Rise Against im Interview
So klingen Wölfe

Rise Against Interview
In unserem Rise Against Interview mit Sänger Tim reden wir über das achte Studioalbum »Wolves« und darüber, welche Rolle Sound und Equipment für eine Punkband spielen. | Bild: Universal Music

Marvin Kolb Von Marvin Kolb am 09. Juni 2017

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Rise Against Interview

Rise Against aus Chicago gehen nun langsam, aber sicher auf ihr 20-jähriges Bandbestehen zu. Seit ihren Anfangstagen vermischen die Jungs um Sänger Tim McIlrath Poppunk und Hardcore-Elemente. Zum Release ihres neuen Albums »Wolves« haben wir uns mit Tim zusammengesetzt und über Sound, Equipment und die Musik generell gesprochen.

Wer ist Rise Against?

Ende der 1990er in Chicago gegründet, folgte auf die ersten beiden Alben mit »Siren Song Of The Counter Culture« das Major-Debut. Seitdem feiern die Punklegenden einen Charterfolg nach dem anderen und setzen nun 2017 mit dem Album »Wolves« musikalisch und politisch ein Denkmal an den aktuellen Zeitgeist.

Rise Against Interview - Die Band
Bild: Universal Music, Travis Shinn

Neben ihrer Musik ist die Band bei den folgenden Organisationen politisch aktiv: Peta und Sea Shepherd, Conservation Society und Ärzte ohne Grenzen.

Interview mit Tim McIlrath von Rise Against

delamar: Hi Tim, schön, dass es geklappt hat. Zuallererst eine kleine Scherzfrage, um warm zu werden: Auf eurer DVD »Another station, another mile« sieht man euch beim Musikschreiben. Die Jungs jammen und Du singst Nonsens-Wörter darüber. Entstehen eure Songs noch immer auf diese Weise?

Tim: (lacht) Ja, das tun sie tatsächlich, denn auf diese Weise können wir der Kreativität freien Lauf lassen und den Moment einfach geschehen lassen. Alles passiert dann genau so, wie es sollte, und die Songs entstehen ganz natürlich, ohne dass wir uns zu sehr verkrampfen oder zu kopflastig an die Sache herangehen. Wir handeln einfach, anstatt viel zu planen.


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Wovon handelt euer neues Album »Wolves«?

Es geht darum, sich bewusst dafür zu entscheiden, nicht mehr in der Opferrolle zu sein. Die Texte handeln von dem Moment, in dem Du wieder die Kontrolle über dich selbst und dein eigenes Handeln übernimmst. Du bist dir deiner Verantwortung bewusst und emanzipierst dich selbst als politisches Individuum. Du entwickelst deine eigene Identität, anstatt eine anzunehmen, die dir vielleicht aufgezwungen wird.

Warum habt ihr bis kurz vor der Veröffentlichung gewartet, um das Album anzukündigen?

Wir wollten ungestört arbeiten und möglichst jegliche Ablenkung eliminieren.


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Welches Equipment habt ihr benutzt während des Aufnahmeprozesses und wie wichtig ist euch Equipment generell?

Bei mir hat sich nichts geändert. Ich spiele noch immer meine Gibson über meinen Marshall Amp. Als Punkband versuchst Du, die Equipmentfrage nicht zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen. Ich fand schon immer die Mischung aus dem Gibson und Marshall Sound eine ziemlich aggressive Ansage und dabei bin ich bis heute geblieben. Man muss immer das finden, womit man sich am wohlsten fühlt und das ist eben mein Setup. Ziemlich minimalistisch, dafür aber auf den Punkt. Ich versuche mich auf die Frage zu konzentrieren, wie ich bessere Songs schreibe, nicht wie ich mein Equipment verbessern kann.

Ihr seid also definitiv keine Equipment-Nerds?!

Richtig. Wir versuchen einfach unsere Message in die Welt zu kriegen und nichts bringt ein »Shut The Fuck Up« so auf den Punkt, wie die Mischung aus einer Gibson-Gitarre und einem Marshall-Amp. Ich nutze auch nicht allzu viele Effektpedale, aber zu meinen Gitarren habe ich eine emotionale Bindung.

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Wie sehr steht neben der Message auch der eigene Sound im Vordergrund? Ist es wichtig, als Punkband einen unverkennbaren Sound zu haben?

Wir haben da gar nicht so viel Augenmerk draufgelegt. Es kam alles recht natürlich. Wir wollten einfach den Bands Tribut zollen, mit denen wir aufgewachsen sind. Anfangs versucht man vielleicht noch zu imitieren, aber wenn man dann scheitert, ist man dem eigenen Sound schon sehr nahe.

Denkst Du, die Leute achten mehr auf euren Sound, oder auf die Inhalte der Songs?

Da geht denke ich vieles Hand in Hand. Keiner will deine Message hören, wenn du keine guten Songs schreibst in denen du sie unterbringst. Beides hat also seine Wichtigkeit.

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Der Sound von »Revolutions Per Minute« und »Siren Song Of The Counter Culture« war meines Erachtens sehr viel roher und dreckiger, als derzeit auf »The Black Market« und »Wolves«. Wie kam es dazu? War das eine bewusste Entscheidung oder kam diese Evolution natürlich?

Für mich fühlt es sich an, als ob unser Sound ein Schwert ist, das wir von Album zu Album geschärft haben. Wir haben uns sehr auf das konzentriert, was wir mit den Songs erreichen wollten und sind dabei immer besser geworden. Diese Methode funktioniert für uns am besten und der Sound schärft sich dabei mit unserer Erfahrung.

Ihr habt zum ersten Mal in eurer Karriere in Nashville aufgenommen, statt wie gewohnt in eurer Heimat Chicago, und dann auch noch mit einem anderen Produzenten. Wie haben sich diese Änderungen auf den Aufnahmeprozess des Albums ausgewirkt?

Wir als Band fühlten uns ein bisschen wie das schwarze Schaf in Nashville. Du verstehst wahrscheinlich, was ich meine. Unser alter Producer Bill [Stevenson – Drummer der Punklegenden Descendents – Anm. d. Autors] ist aktuell mit seiner Hauptband unterwegs und wir wollten etwas neues ausprobieren. Sowohl der Ortswechsel, als auch die Arbeit mit Nick Raskulinecz, der schon mit Alice In Chains, Foo Fighter und Deftones arbeitete, hat uns einige neue Erfahrungen gebracht. Wir wollten nicht einrosten, sondern aus unserer Komfortzone heraustreten.

Ihr seid in der glücklichen Position, schon mit vielen eurer Helden getourt zu sein. Ich erinnere mich an die Tour mit Refused und jetzt aktuell an die mit den Deftones. Gibt es noch Bands, die ihr nicht von eurer Wunschliste für eine gemeinsame Tour gestrichen habt?

Wir sind da wirklich in einer verdammt guten Lage und sind uns dessen vollkommen bewusst. Wir sind sehr dankbar dafür und nehmen das nicht als selbstverständlich hin. Natürlich gibt es auch für uns noch die ein oder andere Band, die auf erwähnter List steht. Hier würde ich vor allem The Descendents und Bouncing Souls nennen.

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Wenn Du an deine Anfänge denkst, welche Einflüsse kommen dir da in den Sinn?

Vor allem Fugazi, Jawbreaker und Minor Threat. Aber ich habe auch viele Sachen aus dem Radio geliebt, vor allem in den 90ern. Ich bin noch immer großer Fan des Sounds von Bands, wie Soundgarden und Rage Against The Machine.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit dem Albumrelease zu »Wolves«.

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