10 verräterische Anzeichen einer Amateur-Produktion
So entlarvst Du jede Amateur-Produktion
Aufnahmen aus Homerecording-Studios klingen oft nach „Amateur“. Aber was genau unterscheidet denn die Aufnahmen aus den Schlafzimmer-Studios von den professionellen bzw. kommerziellen Aufnahmen? Diese Frage ist nicht einfach mit tonaler Qualität oder dem Vorhandensein so genannter „High Fidelity“ abgetan, denn es gibt genug Aufnahmen aus dem Profilager, die nach LoFi klingen oder absichtlich verzerrt wurden, weil es dem Song gut steht.
Es sind eher andere mehr oder weniger offensichtliche Aspekte und Gesichtspunkte, die den Amateur bei der Aufnahme und beim Mix entlarven. Um genau diese geht es in diesem Artikel.
Es ist wichtig diese 10 verräterischen Anzeichen zu kennen, denn nur so kann man sie in den eigenen Produktionen vermeiden, um bessere und professioneller klingende Aufnahmen und Mixe zu schaffen:
Passend dazu
- Produzenten- & Musikerfloskeln: Wie oft hast Du das hier schon gehört?
- Musikbusiness: 8 Charakteristika, die einen Profi von einem Amateur unterscheiden
- Recording: Die beste Position für das Mikrofon?
- Homerecording: Warum klingen meine Produktionen nicht „pro“?
- Demo-CD: Auswahl der Songs
1. Basslastige Mixe
Nichts sagt mehr Amateur als ein zu basslastiger Mix, dessen tiefe Frequenzen sprunghaft, bzw. pumpend klingen und den Rest des Mixes überlagern und unterbuttern.
Anfänger hören Aufnahmen und Mixe gerne über Kopfhörer oder zu kleinen Lautsprechern ab, die die Bassfrequenzen unterrepräsentieren. Natürlich werden dann die tiefen Frequenzen im Mix aufgedreht, um das Fehlen zu kompensieren. Dies führt dann aber zu breiigen und wenig differenzierten Mischungen.
Um solch übertrieben basslastigen Mixe zu vermeiden, sollte man seine Songs auch auf anderen Abhören (z.B. Auto, Küchenradio, Stereoanlage) gegenchecken und immer wieder mit kommerziellen Referenz-CDs vergleichen.
2. Lautstärke und Sound der Drums
In einer Band ist das Schlagzeug das am schwierigsten aufzunehmende Instrument. Jedes einzelne Element der Aufnahmekette kann das Ergebnis enorm beeinflussen: der Raum, die einzelnen Drums, die verwendeten Mikrofone (und selbstverständlich auch die Performance des Drummers). Professionelle Toningenieure probieren oft tage- oder wochenlang an allen Elementen der Aufnahmekette herum, um sicher zu gehen, dass das Schlagzeug optimal aufgenommen wird und keine einzelne Drum die anderen im Mix überschattet. Die Verwendung von bis zu 10 Mikrofonen bei der Aufnahme von Schlagzeug ist keine Seltenheit – und da kann natürlich nicht jedes Homerecording-Studio mithalten.
Aber selbst wenn man nicht mit den ganz Großen mithalten kann, sollte man zumindest auf eine gute Balance der Einzelsounds bei der Aufnahme bzw. bei der Abmischung achten. Wer Probleme mit den Lautstärken der einzelnen Drum-Elemente hat, kann sich mit einem einfachen Trick behelfen: Zunächst sucht man sich eine moderne Produktion aus, die tonal dem Song ähnlich ist, den man gerade abmischt und spielt diese ab. Man verringert die Lautstärke des Playbacks stetig und je leiser dieses wird, desto mehr Elemente verschwinden ins nicht mehr Hörbare. Bei moderner Musik sind die letzten noch hörbaren Elemente meist die Kick-Drum, die Snare-Drum und das Lead-Vocal. Nun kann man versuchen diese Balance in seinen eigenen Mixen zu reproduzieren.
3. Sich gegenseitig maskierende Instrumente
Dieses Problem hat genau so viel mit Arrangement wie mit Produktion zu tun. Teile einer Musik-Produktion oder bestimmte Instrumente können an Abgrenzung zu anderen verlieren, wenn sie nicht einen eigenen Platz im Arrangement zugewiesen bekommen. Dieses Phänomen ist ganz typisch für Amateur-Produktionen, weil viele von uns noch während der Aufnahmen an den Songs schreiben und neue Parts hinzufügen anstatt im Vorfeld der Aufnahmen das Arrangement zu strukturieren und an die Bedürfnisse des Songs anzupassen.
An diesem Vorgehen ist eigentlich nichts auszusetzen, wenn man entsprechend nacharbeitet.
Wenn man also feststellt, dass sich die einzelnen Spuren oder Instrumente im Mix nicht richtig voneinander absetzen können, dann ist es an der Zeit, sich Gedanken um das Arrangement zu machen und Raum zum atmen zu schaffen.
Weitere Informationen zum Thema Maskierung findest Du im Übrigen in diesen zwei Artikeln:
4. Ungleichmässige Vocals
Der größte Unterschied zwischen professionellen Superstar-Singern und uns Wannabes ist nicht das Einhalten von Tonhöhe, Tone oder Vibrato. Wenn man mal genau hinhört, dann wird man feststellen, dass einige der best-verkaufenden Künstlern sogar recht schlechte Sänger sind…
Was sie wirklich von den Amateur-Sängern unterscheidet ist die Fähigkeit dynamisch zu singen. Ein grossartiger Sänger weiß wie er die Lautstärke seiner Stimme kontrollieren kann und was noch viel wichtiger ist, er weiß wann er die Lautstärke ändern muss. Dies hat genau so viel mit dem Instrument „Stimme“, wie auch mit dem Können vor dem Mikrofon zu tun.
Amateur-Sänger kann man schonmal dabei erwischen 10cm vom Mikrofon entfernt zu flüstern oder mit dem Mikrofon im Mund zu schreien. Das führt zu ungleichmässigen Aufnahmen der Stimme, die wiederum „Amateur“ sagen.
Das korrekte Aufnehmen von Vocals ist aber eigentlich gar nicht schwer. Das Wichtigste und am meisten Ignorierte ist das Üben! Bevor die erste Aufnahme gemacht wird, muss der Sänger jedes Wort und jeden Wechsel im Song kennen und wissen, wann er wie zu singen hat. Am besten sollte man auch die Stellen zum Atmen mit dem Sänger durchgehen.
5. Übertriebener Halleffekt
Hall ist ein Effekt, der am besten nur sehr spärlich eingesetzt wird – gleich ob es darum geht mehr Tiefe oder Räumlichkeit zu erzielen. Anfänger und Amateure arbeiten hier oft nach der Methode „etwas ist gut, mehr ist besser“. In aktuellen, modernen Musik-Produktionen wird Hall aber nur sehr sehr spärlich eingesetzt (es sei denn es geht darum den Effekt absichtlich prominent zu gestalten). Meistens ist der Hall fast unhörbar und verleiht der Stimme etwas mehr Textur.
Eine einfache Regel für das Nutzen von Hall ist den Effekt so lange lauter zu machen bis er gerademal hörbar wird, um ihn anschliessend um eine Kleinigkeit zurückzudrehen. Man muss dem Drang die Stimme in tiefe Chamber- oder Room-Effektpresets zu situieren standhalten.
6. Billig klingender Hall-Effekt
Selbst ungeübte Ohren können den Unterschied in der Klangqualität zwischen einem Lexicon Hallgerät für EUR 3000.- und einem in den Multitrack-Recorder eingebauten Halleffekt heraushören. Das liegt daran, dass der Mensch jeden Tag den unterschiedlichsten Halleffekten in der Natur und seiner Umgebung ausgesetzt ist.
Wer sich kein teures Effektgerät für Hall-Algorithmen leisten kann, kann sich mal bei den Plugins umschauen. Das VST-Plugin SIR gilt als eines der besten und ist sogar kostenlos erhältlich. Im Zweifel ist es besser den Hall ganz wegzulassen als einen schlecht klingenden Hall zu nutzen.
7. Falsche Drums
Oder besser gesagt: offensichtlich im Sequencer erstelltes Schlagzeug, das als echtes Schlagzeug durchgehen soll. Dies ist zwar kein Problem in elektronischer Musik, wo die Beats von Drum Machines gespielt werden. Aber in Pop- und Rock-Musik sind die dynamischen Anforderungen höher und der Hörer ist an natürliche und nuancierte Sounds vom Schlagzeug gewöhnt.
Der Amateur-Mix ist am einfachsten an der Ride Cymbal oder der Snare Drum zu hören. Der Sound einer echten Snare Drum hängt davon ab wo und wie stark der Stick die Drum trifft. Und das gilt noch viel mehr für das Ride Cymbal, insbesondere in der Nähe der Erhöhung in der Mitte. Wenn ein Musikstück nun 16 Takte lang dasselbe Sample einer Ride Cymbal im Achtel-Rhythmus spielt, dann ist auch für den Laien klar, dass etwas nicht stimmen kann.
Mit einem bisschen mehr Aufwand können aber auch programmierte Drums realistisch klingen und die in viele Sequencer eingebaute Groove-Quantisierung kann hier ebenfalls etwas mehr Menschlichkeit in die Beats bringen.
8. Unverständliche Vocals
Wenn ein Song Lyrics bzw. eine Gesangsspur hat, dann sollte ein Zuhörer auch in der Lage sein, den Inhalt der Worte verstehen zu können. Natürlich erscheint das elementar, aber viele Anfänger und Amateure übersehen diese Tatsache.
Es gibt verschiedene mögliche Gründe für unverständliche Vocals. Eine Möglichkeit ist der so genannte Nahbesprechungseffekt bei direktionalen Mikrofonen. Wenn die Schallquelle sich zu nah an der Membran befindet, werden die tiefen Frequenzen angehoben. Abhilfe ist einfach geschaffen indem man das Mikrofon einige Zentimeter von der Schallquelle entfernt.
Ein weterer Grund könnte das Fehlen eines Popp-Filters sein, denn dadurch werden im schlimmsten Fall harte Konsonanten in einen kleinen Luftstrom übersetzt, der Plopps und Popps auf der Aufnahme hervorruft. Eine solche Aufnahme klingt sorglos und faul. Wer sich keinen Popp-Filter leisten möchte, der kann aus einem Kleiderbügel und einem Nylonstrumpf einen Poppschutz zusammenbasteln. Der Effekt ist auch mit der DIY-Methode zufriedenstellend.
Weiterhin ist oft ein falsch eingestellter EQ schuld an unverständlichen Vocals. Zu oft neigt man dazu einen Vocaltrack durch das Boosten der hohen Frequenzen verbessern zu wollen und macht das Vocal dadurch zu kantig, scharf und manchmal sogar dünn ohne die Klarheit zu steigern. Viel effektiver ist es hingegen eine Vocalspur durch einen Low-Frequency Cut um die 100Hz „aufzuräumen“ und durch einen minimalen Boost um die 4-5kHz die Sprachverständlichkeit etwas zu verbessern.
9. Zu viel (schlechter) Raumklang
Wer keinen akustisch behandelten oder sehr großen Aufnahmeraum hat, sollte sich bewusst werden, dass der Aufnahmeraum alles andere als optimal ist. Andererseits bedeutet ein schlecht klingender Raum nicht gleich automatisch eine schlechte Aufnahme. Viele kommerzielle Alben sind in solchen suboptimalen Umgebungen aufgenommen worden, es wurde dann aber darauf geachtet, dass sich der Raumklang, der in den Aufnahmen zu hören ist, in Grenzen hält.
Passendes Tutorial: Mikrofon richtig im Raum aufstellen »
Um den Raumklang möglichst gering zu halten, sollte man Mikrofone mit Nieren- oder Acht-Charakteristik wählen und möglichst nah an der Schallquelle mikrofonieren.
10. Schlechtes Timing
Professionelle Musiker üben oftmals wochen- oder monatelang bevor sie ins Studio gehen. Wie bereits weiter oben erwähnt, tendieren Amateure dazu ihre Musik on-the-fly zu schreiben und aufzunehmen, was wiederum bedeutet, dass das Üben schlicht wegfällt. Oftmals kommt noch hinzu, dass man glaubt Fehler im Mix korrigieren zu können und deswegen Aufnahmen behält, die alles andere als perfekt sind.
Wer aber professionell klingen will, der muss nach Perfektion streben und darf keine Fehler in den finalen Spuren haben. Ein einziger Fehler kann einen Song schon als einen Amateur-Mix entlarven.
Oder anders gesagt: Gute Bands sind tight, und wenn die eigene Musikproduktion nicht tight klingt, dann denken die Zuhörer automatisch man wäre nicht gut. Der Schlüssel ist ausgiebiges Üben bevor man auf den Aufnahmeknopf drückt.
Fazit
Das waren die 10 verräterische Anzeichen einer Amateur-Produktion. Kennst Du weitere Stolperfallen? Wir freuen uns auf deinen Kommentar.
zu '10 verräterische Anzeichen einer Amateur-Produktion'
Diluvian 02. Jan 2008 22:19 Uhr
Da ist zwar schon einiges dran, aber bei Nr.3 haste ein bisschen dich vergriffen, denn Musik ist eine Art Kunst und das hat nichtmal ein Profi schon im vorhinaus geplant. Einiges passiert aus freiem Gedankenfluss und Fantasy.
Der Pro schafft es eben dann, die sounds so abzumischen dass es auch gut klingt. Die Umsetzung wird wohl einfach nur gekonnter sein, nicht unbedingt die Idee und dessen "Vorplanung".
Gruß
carlos (delamar) 02. Jan 2008 22:46 Uhr
Die Ausnahme bestätigt die Regel. Aber achte mal bei den professionellen Produktionen mal auf die Instrumentalisierung und das Arrangement. Die sind meistens sehr pfiffig und ausgefeilt.
Und natürlich nutzen viele auch gerne ein Layering der Sounds, aber im Endeffekt geht es hierbei darum, einen Sound breiter zu machen.
Oder ein anderes Beispiel: Ein Duett wird gerne in zwei verschiedenen stimmlichen Lagen gesungen...
Ken Park 11. Jan 2008 07:12 Uhr
Hallo,
ich will ja wirklich nicht frech sein, aber wenigstens einen Link hätte man vermerken können.
mfg
Ken
Michael 17. Jan 2008 08:50 Uhr
Ein hauptsächliches Problem sehe ich in der UnArt, einen bestehenden Song nicht in seinen einzelnen Bestandteilen hören zu können. Wenn man sich auf einzelne Instrumente konzentrieren kann, um deren Verlauf zu hören, merkt man sehr schnell, wie und wo sie mit welchen Effekten im Mix eingebunden sind. Well...die Einen können es, die Anderen nicht, das lässt sich nicht von heute auf morgen erzwingen.
Eine Sache zu den Drums: Ihr glaubt gar nicht, wieviele "Top"-Produktionen NICHT mit echtem Schlagzeug eingespielt sind! Amateuren würde ich grundsätzlich raten, davon die Finger zu lassen, denn das ist wirklich sehr aufwendig und mit viel Equipment verbunden. Sehr viel einfacher und wirklich gut klingend sind Sampler - Sounds. Aber: Die sollten ( gute Qualität vorausgesetzt ) sehr sorgfältig und möglichst auch von einem Schlagzeuger programmiert ( oder zumindest kontrolliert ) werden, sonst klingts leicht steril nach einem Drumcomputer...
So long aus Bonn
migebo
carlos (delamar) 17. Jan 2008 11:20 Uhr
Ebenfalls empfehlenswert sind Programme, die eine Menge natürlicher Drums mit verschiedenen Fills und Breaks mitbringen.
Peter 23. Jun 2008 12:21 Uhr
Sehr gut geschriebener Artikel, wie die meisten hier finde ich.
Christian 25. Jan 2009 20:43 Uhr
"Bevor die erste Aufnahme gemacht wird, muss der Sänger jedes Wort und jeden Wechsel im Song kennen und wissen, wann er wie zu singen hat. Am besten sollte man auch die Stellen zum Atmen mit dem Sänger durchgehen".
Ist Grundsätzlich mit Sicherheit richtig, aber man sollte auch die "Kreativität des Augenblicks" nicht vergessen.
Es ist in meinen Produktionen schon einige male vorgekommen, das wärend der Aufnahme, der Künstler das so lange geübte, gar nicht gesungen hat. Warum auch immer. Aber trozfdem klang das dann durch Zufall viel besser.
Deshalb meine Erfahrung, nicht zu versteifen auf altbewärtes. Wer weiß, vielleicht fält einem direkt bei der Aufnahme das eine Nötchen ein, welches gefehlt hat.
Ansonsten super Artikel, wie auch die ganze HP.
kevin halm 24. Jan 2010 13:41 Uhr
naja logischerweise lässt bestimmt jeder part viel flowvariation zu... und grade wenn du mit deinem sänger noch übst, und vielleicht ne halbe stunde den part gehört hast, is es ein natürliches phänomen eine andere art der betohnung etc. plötzlich besser zu finden, fiel mir desöfteren auf...
aber ich finde das arrangement muss auf jeden fall im vorfeld stehn^^
Andy S. 12. Feb 2010 10:25 Uhr
Wenn die Muskier nicht vorbereitet sind, kostet das nur Zeit im Studio!!
Alex 06. Feb 2011 00:39 Uhr
Finde es garnicht schlimm, kommt natürlich auf die Musik an die man macht. In manchen Genres ist es sogar von Vorteil wenn es nach Lofi klingt. High End Producions brauche ich nicht unbedingt. Wenn der Song gut ist, ist es egal ob Lofi oder nicht.
volker vorndamme 05. Jan 2012 11:49 Uhr
Ein schöner Artikel, der viel wahres enthält. Allerdings steht zum Glück nicht (mehr) jede Band auf hochglanz Produktionen, in denen alles "richtig" gemacht wurde. Außerdem finde ich die Einteilung in Amateur und Profi, richtig und falsch problematisch.
Es gibt für jedes Produkt einen Abnehmer. (Und wenn es nur die 10 engsten Freunde der Band sind, die ihre ersten Aufnahmen abfeiern) Besser wäre also eine Kategorisierung auf Seiten der Hörer vorzunehmen, anstatt einen Nachwuchs-Mixer durch unnötige Kategorisierungen zu entmutigen.
Dasselbe gilt auch für Demos und "echte" Produktion. Was ist ein Demo und was eine "richtige" Produktion? Wenn sie möglichst teuer war? Oder in einem "echten" Studio aufgenommen wurde?
Eine Musik-Zeitung die keine Unterscheidung zwischen Demo und "Profi-Produktion" vornimmt ist z.B. das OX Fanzine. Weiter so!!
DrNI 08. Jan 2014 00:40 Uhr
Zu Punk 1: Genau hier kann ein Kopfhörer helfen - nämlich der allseits beliebte Beyerdynamic DT770 Pro, der eine deutliche und sehr klare Bass-Wiedergabe hinbekommt.
Doch Vorsicht: Wer auf Kopfhörern mischt, gibt gerne zu viel Hall dazu, und das klingt auch bei gutem Hall nicht schön. Außerdem werden die Mixe meist zu mittig, da der Kopfhörer einer 180°-Lautsprecher-Anordnung entspricht.
Somit sollte man den genannten Kopfhörer vor allem dafür verwenden, einen Mix unabhängig vom Raum untenrum zu kontrollieren. Die wenigsten Homerecording-Studios haben eine gute Akustik - und gerade unten rum schwimmt und dröhnt es gerne.
Donald 19. Okt 2015 11:43 Uhr
Guter Artikel. Für ein bisschen Monitoring ist das s(m)exoscope
in 32 Bit und Seven Phases Analyser 32/64 Bit gut,
oder Cableguys VolumShaper4 64 Bit.
Desweiteren kann es nicht falsch sein was über die Materie zu lesen.
Sowas wie "Fletcher Munson Kurve" oder "Haas Effekt" , sowie psychoakustische Werte (24 - 30 ms) , oder Binaurale Sounds kann man ruhig kennen.
Das Thema Takes ist schon eine aufregende Sache.
Einfach mal bei Wikipedia den Artikel "Takes Musik" lesen.
Letzter Absatz:
"Nicht selten tendieren Jazz-Musiker dazu, den ersten Take zu bevorzugen, denn er zeigt häufig ein höheres Maß an Spontaneität und Einfallsreichtum. Ursprünglich offiziell nicht veröffentlichte Takes sind hin und wieder begehrte Sammlerstücke" [wiki]
Der Film "Hustle & Flow" passt hier gut.
Und nie aufgeben.
Raphael 23. Okt 2015 08:26 Uhr
Da ich so gerade aus dem Amateurbereich komme bzw. immer noch eine steile Lernkurve habe, kann ich noch folgende Punkte ergänzen:
- wenig Stereobreite
- zu geringe Lautstärke oder eben zu stark aufgedrehte Pegel
- Zu starke Kompression (pumpen)
- Viel Bass und viele Höhen, aber kaum Mitten
Und generell erlebe ich oft, dass Musiker den Eindruck haben, je mehr tolle Sounds sie gleichzeitig verbauen, desto besser wird der Song. Dem ist aber oft nicht so.. man kann nicht gleichzeitig fette Drums haben, stark verzerrte Gitarren voll aufdrehen und dann noch einen verzerrten Bass in den Vordergrund stellen und erwarten, dass noch jemand den Sänger versteht : D
P.Chris 28. Okt 2015 14:35 Uhr
Punkt 11: Nichteinhaltung von Richtwerten.
Es gibt viele gute Aufnahmen von Amateuren, die sich mit Hinblick auf Sound und musikalischer Quantität nicht hinter professionellen Hi End-Produktionen verstecken brauchen.
Dennoch gibt es fundamentale Aspekte, die sich nicht zwangsläufig (nur) hören, sondern nur messen lassen und sich insbesondere hier professionelle Aufnahmen von Amateuren sehr deutlich abheben, weil es gilt, eben jene Richtwerte auch konsequent einzuhalten !
Als "Laie" ist man doch sehr oft verunsichert, wenn man die Sachen von Profis mit manchen Aufnahmen von Amateuren vergleicht.
Mitunter klingen die Amatueraufnahmen gar lauter, fetter, knackiger und subjektiv einfach "viel besser", als die vergleichbare Profiaufnahme.
Und schwupps... orientiert sich der "Laie" lieber an der Amateuraufnahme, als am Profi, weil ihm persönlich der Sound der Amateuraufnahme doch viel mehr zusagt, als die Profiaufnahme.
Und hier liegt der Denkfehler und Irrweg vieler Amateure auch begraben !
Als Amateur sollte man sich trauen selbst zu hinterfragen, weswegen eine CD vom Profi eigentlich so klingt, wie sie klingt und welche spezifischen Anforderungen eigentlich dahinter stecken ?
Der wohl wesentlichste Unterschied zwischen Profi und Amateurmix liegt darin, das Profis letztlich FÜR z.B. das Radio produzieren, denn letztlich soll die Scheibe ja auch über den Äther geschickt, Millionen Leute erreichen.
Amateure orientieren sich in ihren Mixen leider sehr häufig VOM (fetten) Sound aus dem Radio und wenn die eigenen Scheibe wahrscheinlich nie über eine Radiostation geschickt werden wird, soll sie zumindest aber so klingen, "wie" aus dem Radio.
Dagegen ist an sich auch nichts schlimmes dran (wenn man nur so Musik für sich und seine Freunde machen möchte), nur wenn man sich in INDUSTRIELL PROFESSIONELLE Sphären begeben will, muss man anders denken, denn Amateure die einmal das Glück hatten, ihre (fetten) Sachen einmal z.B. in einem Contest über einen professionellen Sender laufen zu lassen, stellen i.d.R. meist gleich enttäuscht erschrocken fest, wie grottig schlecht, verzerrt klirrend oder vollkommen dünn ihre Sachen auf einmal klingen und das, obwohl ihre eigenen Aufnahmen über die gleiche heimische Anlage Zuhause doch so geil und mind. ebenbürtig, wenn nicht noch "viel viel besser" klangen als die Scheibe von Star XY.
Man bedenkt halt nicht, das Musik die *industriell (*ob Radio, Kino, TV usw.) weiterverwendet wird, auch entsprechend verarbeitet wird und im Vorfeld entsprechend aufbereitet sein muss und sollte.
Und hierfür gibt es Vorgaben, Richt- und Grenzwerte, die z.B. Dynamikumfänge, RMS-Lautstärken, Frequenzgänge etc. betreffen, damit eine Produktion später im z.B. Radio so (fett) klingen kann, wie sie dann letztlich durchgeschleift durch Dynamikprozessoren, harte Kompressionen usw. aus z.B. dem Radio klingt.
Daher hat es einen sehr triftigen Grund, warum die CD von Star XY weniger fett und sogar auch etwas leiser als die megafette Amateuraufnahme von Kumpel YZ klingt.
Ich kann Amateuren- die professionell vordringen möchten, daher immer nur eindringendst empfehlen, sich bei ihren Mixen an den CD`s ihrer Idole, bzw. den gängigen Standard als Referenz zu orientieren (auch mal von einem anderen Act, dessen Platte vlt. sogar technisch noch "besser/vernünftiger/technisch sauberer" klingt), sich mit Richt- und Grenzwerte und Anforderungen auseinanderzusetzen und sich nicht am Radiomix und schon gar nicht an megafette Mixe von anderen Freunden (und wahrscheinlich ebenfalls Amateuren) zu orientieren und sich dadurch letztlich hinsichtlich seiner eigenen Bestrebungen nur verunsichern zu lassen.
Wenn die aktuelle CD vom Idol XY mit z.B. durchschnittlich -12 db RMS gefahren ist, dann hat das schon seinen industriellen (Hinter)Grund und liegt nicht daran, das er nicht auch noch lauter könnte und es auch ein prinzipielles Fehldenken vieler Amateure ist, das man selbst ja noch vieeeel lauter könne (und somit "besser" und noch "professioneller" wäre), als das eigene Vorbild und dessen Profiproduktion.
Bei wahren Profiproduktionen geht es letztlich immer um die Angelegenheit, das der Sound beim Konsumenten (mit seiner im Gegensatz zu Hi End Studioequipment und besten akustischen Bedingungen vergleichsweise "minderwertigeren" Heimanlage in den eigenen 4 Wänden mit schlechteren akustischen Bedingungen) noch einigermaßen sauber und ausgewogen rüberkommt ;-)
Kahlbert 30. Okt 2015 13:34 Uhr
@P.Chris: Welche kommerzielle Pop-CD mit RMS -12 hast Du denn in letzter Zeit zu Gesicht bekommen? Du meinst es zwar gut, aber Deine konkrete Empfehlung geht nach hinten los, gerade weil sich seit vielen Jahren jeder nach dem gnadenlos totkomprimierten Einheitsmüll vom Idol XY richten will, obwohl übermäßige Loudness erwiesenermaßen nicht nur sinnlos, anstrengend und müllig ist, sondern auch noch kontraproduktiv im Radio - das interessiert nur keinen ...
Toc99 30. Okt 2015 16:13 Uhr
@P.Chris: Ich finde Deine Äußerungen eher schwammig. Klar, es gibt sie, Standards und Normen, aber was heißt das jetzt konkret für die eigene Produktion? Ich lese immer nur "megafett", aber letztendlich bleibt viel von Deinem Text an der Oberfläche. Was heißt das alles z.B. bezogen auf K-Metering?
Außerdem kann man das meiner Meinung nach gar nicht pauschal sehen. Das hängt sehr stark vom Genre ab. Fahr Dir mal die "Noema" von Klezmorim rein, meiner Meinung nach eine schwerstgeile Produktion – mit einem für Popradio völlig untauglich großen Dynamikumfang. Aber diese Produktion hat für mich eine wahnsinnige Intensität und wenn man genau hinhört, merkt man z.B. auch, wie dort unauffällig aber konstruktiv mit Hallräumen gearbeitet wurde.
Man kann sich außerdem mal frech fragen, ob man überhaupt noch fürs Radio produzieren möchte. Denn mal ehrlich: Wer von Euch entdeckt im Radio noch neue Musik? Ich jedenfalls nicht, außer ab und zu auf dem lokalen freien Radio, das sowieso keine Loudness-Teufelsmaschinen an Bord hat (war dort schon live auf Sendung und hab mir das angeschaut, aber man hört es auch). Die Privatsender beziehen ihr Programm von den großen Plattenfirmen, da kommt man also eh nicht rein. Also läuft es über YouTube, SoundCloud, und so weiter. Wer also nicht absoluten Mainstream-Kram macht, kommt sowieso nicht im Radio. So what?
fatman 31. Okt 2015 13:17 Uhr
Lieber eine fehlerhafte Amateurproduktion mit einem klasse Song, als eine Profi-hochglanzproduktion mit schlechter Musik!
Welthits aus den 60er + 70er Jahren sind im Vergleich zu den heutigen Produktionsmöglichkeiten (auch im Homebereich) ziemlich schlecht. Und dennoch...
Schlecht? = Kinks mit "You really got me"
Gut? = Helene Fischer mit "Atemlos"
Schlecht? = Beatles mit "Strawberry Fields forever"
Gut? = Amigos mit "Sommerträume"
Produziert wie ihr wollt und könnt, aber haltet euch nicht mit schlechten, d.h. langweiligen Kompositionen auf.
Dasselbe kann man auch auf gute und schlechte Musiker anwenden.
Eric Claption mäßig produziert ist mir lieber als ein Musiker mit mäßigem Talent
auf Hochglanz.
Heute wird gerade im kommerziellen Bereich viel auf Durchschnitt produziert. Das ist Gift für Kreativität. Also ran mit dem billigen Hall und was Orginelles gezaubert!
Mokka 16. Aug 2017 09:52 Uhr
Es ist schon ein Unterschied ob man für zum Beispiel Broadcasting produziert und sich an empfohlene Spezifikation halten muss oder seinen Output auf SoundCloud o.ä. hat.
Was bedeutet denn überhaupt professionell ?
1. Im handwerklichen Sinne fachmännisch ausgeführt.
2. Im kommerziellen Sinne verkaufsfähig, jedoch nicht zwangsweise etwas mit der Qualitätsfrage zu tun hat.
Es gibt viele Amateuraufnahmen die sich professionell verkaufen.
Der Horizont zwischen Amateur und Profi ist ein recht diffuser.
Das einzig zulässige Gütesiegel ist der eigene Geschmack und erlaubt ist was gefällt.
Es gibt nur wirklich sehr wenige Ausnahmen wo das nicht so ist und Spezifikationen und Normen ins Spiel kommen und nicht mehr alles erlaubt ist was gefällt, weil produktionstechnisch nicht zumutbar oder herstellbar. Siehe zum Beispiel Vinylpressungen und Rohlinge permanent zerschossen werden oder die Nadel von der Platte springt.
Solle man sich als Musikschaffender aber stetig mit der Frage konfrontieren ob seine Musik kommerziell verwertbar ist oder sein Handwerk professionellen Ansprüchen genügt ?
Nein !
Man solle schließlich Musik machen und seiner Kreativität und Entwicklung freien Lauf lassen.
Musik ist nicht weniger toll und interessant, nur weil sie nicht industriell technischen Richtwerten entspricht und aus diesem Grunde macht schließlich auch keiner Musik, nur um der Norm gerecht zu werden.
Spaß macht was gefällt und in erster Linie sollte es einem auch selbst gefallen was man da macht und nicht in Bahnen denken ob es denn auch 100 000 anderen gefällt.
Im übrigen:
Hätte sich jeder immer nur an Vorgaben festgehalten, wären wir heute wahrscheinlich noch im Zeitalter barocker Konzerte mit weiß gepuderten Perücken !
Toc6 16. Aug 2017 12:04 Uhr
Profi heißt eigentlich nur, dass man damit so viel Geld verdient, dass man davon lebt. Über Qualität sagt das nichts aus. Ich arbeite im Bereich Tontechnik (meistens live, weniger Studio) nebenher. Es gibt unglaublich viele Profis, die das schlechter machen als ich. Aber sie leben davon. Ich (noch?) nicht.
Man kann sich fragen, was man mit Musik möchte. Möchte man Pop im wüstesten Sinne machen, also so klingen wie alle, nur eben diesen kleinen Tick frischer und lauter und geiler, dann macht man keine Kunst, sondern Design. Ein Produkt für einen ganz bestimmten Zweck. Das ist legitim. Aber es ist eben etwas anderes.
Künstlerisch braucht man mehr Freiheit. Man könnte zum Beispiel den Leuten was vor den Latz knallen wollen, auf das das Bauchfett nur so schwabbelt, oder vielleicht mit ganz leisen Tönen die Herzen der Menschen streicheln, oder rotzig abkotzen zur politischen Lage... und wenn das aufgenommen wird, dann sollte ein Mix die künstlerische Absicht unterstützen und nicht wegbügeln unter Normen.
Lustigerweise habe ich gerade gelesen, dass die Gabel (da musste ich bei Barock dran denken) lange Zeit von der katholischen Kirche als Teufelszeug angesehen wurde. Na Mahlzeit, Revolution! :-)
Mokka 16. Aug 2017 18:17 Uhr
Ich sehe das ähnlich.
Nicht alles soll und muss einer Norm unterliegen.
Das eigentlich Kuriose ist ja auch, das zum Beispiel die ersten Alben dann populär gewordener Stars mitunter zu den Besten bzw. bedeutendsten Arbeiten eines Künstlers zählen und Liebhaberstücke sind, gerade weil sie anfänglich aus einer Norm ausgebrochen sind, neu oder anders waren, aber vor allem Ecken und Kanten hatten und noch nicht so Diamanten glatt gebügelt waren.
SoundStrom 24. Aug 2017 13:06 Uhr
Im Bezug auf Nr. 1, kann ich nur noch den Tipp geben: Analyser benutzen, klar sind die Ohren das A & O aber wenn mann schon optisch seinen Track mit dem einer Profisession vergleicht, kann schnell erkannt werden, wie stark der Bass sein sollte und ob es noch Lücken im Frequenzbild der eigenen Session gibt.
Ansonsten, coole Auflistung!!!
SuperCool 12. Sep 2017 21:39 Uhr
Grausam geil mich selbst darin entdeckt. Danke für den Post!