Tonstudio mit Placebo-Effekt?
So im ersten Moment scheint das doch wirklich weit hergeholt, dass ein Tonstudio nur einen Placebo-Effekt haben könnte. Die Stars der vergangenen Jahrzehnte haben ihre Hits auch nicht im heimischen Wohnzimmer aufgenommen. Aber ist der Gedanke wirklich so abwegig?
Haben wir nicht erfahren, dass die Vocals zum aktuellen Hit von Xavier Naidoo im Wohnzimmer von DJ Release aufgenommen wurden?
Natürlich finden sich die teuersten Mikrofone im Besitz der guten Tonstudios dieser Welt. Auch wurden die Aufnahme- sowie Regieräume dort optimiert und bieten eine saubere Umgebung für exzellente Ergebnisse. Und das eigentliche Juwel ist schließlich der erfahrene Toningenieur, der all die Hardware und Software bedienen kann und der Band bzw. dem Künstler mit seiner Erfahrung zur Seite steht.
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Auf der anderen Seite können heute mit geringstem Budget alle notwendigen Werkzeuge für die Musikproduktion gekauft werden. Und heißt es nicht auch immer, dass es auf die Performance ankäme?
Und was ist, wenn wir nicht Homerecording mit einem professionellem Tonstudio vergleichen, sondern einfach nur ein normales Tonstudio in Buxtehude mit dem altehrwürdigem Abbey Road? Gibt es hier vielleicht einen Placebo-Effekt? Klingen die Aufnahmen aus einem Studio, das von einer großen Band namhaft gemacht wurde, wirklich besser als die aus Buxtehude?
Sprich dich aus!
Erzähl uns, ob Du hinter den großen Marken und Namen dieser Welt tatsächlich einen Placebo-Effekt vermutest oder ob es einen echten Unterschied gibt. Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
zu 'Sprich dich aus: Das Tonstudio als Placebo?'
Marco 24. Jul 2013 08:39 Uhr
In der heutigen Zeit, wo Menschen sich mit minderwertigen Youtube und Streaming-Angeboten zufrieden geben, diese dann auch noch rippen und sich auf dem Pod anhören, gibt es immer weniger, die den Unterschied überhaupt merken (würden). Leider.
Gerald Hauzenberger 24. Jul 2013 10:09 Uhr
Ich denke, die zwei wichtigsten Existenzberechtigungen für ein Tonstudio sind die Erfahrung des Technikers und eine möglichst ausgeklügelte Raumakustik.
Gerade in Hinblick auf teures Equipment sehe ich den Placebo-Effekt oft sehr eindeutig: ist ja auch klar - wenn ich mehrere tausend Euro in AD/DA-Wandler gesteckt habe, will ich mir natürlich nicht erklären lassen, dass diese minimal feinen Unterschiede ohnehin kein Mensch mehr hört. Da geht es dann ja auch in erster Linie darum, solche Investitionen mit dem eigenen Gewissen vereinbaren zu können.
Ich bin in dieser Hinsicht (so weit wie möglich) Pragmatiker. Auch mit leistbarem Aufnahme-Equipment ist mittlerweile eine vollkommen ausreichende Qualität zu erzielen. Was allerdings für ein Studio spricht, sind die Aufnahmeräume.
Ein Interface kann man sich schnell mal für die heimische Wohnung kaufen. Einen genügend großen - und akustisch angepassten - Raum, um Gitarren-Amps oder Schlagzeug aufzunehmen, hat hingegen kaum jemand zum privaten Vergnügen. Und da kommt natürlich dann ein "richtiges" Studio ins Spiel.
Was die Qualität von Studios untereinander betrifft, so denke ich, dass man dabei vorwiegend für die Erfahrung des/der dort arbeitenden Techniker bezahlt. Und das ist letztendlich das Element, das man sich nicht im Online-Shop kaufen kann. Langjährige Erfahrung und ein umfangreiches Wissen, welches Vorgehen in welchen Situationen funktioniert, ist meiner Meinung nach wesentlich wichtiger als jedes noch so teure Equipment.
Burger 24. Jul 2013 10:43 Uhr
Placebo: nein! Placebo würde ja bedeuten, dass ich unter den gleichen Bedingungen wie bei mir zu Hause arbeite, dies jedoch besser finde; und wenn dem so sein sollte, brauche ich mich ja nicht ins Tonstudio zu schwingen.
Ja, das richtige Environment kann einen pushen. Aber auch bremsen/verunsichern. Wer das erste mal in nem guten Aufnahmeraum vor nem entsprechendem Mikro an entsprechender Kette (Preamp, Wandler, evtl Outboard) gestanden hat wird wissen was ich meine.
Nach meiner Erfahrung kriegt man im richtigen Environment (Räume, Technik, Instrumente, Vibe!!) doch ein anderes Verständnis dafür "was man da gerade tut",
Unabhängig natürlich davon, dass man immer besser von zu Hause aus arbeiten kann (was sich mit vielen Beispielen beweisen lässt).
Ich persönlich versuche, wenn ich ein Projekt in große Studios mitnehme, schon soviel vorzubereiten wie möglich und im Studio die Dinge zu tun, die Zuhause einfach in der entsprechenden Qualität nicht möglich sind. z.B. Vocals mit nem alten C12 über nen Tubetech MEC aufnehmen oder so :-)
Raphael 24. Jul 2013 13:10 Uhr
hm...
#1 ein schlechter/unpopulärer Song wird nicht dadurch besser, dass man ein Neumann U47 die Geräuschquelle stellt. Performance fängt beim Song/ Musiker erst mal an gemäß der Regel "Shite in, shite out!
#2 kann schon sein, dass ein "Temple of Technology" einen bestimmten Effekt hat. Manche Studios klingen nicht nur geil, sondern sehen auch geil und teuer aus...und teuer ist ja auch gut.
#3 Mit Sicherheit kann eine Home Recording Aufnahme in einigen Details nicht mit einer Abbey Road Aufnahme mithalten, ABER...je nach Ausstattung und Know-How des kleinen Bastlers im Homerecording Studio können da sehr hochwertige Ergebnisse erzielt werden...dass das oft nicht so ist, liegt u.a. daran, dass man den Raum in vielen Fällen gar nicht als Variable betrachtet
#4 Es gibt doch Hits, die zuhause in der Küche aufgenommen wurden: Wir sind Helden hatten da mal einen...
#5 Zuhause im eigenen Studio hat man keine tickende Uhr, die einen stetig an die Kosten erinnert...d.h. man kann auch ganz andere Ansätze des Recordings fahren...z.B. on the fly schreiben!
Maik O. (Jusdiz) 24. Jul 2013 13:45 Uhr
Hi Carlos,
ich denke schon, dass ein Tonstudio einen Effekt auf uns Musikbegeisterte hat.
AAAAAAber^^, zum einen denke ich, dass man nur eine bessere Aufnahme bekommt wenn man auch ein bestimmtes Level erreicht hat. Wer noch nicht bereit ist und ins Studio geht wird dadurch auch nciht besser. Eine gut eingestimmte Truppe die fleißig geübt hat und weiß wohin es gehen soll, erlebt in dieser Umgebung sicher einen kleinen Boost und ist höchst motiviert. Aber es bleibt ja dennoch viel Arbeit bis die Aufnahemn durch sind. Das fällt dem einen oder anderen sicher schon schwer.
Zum anderen Denke ich, langjährige Studionutzer sehen diese Szenerie sicher mit anderen Augen. Künstler die schon lange tätig sind, denken bestimmt als aller erstes an die Arbeit die einen erwartet in den "heiligen Hallen"!^^ Diese bekommen den "Kick" wohl eher in anderen Umgebungen.
Also würde ich fast sagen alles zu seiner Zeit. Für den einen ist das Wohnzimmer interessant und für den anderen das Tonstudio. Aber den großen Eindruck machen diese Räumlichkeiten wohl eher auf die unerfahrenen Künstler/Musiker etc. Doch wer Respekt vor Musikern und der Geschichte hat, wird wohl beim Betreten jeder neuen Räumlichkeit ein gutes und vorantreibenes Gefühl haben.
LG Maik
P.S.: Wünsche dem delamar-team eine schöne Urlaubszeit. Wobei mir natürlich klar ist das bei kreativen Köpfen die Ruhe immer etwas zu kurz kommt! ;-)
Raphael 24. Jul 2013 16:49 Uhr
Amen!
Christian 24. Jul 2013 13:51 Uhr
Allein die Tatsache das ich letztens gefragt wurde, als sich Jemand meine Songs anhörte, in welchem Tonstudio ich aufgenommen habe, reicht um zu sagen, dass Tonstudios zwar ihren Zweck erfüllen für Bands mit vielen Instrumenten, aber wenn du Rap aufnimmst oder R'n'B, Pop o.Ä. wo du ja den Beat am Computer entstehen lässt, finde ich ein Tonstudio übertrieben.
Wie gesagt ich werde öfter gefragt in welchem Studio ich aufnehme und wenn ich dann sage, das ich das Zuhause aufnehme, fallen den Leuten fast die Augen raus. Man kann für den Heimgebrauch durchaus gutes Equipment zusammen kaufen. Ich habe mit einem Budget von 1000€ mein eigenes kleines "Studio" aufgebaut.
Gruß
Christian
Andreas 24. Jul 2013 19:08 Uhr
Ich denke die Erfahrung des tontechnikers ist entscheidend. Nachdem ich eine Aufnahme von einer Band gehört habe die in einem U Boot aufgenommen habe, scheint Akustik nicht so wichtig zu sein.
patrick 25. Jul 2013 06:23 Uhr
Natürlich macht das Equipment was aus, aber ich frage mich auch oft, ob man die feinen Unterschiede zwischen den hochwertigen Preamps und Mikros noch hören kann, vor allem, wenn danach eh alles komprimiert, entzerrt, komprimiert und limitiert wird. Keine Ahnung, aber ich denke auch, dass es in erster Linie die Erfahrung der einzelnen Leute ist, die hier wichtig ist.
Patrick 25. Jul 2013 07:25 Uhr
In der Musik geht es nur um das Gefühl.
Lange danach kommt die Technik.
condor 25. Jul 2013 08:17 Uhr
Eine Frage der Definition
Ab wann spreche ich von einem Tonstudio ?
Wie ordnet sich Homerecording ein ?
Was ist ein Projektstudio
Und Was ist ein Masteringstudio.
Als ich noch sehr jung war, und immer schon was aufnehmen wollte, habe ich drei größere Sofakissen als kleine Wände auf den Tisch gestellt.
Dahinein habe ich dann gesungen mit einem kleinen Tonbandmikrofon von Phillips.
Für unsere Begriffe hörte sich das damals sehr gut an, und das war mein kleines Studio.
Würde heute sicherlich keiner mehr machen.
Ich bin überzeugt davon, dass sehr viel Imponiergehabe bei sogenannten Profis dabei ist.
Die Überdimensionierten Tonstudioos mit Dinosauriern von Mischkonsolen braucht heute kein Mensch mehr.
Es ist aber auch viel Sammler Leidenschaft vorhanden, wenn sich einer Berge von Synths in sein Studio stellt, oder alte Bandmaschinen, usw.
Wenn man in seinem Tun im Studio breit ausgelegt ist, muss man schon auf viele Möglichkeiten gefasst sein und dementsprechendes Equipment besitzen.
Bei mir, der hauptsächlich Playbacks anfertigt, und dabei mit VSTI arbeitet, ist es nicht erforderlich einen total akustisch optimierten Raum zu haben.
Gitarre spiele ich direkt in das Interface. Für Gesang haben wir Eine Halbrunde Freqenz Blende, die am Ständer aufgebaut ist und fertig.
Ich möchte wetten, das 80% aller Konsumenten nicht unterscheiden, ob das in einem Großen Studio oder in meinem kleinen Tonzimmer gemacht wurde.
Der Ehrlichkeit halber sage ich aber auch, dass wenn ich richtig Kohle hätte, würde ich mir auch gerne etwas größeres bauen.
Iss aber nicht, als schimpfe ich auf die Großen.
LG Condor
audiobus 25. Jul 2013 10:27 Uhr
Ich finde, man darf einen Aspekt nicht vergessen, den ich bei vielen Bands gesehen habe: In dem Moment, wo man Geld für die Zeit und die Aufnahmen hinlegt, will man auch das Beste aus dieser gekauften Zeit rausholen. Man muss voll konzentriert sein, Fehler sofort erkennen und korrigieren, kurz gesagt, man kann sich Müßiggang, Laschheiten, "Vertagungen" wegen "Unlust" etc. schlichtweg nicht leisten. Das führt oft zu einer verbesserten Leistung der Musiker. Allerdings habe ich auch Bands erlebt, die mit diesem "Druck" nicht klar kamen. Dieser Effekt kann also zwei Seiten haben.
nonickforme 25. Jul 2013 13:55 Uhr
Meiner Meinung nach haben Tonstudios auf jeden Fall einen Einfluss auf die Aufnahmen, weil die ganze Atmosphäre anders, halt professionell, ist. Zu Hause pimmel ich rum, im Tonstudio bin ich konzentrierter, da steckt auch mehr Energie in jedem einzelnen Take. Von daher hat es, bei mir zumindest, schon eine Wirkung.
Ich glaube, was man am ehesten hört, ist die Erfahrung des Tontechnikers beim Mixen und Mastern. Bei der Technik haben große Tonstudios auf jeden Fall den Vorteil, dass sie leichter auf das richtige Mikrofon für die entsprechende Situation zurückgreifen können (passendes Mic für Sänger etc.). Ansonsten stimme ich meinen Vorrednern zu: Man kann auch zu Hause eine gute Aufnahmequalität erreichen, ohne soviel Geld auszugeben.
Und was Akustik angeht: Xavier Naidoo nimmt auch mal im Kleiderschrank auf, wie wir im Pod gelernt haben. :D
Grüße
Jay 25. Jul 2013 16:40 Uhr
Es kommt auch drauf an, welche Art von Musik gemacht wird. Eine Gesangsaufnahme erfordert (Können des Sängers mal vorausgesetzt) aufwendigere Vorbereitungen als das Konzipieren einer Hookline im Bereich elektronischer Musik. Letztere kann man auch in einem Homestudio entwerfen. Gibt klaro auch Ausnahmen - und ein gutes Studio und die Arbeit darin garantieren noch keinen Erfolg. Entscheidend ist erstmal die Idee, und dann kommt die technische Ausstattung, die mit den heutigen Equipments durchaus auch im Homebereich zu sehr guten Ergebnissen führen kann. Dafür muss man sich aber solide Kenntnisse aneignen, die weitaus wichtiger sind als noch so teures Equipment. Und es gibt durchaus eine Reihe Leute hier, die erstmal klein in der Home-Frickelbude angefangen haben und das Ganze dann (auch zu Hause) bis zur Profimasterstätte weiter trieben - mit Erfolg.
René Leck 26. Jul 2013 00:55 Uhr
Man kann auch zuhause oder im Proberaum vernünftige Ergebnisse erzielen.
Maik O. (Jusdiz) 30. Jul 2013 14:04 Uhr
Also dann brauchst du einen klanglich optimierten Proberaum. Denn das was auf den Mikrofonen drauf ist, geht in der Regel auch nicht weg. Und der Raum der dann mit aufgezeichnet wurde könnte beim Mischen dann probleme machen! KLar kann man eine halbwegs gute Aufnahme in einem Proberaum machen, aber es geht halt darum wo will man damit hin. Und ein akustisch optimierter Raum, wie in einem Studio, klingt doch besser als ein Proberaum! Es sei natürlich durch irgendwelche Faktoren ergibt sich "DER RAUM" durch Zufall ;-)
René Leck 30. Jul 2013 20:04 Uhr
Wenn man keine Multimillionen-Produktion abliefern muss ist es nebensächlich in welchem Raum die Aufnahmen stattfinden. Wichtiger ist vernünftiges Equipment (Mikrofone, Pult usw.) und der professionelle Umgang damit (Mikrofonierung usw.) Bei den meisten Instrumenten Ist das mikrofon so positoiniert dass der Direktschall laut genug ist dass der Raum zu vernachlässigen ist. Habe da grade gute Erfahrungen gemacht.
Skellington 09. Aug 2013 15:19 Uhr
Die meisten von uns delamar-Lesern, die an ihren eigenen Sachen frickeln, können das glaube ich letzten Endes zuhause sogar besser, in gewohnter Umgebung, mit optimiertem Workflow etc. Und wenn man nicht gerade komplexe Sachen aufnehmen will (mehrere Instrumente gleichzeitig, Schlagzeug etc), klappt das doch zuhause idR auch ganz gut.
Allerdings verleitet der Umstand, dass man quasi ewig Zeit hat, natürlich auch ein wenig zur Ineffizienz, und, wenn man mit mehreren arbeitet, zum Plaudern. Da kann u.U. eine tickende Studio-Uhr helfen mit der Disziplin.
Auf der anderen Seite kann das auch wieder zum Problem und Stressfaktor werden, wenn zB beim Gesang nach dem fünften Take einfach nicht das Feeling aufkommt, Sänger / Sängerin selbst nicht zufrieden ist, immer wieder Fehler passieren – seien wir mal ehrlich, wer von uns liefert schon mit großer Wiederholbarkeit perfekte Takes ab, und dann noch, während die anderen warten und der Studiobesitzer eigentlich auch mal irgendwann Feierabend machen möchte?
Wenn man denn schon ins Studio geht, sollte man jedenfalls sehr genau wissen, was man will und was man kann. Idealerweise stimmt das auch halbwegs überein :)
Skellington 13. Okt 2016 17:07 Uhr
Irgendwie ist dieser Artikel nach längerer Zeit wieder im Feed aufgetaucht, und so trage ich noch ein bisschen "Senf" bei:
Man muss in dieser Diskussion auch bedenken, worum es letzten Endes geht. Will man eine komplette Band aufnehmen, idealerweise natürlich auf einmal, so kommt man um ein Studio wohl kaum herum. So etwas zu hause zu bewerkstelligen, erfordert sehr hohen Aufwand, den man sich nicht "mal eben so" leistet. Idealerweise hat man dann quasi zuhause schon ein (etwas aufwändigeres) Studio und nicht nur eine Ecke mit Laptop, einem Mikro und einem Paar Boxen.
Wenn man dagegen viel virtuell arbeitet / produziert und höchstens mal Gesang oder eine Gitarre aufnimmt, muss man schon einen guten Grund haben, um für ein Studio Geld auszugeben. Vielleicht dass man keine Lust hat, selber zu schnibbeln oder so. Dann muss natürlich auch das Geld vorhanden sein und die Ausgabe irgendwie "gerechtgertigt" erscheinen.
Sieht man sich dann einmal realistisch an, was man mit dem Resultat tatsächlich verdient und was man sowieso schon in Musikequipment investiert hat, dann sieht es mit dieser Rechtfertigung oft schon problematisch aus.
Dass man im Studio zwangsläufig konzentrierter oder effizienter arbeitet (weil die Gelduhr läuft), mag für manche zutreffen; nicht jeder ist allerdings zwangsweise produktiver, wenn er/sie "muss". Manche hemmt die Situation eher noch.
Im großen und ganzen kann man beobachten, dass die Grenzen zwischen Musiker / Producer / Techniker mehr und mehr verschwimmen. In dieser Situation gehören die "richtigen" Tonstudios sicher zu den Verlierern.
Für mich selbst ist jedenfalls das Buchen eines richtigen Studios in der Regel keine Option – einmal wegen der (so empfundenen) größeren Freiheit zuhause, dann wegen wirtschaftlicher Überlegungen und wegen dem Umstand, dass es bei mir eben hauptsächlich um Gesangsaufnahmen geht. Mir ist dabei die größere Flexibilität im Zweifelsfall wichtiger als ein Neumann-Röhrenmikro.
Someone 13. Okt 2016 18:19 Uhr
Wenn es wirklich so sein sollte dass man in einem teureren Studio besser arbeitet, dann gilt das sicher einmal der Psyche und bei akustischen Aufnahmen, also mit Mikro wegen optimierter Raumakustik und möglicherweise besseren Mirkos (besonder bei Vocals und Drum).
Alles andere ist für mich genauso esoterisch wie die Diskussion ob denn nun ein original XYZ Verstärker besser ist als der im Revalver gemodelte XYZ oder etwa ob der Arturia Jupiter8 denn schlchter klingt als das Original. Warum? Weil es nach Mix 5 Kompressoren, EQ, Hall ,... sowieso nicht mehr vom original zu unterscheiden ist.
Ausserdem gilt, dass alles was über Algorithmen verarbeitet wird - und das ist das Meiste - auschließlich von der Güte des Algorithmus abhängt. D.h. nach der Aufnahme spielt nur noch Algorithmus + die Erfahrung des Ton Ing. eine Rolle, denn ob nun der Algo in irgendeinem externen Gerät oder im PlugIn steckt sollte wohl egal sein.
Phoenix 13. Okt 2016 20:39 Uhr
Ein doch sehr zwiespältiges Thema, das meiner Erfahrung und Ausbildung nach, mehr den spezifischen Umständen geschuldet ist.
Studioarbeit beinhaltet Disziplin, Kontrolle, konzentriertes und analytisches Arbeiten, um Früchte zu tragen.
Den einem Musiker liegt eine solche Arbeitsweise besser als dem anderen und so wie es gleichermaßen Musiker und Toningenieur beflügeln kann, kann es auch einen entgegengesetzten Effekt haben.
Ganz egal, ob im Studio Buxtehude oder den Abbey Roads.
Aus eigenen Erfahrungen und vielen vielen gelesen Biographien namenhafter Stars der Musikgeschichte bezüglich Studioarbeit, ging immer eines hervor: "Man beflügelte sich gegenseitig und erschuf ein Werk, das Geschichte schreiben sollte (was es dann auch meistens tat)."
"Der Produzent war vom ungeschliffen rauhen Sound aber mehr noch überaus kreativen und produktiven Input der Jungs begeistert, während die Jungs von den vielseitigen Erfahrung und ebenfalls kreativen Input des Produzenten und Toningenieurs erheblich profitieren sollten und schon bald war es mehr als nur Teamarbeit. Es sollte sich eine Vision, ein Meisterwerk entwickeln !"
In eigentlicher jeder Biographie namenhafter Künstler wird sich eine solche und ähnliche Erfolgsgeschichte wiederfinden.
Ich denke, das ist auch der springende Punkt, bzw. Funke.
Wenn ein solcher Funke nicht überspringt und nicht alle am selben Strang ziehen, dann nützen einem auch beste technologische und akustische Eigenschaften in einem Studio nichts, da Lustlosigkeit und Demotivation über Neumann`s und Neve`s durchgelaufen auch nach nichts anderem klingen wird als Lustlosigkeit und Demotivation.
Egal ob in Buxtehude oder in London.
Der Placebo-Effekt tritt meiner Auffassung nach auch eher bei Studio unerfahrenen Leuten auf, die glauben und meinen, es müsse ja schon besser klingen, weil man in einem namenhaften bzw. überhaupt professionellen Tonstudio aufgenommen hat.
Das "besser klingen" aber nicht gleichbedeutend ist mit "besser sein", denn Technik ersetzt kein Talent, setzt die Fähigkeit von ehrlicher Selbstkritik voraus.
Nicht selten bringt edelste Technik auch so manches Mal erst recht jene Schwächen und Defizite hervor, die in den Recordingsessions im Heimstudio gern Auge zudrückend überhört wurden, da die Ansprüche und Grad an Perfektionismus natürlich auch nicht den teuren Preis eines namenhaften Studios haben.
Im Fazit lässt sich für mich feststellen, das für ein erfolgreiches Ergebnis immer der ausschlaggebende Punkt ist, welche (genialen) Köpfe zusammenstecken und nicht, welches (geniale) Kabel irgendwo angeschlossen ist ;-)
Roman Hirade 14. Okt 2016 07:17 Uhr
Musiker - vor allem die Amateure - in meinem Studio sind meist schlechter als live oder im Übungsraum. Zu nervös, Stimme zittert, Gitarrensolo geht 20 mal in die Hosen.
Habe angefangen, "machen wir mal eine Einwärmrunde ohne Aufnahme, damit Du dich einspielen kannst". Das nehme ich dann trotzdem auf, und tatsächlich ist das meist der beste Track, der dann auch genommen wird.
Die meisten Konsumenten hören eh keinen Unterschied zwischen einem Top ausgerüsteten Studio oder dem Hobby Studio eines ambitionierten Kleinstudio.
Beispiel gefällig?
Hört Euch mal von Joss Stone den Song "For the Love of You" ab dem Album "The Soul Sessions" an, mit Kopfhörer!
Der Noisegate versucht die Büroarbeit oder Putzfrau zu verdecken, die man hört sobald Joss singt. Ich mag den Song, höre ihn aber nie wieder mit Kopfhörer.
Das ist in einem professionellen Studio aufgenommen, und kein Mensch hat gemerkt, dass - was die Tontechnik betrifft - dieser Song an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten ist.
So what - wenns gut klingt klingts gut, und sonst merkt es niemand / sarcasm
Whatsup 14. Okt 2016 09:34 Uhr
Darf ich mal bitte ernsthaft fragen, wer von den Delamari tatsächlich Erfahrung mit Abbey Road Studios und sondergleichen hat ?
Mir graust es mitunter wenn ich hier erlese, das ein Großteil der Delamari tönen aber anscheinend nicht wirklich mehr einen Schimmer, bzw. Gefühl davon zu haben scheint, weswegen ein professionelles Studio tatsächlich notwendig ist.
Ich lese hier immer von Aufnahmen, Gesangsaufnahme, Band, optimierte Räume, tolle Mikrofone oder so ein Quatsch von "Someone", der Esoterik anzweifelt aber dann einen Algorithmus im Griff haben möchte...man zeige mir mal bitte den Menschen (abgesehen von Mr.Spock) der in Realtime kontrollieren möchte, wie ein Algorhythm in genau der Nanosekunde werkelt !?...und übrigens ganz blöd, wenn man auch noch irgendwo mechanisch/analog aufnimmt...wie z.B. viele Studios auf AAD oder gänzlich hinsichtlich Schellacks wieder auf AAA mastern !
Hat sich denn mal schon jemand der Existenz absprechenden Musiker von Studios mit den wirklich industriell primären Aufgaben und Erfordernis von Profi-Tonstudios auseinandergesetzt, die da mitunter nebenbei z.B. technisch einwand- und fehlerfreies PREMASTER, industrielle Vorgaben, Richtlinien, Formate und strikte Einhaltung von industriellen Normen heißen ?
Anforderungen, in denen man technisch Zuhause mit Homerecording(!) nicht in der Lage sein wird, sofern man überhaupt von gewissen Normen und Vorgaben Kenntnis hat !?
Roman Hirade 14. Okt 2016 14:05 Uhr
Ich fühle mich von deinem doch gewöhnungsunwürdigen Beitrag nicht angesprochen, und möchte auch nur auf den Schluss eingehen. Premaster ? Sorry, heute sendet man DDP Files an das Presswerk (viele nehmen Premastered CDs gar nicht mehr an oder wenn dann nur auf deine Verantwortung). Im Weiteren sind die wenige Vorgaben und Normen (zB. die Empfehlung EBU R128) heute mit jeder guten DAW (Cubase, ProTools usw.), die oft auch im Homestudio eingesetzt wird, umsetzbar. Dafür brauchts nun wirklich kein Abbey...
Alles andere von dir finde ich nicht Wert besprochen zu werden.
Nebenbei, ich und meine Mitarbeiterin leben von meinem Studio, und Du?
fatman 17. Okt 2016 14:08 Uhr
Grundsätzlich halte ich ein professionelles Tonstudio nicht für entscheidend, um eine gute Aufnahme zu erstellen. Erfahrene Leute, die mit ihrem Equipment gut umzugehen verstehen, schon eher.
Andererseits kommt es darauf an, w a s ich aufnehmen möchte. Für eine Instrumentalaufnahme mit meinem Integra-7 o.ä. werde ich im Studio keine Verbesserung erziehlen. Erst recht nicht wenn ich über die UBS-Schnittstelle die AD/DA Wandler umgehe.
Kommen Mikrofonaufnahmen jedoch hinzu, wird die räumliche Umgebung wichtig. Bei einem Kammerkonzert (z.Bsp. 2 Violinen, Cello und Baß) könnte ein Studio mit guter Akustik im Aufnahmeraum schon von Vorteil sein.
Beim einer Konzertaufnahme mit großem Orchester könnte die Konzerthalle in Berlin, Amsterdam, New York oder Mailand schon wieder einem Studioaufnahmeraum vorgezogen werden.
Für populäre Musik, von Schlager bis Rap kommt es i.d.R. nicht auf akustische Ideale an. Hier sind die Effekte auschlaggebend. Wenn eine Band live einspielen will, würde ich das Studio vorziehen. Nehme ich track by track auf, kann ein guter Übungsraum ausreichen.
Placebo Effekte? Ich denke, wer eine gut klingende Aufnahme hinbekommt hat recht!
Ob sie im Kleiderschrank, Schlafzimmer, oder bei Abbey Road entstanden ist, ist mir dann wirklich egal.