Retromania
Warum Pop nicht von seiner Vergangenheit lassen kann
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Simon Reynolds – Retromania
Früher war alles besser? Schon immer wurde bereits Bestehendes adaptiert, verfremdet, kopiert, geklaut, nachgeahmt und wiederaufbereitet. Selbst die genialsten Künstler müssen ihre Inspiration irgendwo herholen. Schon Pablo Picasso hat zu sagen gepflegt: »Gute Künstler kopieren, große Künstler stehlen«.
Der Musikjournalist Simon Reynolds bemerkt für unsere Gegenwart jedoch eine Rückbesinnung auf Schon-einmal-Dagewesenes, die so noch nicht dagewesen ist. In den letzten zehn Jahren sei hinsichtlich Popmusik keinerlei Originalität zu verzeichnen, höchstens bezüglich der Wiederaufbereitung alter Materie. Zudem gibt es kaum eine Band, die sich besonders erfolgreich hervorgetan hätte im Vergleich zu dem erfolgreichen Konzept der Plattformen, die jegliche Art von Musik massenweise für wenig Geld an uns ausschütten.
Zahlreiche Coverversionen alter Hits, der Vinyl-Kult, Rockmuseen, Tribute-Bands und Wiedervereinigungen der Bands, die ihre besten Zeiten eigentlich schon hinter sich haben, zeigen: den Nullerjahren fehlt ein Elvis, ein Michael Jackson, ein Kurt Cobain.
Passend dazu
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- Selbstvermarktung: Serviceplattform Dooload
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Popmusik in der Krise?
Während der Analyse der Krise, in der die Popmusik heute wohl zu stecken scheint, und des Einflusses der digitalen Revolution auf deren Zustandekommen, kommt Reynolds zu einem Ergebnis, das leider gar nicht so witzig ist wie so manche Coverversion: unsere Generation lehnt jene Zeitlichkeit deshalb ab, um sich von unserer Gegenwart in eine imaginierte ideale Vergangenheitsutopie zu katapultieren. Ziemlich finster, diese Erkenntnis. Reynolds‘ Buch hat aber auch seine erheiternden Seiten – zum Beispiel, wenn er über Interviews mit Musikern berichtet.
Die Zeiten, in denen sich Pop Gegenwärtigem gewidmet hat, in denen man in Songs über die gegenwärtigen Zustände gewettert hat, scheinen also vorbei. Jetzt gehe mal jeder in sich und überlege, ob Reynolds bloß Schwarzseher ist oder vielleicht sogar mehr als Recht. Jeder, der sich ertappt fühlt, schreibe sofort einen Protestsong über die letzte Stromrechnung oder eine Ungerechtigkeit seiner Wahl!
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Über den Autor
Simon Reynolds ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Musikjournalisten. Seit 1994 lebt Reynolds als Feuilleton- und Musikjournalist in seiner Wahlheimat Manhattan. Er schreibt u. a. für die New York Times, Village Voice, Spin, The Guardian, Rolling Stone und The Wire.
zu 'Retromania: Warum Pop nicht von seiner Vergangenheit lassen kann'
Dieda 04. Dez 2012 23:26 Uhr
Jaja...früher war halt doch alles besser!? Nur wann ist das 'früher' von 'heute'?
Roman Hirade 19. Feb 2018 08:15 Uhr
ähm... vielleicht müsste die Definition von Pop Musik mal der Öffentlichkeit und diesen Schreibprofis bewusst werden. Pop Musik definiert jeweils in der Zeit, was die meisten gerne hören, also was "populär" ist. Das war in den 40gern Jazz, irgendwann Rock'n Roll usw. Pop selbst sich ist KEIN Musikstil sondern das meistgeliebte zum Zeitpunkt, und kann somit niemals einer Kriese unterliegen, denn irgendetwas ist immer am beliebtesten.
Dass das einem "so bekannten" "Musikjournalisten" nicht bekannt ist?