Bestes Musikprogramm
Als wichtigstes und bestes Musikprogramm, mit dem Du deine Musik selber machen kannst, gilt die DAW – das steht für Digital Audio Workstation, was strenggenommen die Einheit aus Audio Computer und Musiksoftware bezeichnet; um Letztere soll es in diesem Artikel gehen. Welches ist für deine Ansprüche das beste Musikprogramm? Was benötigst Du zum Abmischen einer kompletten Band, als Solokünstler für elektronische Musik, als Produzent von Hip Hop, als Sänger & Songwriter mit Gitarre oder als Komponist? Hier sind die Antworten.
Finde das beste Musikprogramm für dich – lies weiter…
Mit fast allen DAWs kannst Du Instrumente und Stimmen digital aufnehmen, um die entstandenen Audiospuren zu bearbeiten und zu arrangieren. Auch Zeichen-Tools zum Erstellen von Melodien, Akkordfolgen und Rhythmusspuren gehören zur Grundausstattung für ein Musikprogramm dieses Typs. Zudem gibt es meist Bordmittel zum Abmischen, also Effekte wie Equalizer und Kompressor, ganz zu schweigen von mitgelieferten virtuellen Instrumenten und Sample-Bibliotheken.
Dennoch: Für einige Funktionen und Arbeitsweisen erweisen sich bestimmte Musikprogramme als komfortabler oder besser ausgestattet. Auf diesen Unterschieden basieren die Empfehlungen für konkrete Musikprogramme, die Du im Folgenden am Ende eines jeden Abschnittes bekommst.
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Musikprogramm mit Plugins erweitern
Plugins (sprich: »Plagg-Ins«), also virtuelle Effekte und Instrumente von Drittherstellern, können nachträglich in fast jedes dieser Musikprogramme eingebunden werden. Damit kannst Du die mitgelieferten Instrumente, Effekte und sonstige Werkzeuge einer DAW-Software durch bessere ersetzen oder deren Möglichkeiten erweitern – oft schon kostenlos. À propos: Kennst Du schon unsere Bestenliste mit Free VST Plugins?
Plugins können DAWs gehörig erweitern
Wer sich diese Option offenlassen möchte, braucht also eine DAW mit Plugin-Unterstützung – das wären alle, bis auf den stolzen Eigenbrötler Propellerhead Reason und die kostenlose Variante von PreSonus Studio One. Immerhin gibt es für Reason Erweiterungen in einem hauseigenen Format, doch der entsprechende Online-Shop ist winzig im Vergleich zu dem Angebot, das die üblichen Plugin-Schnittstellen eröffnen, allen voran über den von Steinberg entwickelten VST-Standard.
Einige abgespeckte Editionen von DAW-Software ermöglichen die Einbindung nur in eingeschränktem Umfang, also begrenzt auf eine bestimmte Anzahl von virtuellen Effekten und/oder Instrumenten pro Projekt.
Die besten DAWs für Bands
Bei der Produktion eines Tracks mit mehreren Vokalisten und/oder Instrumentalisten ist es sehr wichtig, wenn alle Bandmitglieder mit einem sauberen Timing spielen. Dabei kann ein Click Track ungemein nützlich sein – der funktioniert wie ein Metronom (in manchen Musikprogrammen heißt diese Funktion auch einfach so), wobei das Projekttempo und die eingestellte Taktart die Geschwindigkeit und den Rhythmus des Tickens bestimmen. Dieses kannst Du auf die Kopfhörer der Bandmitglieder schicken, um ihnen eine rhythmische Leitlinie zu geben. Das ist gerade für Schlagzeuger wichtig, die quasi den Herzschlag einer Band vorgeben.
Viele Bands wollen verständlicherweise auch bei der Aufnahme zusammenspielen. Daher muss das Programm auf mindestens so vielen Eingängen gleichzeitig aufzeichnen können, wie es Instrumente gibt – genauer gesagt ist die Summe der Ausgangskanäle aller gleichzeitig aufzunehmenden Instrumente der Knackpunkt. So kann insbesondere ein Schlagzeug mit seinen vielen Einzelinstrumenten die Anzahl der Kanäle in die Höhe treiben, sofern es nicht schlicht mit einem einzigen Stereomikrofon abgenommen wird. Hier können wir Entwarnung geben: Bis auf Pro Tools Express (mit den Audio Interfaces Avid Mbox & Mbox mini ausgeliefert) bieten alle DAWs genug Audiospuren und nutzbare physikalische Ein- und Ausgänge zum Recording von Bands, siehe auch unser DAW-Vergleich.
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Viel Komfort bietet eine Funktion, mit der sich mehrere Takes (mehrere Aufnahmen eines Parts) übersichtlich unter einer Spur gruppieren lassen, ohne dass für jeden Take eine eigene Spur erstellt werden muss. Anschließend daran dürfte auch das Comping leichter fallen: Bei diesem Verfahren schnipselst Du dir aus mehreren Takes die besten Passagen zusammen, um am Ende eine Patchwork-Spur zu haben, die die Glanzpunkte mehrerer Performances in sich vereint.
Die Mehrzahl der DAW-Software – zumindest jene mit einem bekannten Namen in der Branche – ist zum Recording von Bands gut geeignet. Allerdings sind etwa bei FL Studio oder Ableton Live die Stärken anders gelagert, daher sprechen wir in dieser Rubrik andere Empfehlungen aus.
Empfehlungen für Bands:
- Avid Pro Tools
- Steinberg Cubase [ab Artist]
- Apple Logic Pro
- Cakewalk Sonar [ab Studio]
- PreSonus Studio One [ab Producer]
- Cockos Reaper
für elektronische Musik
Wer Techno, House, Dubstep, Electro oder sonstige überwiegend elektronische Musik macht, besorgt sich am besten ein Musikprogramm, bei der nicht die Aufnahme, sondern Patterns und Clips im Mittelpunkt stehen.
Als prominentestes Beispiel ist hier Ableton Live zu nennen. Es bietet von Haus aus eine Clip-Übersicht, über die Du kleine Schnipsel mit einer Länge von beliebig vielen Takten abfeuern kannst, vorzugsweise synchronisiert mit anderen Clips, die momentan abgespielt werden. So hast Du nicht nur während der Musikproduktion, sondern vor allem während der Live-Performance alle Freiheiten zum Ad-hoc-Arrangement.
(früher »Fruity Loops«) bietet seit jeher eine Matrix, mit der Du Patterns – hier als Synonym für die oben erwähnten Clips zu verstehen – arrangieren und zu fertigen Tracks kombinieren kannst. Seit Version 10 gibt es auch in FL Studio die aus Ableton Live bekannte Clip-Ansicht. Ähnlich ausgestattet präsentiert sich Sonar, dort nennt sich das Ganze »Matrix View«.
Ableton Live hat noch einen Trumpf im Ärmel: Mit Max for Live steht eine Entwicklungsumgebung zur Verfügung, die modular aufgebaut ist und für Geeks und Bastler ein völlig neues Universum zur Erstellung eigener Instrumente und Effekte eröffnet. Das dürfte eben besonders für elektronische Musik interessant sein.
Ein spannendes Feature von FL Studio ist der sogenannte Patcher, in dem Du die Ein- und Ausgänge (ob MIDI oder Audio) deiner virtuellen Instrumente & Effekte in einer modularen Oberfläche miteinander verbinden kannst. Die Verschaltung der Komponenten und Modulation der Signale – bei mehr oder weniger experimenteller elektronischer Musik nicht ungewöhnlich – wird auf diese Weise deutlich übersichtlicher:
Von den DAWs, die wir in unserer Tabelle zum DAW-Vergleich aufgelistet haben, bietet übrigens auch Tracktion eine solche modulare Umgebung; unter anderem aus diesem Grund lohnt es sich, mal reinzuschauen.
Unsere ersten drei Empfehlungen beinhalten auch virtuelle Synthesizer und Drum Machines, mit denen Du schon jede Menge anstellen kannst, wenn Du dich intensiv mit ihnen auseinandersetzt.
Empfehlungen für elektronische Musik:
- Ableton Live
- Image-Line FL Studio [ab Fruity Edition]
- Cakewalk Sonar [ab Studio]
- Tracktion
Das abgespeckte Ableton Live Intro erscheint uns für elektronische Musik nur eingeschränkt geeignet, denn dort können lediglich vier virtuelle Instrumente und sechs Effekte von Drittherstellern genutzt werden. Davon abgesehen ist Ableton Live Intro durchaus eine Option, was übrigens auch für Reason Essentials gilt, wobei dort allerdings überhaupt keine Plugins via VST & Co. nutzbar sind.
Die Fruity Edition von FL Studio ermöglicht es nicht, Audio aufzunehmen oder in Clips zu arrangieren, Hardware-Synthesizer oder andere externe Instrumente kannst Du in deinen Produktionen also nicht verwenden. Dennoch haben wir diese Version in unsere Empfehlungen mit aufgenommen, da sich heute praktisch alles mit virtuellen Instrumenten und Effekten erledigen lässt, von denen die Fruity Edition übrigens schon eine ganze Menge mitbringt.
für Hip Hop, Urban Music, R’n’B & Co.
Mit einem Drum Sampler bzw. einer virtuellen Groovebox können Beat-Produzenten für Hip Hop & Co. Rhythmen auf der Grundlage von eingespeisten MIDI-Spuren vertonen oder gar mit einem internen Sequenzer erstellen. Das ist viel praktischer als das Mikromanagement, das sonst beim Arrangement der Audioclips unzähliger Samples auf mehreren Spuren zu betreiben wäre. Im Falle von Ultrabeat für Logic Pro handelt es sich übrigens um einen voll ausgewachsenen Sampler, der noch weit mehr kann, als Samples über virtuelle Pads abzufeuern.
Im Hip Hop und verwandten Genres wie Soul und R’n’B spielt die Stimme eine wichtige Rolle. Damit Du die Aufnahmen von Rappern, Sprechgesangskünstlern oder Beatboxern sofort in der Audiospur bearbeiten kannst, bietet es sich an, dass das Musikprogramm selbst dafür gerüstet ist. So musst Du nicht erst auf einen externen Audio-Editor zurückgreifen.
Nicht zu unterschätzen ist dabei die Möglichkeit zum vertikalen Zoomen der Wellenform. Damit lassen sich sehr leise Teile der Aufnahme deutlicher sichtbarmachen – ganz besonders nützlich ist das zum Beispiel zum Einfügen von Stille bei bzw. zum Entfernen von Passagen mit Hintergrundrauschen, ohne dass jedoch das subtile Luftholen vor dem Beginn eines Parts versehentlich über Bord geworfen wird. Die Atemgeräusche sind meist so leise, dass Du sie auf einer klein dargestellten Wellenform gar nicht siehst – hier kommt der vertikale Zoom ins Spiel. Umgekehrt ist das auch dann nützlich, wenn Du die Atemgeräusche eben doch entfernen willst, zum Beispiel bei der Stimmendopplung.
Per De-Essing kannst Du die oft scharf klingenden Sibilanten (Zischlaute) der menschlichen Sprache abschwächen. Beim Abmischen könnten die heftigen Anstiege des Lautstärkepegels während dieser Zischlaute Probleme bereiten. So haben diejenigen DAWs, die einen eigenen De-Esser mitliefern, bei der Wahl unserer Empfehlungen einen kleinen Bonus bekommen.
Cubase und Logic sind hier unsere Favoriten, da diese DAWs im Gegensatz zu den übrigen, knapp unterlegenen Kandidaten sowohl einen komfortablen vertikalen Wellenformzoom als auch einen spezialisierten De-Esser bieten, außerdem liefern sie einen Drum Sampler mit. So gelingt die Bearbeitung von Vocals direkt in der DAW-Software und Du kannst Beats selber machen, ohne dass Du dir noch zwingend Motu BPM, Native Instruments Battery oder ähnliche virtuelle Instrumente zulegen musst.
Empfehlungen für Rapper und Beat-Bastler:
- Steinberg Cubase
- Apple Logic Pro
Wenn Du nur die Beats machen willst oder dir den De-Esser zur Stimmenbearbeitung über ein externes Dritthersteller-Plugin nachrüstest, kannst Du auch die deutlich günstigeren Cubase Elements oder Cubase Artist ins Auge fassen.
für Singer/Songwriter
Mit Gitarre und Stimme bewehrt, zählt der prototypische Sänger & Songschreiber (neudeutsch: »Singer/Songwriter«) zu den Minimalisten unter den Musikern. Dementsprechend bescheiden fallen auch die Ansprüche an das Musikprogramm aus. Neben Mikrofon und Audio Interface wird lediglich eine relative einfache DAW-Software benötigt.
Zunächst brauchst Du nur zwei Audiospuren, um Gitarre und Stimme gleichzeitig aufzunehmen. Virtuelle Instrumente und Effekte sind auch kein Muss, bei Letzterem benötigst Du vielleicht nur einen Equalizer und einen Kompressor, die in praktisch jeder DAW-Software integriert sind bzw. sich über separat erhältliche, womöglich kostenlose Effekte nachrüsten lassen.
Prüfe, ob dein Audio Interface bereits mit einem abgespeckten Musikprogramm daherkommt. Dieses reicht wahrscheinlich schon aus, um Gitarre und Vocals aufzunehmen, rudimentär zu bearbeiten und zu arrangieren. Wenn das nicht der Fall ist, gibt es einige im Funktionsumfang reduzierte Versionen von DAW-Software, die deutlich günstiger als deren große Geschwister bzw. gänzlich kostenlos zu haben sind. Als da wären:
Empfehlungen für Singer/Songwriter:
- Studio One [ab Free]
- Steinberg Cubase[ab Elements]
In Studio One Free können keine Plugins von anderen Herstellern eingebunden werden können. Dafür sind die wichtigsten Effekte aber schon integriert und sonst gibt es in der kostenlosen Version für Singer/Songwriter nur unbedeutende Einschnitte. Auch das günstige Studio One Artist liefert noch keine Unterstützung für Plugins von Drittherstellern, aber die Anzahl der internen Effekte steigt beträchtlich, was das Programm auch für Fortgeschrittene geeignet macht.
Reaper könnte mit seinem Funktionsreichtum anfangs etwas abschreckend wirken, doch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hervorragend – vor allem bei der Nutzung der Discounted License für Nicht-so-viel-Verdiener, Non-Profit-Organisationen oder Ausbildungsstätten.
für Komponisten
Als Komponist orchestraler Musik oder als reiner Songschreiber kommt ein gutes Musikprogramm mit Notensatzfunktion gelegen. Wichtig: Auch die besten Notationskomponenten erreichen nicht den Standard spezialisierter Programme (Sibelius, Finale, Notion und Co.). Wer sich zwischen zwei Welten bewegt, könnte aber mit den Möglichkeiten zur Erstellung von Partituren zurande kommen, die etwa die voll ausgewachsene Version von Cubase bietet.
Speziell für klassische orchestrale Musik könnte auch die Funktion »Note Expression« von Steinberg sein, welche bisher nur in der Vollversion von Cubase enthalten ist. Diese Technologie ermöglicht es, jeder einzelnen Note eines Akkords eigene Klangeigenschaften, Artikulationsformen und Dynamiken (Crescendo, Fortissimo etc.) zuzuweisen – Nachbildungen akustischer Instrumente können damit wesentlich lebendiger und natürlicher klingen.
Empfehlung für Komponisten:
Auch Avid Pro Tools, Cakewalk Sonar, Apple Logic Pro und Motu Digital Performer bieten Notationsfunktionen.