Synthesizer Strings kreieren
Sound Design Workshop mit dem Yamaha Reface CS

Synthesizer Strings kreieren

Mit diesen Tricks kannst Du feine Synthesizer Strings kreieren - synthetische Streicherklänge für elektronische Musik, Pop und mehr sind gar nicht so kompliziert, zumindest mit diesem Sounddesign Tutorial ;)

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Schöne Synthesizer Strings machen – So geht’s

Du kannst diesen Sound Design Workshop mit vielen virtuellen oder Hardware-Synthesizern nachstellen, die die subtraktive Synthese beherrschen. Wichtig ist, dass das gewählte Instrument eine hohe Polyphonie hat – acht Stimmen sind das absolute Minimum, empfehlenswert sind eher zwölf oder 16.

Außerdem muss mindestens einer seiner Oszillatoren Sägezahnwellen (englisch: »sawtooth« oder kurz »saw«) ausgeben können. Weiterhin ist Chorus-Effekt für mehr Lebendigkeit wünschenswert, jedoch nicht zwingend notwendig. Das gilt auch für einen Halleffekt (Reverb).

Wenn Du diesen Synthesizer Strings Workshop mit kostenlosen Plugins nachstellen möchtest, empfehlen wir folgende Downloads:

 

Synthesizer Strings kreieren

1 Tabula Rasa

Beim Yamaha Reface CS beginnen wir quasi bei null, denn so lässt sich die Wirkung aller Parameter auf den Sound bestens nachvollziehen. Schiebe daher alle Regler ganz nach unten … außer VOLUME und OCTAVE:

VOLUME schiebst Du ganz nach oben (ggf. Audio Interface, Mischpult oder Studiomonitore herunterregeln) oder bei Kopfhörern so weit, wie es noch angenehm ist. OCTAVE sollte für unsere klassischen String-Sounds auf 0 stehen, da wir anders als bei Bass-Sounds keine sehr tiefen Töne benötigen.

Bei anderen Synthesizern

Wähle als Wellenform den Sägezahn (englisch: »sawtooth« oder kurz »saw«). Der grundsätzliche Klangcharakter wird stark durch diese Wellenform geprägt – sie weist sehr viele Obertöne auf, genau wie echte Streichinstrumente.

Stelle außerdem sicher, dass die Hüllkurve der Lautstärke (meist mit »AMP« oder »AMP ENV« beschriftet) den Sound sofort starten und stoppen lässt – Ersteres beim Tastendruck bzw. bei ankommender MIDI-Note aus Sequenzer oder DAW, Letzteres beim Loslassen der Taste/beim Ende der MIDI-Note. Für die klassische ADSR-Hüllkurve gilt etwa, dass nur der Parameter »S« (Sustain) voll aufgedreht sein muss. Alle anderen Parameter, also »A« (Attack), »D« (Decay) und »R« (Release) müssen auf ihren Minimalwert.

Außerdem müssen Filter zunächst deaktiviert bzw. werden. Oder in der Frequenz (»Cutoff«) auf ihr Maximum (Tiefpassfilter aka Low-Cut) bzw. ihr Minimum (Hochpassfilter aka High-Cut) eingestellt sein. Und schließlich deaktivierst Du noch LFOs und sonstige Modulationsquellen deaktiviert sein. Detailliertere Ausführungen können wir an dieser Stelle nicht leisten – das würde ein Buch füllen. :)

 

Synthesizer Strings kreieren

2 Basisklang

Unseren Basissound kreieren wir wie eingangs erwähnt mit einer weitestgehend reinen Sägezahnwelle im Oszillator. Diese obertonreichen Schallwellen sind die Basis für unsere klassischen Synthesizer Strings. Das oben eingebettete Klangbeispiel weist bereits die Lautstärkecharakteristika (An- und Abschwellen) unseres Endergebnisses auf. Dafür stellst Du die Regler wie folgt ein:

  • CUTOFF – 3. Strich von oben → Die allerhöchsten, beißenden Höhen beschneiden
  • RESONANCE – 3. Strich von unten → Leichte Akzentuierung der Höhen
  • A [Attack] – 4. Strich von oben → Langsames Anschwellen
  • S [Sustain] – ganz nach oben → Konstant hoher Pegel beim Halten einer Taste
  • R [Release] – 5. Strich von oben → Langsames Abschwellen

Halte einen einzelnen Ton oder einen Akkord mindestens zwei Sekunden gedrückt, damit Du hörst, wie sich das langsame An- und Abschwellen unserer synthetischen Strings voll entfaltet.

Bei anderen Synthesizern

Beim Yamaha Reface CS haben wir bereits in Schritt 1 das Decay auf 0 gesetzt. Denn für unseren String Sound brauchen wir diesen Hüllkurven-Parameter nicht – nur das Sustain und damit die Länge des Tastendrucks soll über die Länge unseres Klangs entscheiden.

Stelle also die Hüllkurve für die Lautstärke so ein:

  • Attack: 0,75 bis 1 Sekunde
  • Decay: 0 Sekunden
  • Sustain: 100%
  • Release: ~6 Sekunden

Und hier sind die Einstellungen für das Filter:

  • Modus: Tiefpass (englisch: Low Pass bzw. High Cut)
  • Absenkung: 6 oder 12 dB/Oktave
  • Cutoff: ~10 Kilohertz
  • Resonanz: 10 – 20%
  • Hüllkurvenstärke (englisch: »env depth«, »EG INT« o.Ä.): 0%

Generell sollte das Tiefpassfilter einfach nur die höchsten Höhen (und damit die bissigsten, schärfsten) entfernen. Mehr nicht, sonst verlieren unsere Strings ihren Charakter.

 

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3 Suboszillator

Jetzt wollen wir einen etwas kräftigeren, mit tiefen Tönen angereicherten Sound erzeugen, um unsere Strings imposanter und durchsetzungsfähiger zu machen. Dafür nutzen wir den TEXTURE-Regler:

  • TEXTURE – 4. Strich von unten

Was steckt dahinter? Bei der Sägezahnwelle des Yamaha Reface CS lässt sich mit dem erwähnten Regler peu à peu ein Suboszillator hinzumischen. Der stellt quasi eine zusätzliche Stimme für den Synthesizer zur Verfügung, die immer eine oder mehrere Oktaven tiefer als der Hauptoszillator erklingt.

Lies auch: Korg Kross 2 61 Pure White: Limitierte Edition der Synthesizer Workstation

Bei anderen Synthesizern

Für unseren Sound sollte der Suboszillator deines Synthesizers …

  • eine Sägezahnwelle erzeugen,
  • eine Oktave tiefer erklingen als der Hauptoszillator und
  • ungefähr 1/4 der Lautstärke des Hauptoszillators aufweisen.
Tipp: Wenn dein Synthesizer keinen Suboszillator bietet, könntest Du jeden Ton/Akkord der rechten Hand gleichzeitig auch mit der linken Hand eine Oktave tiefer spielen. Oder Du editierst deinen MIDI-Clip entsprechend (alle Noten duplizieren und die neuentstandenen eine Oktave tiefer setzen).

Die geringere Lautstärke dieses »manuellen Suboszillators« erreichst Du entweder durch sachtere Anschläge auf der Tastatur des Instruments/Controllers oder im MIDI-Clip durch die Reduzierung der Velocity-Werte bei den tiefen Noten. Das klappt zumindest immer dann, wenn die Modulation der Lautstärke qua Velocity aktiviert ist (in den meisten Presets ist das Standard, manchmal ist es auch fest eingestellt und unveränderbar).

Das Ganze ist eine Notlösung, die zudem das Polyphonie-Limit überschreiten könnte, aber immerhin.

 

Synthesizer Strings kreieren

4 Schwebungen

Bisher ist der Klang sehr klar und direkt, aber eben auch etwas »nackt« … und nur mit viel Phantasie entfernt an Strings erinnernd. Der Yamaha Reface CS schafft mit einem einzigen Regler Abhilfe – im Nu wird der Sound breiter, epischer, orchestraler, träumerischer und schwebender. Genau wie bei der Überlagerung mehrerer Streichinstrumente eines echten Orchesters, die alle denselben Ton spielen:

  • MOD – 4. Strich von oben

Dabei werden aus einer einzelnen Sägezahnwelle mehrere Ebenen aus leicht gegeneinander verstimmten Sägezahnwellen erzeugt. Das führt zu sogenannten »Schwebungen«.

Bei anderen Synthesizern

Am einfachsten sind Schwebungen über eine sogenannte Unisono-Funktion eines Synthesizers zu erzeugen. Stelle ihn so ein:

  • Unisono-Stimmen: 5
  • Detuning: ~30 Cent (Hundertstel-Halbtonschritte)

 

Synthesizer Strings kreieren

5 Chorus

Der Chorus sorgt für mehr Lebendigkeit, zusätzlich verstärkte Schwebungen und nicht zuletzt einen räumlicheren Klang (aus Mono wird Stereo). Auch hier genügt ein dezenter Touch, damit der Sound nicht zu undefiniert und verschwommen wird:

In der Sektion »EFFECT«

  • TYPE – »CHO/FLA« → Für Chorus/Flanger-Effekte
  • DEPTH – 4. Strich von unten → Moderate Modulationstiefe (Intensität)
  • RATE – 5. Strich von unten → Mittlere Geschwindigkeit der Schwingung

Bei anderen Synthesizern

Stelle deinen Chorus möglichst so ein:

  • Chorus-Stimmen: 3
  • Geschwindigkeit der Frequenzmodulation (»Rate): ~3 Hz
  • Intensität der Frequenzmodulation (»Depth«): ~20%
  • Spreizung der Chorus-Stimmen im Stereobild (»Spread«): ~80%
  • Anteile Originalsignal/Effektsignal (»Dry/Wet«): je 50%

 

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6 Tremolo

Ein leichtes »Schimmern« der Lautstärke bringt noch mehr Bewegung ins Spiel – mit dem LFO erzeugen wir einen sogenannten Tremolo-Effekt, wie er etwa auch auf Gitarren sehr beliebt ist.

In der Sektion Sektion »LFO«

  • ASSIGN – auf »AMP« stellen → Lautstärkemodulation per LFO
  • DEPTH – 2. Strich von unten → Dezente Modulationstiefe (Intensität)
  • SPEED – 6. Strich (Mitte) → Mittlere Geschwindigkeit der Schwingung

Der Effekt sollte gerade so über Schwelle des Wahrnehmbaren sein – zur Kontrolle schiebst Du DEPTH zwischenzeitlich ganz nach unten … wenn sich der Charakter nur leicht verändert, Du aber plötzlich das dezente Flimmern vermisst, bist Du auf dem richtigen Weg (schiebe DEPTH also wieder langsam nach oben).

Bei anderen Synthesizern

Stell deinen Tremolo-Effektgerät oder -Plugin so ein:

  • Modulationsrate (»Rate«, »Freq« o.Ä.): 6-8 Hertz
  • Modulationstiefe (»Depth«): 20%-25%
  • Wellenform: Sinus oder Dreieck

 

7 Hall

Der Yamaha Reface CS bietet keinen Hall, doch das ist nun wirklich nicht verwunderlich bei einem Instrument dieser Größe, Einfachheit und Preisklasse. Für einen noch »runderen«, natürlicher und räumlicher anmutenden Sound ist bei Synthesizer Strings ein Halleffekt sehr gut geeignet.

So habe ich das feine, DSP-gestützte UAD-Plugin Universal Audio AKG BX 20 verwendet. Dieser virtuelle Federhall und die meisten anderen Reverbs klingen hier mit einer relativ dumpfen Hallfahne besser. Denn für meinen Geschmack sollen die Höhen nicht noch weiter verdichtet werden, stattdessen soll noch etwas mehr Wärme ins Spiel kommen.

Das erzielst Du am besten durch eine relativ stark aufgedrehte Dämpfung (typische Parameternamen: »Damp«, »Damping« o.Ä.). Oder eine Höhenabsenkung mit dem EQ, den sehr viele Reverbs integriert haben.

 

Fazit zu »Synthesizer Strings kreieren«

Mit wenigen Schritten lassen sich per subtraktiver Synthese schön verträumte Flächen und synthetische Strings erzeugen. Der hier genutzte Yamaha Reface CS hat alles, was wir zur Erzeugung von Flächen und synthetischen Streicherklängen benötigen. Besonders wichtig beim Sound Design der Synthesizer Strings:

  • Hohe Polyphonie (mind. 8 Stimmen) → Akkorde & überlappende Ausklänge
  • Ein Oszillator mit Sägezahnwellen → Obertonreicher Grundklang
  • Unisono → Vielstimmigkeit, Schwebungen
  • Chorus → Räumlicher, lebendiger Klang

Viel Spaß beim Sound Design mit den Klangerzeugern und Effektgeräten deiner Wahl!

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