Wie Musiker und Komponisten ihr Geld verdienen

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Davon zehrt die Zunft

Die aktuelle Musikwirtschaftsstudie der Friedrich-Schiller-Universität Jena besagt, dass Komponisten überwiegend von den Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften zehren, allen voran von der GEMA – annähernd 60 Prozent der im Jahr 2014 erwirtschafteten 304 Millionen Euro. Dann folgen die Honorare für Auftragsarbeiten, also beispielsweise für gemafreie Musik in Werbung.

Bei Musikern gestaltet sich die Lage freilich anders. Den Löwenanteil stellen die »übrigen Erlöse« – dazu zählt etwa der Musikunterricht. An zweiter Stelle stehen die direkten Einkünfte aus Live-Auftritten und Studioaufnahmen. Ausschüttungen durch Verwertungsgesellschaften wie die GVL spielen eine geringere Rolle.

Wie Musiker & Komponisten ihr Geld verdienen

Wie Musiker & Komponisten ihr Geld verdienen – Studie von 2014 | Quelle: faz.net [Lizenz: CC BY-ND 3.0]

Was sich seit Jahren abzeichnet, wird abermals bestätigt: Der Tonträgerverkauf bringt vergleichsweise wenig ein. Auch wenn Vinyl eine Renaissance erlebt, können sich die meisten Musiker schon längst nicht mehr allein durch verkaufte Medien über Wasser halten. Und Streaming ist bekanntlich nur ein Marketing-Werkzeug.

Umfrage: Sprich dich ausJetzt bist Du am Zug. Wie ist es bei Dir? Zunächst: Kannst Du von Deiner Musik leben? Unabhängig davon: Passt die Verteilung der Grafik mit deiner Lage überein? Und was sind deine »übrigen Erlöse«?

Lesermeinungen (11)

zu 'Wie Musiker und Komponisten ihr Geld verdienen'

  • Donald   29. Sep 2015   17:20 UhrAntworten

    Darf man ehrlich sein ?
    Also ich bin seit ca. 8 Jahren Berufunfähig (invalide), Soziahilfeempfänger
    und lebe so halt "vor dem Computer"

    Fast alles was ich bekomme fliesst in mein Studio.
    Schätze, einen 4-Stelligen Betrag habe ich schon für Software ausgegeben....
    (muss man ja vorsichtig sein mit Angaben,
    sonst droht Strafe vom Amt)

    So passiert es dann auch regelmässig, dass ich ab Mitte des Monats pleite bin
    und nichts zu essen habe.

    Anfangs habe ich viel in Sozialen Netzwerken gepostet,
    die Musik auf Bandcamp angeboten, wo ich sogar
    mal ein Album verkauft und 5 Euro verdient habe...
    Bei ca. 60 - 70 Labels hab ich mich beworben,
    ist letzten Endes nichts bei raus gekommen.

    In 2 oder 3 Fällen kam mal ein Kommentar, dass meine Musik großartig sei. (naja...)

    3 mal hab ich in Clubs spielen dürfen,
    lief jedesmal bescheiden für mich.

    Nun kann ich mir den Pro Account bei Soundcloud auch nicht mehr leisten
    und konnte über 140 Tracks löschen.
    Ein Neuanfang musste her.
    Jetzt komme ich aber beim splitten der Accounts (glaube 7 oder 8) nicht mehr weiter,
    weil ich keine Emailadressen mehr bekomme, oder die
    Accounts voll mit Musik sind.
    Wie wärs mit "Vitamin B"...
    Die wenigen Menschen, die meine Sachen kommentiert haben,
    meinten "Super" ,
    aber dadurch habe ich selbstverständlich kein Einkommen.
    Wozu auch...
    Produzieren tu ich so oder so und jeder kann sich
    die Musik auf Soundcloud dann kostenlos downloaden.

    Aber vermutlich würde ich es mit anderen genauso machen.

    Fazit:
    - nix Ausschüttungen der Verwertungsgesellschaften
    - nix Honorare für Auftragsarbeiten
    - nix Erlös über Musikunterricht
    - nix Live-Auftritte (mehr)

    MfG - Donald

  • Skellington   29. Sep 2015   20:17 UhrAntworten

    Donald,

    tut mir leid, von deiner Berufsunfähigkeit zu hören. Ich glaube, es geht vielen so wie dir – viel Geld investiert, viel Musik produziert, kaum jemanden interessiert's. Das liegt einfach daran, dass es heute dank leistungsstarken Laptops und billiger Software so unheimlich viele gibt, die Musik auf einem wirklich guten Niveau machen.

    Vielleicht ist "Vitamin B" wirklich das, worauf es ankommt – heute mehr denn je.

    Davon ab – bei mir sind es bislang schwerpunktmäßig Live-Auftritte, von denen ich (einigermaßen) lebe. Die kommen auch nicht von selber; in jeder Band, Duo, Projekt muss es immer einen "Verkäufer" geben – sonst läuft wenig bis gar nix. Es sei denn, man hat einen Agenten o.ä., der sich um Jobs kümmert.

  • P.Chris   29. Sep 2015   23:53 UhrAntworten

    Zunächst an Donald:
    Es tut mir leid wie es Dir ergangen ist und wie sich Deine Lebenssituation schildert.
    Ich kann Dir eigentlich nur raten, es mal bei Labels für Royalty Free Music zu versuchen. So habe auch ich einmal angefangen.

    Sofern Du Einkünfte durch den Verkauf oder Lizenzierung von Musik erzielst, kannst Du das auch ruhig beim Amt angeben (Du bist dann "Teilselbstständig"), da Du Dir auch natürlich etwas aus selbstständiger Arbeit dazu verdienen darfst.
    Sollte Dein "Musiker-Einkommen" monatlich "pauschal" (da Einkünfte typischerweise in nicht konstanten Summen und meist unregelmäßig erfolgen) in einer Höhe von unter 900 Euro liegen, wird Dir dieses Einkommen natürlich pauschal angerechnet, aber Du kannst dennoch weiter Leistungen vom Amt beziehen (das nennt sich dann lediglich "aufstocken"), um Deinen Lebensunterhalt abzusichern (Grundsicherung), da er alleine nicht mit Einkommen aus der Teilselbstständigkeit insgesamt nicht zu decken ist.

    Wichtig ist hierbei hinsichtlich einer Einnahmeüberschussrechnung zum Jahresende zur Vorlage beim Amt, dass das Amt GANZJÄHRIG abrechnet...das machen sie nämlich ganz bewusst NICHT und wollen nur einen 6-Monatszeitraum als Berechnungsgrundlage, was widerrechtlich ist.
    Grund: Musik ist ein Saisongeschäft und wie bei jedem Saisonarbeiter, muss der ganze Jahreszeitraum angerechnet werden...nämlich insbesondere hinsichtlich Deiner Einnahmeverluste. So möchten die Ämter also zumeist Abrechnungszeiträume von Juli-Dezember und ein florierendes "Weihnachtsgeschäft" von mehreren 1000 Euro, kann nicht als pauschale Berechnungsgrundlage dafür dienen, wenn Du im Januar-März (schlechte Saison) quasi keine Einkünfte hattest. Diese "Ganzjahresabrechnung" ist sehr wichtig, um später Nachzahlungen an das Amt zu vermeiden, bzw. sogar noch um etwas ausgezahlt zu bekommen, weil pauschal gesehen, zu wenig an Leistungen an Dich ausgezahlt wurden !

    Investitionen die Du vornimmst (quasi ja alles in Dein Studio steckst, bzw. in Deine Arbeit investierst, mit der Du ja letztlich Geld hinzuverdienst), kannst Du dann auch in einer Steuererklärung geltend machen.
    Natürlich ist das leider nicht nun sehr klug, ALLES in Dein Studio zu stecken, wenn Du in der Monatsmitte nicht mehr weißt, wie Du Dir noch was zu essen leisten sollst oder sogar die gezahlten Sozialleistungen wie Miete&Nebenkosten etc. in Dein Studio steckst. Das machen die Ämter natürlich nicht (lange) mit.

    Nun zu mir:
    Ich bin in der glücklichen Lage meinen Lebensunterhalt sehr gut mit Auftragsarbeiten finanzieren zu können und anfänglich kleine Brötchen immer größer wurden.
    Ich habe früh, bzw. "rechtzeitig" erkannt, das ich durch den Verkauf von Alben oder Singletracks auf Portalen wie iTunes&Co etc. regelrechte Massen an Verkäufen bräuchte, um auch auf nur ein halbwegs durchschnittliches Monatsgehalt zu kommen, mit dem man sich selbst finanzieren könnte und seinen "Hauptjob" vlt. irgendwann aufgeben könnte.

    Da ich selbst auch gar keinen Drang verspürte, je "Superstar" zu werden und die Bühnen dieser Welt zu rocken und viel lieber im Hintergrund und unbedrängt ein ganz normales, aber selbstbestimmendes Leben mit einem halbwegs guten Auskommen führen wollte, ging ich ganz bewusst- und ohne Vitamin B, in die Produktions- und Auftragsmusik.
    Ich hatte mich in meinem Leben 1x Mal bei einem entsprechenden Label beworben und am nächsten Tag gleich einen Vertrag zugeschickt bekommen... und dann meinen Job gekündigt. (Job kündigen sollte man anfangs jedoch nicht gleich machen !!!... denn ist sprichwörtlich "unbezahlbar", sozial- und krankenversichert zu sein. Das geht nämlich so sehr ins Geld, das selbstständige Existenzen alleine schon daran leider schnell scheitern und irgendwann, braucht jeder mal einen Arzt... und dann darf man froh sein, sich einen Arzt leisten zu können- sofern man denn überhaupt mal einen Termin "noch in diesem Leben" bekommt :D)

    In diesem Sinne ;-)
    Peter

  • robotron sömmerda   30. Sep 2015   10:48 UhrAntworten

    Die Komponisten haben es in der Vergangenheit geschafft, sich über Verwertungsgesellschaften ein gesichertes Einkommen zu verschaffen. Das mag bei Wagner noch richtig gewesen sein, da bei orchestraler Musik neben der Komposition auch immer das Arrangement berücksichtigt werden muss (macht viel Arbeit). Wenn aber gleichartig ein Pop-Komponist vergütet wird, der lediglich eine Melodie beisteuert, die erst zu einem Wert wird, wenn - Musiker (bekommen nichts dafür von der GEMA) die Melo richtig und interpretiert einspielen, Sänger (bekommen nichts dafür von der GEMA) dem Stück Leben einhauchen, Produzenten (bekommen nichts dafür von der GEMA) das Musikstück mit Instrumenten und Effekten vervollkommnen und Toningineure (bekommen nichts dafür von der GEMA) daraus einen harmonischen Gesamtmix machen - dann erscheint das ungerechtfertigt.

    • P.Chris   30. Sep 2015   12:23 UhrAntworten

      Ich kann Deinen Unmut zwar verstehen, aber im Großen und Ganzen ist Deine Schilderung in vielen Punkten falsch dargestellt.

      Abgesehen von der Plattenfirma, kassiert der Produzent (unter den ausführend beteiligten Musikern) den Löwenanteil einer Produktion.
      Nicht selten, so war es früher bei vielen nicht untypisch, zahlte er sogar erheblich bis zum quasi Selbstruin drauf und kam erst zu Geld, wenn sein Act erfolgreich wurde und bis dahin angefallene Kosten in Vorleistung auch erst einmal wieder eingespielt werden mussten, bis überhaupt wirklich schwarze Zahlen für Alle auf der Habenseite zu notieren waren.
      Dieser (oder bei Label-Gebundenheit die Plattenfirma in Vorleistungen geht), bezahlt davon auch Studios, Toningenieure etc. (sofern die Studios/Toningenieure etc. nicht ohnehin dem Majorlabel gehören und dementsprechend in der "Rechnung" zwar als konstenintensiver Punkt aufgeführt werden, aber selbst zumeist mehr schlecht als recht bezahlt werden).

      Danach kommt der Komponist/Komponisten/Urheber/Miturheber eines Werks.
      Je nach Anteil an der Komposition mit mehr oder weniger Gewinnbeteiligung,
      gefolgt vom Urheber von Texten. Vergütungen erfolgen je nach Anteilen der eigenen Arbeit, pauschal besehen belaufen sich die Anteile aber 50/50 (zwischen Komposition/Text) vom übrig bleibenden Kuchen.
      Auch greifen Arrangeure in diese Sphäre (insbesondere, wenn klassisches Orchester ein Pop-Stück bereichern und entsprechend der Instrumente und ihrer tonalen Fähigkeiten oder auch Einschränkungen, ein an sich simples Stück anders notiert und aufgebaut werden muss).

      Zu den Musikern:
      Zwischen "Musik machenden" Sängern (die an Urheber relevanten Prozessen beteiligt sind, bzw. hinsichtlich Vertragsgegenstand beteiligt werden) und reinen "Interpreten", muss streng unterschieden werden.
      Ein Interpret bekommt seine Stücke vorgesetzt, ist insofern nicht am Kompositionsprozess, Texten und anderen Urheber relevanten Prozessen beteiligt und wird dementsprechend auch anders (weit geringer) vergütet.
      Seine prozentuale Beteiligung an einer Produktion (bis hin zur Nähe von Löwenanteilen) kann außerhalb anderer relevanter Prozesse natürlich parallel mit dem Grad seiner Bekanntheit (Superstar-Status) stark ansteigen, sofern er sich über die Jahre etablieren kann und in der sicheren Position ist, unbesorgt entsprechende Forderungen zu stellen.

      Die (Studio)Musiker werden in der Regel einmalig für das Einspielen der Stücke bezahlt und sehen danach auch keine weiteren Tantiemen, sofern nicht anders geregelt.
      (Ich glaube "Slash" hat eine Tantiemenvergütung für sein Solo als Miturheber in Michael Jackson`s "Give In To Me").
      Als gebuchter Musiker ist es zudem auch eigentlich dein Job, die Stücke nicht nur einzuspielen, sondern das auf deine ganz eigene, typische Art/Stilistik zu machen.
      Aus diesem Grunde bist du als z.B. "Spezialist" gebucht und dafür bezahlt worden (und das dann meist auch nicht gerade schlecht).
      Anders ist das wiederum, wenn man als Band aktiv ist und wie man vertraglich an den Produktionsprozessen beteiligt ist und in der Regel sieht sie (definitiv) eine entsprechende Tantiemenregelung vor... es sei denn, man hat einen (nicht seltenen) "Sklavenvertrag" unterzeichnet.

      Das Thema ist weitaus komplizierter als einfach zu behaupten, die bekämen ja alle nichts, denn so ist das mitnichten.
      Wer was bekommt, hängt von seinen (Knebel)Vertrag, bzw. von Musikrechten ab, wenn er spezifische Dinge einklagen möchte.

      In der klassischen Musik wird man auch Heute noch seitens Gema und ihrer Ausschüttungen weit höher ausbezahlt, als der Pop-Produzent.
      Auch wenn Heute viele Pop-Produktion sehr simpel sein mögen, bzw. technologisch simpel zu realisieren scheinen, gibt es auch (wenn selten) durchaus extra vagante Pop-Produktion, die mitunter weitaus mehr Produktionsaufwand erfordern, als ein klassisches Orchester, das zum X-ten Male "lediglich" eine altbekannte Sinfonie aufführt.

      • robotron sömmerda   01. Okt 2015   12:22 Uhr

        Leider weichst du von meinem Teilbereich der Rechteverwertung (GEMA) ab. Der Artikel beschreibt, wovon Komponisten und Musiker so leben. Autoren/Komponisten leben hauptsächlich von Rechteverwertung. Und dieses Privileg haben nur Autoren/Komponisten. Bei der RECHTEVERWERTUNG geht es nicht darum, wer alles zum Erfolg beigetragen hat (Sänger, Musiker, Produzenten, Toningineure, Videofilmer usw.), sondern nur wem Ausschüttungen zustehen.

      • P.Chris   01. Okt 2015   21:04 Uhr

        Ich verstehe ja, worauf Du hinsichtlich "Gerechtigkeit&Fairness" hinaus möchtest und viele getroffenen Regelungen sind oft zum Nachteil jener, die die eigentliche Arbeit leisten und zum "Großen und Ganzen" (dem finalen Produkt) beitragen.
        Im Grunde lässt sich das Musikgewerbe auch mit jedem anderen produzierenden Gewerbe vergleichen und das mit den im Prinzip stets selben Ergebnissen, wie oder warum jemand auf diese oder jene Weise mal mehr oder weniger (oder gar nicht) am Erfolg eines Produkts beteiligt, bzw. benachteiligt wird.

        Ich selbst gehöre zu der Sorte der "privilegierten" Komponisten (sowohl cineastisch klassischer Soundtrack als auch Popmusik), aber auch ich ärgere mich nicht selten darüber, das Leute- die mit meinen Werken absolut nicht das Geringste zu tun haben, auf Grund von Rechteverwertungen und Verteilungsschlüssel, dann doch viel mehr (an meinen eigenen Werken) kassieren, als ich.

        Der Schuh geht aber, nur als Nebenbeispiel, auch anders herum:
        Wenn ich einen Pop-Track erstelle, inklusive Gesangsmelodien und das Grundgerüst für die Lyrics, sehe ich auch nicht ein, weswegen ich jemanden eine prozentual gleichberechtigte Miturheberschaft einräumen soll, weil er lediglich auf meine gesamte Idee zurückgreift und hier und da ein paar Stellen ein wenig modifiziert hat.
        Wenn über 90% einer Arbeit auf meine Kappe/Urheberschaft (und auch meine Kosten) gehen, "erfreue" ich mich immer der Diskussionen, weswegen jemand meinen müsse, er müsse zumindest zu gleichen Anteilen-rechtlich und somit finanziell, beteiligt werden.

        So ist aber halt das System. Es sagt uns zu, wenn wir daraus (mit Recht) einen Vorteil ziehen können und wir verteufeln es, wenn wir dadurch (mit Recht) benachteiligt werden.

        Ich habe mich damals hinsichtlich meiner musikalischen Karriere ganz einfach gefragt, auf welcher Seite vom Kuchen ich eigentlich stehen möchte ?
        Auf der Seite mit "Portionen" oder auf der Seite, wo lediglich die "Krümel auf dem Teller" übrig bleiben werden ?
        Das Kuriose dabei ist, das ich Heute eigentlich immer noch nicht so recht weiß, auf welcher Seite ich eigentlich wirklich zu stehen glaube ;-)
        Aber so lange ich mit Spaß und dem was ich mache meinen Kühlschrank voll machen und meine Rechnungen bezahlen kann, bin ich alles im allem doch recht zufrieden.

  • Donald   01. Okt 2015   13:09 UhrAntworten

    Hey Danke für die Tipps.

    Aber hey, sagt mal wo lebt Ihr denn ?

    Kenne hier im Osten einige Musik-schaffende und Dj´s.
    Auch mit regelmäßigen Aufträgen und Auftritten.

    Aber niemanden hab ich jemals über Rechteverwertung
    oder ähnliches reden hören.

    Als "Dj" darf man sich ja eigentlich auch nur bezeichnen, wenn man das
    gewerblich macht.
    Die Lösung: Niemand bezeichnet sich als "Dj".

    Diese Thematik liest sich für mich immer wie ein
    Wissenschaftlicher Artikel über eine Parallel Dimension.

    Leider irgendwie fernab der Realität.

    Gibt so ein Sprichwort:
    "Nur Wer Geld hat, kann Reich werden"

    Das scheint leider auch auf den
    möglichen Erfolg von Künstlern zuzutreffen.

    MfG - Donald

    • P.Chris   02. Okt 2015   00:29 UhrAntworten

      Auf die Frage hin, ob wir vielleicht auf dem Mond leben :D ?
      Nein, also ich lebe im grünen Stadtrand Berlins und Berlin ist ja auch demografischer "Osten" .

      Ich befand mich eine kleine Zeit lang in einer "monetär" analogen Lage wie auch Du (nach der Wehrpflicht bei der Bundeswehr, aber diese Zeit dann- 10 Tage vor meinem Dienstende mit folgender Meldung durch Verteidigungsminister Scharping "Arbeitsmarkt-technisch nicht mehr angerechnet würde") und ich mich dann plötzlich hinsichtlich mit der Fortführung einer musikalischen Selbstständigkeit, nach allen Regeln der Kunst und allen in den Weg gelegten Steine, mit Arbeitsämtern und Widerspruchsstellen herumärgern und plagen musste.
      Daher ist mir hinsichtlich eigenen Widerfahrungen, bezüglich Ansprüche, Forderungen und Schikanen, mit/an/und von Arbeitsämtern, alles andere als fremd.

      Das sich mein Leben geändert hat, habe ich im Fazit letztlich einer glücklichen Fügung zu verdanken (und zwei Packungen Wassereis), aber eben auch dem eigenen Anspruch gefolgt bin, das für mich in meinem Leben mit meiner Musik mehr herausspringen soll, als nur Musik für sich und seine Freunde und ein paar "Likes/toll gemacht/super/dufte", quasi der Selbstbestätigung wegen zu machen.
      Auch bin ich weder von Geburt mit "goldenen Löffeln" in spezifischen Körperöffnungen gesegnet worden, noch hat mir je ein ernst zu nehmendes "Vitamin-B" irgendeine Tür und Tor geöffnet.
      Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, könnte man meinen, aber rekapitulierend war es das eigentlich auch nicht.
      Ich habe bis dahin, zurückblickend, einfach nur sehr viel Zeit verschwendet ;-)

      Wenn man dann eines Tages anfängt, sich mit Rechteverwertungen, Vertragsinhalte, Verteilungsschlüssel, Ausschüttungen usw. zu beschäftigen, dann weiß man, das man für sich als "Musikschaffender- der von der Musik auch leben will" auf einen quasi richtigen Weg ist.
      Die Flügel die man da ausgebreitet hat, umfassen dann doch weit mehr, als kostenlose Downloads für Friends&Fans- oder im regionalen Bereich der Coolness wegen, bekannt zu sein und bei den Mädels anzukommen.
      Plötzlich sieht man sich international mit Vertragskonditionen, rechtlichen Klauseln und (wider Willen) diversen anderen wirtschaftlichen Aspekten und einen Haufen Büroarbeit konfrontiert, in der mehr Zeit drauf geht, die man eigentlich für das Musikmachen gut gebrauchen könnte.
      Aber insgesamt ist das ein untrügliches Indiz, auf einem richtigen Wege zu sein- will man von seiner Musik auch leben !

      Bezüglich dem Sprichwort:
      "Nur wer Geld hat, kann reich werden"- möchte ich Dir etwas widersprechen.
      Reichtum (in welcher Form auch immer) lässt sich nicht damit definieren, wer man ist- sondern nur mit dem, was man tut.

  • IrgendeinThomas   03. Okt 2015   02:14 UhrAntworten

    @ Donald
    Zunächst tut es mir auch leid von deiner Lebenssituation zu lesen. Was solche Social-Media-Plattformen für Musiker wie zB Soundcloud anbelangt, dazu habe ich hier sowieso schon öfters kritische Worte geschrieben. Ich war dort auch mal für einige Monate ziemlich aktiv, habe mich aber dann von dort zurückgezogen (die Seite ist noch aktiv aber ich schreibe dort keine Kommentare mehr, habe ein paar Tracks rausgenommen, und poste auch nichts Neues). Das Problem ist das dort zum Großteil keine reinen Musikkonsumenten zu erreichen sind, somit eine Gemeinschaft an Musikern wo im Regelfall jeder selbst seine Musik vermarkten will. Daraus resultierend wird oftmals nur (Schein)-Interesse generiert um Gegeninteresse zu erzeugen, sowohl bei Kommentaren, und vor allem bei Followern (die oftmals dann lt. Statistik nicht mal in einen einzigen Track hineingehört haben...nennt man auch "Phantom-Follower") Ich habe in den Monaten wo ich dort aktiv war insgesamt Kommentare in irgendeinem 3-stelligen Bereich bekommen (positiv muß ich ja nicht erwähnen, negative Kommentare scheinen ja verpöhnt zu sein...wobei ich das bei sachlicher Kritik doch auch etwas bedauer), doch ich möchte lieber nicht wissen wie viele davon wirklich ehrlich gemeint waren, aber man bekam dann auch mit der Zeit ein Gespür ob das jetzt eine 0815-Floskel war oder ob sich Derjenige wirklich genauer meine Musik angehört, damit auseinandergesetzt hat und mitunter sogar auf Details eingegangen ist. Es war dort nicht alles schlecht, die Sache mit den Collaborations fand ich gut, es gibt dort teils auch sehr gute und talentierte Sänger und Instrumentalisten und es macht Spaß wenn man da mal ab und zu etwas gemeinsam machen kann, aber man darf sich von dort keine gute Promotion oder (meist) ehrliche Kritik erwarten...wie gesagt Ausnahmen bestätigen die Regel. Letztendlich war diese "Scheinwelt" was sie letztendlich ist, weil sich da Viele selbst etwas vormachen (Mit einer hohen Zahl an Followern zu protzen wo aber mind. 90 Prozent noch nie einen einzigen Kommentar geschrieben haben, ein großer Teil davon sogar nicht mal ein einziges Mal in irgendeinen Track hineingehört hat) nichts für mich und somit auch von dort zurückgezogen. Besser ist es Möglichkeiten zu suchen um reine Musikkonsumenten zu erreichen, denn wenn da mal Interesse signalisiert wird kann man viel eher davon ausgehen dass es ehrlich ist. Um Geld zu verdienen sollte man sowieso andere Wege gehen wie zB der von P. Chris, wobei das natürlich auch eine gewisse Risikobereitschaft, Durchhaltevermögen und sicher auch Glück erfordert (ein Talent ist mal vorausgesetzt)

    • P.Chris   07. Okt 2015   15:13 UhrAntworten

      Hallo Thomas,

      vielen Dank für die Erwähnung hinsichtlich "meines Weges" und der richtigen Schilderung hinsichtlich der Bedenken.
      Dazu möchte ich folgendes hinsichtlich meines Weges ergänzen:

      Risikobereitschaft:
      In der Tat geht man ein Risiko ein. Man kann Risiko sicherlich irgendwo kalkulieren, aber letztlich ist das ein Sprung in ein doch ungewisses Wasser.
      Wenn man selbst nichts zu verlieren hat und sich eigentlich nur um sich selbst kümmern muss und keine anderen Pflichten hat (wie z.B. familiäre Pflichten, Ernährer usw.) ist das ein Sprung, den man als "Einzelkämpfer" durchaus wagen darf. Man hat insofern auch nicht mehr zu verlieren als vorher und wenn es nicht klappen sollte, kann man sein Leben dann auch noch immer in korrekte Bahnen lenken, in der man einen (richtigen) Job nachgeht.
      Wenn aber Familie oder Beziehung etc. dran hängt, braucht man mehr als nur einen starken Partner und Verständnis an der Seite, denn der nächste Punkt "Durchhaltevermögen", strapaziert nicht nur den eigenen Geduldsfaden, sondern erzeugt auch viele Differenzen im Leben einer Familie/Partnerschaft und einem Leben, das man in gemeinsamer Existenz fortführen möchte.
      Wenn man diesbezüglich in irgendeiner gebundenden Pflicht ein Risiko eingehen möchte, sollte man dann allerdings zu schnellen und erfolgreichen Ergebnissen kommen. Ansonsten steht man in seinem Durchhaltevermögen über kurz oder lang letztlich ziemlich allein da.

      Durchhaltevermögen:
      Erfolg stellt sich nicht (oder selten) von Heute auf Morgen ein.
      Das ist ein sehr langer Weg, der von kleinen Achtungserfolgen und immer wieder tiefen Fällen auf den Boden der Tatsachen geprägt ist.
      Man braucht dafür sehr viel Geduld und Durchhaltevermögen, da Erfolg von diversen Dingen geprägt ist (neben Glück), die man selbst nicht kontrollierend beeinflussen kann.
      So hängt Durchhaltevermögen=Erfolg damit zusammen, sich erst einmal bei den richtigen Leuten(!) bemerkbar machen zu können, sich einen Namen zu machen und sich langfristig etablieren zu können (und auch einiges an Kompromissen privater und finanzieller Natur einzugehen)... und da verstreichen Jahre die ins Land ziehen, bis man dazu befähigt ist, seine Rechnungen sorglos zahlen zu können. (Bei mir hat es ca. 4 Jahre gedauert).
      Auch bedeutet ist, sich mit Dingen zu beschäftigen, die nichts mit dem Musikmachen zu tun haben.
      Man muss Analytiker/Marktsondierer werden, sich mit rechtlichen Dingen vertraut machen (alleine schon um nicht übers Ohr gehauen zu werden), Bürokram erledigen können, sich selbst verwalten, die Konkurrenz und Trends im Auge behalten, neue oder andere Wege gehen können und trotzdem noch am öffentlichen Leben teilnehmen und sich mit alltäglichen "dies und das" wie Versicherungen, Rechnungen (oder der Beziehung) herumzuärgern und und und... und vieles ist mit Lernprozessen, Verwaltungsakten und ab und zu privaten Rückschlägen etc. verbunden, die einen daran hindern, produktiv und kreativ Musik zu machen.
      1/3 meiner Zeit geht z.B. alleine für Bürokram drauf.

      Glück (möchte ich mit einer Art Sprichwort zitieren):
      Es ist eigentlich nicht wirklich schwer, irgendwo eine Tür zu öffnen.
      Wirklich schwer ist es, eine Weile im Raum zu bleiben !
      Es ist ja nicht alleine damit getan, sich irgendwo erfolgreich Gehör verschafft zu haben. Das ist nur der allererste Schritt- und erst dann fängt alles so richtig an, mit allen positiven wie auch negativen Konsequenzen und Kraftakten... kommt ins Laufen- oder eben (zumeist) auch nicht.
      Auch als Mensch muss man dafür geschaffen sein, denn erfolgreich Musiker zu sein, ist halt eben nicht immer währender Sonnenschein und coole Partys am laufenden Band. Es ist ein ebenso harter und schwieriger Job mit so einigen unliebsamen Aufgaben, wie jeder andere Job auch ;-)

      Viele Grüße
      Peter

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