KI in den Charts
Diese fünf KI-Songs schreiben Musikgeschichte
- KI & Musik: Künstliche Intelligenz erzeugt Songs ohne menschliches Zutun
- Chartpotenzial: Diverse KI-Songs haben es in die Charts geschafft

Von Valentina Lablack am 14. Juli 2025
ANZEIGE
KI-Songs in den Charts
Sind die Zeiten endgültig vorbei, in denen ein Song von Menschen erschaffen wurde? Künstliche Intelligenz (KI) schreibt inzwischen nicht nur To-Do Listen oder Apps und Programme. Sie kann Beats, Instrumentals und Stimmen oder Gesang allein anhand von Texteingaben erzeugen – und damit ganz ohne echte Musiker.
Der KI-Song „Verknallt in einen Talahon“ zeigt, dass automatisiert gemachte Musik schon längst Realität ist. Und vielleicht noch schlimmer: Sie findet sogar Gefallen bei den Hörern. Mit Platz 48 der deutschen Singlecharts ist Butterbros KI-Song aber kein Einzelfall: Viele KI-generierte Lieder haben es längst in die Charts geschafft.
Es könnte sogar sein, dass Du den ein oder anderen in den Charts gehört hast. Vermutlich ohne zu bemerken, dass sie mit künstlicher Intelligenz generiert wurden. Finde es jetzt in diesem Artikel heraus!
PASSEND DAZU
- Yamaha DGX 670 Test: Portable Grand mit allen Möglichkeiten
- Musik Empfehlungen & Geheimtipps 2025
- Song Covers: Die am meisten gecoverten Songs der Welt
- HOFA IQ-Series Limiter V2 Test: Limiter mit modernem Ansatz
- Rap Mixing: Wie HipHop abmischen im Homestudio gelingt
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
„Verknallt in einen Talahon“ – Butterbro
- Veröffentlichung: 23. Juli 2024
- Thema: Stereotypen und Klischees zu Migranten
- KI-Tool: Udio
- Plattformen: YouTube, Spotify, TikTok
- Dauer: 4:04 Minuten
Der Künstler Josua Waghubinger, besser bekannt als Butterbro, landete 2024 mit seinem vollständig KI-generierten Song „Verknallt in einen Talahon“ auf Platz 48 der deutschen Singlecharts. Der Song hielt sich ganze zwei Wochen dort.
Mit über 3,5 Millionen Streams in den Spotify Viral-Charts beweist der Song, dass KI-Musik das Potenzial für Charterfolge mitbringt.
Der Begriff „Talahon“ im Titel bezieht sich auf einen TikTok-Trend aus dem Jahr 2022, der durch das kurdisch-syrische Rap-Video „Ta3al Lahon“ von Hassan bekannt wurde.
Der Ausdruck geht vermutlich auf das arabische „Ta’al La’hon“ („komm her!“) zurück und wird abwertend für junge Männer mit Migrationshintergrund verwendet – oftmals werden stereotype Eigenschaften wie Gewaltbereitschaft mit diesem Begriff verbunden.
Im Songtext spielt Butterbro bewusst mit diesen Klischees. Eine Darstellung, die von vielen Kritikern als problematisch gesehen wird. Der Künstler betont jedoch, dass es sich um Satire handelt, die gesellschaftliche Vorurteile bewusst aufgreift und deren Absurdität vorführt.
Ursprünglich war der Song nur ein TikTok-Refrain. Durch die hohe Nachfrage der TikTok-Community entwickelte Butterbro daraus mithilfe der KI-Plattform Udio einen vollständigen Titel.
KI Musik machen mit Udio
Das Besondere: Udio generiert Musik ausschließlich über Textbefehle (Prompts).
Gibt man beispielsweise ein: „Erstelle einen Hip-Hop Song mit klassischen Musik-Einflüssen“, erzeugt das Tool in wenigen Sekunden einen Instrumental-Beat. Du kannst auch KI-generierte Stimmen dazu kombinieren, ganz ohne einen menschlichen Rapper.
Butterbro benötigte über 100 Prompts, um den Song zu erstellen. Er mischte dabei den Sound klassischer 60er Jahre Schlager mit dem viralen Begriff Talahon. Den Songtext schrieb der Künstler jedoch selbst.
Die Urheberrechte und Einnahmen liegen vollständig beim Künstler. Die Plattform Udio erhält lediglich die im Abonnement vorgegebenen Nutzungsgebühren.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
„YAJU&U“ (Yaju Senpai) – Mochimochi
- Veröffentlichung: 25. Mai 2024
- Thema: Memefigur „Yaju Senpai“
- KI-Tool: Udio
- Plattformen: YouTube, Spotify, Apple Music
- Dauer: 3:16 Minuten
Im Mai 2024 veröffentlichte der anonyme Künstler Mochimochi in Japan einen vollständig KI-generierten Song mit dem Titel „YAJU&U“. Der Track erschien auf YouTube, Spotify und Apple Music.
Der Song verbreitete sich über Tanz- und Lip-Sync Videos auf TikTok. Diese Clips erhielten Millionen Klicks und machten den Titel damit populär.
Für die Produktion nutzte Mochimochi ausschließlich das KI-Tool Udio. Die Plattform erstellt automatisch Stimmen, Instrumente und Songstruktur, basierend auf kurzen Textbefehlen, den sogenannten Prompts.
Im April 2025 schaffte es „YAJU&U“ mehrfach auf Platz 1 der Japan Viral 50, wo er sich mehrere Wochen halten konnte.
Der Songtext selbst besteht wörtlich aus Zitaten der Internet-Figur „Yaju Senpai“ – einem Meme aus den frühen 2000er-Jahren, das in Online-Communities durch Parodien und Tanzchoreografien bekannt wurde.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
„Heart on My Sleeve“ – Ghostwriter977
- Veröffentlichung: 4. April 2023
- Thema: Deepfake mit den Stimmen von den Hip-Hop Künstlern Drake und The Weeknd
- KI-Tool: KI-Sprachsynthese & Digital Audio Workstation Musikproduktionssoftware
- Plattformen: YouTube, Spotify, Apple Music, Tidal, Deezer, Amazon Music
- Dauer: 2:16 Minuten
Im April 2023 veröffentlichte der anonyme Künstler Ghostwriter977 den KI-generierten Song „Heart on My Sleeve“.
Bekannt wurde der Song durch einen viralen TikTok-Clip, in dem eine Person mit Sonnenbrille unter einem Laken zu sehen ist. Über 1.000 Nutzer verwendeten das Original-Audio auf TikTok, was dem Original-Clip insgesamt 15 Millionen Aufrufe einbrachte.
Der Clou: Der Song wurde mit KI-generierten Stimmen von Drake und The Weeknd produziert, obwohl die Künstler selbst nie an der Produktion beteiligt waren. Damit wurde der Song zu einem echten „Deepfake“-Hit – die erste hochrealistische Fälschung.
Wenige Tage nach der Veröffentlichung landete „Heart on My Sleeve“ in den Spotify Viral 50 Global. Daraufhin wurde der Song jedoch wieder von den Plattformen Spotify und Apple Music entfernt.
Die Universal Music Group (UMG), das Label von Drake und The Weeknd, legte Einspruch ein. Universal argumentierte, dass die Nutzung der Stimmen bestehende Lizenzverträge verletze. Auch auf Tidal, Deezer und Amazon Music wurde der Song daraufhin gelöscht.
Auf YouTube ist das Lied aber weiterhin verfügbar – zumindest vorübergehend. Da der Song nicht offiziell von der UMG registriert wurde, muss jeder Upload manuell auf YouTube gemeldet und gelöscht werden.
So lässt Du deinen Lieblinkskünstler singen oder rappen
Ghostwriter977 hat zwar keine konkreten Tools bei der Erstellung des Songs preisgegeben, aber er wird wohl eine KI-Sprachsynthese verwendet haben. Dabei werden zwei Programme kombiniert:
- Sprachsynthese: Ein geschriebener Text wird in künstlich erzeugte Sprache umgewandelt. Programme wie Siri oder Google Assistant antworten dir per Audio auf deine Befehle oder Fragen hin
- Voice-Cloning: Eine KI wird mit Aufnahmen von Künstlern trainiert, um die Klangfarbe und Intonation der Stimmen zu analysieren. Das Ergebnis sind täuschend echte Imitationen
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
„BBL Drizzy“ – King Willonius
- Veröffentlichung: 18. April 2024
- Thema: Comedy-Projekt & Disstrack gegen den Künstler Drake
- KI-Tool: Udio
- Plattformen: YouTube, SoundCloud
- Dauer: 1:38 Minuten
Der Song „BBL Drizzy“ ist auch eine vollständig KI-generierte Musikproduktion, die es Ende April 2024 in die Charts geschafft hat.
Ursprünglich war es ein Comedy-Projekt des US-Comedians Willonius Hatcher, der den Song unter dem Alias „King Willonius“ veröffentlichte.
Der Song ging in der Originalversion mit 1,5 Millionen Klicks auf YouTube viral. Auf SoundCloud war er in der Kategorie „New and Hot“ über eine Woche lang auf Platz 1, nachdem er innerhalb von einer Woche über 3,3 Millionen Streams erreichte.
Hatcher nutzte für die Musikproduktion das KI-Programm Udio, um sowohl Melodie als auch Stimmen künstlich zu erstellen. Das Ergebnis war eine Parodie, die sich auf den öffentlichen Streit zwischen Drake und Kendrick Lamar bezog.
In dem Streit ging es um Drakes Anspruch, einer der „Hip-Hop Big Three“ zu sein und damit zu den bekanntesten Hip-Hop Rappern zu gehören.
Das wies Kendrick Lamar in seinem Song-Part auf „Like That“ jedoch zurück und löste eine Reihe von Disstracks zwischen den beiden Künstlern aus.
Auf der Basis eines öffentlich ausgetragenen Streits erhielt der KI-Song seine Popularität.
Wenn KI-Beats zu einem neuen Song recycelt werden
Der US-amerikanische HipHop-Künstler Metro Boomin griff das Instrumental aus „BBL Drizzy“ auf und machte daraus einen reinen „Diss-Beat“ gegen Drake.
Er stellte den Beat kostenlos zum Download bereit und rief zu einem Rap-Contest aus: Wer den besten Text zu diesem Beat einsende, bekäme 10.000 US-Dollar und zusätzlich das Nutzungsrecht an der Produktion.
Fans und Künstler reichten daraufhin über Social-Media Plattformen wie TikTok ihre Werke ein.
Das Instrumental allein erreichte Platz 22 in den offiziellen Charts der New Zealand Hot Singles.
Im Juni 2024 reichte die Recording Industry Association of America (RIAA) jedoch eine Urheberrechtsklage gegen Udio ein, weil die KI-Plattform angeblich ohne Erlaubnis urheberrechtlich geschützte Musik nutzte, um Songs wie „BBL Drizzy“ zu generieren.
In den US-Bundesgerichten begannen zwar erste Verfahrensschritte, jedoch ist seit der Klage noch kein abschließendes gerichtliches Urteil gefallen.
Die Debatte zeigt wie kompliziert die Musikproduktion in Zeiten von KI werden kann und dass der rechtliche Umgang mit dieser in der Musikbranche noch ganz am Anfang steht.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
„Dust on the Wind“ – Velvet Sundown
- Veröffentlichung: 5. Juni 2025
- Thema: Eine KI-band, die KI-Songs präsentiert – Psychedelic-/Classic-Rock im Stil der späten 60er/70er mit modernen Indie-Pop Elementen
- KI-Tools: Suno AI für Komposition und Sounddesign, ChatGPT zur Songstruktur und Songtext-Ideen, KI-gestützte Bildgeneratoren für Album- und Band-Bilder
- Plattformen: Spotify, YouTube Music, Apple Music, TikTok
- Dauer: 4:12 Minuten
Der KI-Song „Dust on the Wind“ erschien am 5. Juni 2025 als Single des Debütalbums „Floating on Echoes“ der Retro-Rock Band „The Velvet Sundown“.
Der Song kam direkt auf Platz 1 der Spotify Viral 50 in Schweden und erreichte die Top 10 in Großbritannien und Norwegen.
Das Besondere an diesem Song: Die Band existiert nicht. Naja, zumindest nur als KI-Konstrukt.
Die Musiker Gabe Farrow (Gesang), Lennie West (Gitarre), Milo Rains (Synth) und Orion „Rio“ Del Mar (Percussion) sind fiktiv und erscheinen nur in KI-generierten Videos und Bildern.
Erst am 6. Juli 2025 verriet Spotify in der offiziellen Band-Biografie, dass The Velvet Sundown ein „synthetisches Musikprojekt“ sei, bei dem sämtliche Songs mithilfe von KI komponiert und eingesungen wurden.
Hinter der „Band“ steht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine anonyme Gruppe, die die Produktion durch eine Kombination aus KI-Tools vorangetrieben hat.
In einem Rolling-Stone Interview sagte der vermeintliche Band-Sprecher Andrew Frelon, die Tracks mit der Plattform Suno AI erstellt zu haben.
Dabei soll er gezielt die sogenannte „Persona“-Funktion genutzt zu haben, um immer dieselbe künstliche Sängerstimme beibehalten zu können.
Suno AI sei dabei für Komposition und Sounddesign, ChatGPT zur Songstruktur und Songtext-Ideen, KI-gestützte Bildgeneratoren für die Album- und Band-Bilder genutzt worden.
Im Gegensatz zu Udio, das mit einem einzigen KI-Modell Gesang und auch Instrumente erzeugt, nutzt Suno AI zwei KI-Modelle für die Produktion: „Bark“ für Gesangs- und „Chirp“ für die Instrumental-Spuren. Das KI-Programm kann auch per Text-Prompt gesteuert werden.
Fazit: KI Songs in der Musik
KI-generierte Musik ist längst keine Zukunftsvision mehr – sie ist fester Bestandteil des Musikbusiness. Sie funktioniert nicht nur technisch, sie erreicht ein breites Publikum und stürmt sogar die Charts.
Rechtliche Streitfragen und die Frage nach der Vergütung zeigen, dass wir mit dem Thema KI Songs in der Musik noch ganz am Anfang stehen.
Die Zukunft der Musik ist nicht mehr „nur“ menschlich. Wir können gemeinsam gespannt darauf sein, wie die Verschmelzung aus menschlichen Visionen und algorithmischer Umsetzung durch KI die Musik im 21. Jahrhundert verändert.