert und zum richtigen Zeitpunkt. Wenn Weeknd und Co im Autoradio laufen, schalte ich gelangweilt weiter, bei den Eurythmics drehe ich lauter.

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