Kompressor oder EQ
Was kommt zuerst?
Was kommt zuerst? EQ oder Kompressor?
Die Reihenfolge von Kompressor und EQ hat einen wesentlichen Einfluss auf den resultierenden Effekt und gerade am Anfang braucht man als Anfänger im Homerecording Unterstützung in diesen Dingen. Huhn oder Ei – Kompressor oder EQ. Eigentlich ist die Antwort salomonisch einfach:
Es kommt, wie immer, auf die jeweilige Situation an:
Aufnahme versus Abmischung
Aber in welcher Reihenfolge schalte ich denn nun EQ und Kompressor am besten beim Mixdown oder Recording? Mal ganz abgesehen davon, dass in Sachen Routing von Insert-Effekten jeder Produzent und Toningenieur seine persönliche Philosophie vertritt, gibt es doch einige Gründe die in beiden Arbeitschritten für *genau* die eine Verschaltung sprechen. Diese erfährst Du hier ↓ und jetzt.
Lies auch: Kompressor einstellen
Passend dazu
- Kick und Snare Drum komprimieren
- Audio Kompressor
- Kompressor beim Recording oder beim Mixing verwenden?
- Kompressor: Einstellungen, Tipps & Co.
- Video Workshop Effekt Grundlagen: Kompressor
Kompressor und EQ beim Recording
Bei der Aufnahme ist es ratsam zunächst den Kompressor, dann den EQ zu schalten. Der Grund sind die Pegelschwankungen der eingehenden Signale. Bei perkussiven Signalen, wie zum Beispiel einem Schlagzeug, kann man diese besonders schön beobachten.
Boostet man ein Signal mit einem EQ um +3 dB bei etwa 200 Hz und bekommt ein Signal mit, sagen wir mal, -10 dB herein, dann wird das Resultat einen Pegel von -7 dB aufweisen. Wird jetzt beim nächsten Schlag auf die Snare ein Spitzenpegel von -1 dB in der Aufnahme erreicht, so wird das durch den EQ bearbeitete Signal bei +2 dB übersteuern.
Ein Kompressor gleicht extreme Pegelschwankungen im Recording aus und kann – vor dem EQ eingesetzt – ein Übersteuern durch den Boost verhindern.
Alles über den Dynamikeffekt: »Wie funktioniert der Kompressor?« – mit Video!
Kompressor und EQ beim Mixdown
Beim Mixdown verhält es sich dann mit der Reihenfolge von Kompressor und EQ genau anders herum. Hier hat man nämlich in der Regel schon ausgeglichene Pegel, die vom Recording-Ingenieur auch schon alle »schön« EQ’ed sind. Es fehlt meist nur noch am Feinschliff. In dieser Situation macht es dann eher Sinn, den EQ vor den Kompressor zu schalten.
Sieht man sich die Übertragungsfunktion vieler Instrumente an, wird man leicht feststellen können, dass die Bässe mehr Energie tragen und die Pegel zu den Höhen hin abnehmen.
Bearbeitet man ein solches Signal nun mit Hilfe eines Kompressors, dann werden natürlich die lautesten Anteile der Aufnahme komprimiert – das gesamte Signal wird also, bildlich gesprochen, zunächst leiser. Erst danach wird der Pegel des bearbeiteten Signals angepasst.
Im schlimmsten Fall kommt ein Signal dabei heraus, das bei 8 kHz abgeschnitten ist, da man es durch die Bearbeitung mit dem Kompressor schon ins Grundrauschen verfrachtet hat.
Abhilfe schafft hier ein Routing mit einem EQ vor dem Kompressor, der die Höhen der Aufnahme leicht anhebt, damit diese relativ unbeschadet aus der Bearbeitung mit dem Kompressor herauskommen.
Willst Du mehr über den EQ wissen? Hier sind alle Equalizer Tutorials » auf delamar
Tipp: Serielle Kompression – Zwei Kompressoren in Reihe
Alles über Serielle Kompression »
Kompressor und EQ: Was machst Du?
Wie eingangs erwähnt ist die richtige Reihenfolge von Kompressor und EQ bei der Aufnahme oder beim Abmischen eines Songs ein fortwährendes Diskussionsthema, das nicht mit ein paar Sätzen und Ideen abgetan sein kann.
Deswegen: Wie denkst Du darüber? Und wie setzt Du Kompressor und EQ in Deinen Musikproduktionen ein?
zu 'Kompressor oder EQ: Was kommt zuerst?'
Stephano 23. Jun 2008 18:41 Uhr
Sehr gut auf den Punkt gebracht . Ich machs in der Regel , nach ca. sechs Jahren Homerecording,nicht viel anders .
Herzlichen Dank für diesen schönen Bericht und eine gute Woche wünsch ich Dir. ST.
Andreas Z. (delamar) 23. Jun 2008 18:45 Uhr
Dankeschoen, dankeschoen. Dir auch noch eine schoene Woche.
Freut mich das dir der Beitrag gefaellt. Das tut gut. ^^
Sib 06. Jan 2009 21:32 Uhr
Schöner Beitrag!
Beim Mixen leg ich den EQ auch vor den Comp. Zuerst stelle ich den Comp ein, bis mir der Klang gefällt. Dann dreh ich am EQ rum, bis auch das passt. Und dann, als ganz wichtiger und letzter Schritt, regel ich die Lautstärke rauf oder runter, mit dem das Signal aus dem EQ und in den Comp reingeht.
Peace. :)
Carlos (delamar) 07. Jan 2009 01:02 Uhr
Also wenn ich den EQ vor den Kompressor lege, dann regel ich zuerst den Equalizer, dann den Kompressor.
Da die Einstellung des EQs ja auch eine Wirkung auf den Kompressor hat, müsste ich sonst den Kompressor oft nachregeln...
Sib 08. Jan 2009 00:04 Uhr
Ja, ich regel den Comp dann auch oft noch nach. Aber irgendwie hat sich das bei mir so eingeschliffen, es in dieser Reihenfolge zu machen. Muss ich unbedingt mal anders probieren. :)
Lex 23. Feb 2009 15:23 Uhr
Ich entscheide beim Mixdown je nach Fall
wo ich den EQ in die Signalkette einschleife (gerade bei kreativen und klangformenden Eq-Einsätzen),
da mir der Kompressor(COMP) durchaus einiges von dem was ich EQed wieder zunichte machen, indem er meine müsam erstellen Einstellungen wieder platt bügelt (vorallem bei höheren Ratios oder bei Comps ohne Attack & Release wie dem LA2A oder LA3A), ich andererseits auch das Regelverhalten des Comp gezielt beeinflussen kann.
Natürlich ist auch eine Verknüpfung beider Methoden sinnig.
(Also ein "CompregelEQ" und ein "KreativEQ").
Im Allgemeinen möchte ich übrigens zu sparsamem und dezentem EQ-Gebrauch raten, wenn man nicht gerade an seinen eigenen Werken arbeitet, da dieser immer einen Eingriff in dem vom Künstler eingestellten Sound darstellt.
Gut gemachtes Arrangement kommt meiner Meinung nach ohne EQ aus (abgesehen von ausgleichen von Raum- und Mikrofonresonanzen was aber eigentlich schon bei der Aufnahme geschehen sollte, wenn man die nötige Erfahrung oder Zeit dazu hat.)
Carlos (delamar) 24. Feb 2009 10:27 Uhr
Ganz ohne EQ wird es schwierig, selbst bei sehr guten Aufnahmen. Aber je besser der Recording Tontechniker gearbeitet hat, desto weniger EQ braucht man in der Mischung, das stimmt.
Lex 24. Feb 2009 12:53 Uhr
Klar, ich gebe dir recht ganz ohne EQ gehts kaum, war auch eher auf den absoluten Idealfall gemünzt.
Wobei ich damals (ich glaube es war 2002) mal einen Rec-Und-Mix-Workshop mit Bruce Sweden mitmachen durfte, der Mann beim Recording hat nicht einen EQ angefasst (außer der Lowcutschalter in der Neveconsole) sondern nur seine (verdammt teuren und hochklassiken unter anderm allein 6xU47) Mikros so aufgestellt, dass er nur die Fader alle auf Unity stellen musste und ein verdammt geiler Roughmix stand.
(Zu diesem Zeitpunkt klangen meine fertigen Sachen nicht ansatzweise so geil)
Alles Liebe
Lex
rockntyp 12. Jul 2009 12:08 Uhr
hallo,
also ich mache seit jahren homerecording und habe bislang immer equalizer und dann den kompressor im master genutzt. das hat sich geändert.
ich bin der meinung erst der kompressor sachete eingestellt, denn er soll ja nur den mix zusammen "kleben"...verdichten. dann wenn ich gebügend headroom gelassen habe bei - 3dbfs. kann ich den eq, wenn ich das für nötig erachte um 2-2,5 db anheben OHNE in schwulitäten zu kommen!
es ist aber immer ein balanceact. ich höre mittlerweile lieber den equalizer HINETR dem kompressor, denn da höre ich was ich mache sehr genau und das endmaterial wird meines erachtens tranparent.
als vorletztes plugin nutze ich meistens einen consolen eq. so das man hört das das signal durch eine "angesagte amtliche console" gelaufen ist. der wird aber weder angehoben noch abgesenkt! der bleibt linear eingestellt, er soll nur die grundfärbung an den mix weitergeben sonst nichts!! da werden NUR die BÄNDER eingestellt!!sollte der eq in den höhen angehoben werden, wird der mix immer dünner im sound! das sollte nicht sein!
zum mastern nutze ich als letzten eq einen 31 band eq z.b. den karma.
dort sind 6, 12 + 24 db boost vorhanden.
meine kette:
saturation
multi compressor
apx compressor/antress
fairlight 670/antress / gerne auch TG1 limiter/comp von antress
limiter - brickwall/antress
exciter/antress
consolen eq/ggf. api oder ssl ggf. neve-antress
31-band eq- karma
dither
Dirk 03. Nov 2009 18:49 Uhr
Auch wenn im Podcast zu meiner Frage noch einiges offen blieb, bin ich jetzt sehr viel schlauer.Vielen Dank fürs Aufgreifen dieses Themas.
LG aus Gronau
Marcel 25. Mai 2010 17:01 Uhr
Hi ich bin jetzt doch ein wenig verwirrt??????
Es heißt immer man soll am besten bei der Aufnahme weder EQ noch Comp. benutzen höchstens ein Limiter um bei der Aufnahme im schlimsten Fall Clipping zu vermeiden.
Da wir im Zeitalter von 24 bit leben ist das Grundrauschen ja eh sehr gering (Je nach Equitment).
Also wenn ich jetzt (und da habe ich den Podcast XY von delamar verfolgt) die Bass Drumm erst EQ und den Bass reindrehe dann reagiert mein Comp doch zu sehr auf den Bass bzw. der Bass Anteil des Signals nimmt dem Comp doch die ganze Energie wenn man das mal so sagen kann oder????
Also müsste ich:
Tieffrequente Signale bzw. Signale mit (informativen!!!) Tiefrequenzen (ca50-vllt 120 Hz) doch erst Komprimieren und dann erst EQn oder wie jetzt????
Naja erstmal sehr großes Lob an alle Redakteure und Helfer bei Delamar. Weiter so macht Spaß die Tuts und alles zu lesen und die Videos zu sehen und die Podcast (während der Arbeit) zu hören.
Auf unsrer Myspace Seite kann man mein ersten Recording/Mix Versuch mit meiner neuen Band hören. Sagt mal eure Meinung (zum Mix, denn Musik ist ja bekanntlich geschmack sache)
Ertul Celik 23. Jan 2013 14:04 Uhr
Hallo,
ich gehe beim Mixen immer so vor, dass ich erstmal das Signal mit einem Eq vor dem Comp. säubere, das heisst: Lowcut, unerwünschte Frequenzen rausfiltern, sozusagen einen technischen Eingriff.
Danach schicke ich dieses sauberes Signal für eine Dynamikbearbeitung durch den Compressor.
Nach dieser Bearbeitung nehme ich dann einen EQ für die Soundbearbeitung. Ich spreche von einer Musikalischen Bearbeitung. Mit dieser Methode hat man den Vorteil, dass der Compressor immer mit dem unverändertem Signal arbeitet.
Denn jede EQ Änderung vor dem Comp. beinflusst den Compressor beim Arbeiten und somit auch den Sound. Ich persönlich bevorzuge diese Methode und arbeite seit Jahren genau so.
Kurzgefasst: Erst technischer EQ dann Compressor dann Musikalischer EQ.
MfG
R-Tool
sepp 01. Mrz 2015 21:23 Uhr
! So wird's gemacht!
Ziener Oliver ( KayDee) 02. Apr 2013 14:59 Uhr
Wir gehen so vor wie oben beschriben.
Unsere Meinung ist die, es wird nichts am Klangbild selbst geregelt, wenn nichts am Klang comprimiert und limitiert wurde. Wenn mit einem analogen EQ dan meist nur mit Hight und Lowcut und vieleicht mit etwas LOW- und Hightshelf und etwas Enhancer was natürlich stark, je nach Klangquelle und Abnahmeverfahren abhängig ist.
Delamar bringts auf den PUNKT
Lg.
MVT
fatman 13. Sep 2014 16:53 Uhr
Ich denke, das ein Aspekt vor allen Überlegungen stehen sollte: Habe ich Material vorliegen, das von Musikern auf Instrumenten gespielt wurde?. Und wenn, waren es analoge, wie Schlagzeug, Klavier, Geige etc. Oder elektronische, wie Keyboards. Da die Dynamik hier unterschiedlich ausfällt, muss ich auch mit EQ & Komp tendenziell anders arbeiten. Dabei sind die Dynamiksprünge bei Bandaufnahmen überraschender als bei Aufnahmen aus einem Arrangerkeyboard. Bei einer Endmischung nutze ich EQs nur manchmal und Komps garnicht. Wenn ich damit arbeiten muß, ist vorher schon etwas falsch gemacht worden und sollte lieber an der Quelle (Einzelspur) korrigiert werden. Ich benutzte daher nur Limiter (manchmal) und vorsichtig ein Verb, wenn es dienlich ist.
Gruss, fatman
Ben 24. Sep 2014 15:14 Uhr
Bei mir kommts immer darauf an, welchen Effekt der Compressor erzielen soll.. in einzelnen Spuren setze ich ihn auch gerne hinter den EQ, um den Pegel des bearbeiteten Materials im Nachhinein anzupassen.
Beim Mastern kommt der EQ bei mir auch oft nach dem Compressor - dadurch hört man wie ich finde, den Effekt, den man durchs EQing erhält, wesentlich drastischer. Schließe mich da also auch rockntyp an :)
Jay 29. Sep 2015 09:10 Uhr
Hui, das ist sehr komplex. Fatman hat mir schon vieles vorweggenommen. Es ist ein Riesenunterschied, ob du Instrumente aufnimmst oder ein Signal aus einem Synth einspielst. Letzteres wird in Sachen Dynamik konstanter verlaufen und somit weniger primäres (!) EQing benötigen.
Ganz allgemein seh ich es so wie Ertul. Ein (elektronischer) Track ist ja wie der berühmte Gemüsesuppentopf, man hat viele Sachen, die man im gesamten Frequenzbereich unterbringen will. Daher macht es Sinn, zu Anfang Unnötiges it dem EQ da rauszuhauen, wo es andere Sachen stört. Der Komp kommt da erstmal nicht zum Einsatz, und wenn, dann NUR, um einen gewünschten Soundeffekt zu erzielen. So kann es z. B. sehr spannend sein, mal spaßeshalber am Synth rumzuspielen und das dann durch den Komp zu jagen. Wenn das dann einen abgefahrenen Klang ergibt und es KOMPOSITORISCH zum Rest des Tracks passt, dann nehm ich das als Einzelspur auf. Kommen dann andere Sachen dazu, schau ich mir im Frequenzspektrum an, wie die Kurven verlaufen. Ergeben sich Probleme, werden Korrektureingriffe mit dem EQ vorgenommen. Ich vergleich das mal mit dem Autofahren: Man muss immer dem Moment und das, was man schon gemacht hat und was weiter vorne passiert, im Auge behalten und dann alles aufeinander abstimmen. Demnach kommt es immer auf den ZWECK an: Will ich komponieren und hierbei Effekte erzielen, mach ich es wie eben. Will ich Platz schaffen, dann EQ zuerst. Will ich ganz am Ende des Schaffungsprozesse einzelne Stellen etwas genauer anhören, dann auch mal EQ einsetzen, ohne aufzunehmen oder zu verändern. Ich hab übrigens festgestellt: Je besser die Akustik samt Abhöre ist, umso weniger EQ braucht man, da ein gutes Soundsystem schon das rausbringt, was man bei einem schlechten nur mit EQing raushören würde. Und: Komps nur sehr bedacht und sparsam einsetzen. Und immer mit dem Analyzer schauen, was sich verändert. Damit der Gemüsetopf nicht überläuft;-)*g*
Donald 30. Sep 2015 16:37 Uhr
Sowohl als auch, denn:
In der Kunst, wie in der Liebe, ist alles erlaubt.
Am verbreitetsten ist der (Standard-) Weg: erst Eq, dann Comp.
Zum Beispiel bei der Kick.
Aber wer will mir denn verbieten in der Gruppe nochmal einen Eq
und/oder einen Comp einzuschleifen ?
Z.B. wird ein Kickbass, die Kickdrum und das Click/Fell schon anders Eq´ed
und komprimiert.
In der Kick-Gruppe kann man dann trotzdem noch mit Eq und Comp arbeiten.
Und im Master genauso.
Solange die Einstellungen sinnvoll sind (Gain Reduction bachten)
und der Sound gut klingt, kannst Du all das auch alles machen.
Mit Parallel-Compression bleibt zudem noch was von der Dynamik erhalten.
Tipp:
Auf Youtube schauen, wie der eigene Comp in der jeweiligen Situation
eingestellt wird.
MfG - Donald
John 14. Mrz 2020 18:14 Uhr
Also ich verwende beim Recording gar nichts, ist mir ehrlich gesagt neu das man das überhaupt macht. Ich will diesen herrlich rohen originalen Sound haben, erst beim mixen wird mit den Inserts rumgespielt (EQ vor Kompressor btw.)
Mir entgeht der Sinn warum man schon beim Recording irgendwas rein schalten sollte. Das halte ich für unnötig wenn man im Mix sowieso noch mal an das ganze rangeht.
Ist zumindest meine Meinung und ich habs auch nicht anders gelernt, hab auch nie Probleme mit dieser Arbeitsweise gehabt, korrigiert mich wenn mir da was entgangen ist.
VG
John