Die Spotify Kritik
Ist Streaming wirklich gut für die Künstler?

Spotify Musikwelt

Inwieweit hat sich die Musikwelt durch Streaming-Dienste wie Spotify verändert?

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Apokalypse der Musikwelt?

Viele Musiker werfen Spotify und anderen Streaming-Plattformen vor, der Teufel zu sein. Das Ende der musikalischen Kreativität naht und Streaming soll alle in den sogenannten Hungertod treiben.

Wir sagen: Streaming ist die Rettung für Musiker. Wieso Du als Musiker für Plattformen wie Spotify, iMusic, Deezer oder Tidal dankbar sein solltest? Hier findest Du vielleicht eine Antwort.

Musik ist ein Produkt: Es geht ums Geld

Das Wichtigste in der Musikindustrie ist natürlich wie immer das Geld. Die Musik ist dabei nur ein Produkt, das für Gewinne sorgen soll. Die gab es aber nicht immer. Wir machen einen Exkurs in die Anfänge der Musikindustrie.

Spotify gut für musiker

Heute ist Streaming in der Musikwelt sehr beliebt, doch was kam davor?

Exkurs in die Musikindustrie

In den letzten Jahren sah es für die Geschäftemacher der Musikindustrie ziemlich schlecht aus. Nach den guten, finanziell starken Jahren mit vielen Gewinnen durch den Verkauf von Schallplatten, Kassetten und CDs kam das Internet auf.

Das Internet als Zugang zu riesigen Musiksammlungen

Das Internet machte nun illegale Tauschbörsen und riesige Datenspeicher zugänglich. Damit hatte so gut wie Jeder Zugriff auf riesige Musiksammlungen.

Mit nur einem Klick war es nun möglich, die eigene Musiksammlung mit der ganzen Welt zu teilen. Oder umgekehrt eine Musiksammlung aus der ganzen Welt in wenigen Minuten durchzuklicken. Das machte den Verkauf von analogen Datenträgern überflüssig.

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Schlecht für die Musikindustrie

Früher hat die Musikindustrie durch den Verkauf ihrer Produkte gleich dreimal Gewinn gemacht. Zuerst hast Du als Musikliebhaber die Schallplatte gekauft. Dann hast Du die Kassette gekauft und zuletzt nochmal das gleiche Album auf der besser klingenden CD.

Diese Verkäufe gingen mit dem Aufkommen des Internets merklich zurück. Der illegale Download einer MP3 Datei ist natürlich einfacher als der Kauf einer CD. Folglich brechen die Umsätze der Musikindustrie merklich ein.

Spotify Kritik

Früher machte die Musikindustrie mit dem Verkauf von Schallplatten, CDs und Kassetten viel Umsatz.

Die Musikindustrie schlägt zurück

Die Musikindustrie weiß sich zu wehren. Sie zieht gegen diesen Einsturz der Verkaufszahlen vor Gericht. Durch Abmahnungen und Klagen gegen die eigenen Kunden und die Betreiber von Tauschbörsen sollen die finanziellen Probleme gerettet werden.

Dabei wird zusätzlich die Politik eingeschaltet, die vor allem für den Mangel an Arbeitsplätzen aufkommen soll. Durch diese Taktik kann die Musikindustrie ihre Ansicht verbreiten, analog zu bleiben und vom digitalen Internet Abstand zu nehmen.

Die Anfänge der Streaming Anbieter

Allerdings gibt es einige Unternehmen, die sich gegen die Musikindustrie durchsetzen wollen. Sie erfinden das Streaming. Durch eine große Präsenz auf dem Wirtschaftsmarkt macht Apple den Anfang als Streaming Anbieter.

Apple geht also einen Kompromiss mit der immer schwächer werdenden Musikindustrie ein: Der iTunes Store wird eröffnet. Diese digitale Plattform ermöglicht den legalen und digitalen Erwerb einer großen Musiksammlung.

Apple kann sich also erfolgreich gegen den analogen Vorsatz der Musikindustrie durchsetzen. Später ziehen viele andere Streaming Plattformen nach.

Spotify entsteht

Das Streaming wird immer beliebter, vor allem für Musikliebhaber. Für eine bequeme Speicherung von Musik und der einfachen Handhabung ist der Musikliebhaber auch bereit, Geld zu zahlen.

Der Erfinder Daniel Ek macht sich diese Erkenntnis im Jahr 2008 zu Nutze und entwickelt eine Art Flatrate für Musik: Du zahlst einmal und kannst die App so oft und so lange nutzen, wie Du möchtest. Das ist die Geburtsstunde des Streaming Anbieters Spotify.

Spotify Musikindustrie

Der Streaming-Dienst Spotify mit dem bekannten grünen Logo entsteht im Jahr 2008.

Legale Alternative zur Musikpiraterie

Das Angebot mit Spotify sollte also eine legale Alternative zur Musikpiraterie werden. Die Software war schnell entwickelt. Schwieriger gestaltete sich die Verhandlung der Lizenzverträge mit der Musikindustrie. Diese bekam nach eigener Ansicht nicht genug Geld für ihren Musikkatalog.

Spotify als Rettung der Musikwelt?

Letztlich konnten sich Musikindustrie und Spotify einigen. Heute ist die Musikindustrie am Streaming Anbieter beteiligt. Wenn Spotify Gewinne macht, erhalten die Musikverlage und Labels einen Anteil davon.

Spotify beinhaltet eine fast komplette Musiksammlung mit 345 Millionen aktiven Usern und 155 Millionen zahlenden Abonnenten. So kann Spotify als Retter der Musikindustrie und der Musiker bezeichnet werden.

Die Abrechnungen der Künstler

Eigentlich ist der Streit zwischen Musikindustrie und Musikliebhabern gelegt. Eine bestimmte Gruppe ist aber immer noch sehr unzufrieden: die Musiker selbst. Die Künstler bekommen nur einen sehr geringen Anteil am Streaming ihrer Musik. Deshalb lehnen sie sich gegen die Streaming Dienste auf.

So viel Geld pro Stream gibt’s bei Spotify, Apple & Amazon

Die finanzielle Situation

Finanziell sieht das wie folgt aus. Ein Künstler soll pro Stream nur 0,164 Cent verdienen. Im Gegensatz dazu musste ein Musikliebhaber früher 15 Euro pro CD ausgeben. Allerdings bekamen die Künstler pro Verkauf nur drei Euro Reinerlös.

Was Musiker an einer CD verdienen

In der Realität blieb davon nur ein Euro Verdienst je verkaufter CD übrig. Die Musiker mussten davon in der Regel ihren Vorschuss zurück zahlen. Hinzu kam, dass Musiker selten unter einen Plattenvertrag genommen wurden. Mit Musik Geld zu verdienen, war schon immer schwer. Mit den illegalen Downloads am Anfang des Internets wurde natürlich gar kein Gewinn gemacht.

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Leider bekommen die Musiker und Künstler nur einen geringen Geldbetrag.

Beispiele einer Abrechnung

Nachdem Spotify sich also aufgrund der schwachen Verdienste scharfer Kritik ausgesetzt sah, legte der Streaming-Dienst ein paar Zahlen und Fakten auf den Tisch.

Pro Stream bekommt der Musiker 0,164 Cent. Dabei gehen allerdings 70% aller Einnahmen an die Rechteinhaber. Das bedeutet, dass zwischen 0,60 Cent und 0,84 Cent an die Rechteinhaber ausgeschüttet werden. Das sind aber nicht die Künstler, sondern die Labels und Verlage.

Von jedem Euro, den Spotify für die Musik auszahlt, gehen also 70 Cent an die Musikindustrie. Nur die verbleibenden 30 Cent gehen an den Künstler, der von seinem Anteil auch noch alle Vorschüsse bezahlen muss.

Es wird sogar doppelt abkassiert

Der Streaming-Anbieter zahlt also 70% des Betrags an die Musikindustrie. Von den verbleibenden 30% werden seine eigenen Mieten und weitere Kosten bezahlt.

Was dann an Gewinn übrigbleibt, wird wieder an die Anteilseigner ausgeschüttet. Also in Teilen wieder an die Musikindustrie, die dadurch am Streaming-Modell doppelt Gewinn macht. Die Musikindustrie verdient mit Spotify also wieder ordentlich, während der Musiker so gut wie leer ausgeht.

Beispiel mit Künstler Drake

Die großen Künstler, wie zum Beispiel Drake, verdienen natürlich eine Menge Geld mit Streaming. Pro Stream sind das aktuell etwa 0,34 Cent. Bei 50 Milliarden Streams ergibt das realistisch gesehen um die 100 Millionen Euro.

Das bedeutet bei unserem Beispiel: Nachdem Drake seinen Anteil an die Musikindustrie abgegeben hat, darf er noch 30 Millionen Euro behalten.

Große Künstler machen viel Gewinn, kleine gehen leer aus

Das Problem bei den meisten Künstlern sind allerdings nicht die kleinen Beträge pro Stream. Sondern die viel zu geringe Anzahl der Streams überhaupt.

Die Vorteile des Streaming Modells

Das Streaming-Modell hat also nichts am traditionellen Rollenbild der Musikindustrie geändert. Die Labels und Musikverlage verdienen nach wie vor viel Geld. Die großen Künstler bekommen den größten Anteil der Streams und somit viel Geld. Die kleinen Bands verdienen so gut wie nichts.

Die aktuelle Musiklandschaft und Spotify haben aber inzwischen Künstler hervorgebracht, die von ihrer Musik leben können – ohne die riesige Musikindustrie. Ein Beispiel ist hier der amerikanische Rapper „Russ“, der sich auf eigene Faust und ohne die Musikindustrie einen Namen gemacht hat.

Übrigens: Die großen Künstler, die sich am Anfang von Spotify von den Streaming-Plattformen abgewandt hatten, sind heute alle für das Streaming verfügbar. Dazu gehören Kaliber wie Taylor Swift, Rammstein, Die Ärzte und viele mehr.

Spotify Musikindustrie

Spotify kann kleine Künstler – ganz ohne die große Musikindustrie – bekannt machen.

Der Ausblick für die Musikwelt

Was bedeutet das nun für Spotify, die Musikindustrie und vor allem die Musiker?

Am Ende entscheidet immer der Musikkonsument darüber, wo und wie er sich die Musik holen möchte. Entweder passiert das analog mit dem Kauf von CDs oder Schallplatten. Oder er lädt die Musik illegal im Internet herunter. Zuletzt ist der zahlungspflichtige Streaming-Dienst aber am beliebtesten.

Die Musikindustrie macht dabei, früher wie heute, am meisten Gewinn. Die großen Musiker verdienen auf Spotify Millionen, die kleinen Künstler gehen so gut wie leer aus. Aber trotzdem: Spotify verbreitet die Musik, macht kleine Künstler bekannt und lässt uns immer neue Songs entdecken. Damit ist Spotify in unserer heutigen Welt also der Retter in der Musikwelt. Wir werden durch den Streaming-Dienst auf Künstler und Bands aufmerksam, die wir im Plattenladen womöglich niemals entdeckt hätten.

Unser Fazit: Wir Musiker müssen mit der Zeit gehen, neue Strategien entwickeln und jede Herausforderung als Chance wahrnehmen. Oder?

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Lesermeinungen (1)

zu 'Die Spotify Kritik: Ist Streaming wirklich gut für die Künstler?'

  • Doc Rob   26. Jun 2021   21:37 UhrAntworten

    Es gibt Untersuchungen, die besagen:ca. 50% der Aktivitäten auf spotify sind auf automatisierte Verfahren zurückzuführen. Diese wären u. u. unterbindbar, doch das Interesse der Retter, des eingeschränkten Musikgeschmacks hält sich in Grenzen. traffik rules

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