Doping Autotune
Musik am Ende?

autotune musik

Ist Autotune Musik überhaupt noch Musik? Ist Autotune Doping? Das Thema polarisiert: Auf welcher Seite stehst Du?

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Wo kommt Autotune überhaupt her?

Autotune ist der vielleicht einflussreichste Effekt der letzten 20 Jahre und aus der aktuellen Popmusik nicht mehr wegzudenken. Mit immer mehr ausproduzierten, perfekt gestimmten und perfekt auf den Beat prellenden Songs ist es kein Wunder: Der Effekt, der die Stimme jedes Menschen oder Tiers optimal auf eine Tonleiter stimmt, ist populär.

Wie entstand der Autotune-Musik Hype?

1997 hat der Ingenieur Andy Hildebrand in Zusammenarbeit mit der Firma Antares den Effekt entwickelt. Er sollte bei Studioaufnahmen Zeit sparen. Wenn Sänger*innen ein oder zwei Töne nicht perfekt getroffen haben, konnte der Effekt auf die Spur gelegt werden und die schiefen Töne wurden begradigt.

Antares Autotune

Mit diesem Effekt hat alles angefangen. Antares Autotune!

Die Intention dahinter war Studiozeit für Sänger und Produzenten zu sparen und möglichst schnell zum nächsten Take zu kommen.

Doch dadurch bekommen wir noch nicht den Autotune Effekt, wie wir ihn kennengelernt haben. Den entwickelt Cher und ihr Produzent Mark Taylor ein Jahr später. Sie nahmen den Autotune Effekt von Antares in die Hand und drehten alle Knöpfe auf Anschlag.

Der Song “Believe” von Cher wurde Weltbekannt und damit auch “Autotune” oder wie er damals noch benannt wurde, der “Cher-Effekt”.

Autotune: Bedeutung

Hinter dem Autotune-Effekt, wie wir ihn von Andy Hildebrand kennen, steckt die Bedeutung “automatische Tonhöhenkorrektur”. Diese gibt es bereits seit den 50er Jahren. Die digitale Variante der automatischen Tonhöhenkorrektur kam in den 70ern auf.

Autotune ist für Leute die nicht singen können

Nach Cher haben viele weitere Musiker*innen zu diesem Effekt gegriffen, um ihn als Stilmittel für ihre Musik zu verwenden. So zum Beispiel auch T-Pain.

Der Effekt wurde aber von der breiten Masse und den Medien nicht einfach als Effekt, sondern als “Doping für die Stimme” und Cheaten empfunden. Viele Menschen meinten nämlich, dass T-Pain und andere Sänger*innen ihre schiefe Stimme hinter dem übertriebenen Effekt verstecken wollten.

11 Auto-Tune Songs von Künstlern, die definitiv den Trend eingeleitet haben

Doch wie kann T-Pain dafür angeprangert werden Autotune zu benutzen, um wie ein Roboter zu klingen, aber Daft Punk nicht ihre Vocoder und Talk-Boxen weggenommen werden?

Unterschied: Autotune vs. Tonhöhenkorrektur

Das Problem ist, dass Autotune in den Medien oft mit “Pitch Correction” oder Tonhöhenkorrektur gleichgesetzt wird. Wenn wir von Tonhöhenkorrektur und Autotune sprechen, sprechen wir von zwei verschiedenen Welten. Denn Autotune wird als Effekt eingesetzt, damit man die verzerrte korrigierte Stimme hört. Die Tonhöhenkorrektur wird eingesetzt um schiefe Takes der Sänger*innen zu korrigieren. Dabei wird die Tonhöhe automatisch angepasst.

…dass wir in einem perfektionistischem Zeitalter leben: perfektes Timing, perfekte Tonhöhe, perfekte Songs.

Wenn ein Produzent für deine Stimme Tonhöhenkorrektur benutzt und Du am Ende wie Cher oder T-Pain klingst, dann solltest Du dich nach einem neuen Produzenten umsehen, denn das ist nicht das gewollte Ergebnis der Korrektur – das wäre das Ergebnis des Effekts.

Autotune Musik

Autotune für Rap, Pop & Co. wird inzwischen meist als VST Plugin in der DAW genutzt.

Nahezu jeder Song nutzt Auto-Tune

Mach das Radio an – ganz gleich ob Rap oder Pop – Du kannst davon ausgehen, dass 99,99% aller Songs heutzutage mit einer Tonhöhenkorrektur bearbeitet wurden. Und dennoch werden Künstler angegriffen, die Auto-Tune offensichtlich als Effekt nutzen.

Der berühmte Musikproduzent Rick Rubin hat in einem Interview über Popmusik gesagt, dass wir in einem perfektionistischem Zeitalter leben: perfektes Timing, perfekte Tonhöhe, perfekte Songs.

Auto Tune Plugins kostenlos: 6 Tools für perfekte Intonation & Vocal FX

Warum polarisiert Auto-Tune in Rap, Popmusik & Co.?

Geht es dabei vielleicht um die Suche nach natürlicher Schönheit und Perfektion durch Puristen? Geht es um die Musikliebhaber, die sich durch die Nutzung von moderner Technologie in ihrem Verständnis von Perfektion betrogen fühlen?

Wenn Du ernsthaft besorgt darüber bist, ob an einer Aufnahme herumgepfuscht wurde, musst Du dir keine Sorgen über die Künstler machen, die den Effekt offensichtlich nutzen. Achte auf die Künstler, die klingen, als würden sie für Ihre Stimme nicht Auto-Tune nutzen.

Und wie kann ein Effekt so teuflisch sein, wenn wir heutzutage ohnehin keine natürliche Performance mehr zu sehen bekommen?

Was ist noch natürlich?

Es soll genauso geil wie auf dem Album klingen. Wir, das Publikum, wären sonst enttäuscht.

Konzerte sind schon seit Jahrzehnten nicht mehr “natürlich”. Auf einem Konzert wird in ein Mikrofon gesungen, das den natürlichen Klang der Stimme verändert. Danach geht die Stimme ins Mischpult. Hier wird der Equalizer zum Verschönern der Stimme eingesetzt. Hinzukommen andere Effekte wie Kompressor, Delay und künstlicher Hall. Der Sound wird über eine große PA-Anlage wiedergegeben, die wieder den Klang verändert – damit wir im Publikum überhaupt etwas von der Performance auf der Bühne hören können.

Wenn in einem Film Special-Effects und Greenscreens eingesetzt werden, akzeptieren wir das auch. Es ist okay, wenn Schauspieler im Film vermeintlich gemeinsame Dialoge an unterschiedlichen Tagen aufnehmen oder in der Oper Perücken getragen werden.

Autotune Rap

Auch im Rap ist Auto-Tune nicht mehr wegzudenken – der Effekt sorgt auf jeden Fall für Wiedererkennungswert. RIN kennst Du, oder?

Autotune auf der Stimme ist Betrug?

Geht es in dieser Diskussion doch um andere Themen? Wir siedeln den polarisierenden Auto-Tune auf Stimme, Rap oder Musik im Allgemeinen eher als emotionales Thema an. Aus logischen Gründen wehrt man sich selten gegen Technologien, die einem das Leben oder Arbeiten leichter machen.

Aber was ist mit Sänger*innen, die jahrelang an ihrer Stimme gearbeitet haben, stetig geübt und sich verbessert haben um annähernd perfekt jede Note zu treffen. Dass diese sich jetzt über Künstler ärgern, die Autotune verwenden und damit teils auch mehr Erfolg haben, kann man nachvollziehen.

Schneller, besser, schöner: Comping in der Musikproduktion

In aktuellen Songs kommt eine Produktionstechnik zum Einsatz, die sich Comping nennt. Dabei werden sehr viele unterschiedliche Aufnahmen von Gesang und anderen Instrumenten gemacht und die besten Stellen aus jeder Aufnahme zu einer Spur zusammengeschnitten.

Und zwar so, dass daraus eine perfekte Performance wird. Eine perfekte Aufnahme, in der die Emotion, die Aussprache der Worte, der Rhythmus und eben alles andere unnatürlich perfekt ist. Das hat nichts mehr natürlicher Schönheit zu tun, aber so klingt aktuelle Musik, so wird sie (oft) produziert.

Mehr dazu im » Comping Tutorial

Autotune Stimme

Auf Konzerten kommen viele Effekte zum Einsatz, die den natürlichen Klang der Stimme verändern. Aber auch die Signalkette beeinflusst den Sound.

Tötet Auto-Tune auf der Stimme das Talent?

Was wir heute in der Popmusik oder im Rap (ohne Autotune) hören, kann man als kleine Frankenstein-Monster bezeichnen: Sie besteht aus 1.000 kleinen Teilen. Der Kopf von hier, der Arm von dort, das Bein von jenem.

Ja, es gibt Musikrichtungen, in denen auch heute noch viel live gespielt wird und in denen die Performance hörbar nicht auf dem Level der Albumaufnahme ist. Aber in der Charts- und Popmusik kann und will sich das heute keiner mehr leisten. Es soll genauso geil wie auf dem Album klingen. Wir, das Publikum, wären sonst enttäuscht.

Ich verstehe den Schmerz der Puristen und der Musiker, wenn es um Auto-Tune Musik geht. Sie suchen nach einer Virtuosität und einer komplexen Schönheit. Die Komplexität moderner Popmusik liegt aber an anderer Stelle.

Im Pop geht es weniger um musikalische Virtuosität, um musikalisches Können oder die reine, puristische Schönheit. Die Popmusik zieht ihre Kraft vielmehr daraus, das Publikum zu entertainen, Geschichten zu erzählen, sich das passende Image aufzubauen und dieses zu pflegen. Popmusik besitzt ausreichend Komplexität, aber auf anderen Kanälen und Wegen.

Autotune für Rap Vocals: So geht’s!

Fazit: Ist Autotune auf Stimme, Rap und Musik wirklich der Teufel?

Uns lässt diese Frage nicht los: Wie siehst Du das? Wie stehst Du zu Autotune bei deiner Musik? Nutzt Du Autotune für Stimmen? Wir nutzen Auto-Tune und andere Tools zur Tonhöhenkorrektur ebenso dass sie zu unserem Wunsch-Ergebnis beitragen.

Die Technologie geht nicht mehr weg. Sie ist hier, um zu bleiben. Wir freuen uns auf deinen Kommentar!

Lesermeinungen (15)

zu 'Doping Autotune: Musik am Ende?'

  • Stefan Schmidt   14. Feb 2021   19:40 UhrAntworten

    Ein(e) gute(r) Sänger(in) hat so eine Schummelei nicht nötig. Wer nicht in der Lage ist beim Singen den richtigen Ton zu treffen, soll es üben oder bleiben lassen. Ich finde den Einsatz solcher autotune Geräte / Plugins einfach unfair gegenüber denjenigen, die es wirklich können. Hier werden dem Zuhörer falsche Tatsachen vorgegaukelt. Wenn sich jemand während der Aufnahme mit einem Instrument verspielt, wird der Take eben solange wiederholt bis es passt und nicht mit Autotune daran herumgebastelt. Es gibt schon genug Effekte in der Musikwelt, womit sich der Klang aufpolieren lässt.
    Die Frage ob ich Autotune nutzen würde dürfte sich wohl erübrigen.

  • Blue Souldiver   14. Feb 2021   21:49 UhrAntworten

    Kurz zusammengefasst:
    Autotune als "Effekt" rollt mir komplett die Fußnägel hoch.
    Autotune als konstanter "Tuningperfektionierer" finde ich reichlich übertrieben, weil das Ergebnis (für meine Öhrchen) immer deutlich zu künstlich klingt.
    Aber Autotune als Rettungsmittel für eine emotional toll getroffene Gesangs-Performance, die nur tonal hie und da etwas daneben liegt, dafür bin ich dankbar :)!

  • Niko   15. Feb 2021   14:08 UhrAntworten

    Ich bin da eher Retro. Nichts geht über Livemusik, bei der man die Seele der Künstler raushören kann. Und die findet man nicht mehr in glattgebügelter musik von glattgebügelten Gesichtern. Traurig, wenn einem so die Erfahrung von Individualität und aufregenden Ecken und Kanten abhanden kommt.

  • David   19. Feb 2021   13:31 UhrAntworten

    Ich halte den Hass gegenüber Autotune für übertrieben und frage mich (wie immer bei allen Themen, die mit Kunst und Musik zu tun haben) warum sich Menschen, denen es nicht gefällt, es sich nicht einfach nicht anhören und aufhören, Musikern ihr Talent abzusprechen bzw. das schlecht reden müssen, was andere machen. Das ruiniert die Szene sehr viel mehr, als ihr es dem Effekt vorwerft.

    Autotune gibt auch Leuten, die keine Gesangsausbildung genießen durften, die Möglichkeit, ihre Ideen zu verwirklichen. Außerdem ist schon allein für gute Kompositionen und Texte unfassbar viel Talent nötig. Wer diese Talente mitbringt, aber nicht singen kann, soll sich dann trotzdem vom Musikmachen fern halten? Und was spricht denn überhaupt dagegen, untalentierten Menschen das Singen zu ermöglichen, wenn es ihnen Spaß macht? Uff ... Wer auch nur ein einziges Mal Autotune benutzt hat, weiß sowieso, dass mit der Tonhöhenkorrektur noch lange lange lange nicht alles getan ist, damit die Vocals gut klingen. Zu gutem Gesang gehören eben auch Intonation, Gefühl in der Stimme und so weiter. Das kann man nicht mit Autotune und auch sonst mit keinem Plugin korrigieren.

    Über Autotune als Effekt kann man sich schlecht streiten, denn: Das ist schlichtweg Geschmackssache. Mir hat es auch lange nicht gefallen. Aber warum gegen alles wehren und wettern, was die Musik weiterentwickelt und ihr neue Möglichkeiten gibt, gerade wenn man selbst Musiker*in ist? War ja vor 60 Jahren mit Gitarrenverzerrern das Gleiche. Ich seh' da ein Muster.

    Gute Stimme und Gesangstalent haben Respekt verdient - keine Frage. Aber macht euch von Konventionen frei. Das tut der Kunst doch nur gut!

  • beatberg   19. Feb 2021   14:13 UhrAntworten

    Ich schließe mich den Vorschreibern völlig an.
    Automatische Tonhöhenkorrekturen sind einfach nur Müll!!!

  • Der F.   21. Feb 2021   01:48 UhrAntworten

    Jede Zeit hat ihren Klang, Mainstream Musik wurde immer "optimiert" - wenn z.B. ein "Star" nicht singen konnte .... kein Problem dann sang jemand anders. Live dann selbstverständlich Playback. Oder die hoch gepitchten Stimmen .... niemand könnte so hoch singen. Der Autotune als Effekt mag ähnlich wie ein Tapestop Effekt oder Scratch etc. sparsam eingesetzt meine Ohren nicht verärgern. (Aktuell ist das aber eine Mode die ich nicht mag, da zu oft und übertrieben eingesetzt)
    Ganze Stücke die nur aus Samples aufgebaut werden, eine ähnliche Diskussion.
    Tonhöhenkorrektur sehe ich nicht grundsätzlich als Problem, ein(e) KünstlerIn zeichnet sich nicht nur durch perfekte Töne aus, na ja - und was nicht ist kann ja noch werden .....

  • Nils   25. Feb 2021   12:57 UhrAntworten

    Milli Vanilli hätten mit Autotune selber singen können. :) Persönlich ist mir das eher egal, es gab und gibt immer Musik von 'echten' Künstlern. Popmusik ist ja auch nur Geschmackssache. Und wenn diese eben 100% Autotune ist, was solls? Wen es stört hört etwas anderes

    • Christoph   05. Dez 2021   14:48 UhrAntworten

      Ich finde ja gerade den Unterschied zwischen Album und Konzert so schön. Wenn man hört, dass die Sänger und auch die anderen Musiker mal was anders machen, ein Lied mal anders interpretieren.

      Sonst könnte ich ja auch einfach die CD voll aufdrehen. Aber ed gibt da wohl zwischen Metal und Pop nochmal eine sehr große Lücke.

      Ich hab nichts gegen (klar auch ge-remixten) Background-Gesang, wenn man keinen Chor zur Verfügung hat.

      Und was mich an Autotune am meisten stört: es hört sich in vielen Produktionen nicht mehr schön an. Fast nach dem Motto "So singt doch kein Mensch!"

      Und dann mag ich da einfach nicht mehr gerne zuhören.

  • D. M   04. Mrz 2021   16:30 UhrAntworten

    90% des HipHop's hierzulande sind keine Musik ob mit oder ohne AT. Man muss sich doch nurmal die Texte, das image anschauen was alleine nur hier in Deutschland propagiert wird. Wenn man sonst nix kann wird man Rapper. Und Autotune ist da ein Teil von, was parrallel dann Gesprächsstoff und so ein negativ image hervorruft. Wie Dissy u.a rapt : ,,Rapper sind auf schiefer Bahn und Autotune macht sie grade,,
    Plastikmusik kommt und geht und Autotune ist ein Teil davon

  • Tom Tubby   27. Apr 2021   19:34 UhrAntworten

    Thema verfehlt. Was perfektionisten als cheaten bezeichnen könn(t)en sind Melodyne & Co. Autotune wird als Fx und stilmittel eingesetzt und darf durchaus als Geschmackssache betrachtet werden.

  • Marco   06. Mai 2021   20:06 UhrAntworten

    Hallo liebes Delamar Team,

    Ich finde, Ihr macht alle einen tollen Job und Eure Seite ist verdammt informativ und wird echt gut in Szene gesetzt und von daher verdienen sie auch keine Kommentare, die mit Sauklauen verfasst wurden, denn es zerstört irgendwie das Gesamtbild.

    Der letzte Post von mir war einfach desaströs ausgedrückt und voller Rechtschreibfehler. Ich möchte mich dafür entschuldigen und habe mir die Mühe gemacht und mein Kommentar so gut es ging neu verfasst.
    Leider habe ich eine ausgeprägte Lese- und Rechtschreibschwäche, die ich aber immer besser im Griff bekomme dank guter Nachhilfe. 

    Hier mein neu verfasster Kommentar "Hoffentlich, viel Spaß beim Lesen"

    Ich kenne mich gut mit Melodyne , Autotune(Antares) oder auch Waves Tune aus und wenn ich immer wieder lesen muss, das man trotz allem noch viel Talent braucht um gut hörbare Musik zu kreieren, dann muss ich aber laut lachen.

    Anscheinend wissen einige Leute nicht, was für eine macht diese Plugins haben. Selbst die Stars können nicht darauf verzichten, denn sonst hätten sie nicht die geringste Chance auf dem Markt. Dieses perfekte Ergebnis wird man ohne nicht erreichen können.

    Außerdem gibt es genügend Möchtegern Musiker, die sich einfach fertige Beats kaufen, Kompositionen oder Gesangsmelodien biten(klauen),  Autotune darauf klatschen bspw. noch schnell zum Studio laufen und schon sind es heute unsere neuen Chartstürmer, einfach lächerlich so was.

    Als wäre es mit der Tonhöhenkorrektur nicht genug, kann man mit dem Hörbaren Autotune Effekt ein Perfekt künstliches Gefühl erzeugen. Viele Sänger und Sängerinnen die kein magnetisierendes Gefühl(Emotion) in der Stimme haben, profitieren sehr stark davon.

    Klar wird heute überall getrickst, aber bei der stimme, in diesem ausmaß?. Merkt Euch eins, die Stimme, ist für viele Menschen nicht einfach nur ein billiges Instrument, denn es ist die Seele, die da spricht!

    Als echtes Stilmittel à la Datfpunk ok, aber heute wird es zu 90 % nur noch benutzt, um perfekt zu klingen, nicht mehr und nicht weniger.

    Klar hat es schon immer Hall, Delay usw. gegeben, dafür könnte ich auch in den Wald gehen. Aber mal im Ernst, mit Autotune geht das einfach alles zu weit.

    Wir müssen langsam einen Schnitt machen, die heutige Musik klingt immer gleicher. Ich möchte mich davon abheben, und gehe das Risiko ein, nicht perfekt zu klingen. War es nicht das, was einst beeindruckende Aufnahmen auch auszeichnete? Ein einzigartiger, charaktervolle Sound mit Ecken und Kanten, aber echtem Gefühl. Schwimme weiter mit dem Strom und verschließe deine Ohren, oder denk noch einmal über meine Worte nach. ;-)

    Gruß
    Marco

  • MIchael   30. Jul 2021   15:17 UhrAntworten

    Das oben gesagte kann man auch auf andere Instrumente übertragen: wenn ich einen Track am Keyboard einspiele und der war generell gut bis auf einen Ton, dann kann ich den in der DAW noch zurechtschubsen. Ich würde das Selbe auch mit Melodyne bei einem Gesangstrack machen.
    Würde ich den kompletten soeben eingespielten Midi-Track jedoch 100% quantisieren, fehlt diesem hinterher (je nach Genre) jegliche Lebendigkeit - ich hätte ihn also kaputtquantisiert. Und das würde ich nicht wollen. Dann lieber nochmal erneut einspielen - solange, bis alles passt. Ein paar Korrekturen sind OK, kleinere Fehler können auch gerne drinbleiben. Letztlich bleibt die Frage, ob überhaupt jemand merkt, dass dort ein Ton im Take nicht 100% präzise war.

    Ich gebe den Vorrednern recht - Autotune & Co. sind Tools, die man als Musiker nutzen kann, um Musik zu machen. Das ist es, was zählt. Ob der Effekt jetzt übertrieben ist oder nicht, ist letztendlich auch Geschmacksache des Publikums.

  • Bassovsky   30. Jul 2021   21:07 UhrAntworten

    Tja, m.E. ist es mit den "Zutaten" in der Musik ähnlich wie z.B. beim Backen oder Kochen. Beispiel: Kunsthonig versus Bienenhonig. Beides ist süß und sieht (ggf.) ähnlich aus - und doch haben beide Substanzen darüber hinaus wenig gemeinsam. Natürlich kann man (elektrisch erzeugte/verstärkte) "produzierte Geräusche musikähnlichen Charakters" als "Musik" bezeichnen. Meines Erachtens hat das mit "Musizieren" im wahrsten Sinne des Wortes wenig zu tun. Das Wort "Musikproduzent" sagt doch eigentlich ziemlich präzise, um was es geht. Musik- bzw. Unterhaltungsindustrie produzieren mit industriellen Methoden etwas, das sie dann dann Musik nennen. Ich kann sie nicht daran hindern - aber ich kann den Konsum ihrer Produkte weitgehendst vermeiden. Und das tue ich mit Vergnügen !!! Oder in "einfacher Sprache": Autotuning und der andere "Kunsthonig" geh'n mir am Arsch vorbei. Meine Ohren bleiben sauber!

  • Gereon Tolle   31. Jul 2021   13:18 UhrAntworten

    Der Effekt ist uralte Hacke. Bei Cher habe ich noch genau hingehört und gedacht: was ist das? Klingt geil, wie machen die das. Dann kam „I‘m blue, dabadidabadei . . .“. Da ging‘s mir schon auf’n Sack, weil das Lied selbst zu kitschig war. Wenn ich heute WDR Cosmo dran hab, höre ich nur noch diesen Effekt. Dann schalte ich einen anderen Sender ein, denn dieser Effekt ist total abgegriffen. Verehrte Produzenten: Denkt euch etwas neues aus, ihr seid über zwanzig Jahre hinter der Zeit.

  • Frank   09. Mrz 2023   20:14 UhrAntworten

    AutoTune führt einfach dazu, dass die Stimmen alle (immer mehr) gleich klingen. Außerdem nervt es jeden, der weiß wie eine natürliche Stimme klingt. Das ist völlig eindeutig. Dass man mit Autotune natürlich extremer oder sanfter die Stimmen manipulieren kann ist ja klar, doch es geht nicht NUR um die "Tonhöhenkorrektur" (fast die wörtliche Übersetzung von "AutoTune), sondern auch um die Sterilisierung in der Produktion allgemein. Dazu hat auch schon die Kompressoren beigetragen, die es ja nun schon über 5 oder 6 Jahrzehnte lang gibt. Aber es macht durchaus einen großen Unterscheid WIE man Kompression bei Aufnahmen einsetzt.

    Das Selbe gilt sicherlich in einem begrenzten Umfang auch für Autotune, wenn ich es z.B. nur für einzelne, "kritische", unsauber gesungene Stellen in der Aufnahme benutze, um Zeit bei der Produktion zu sparen. Alle solche Produktionsmittel laufen grundsätzlich Gefahr Einheitsbrei zu Produzieren. Es ist wie Dickungsmittel und Geschmacksverstärker im Essen. Zuviel davon und alles schmeckt gleich - und "bio" ist es auch nicht :-)

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