Hip Hop Drums Tutorial
So erstellst Du fette Hiphop Drums
Von Carlos San Segundo am 11. März 2019
1 Groove
Der Rhythmus ist in der Musik die Grundlage (das Fundament) für das Feeling eines Songs. Und so kommt es, dass deine Hip-Hop Drums dem Instrumental erst die richtige Struktur geben. Während beispielsweise Dirty South etwas komplexere Rhythmen nutzt, kommen viele andere Stile mit relativ einfachen Beats aus.
In der Regel werden die Beats beim Hip-Hop im 4/4 Takt gestaltet. Moderne Tracks bewegen sich häufig zwischen 80-110 BPM. In vielen der unterschiedlichen Subgenres werden Drum Patterns mit 8, 16, 32 oder 64 Steps wiederholt und nur wenig variiert.
2 Sound & Samples
Beim Mid-Skool wurden gerne Schlagzeugspuren aus alten Soul-, Jazz- und Funk-Platten gesampelt und als Basis für die eigenen Tracks verwendet. Heutzutage greifen die Produzenten eher auf synthetische Drums zurück, die im Stepsequenzer oder der Pianorolle arrangiert werden.
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Hörempfehlung
In dem Track A Milli von Lil‘ Wayne aus dem Jahr 2008 ist ein relativ simpler Beat zu hören, der mehr vom Sound und seinem Gefühl als durch seine Komplexität überzeugt.
Beim Aussuchen der richtigen Sounds und Samples für deine Hip-Hop Drums entscheidet sich, in welche Richtung sich der Beat bewegen will. Viele aktuelle Tracks haben einen sehr einzigartigen Schlagzeugklang, der aus dem Geschmack des jeweiligen Produzenten resultiert. Erst die Kombination der Samples miteinander und der Rhythmik ergibt den charakteristischen Sound.
Für etwas mehr Aroma und eigenen Stil kannst Du auf Bongos, Congas, Tamburins und andere perkussive Klänge zurückgreifen.
3 Hip-Hop Drum Kit zusammenstellen
An dieser Stelle gibt es kein Richtig und kein Falsch. Es geht um deinen persönlichen Geschmack und etwas Erfahrung beim Kombinieren der Kits. Experimentiere mit unterschiedlichen Klängen und lass dich inspirieren. Wichtig ist, dass Du Samples verwendest, die sauber klingen und deren Attack klar definiert ist.
Wenn Du ein eigenes Hip Hop Drum Kit zusammenstellst: Nimm nicht die Presets aus deiner Workstation – die sind oft nicht nur langweilig, sie wurden auch schon von vielen anderen Produzenten genutzt.
Hörempfehlung
Pharrell Williams von den Neptunes ist bekannt für seine einzigartigen Drums. Hier ein geniales Beispiel im Feature mit Snoop Dogg: Drop It Like It’s Hot.
Besonderen Charakter verleihst Du deinem Beat, wenn Du ganz eigene Samples aufnimmst und verwendest. Manchmal kann der Schlüsselbund, das Klatschen in die Hände oder auf das heimische Sofa, selbst das Schließen einer Tür deinem Instrumental den nötigen Biss geben. Teste aus, wie dein Beat klingt, wenn Du die Snare gegen den Schlüsselbund oder das Sofa austauschst.
Bei der Wahl der Drum-Sounds haben wir dir etwas unter die Arme gegriffen. In unserem Download findest Du die für diesen Beat herangezogenen Schlagzeugsounds.
4 Snare Drum
Für unseren Beat legen wir uns zunächst eine Snare Drum auf die Zählzeiten 2 und 4 in unserem 4/4-Takt. Eine zusätzliche Betonung geben wir der Zählzeit 4, indem wir eine Clap dort zusätzlich spielen lassen. Später werden wir diese im Panning noch verändern, um mehr Stereobreite zu erzeugen.
5 Kick Drum
Die Kick Drum spielt 16-tel und kommt auf die Steps 1, 4, 7, 10, 12 und 16. Beachte hierbei, dass nicht alle Anschläge gleich laut sind. Über den Wert Velocity sorgen wir für etwas mehr Dynamik, so ist Step 1 der kräftigste mit einem Wert von 100. Die Steps 7 und 10 werden mit 60 etwas leiser gespielt, sind aber noch deutlich zu vernehmen – ähnlich wie ein menschlicher Drummer spielen würde.
Bei den Steps 4, 12 und 16 nutzen wir so genannte Ghost Notes – relativ leise Anschläge (niedrige Velocity-Werte), die unser Drum Pattern anreichern und Bewegung reinbringen.
6 Hihat & Tamburin
Die Hihat in diesen Hip-Hop Drums soll den Rhythmus zusammenhalten. Sie spielt ebenfalls 16-tel auf allen Steps mit Ausnahme von 3, 5, 10 und 13 und 16. Auf Step 16 kommt eine offene Hihat. Auch bei den Hihats sind die Anschläge wieder unterschiedlich laut, um die Dynamik eines menschlichen Spielers nachzuahmen.
Bei der Auswahl von offener und geschlossener Hihat empfiehlt sich, zwei Samples aus demselben Drum Kit zu verwenden, da diese in der Regel besser klingen. Die Hihat sollte auch nicht zu laut abgemischt werden, sie kann recht leise bleiben.
Das Tamburin betont die vier Zählzeiten, um dem Rhythmus etwas mehr Wucht zu geben.
7 Charakter-Sample
Um dem ganzen Beat noch etwas mehr an Charakter zu geben, fügen wir noch ein perkussives, fast atonales Sample auf die erste Zählzeit hinzu. Weil dieses einige tieffrequente Anteile mitbringt, die der Kick Drum den akustischen Platz streitig machen, nutzen wir einen Lowpass-Filter. Mit diesem schneiden wir alles unter 130 Hz ab.
8 Let’s swing
Noch klingt der Beat ziemlich statisch, was an der maschinell-genauen Performance durch den Computer liegt. Ein MC würde in dieser Form kaum Spaß daran haben, seine Zeilen darüber zu rappen. Daher verwenden wir nun die Swing-Funktion, um etwas mehr Groove hinein zu bekommen. Je nach Stil vertragen Hip Hop Drums alles von ganz leichter Synkopierung bis hin zu 70% und mehr Shuffle.
Wer ein MIDI-Keyboard oder einen Pad-Controller sein Eigen nennt, sollte sich mal daran versuchen, das Pattern manuell einzuspielen. Das erfordert vielleicht einige Anläufe und ein gutes Maß an Rhythmusgefühl, doch die Ergebnisse lohnen sich.
Drummer spielen am akustischen Kit bisweilen so genannte »Flams«. Diese bestehen aus einem Haupt- und einem Vorschlag. Hierbei wird ein leiser Vorschlag mit einer Hand von einem lauteren Hauptschlag mit der anderen Hand kurz hintereinander gespielt.
Beide Noten erklingen fast gleichzeitig, sie erklingen wie eine einzelne breitere Note. Gerade auf der Snare Drum eignen sich solche Flam Drum Rudiments besonders gut für Fill-Ins im Arrangement. Im modernen Hip Hop hörst Du diese Technik auch bei Rolls mit der Hihat. Zudem gibt das dem Instrumental einen weiteren menschlichen Touch.
Der Stepsequenzer in Cakewalk Sonar bietet dir eine einfache Möglichkeit, um solche Flams einzusetzen. Der gewünschte Step wird hierzu einfach mit der Maus doppelt geklickt. Der entsprechende Step ist mit einem Marker versehen, um diesen einfacher zu erkennen. Mit dem Flam-Regler kannst Du das Timing des Flams wie gewünscht einstellen.
10 Fazit im Hip Hop Drums Tutorial
Wir haben in diesem Hip-Hop Drums Tutorial einige der wichtigsten Techniken für gute Instrumentals besprochen. Es beginnt mit der Idee, einem passenden Songtempo und einem gefühlvollen Drum Pattern. Erst gute Samples erwecken die Drums zum Leben. Besondere Samples verleihen einem Instrumental seinen einzigartigen und unverwechselbaren Charakter. Mit der Groove-Quantisierung und dem Flamming hauchst Du den Drums mehr Menschlichkeit und Gefühl ein.
Und dann geht es im Anschluss daran, ein Songarrangement aus diesem ersten Loop zu kreieren. Auch hier gibt es viele Techniken, auf die Du zurückgreifen kannst (Spuren muten & anschalten/Polyrhythmen/Fill-Ins/u.v.m.) – doch das besprechen wir in einem weiteren Workshop.
Jetzt wünschen wir dir viel Spaß beim Hören deiner Hip Hop Drums und dem Experimentieren mit dem nächsten Beat.
Bonustipp zu Hip Hop Drums: Mixaufruf
Mit dem Feature »Mixaufruf« kannst Du in Sonar verschiedene Konfigurationen (»Szenen«) deiner Hip-Hop Drums innerhalb eines einzigen Projekts speichern. So ist es möglich, sehr schnell zwischen Szenen mit verschiedenen Effekten bzw. deren abweichenden Parametereinstellungen umzuschalten.
Klick einfach den Knopf mit dem Fotoapparat, um die aktuelle Einstellung in einem »akustischen Schnappschuss« festzuhalten. Eine weitere Szene erstellst Du mit dem Knopf daneben. Und schließlich kannst Du Du mit dem Knopf ganz rechts bequem zwischen den beiden Szenen hin- und herschalten. A/B-Vergleiche leicht gemacht.