Monome
Open Source Controller mit Stil

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Monome: Open Source Controller mit Stil

Max Tertinegg

Dies ist ein Gastartikel des Musikers Max Tertinegg, der den Blog Go Make Music zu elektronischer Musikproduktion betreibt. Max ist unter anderem von seinen Bands Fiago, max Min und der famous Band Lasch bekannt.

Ein naher Verwandter des Tenori-On ist das Monome. Es besteht aus einer Matrix von Knöpfen, die mit LEDs versehen sind. Die aktuelle Serie hat zusätzlich noch Bewegungssensoren, die Daten über die Lage des Gerätes im Raum liefern.

Schon alleine der Anblick eines Monome ist ein Genuss: Das Gehäuse ist aus Wallnussholz, die Deckplatte aus eloxiertem Aluminium. Damit unterscheidet es sich erheblich vom Kunststoff-Look des Tenori-On.

 

Monome: Drei verschiedene Modelle, das two fifty six (16×16), one twenty eight (16×8) und das sixty four (8×8).

Monome: Drei verschiedene Modelle, das two fifty six (16×16), one twenty eight (16×8) und das sixty four (8×8).

 

Monome: Anwendungsmöglichkeiten

Das Gerät an und für sich ist noch nicht in der Lage, Töne zu erzeugen. Dazu benötigt man einen Rechner und entsprechende Plugins. Auf der Website des Herstellers gibt es einen Community-Bereich, in dem Entwickler ihre Plugins zum Download anbieten. Die Fülle der verschiedenen Anwendungen ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass das Monome im Grunde noch immer ein Nischenprodukt ist.

 

Monome Plugin: Molar – Sample Slicing

Molar ist mein persönlicher Favorit unter den Monome-Plugins. Es ist eine Kombination aus Step-Sequencer und Sample-Slicer und als VST- oder AU-Plugin erhältlich. Man kann damit interessante Dinge anstellen, z.B. im Live-Betrieb Samples aufnehmen, zerhacken und wieder zusammensetzen. Hier ein Beispiel für den Einsatz von Molar:


tehn with two fifty six from tehn on Vimeo.

Molar ist aber nur eine von vielen Anwendungen. Es gibt inzwischen um die fünfzig Applikationen, die das Monome zu einem sehr vielseitigen Instrument machen. Darunter sind auch einige rein grafische Anwendungen: So kann man eine Laufschrift über das Monome wandern lassen oder den Video-Input einer Webcam als 1-bit Video darstellen – es gibt nichts, was nicht von einem User programmiert werden würde. Eine gute Auflistung der momentan vorhandenen Applikationen gibt es hier.

Viele interessante Videos bietet die Monome-Gruppe auf Vimeo. Hier zeigen Monome-Benutzer aus aller Welt, was sie mit ihren Kisten so alles anstellen.

 

Monome Controller: Herstellung, Kauf und Preis

Produziert wird das Monome von der gleichnamigen Künstlergruppe in Philadelphia, Pennsylvania. Ganz groß geschrieben wird dabei der nachhaltige Umgang mit Ressourcen. Bei der Herstellung der Geräte wird auf bleihaltige Substanzen und andere toxische Stoffe verzichtet, die Verpackungen sind allesamt wiederverwertbar und es wird darauf geachtet, mit möglichst vielen lokalen Lieferanten zu arbeiten.

Das Monome ist keine Massenware, sondern wird nur in geringer Stückzahl und nach strengen Kriterien hergestellt – das schlägt sich natürlich im Preis nieder. Abhängig vom Modell kosten die Geräte zwischen 600€ und 1200€, dazu kommen noch Zoll und Transportkosten. Das Standardmodell mit 16×16 Knöpfen hat mich inklusive aller Nebenkosten etwa 1400€ gekostet.

Wer nicht das nötige Kleingeld hat, kann sich auch einen der wesentlich günstigeren Bausätze bestellen, die aus den Schaltkreisen und Keypads bestehen. Ganz besonders Sparsame besorgen sich einfach nur die Schalpläne und kaufen die Einzelteile günstig im Elektrogroßhandel.

Von den verschiedenen Modellen werden jeweils Serien zu 100 Stück produziert. Um eines davon zu ergattern, muss man sich schon Monate vor der Auslieferung auf der Website anmelden. Wer ernsthaft daran denkt, sich ein Monome zu kaufen, sollte am besten den Newsletter abonnieren, um so über das Erscheinen einer neuen Serie schon im Voraus informiert zu sein. Meistens sind die Geräte innerhalb von Minuten nach Veröffentlichung des Bestelllinks ausverkauft.

Gebrauchte Geräte gibt es auf eBay nur selten zu ersteigern, hier ist der beste Anlaufpunkt der Community-Bereich Trade auf der Herstellerseite.

Monome Controller: Fazit

Ich besitze mein Monome seit gut einem Jahr und es hat meine Arbeitsweise im Studio und auf der Bühne grundlegend verändert. Als Beispiel dafür verweise ich auf mein Projekt Presetsurfer, in dem ich mit WiiMote, Monome und Notebook Livemusik mache – ohne bei der Show ein einziges Mal auf den Bildschirm zu sehen. Das Monome befreit mich als Musiker vom Notebook und bietet mir unzählige Möglichkeiten zur Steuerung meiner Musik. Dazu kommt auch noch das Gefühl, wirklich etwas in der Hand zu haben, wenn man auf echte Knöpfen drückt, anstatt am Bildschirm mit dem Mauszeiger virtuelle Buttons zu klicken.

Hier trifft wieder mal die alte Weisheit zu: Die verwendeten Werkzeuge prägen das Kunstwerk entscheidend mit und neue Werkzeuge lassen neuartige Werke entstehen. Das zeigt auch das erste “All-Monome-Album”, das es hier zum Download gibt.

Der Preis für ein Monome mag zwar hoch sein, man kauft damit aber nicht nur ein Instrument, sondern auch die Mitgliedschaft in einer großen Gemeinde von motivierten Benutzern und Entwicklern, die ständig neuen, kreativen Output liefern.

Links

Website des Herstellers
Monome-Website bei vimeo
Weitere Artikel über das Monome auf Go Make Music

Dies ist ein Gastartikel von Max Tertinegg, der den Blog Go Make Music zur Produktion von elektronischer Musik betreibt.

Lesermeinungen (5)

zu 'Monome: Open Source Controller mit Stil'

  • chris   18. Feb 2009   23:36 UhrAntworten

    interessantes instrument. kann man eigentlich jemals wissen, was rauskommt, wenn man da drauf rumdrückt?
    mir scheint es unmöglich 16x16 samples mit genauer lokalisation im gedächtnis zu behalten und dann auch noch die automatisierung mit in seine komposition mit einzubeziehen.
    das wird doch immer eine große überraschung ;-)

  • aljas   19. Feb 2009   09:49 UhrAntworten

    Cool, hab eines der Teile einmal im Live-Einsatz bei der Band .computer..gesehen und mich seitdem gefragt, was das wohl für ein spannendes (und schönes) Ding ist. Danke für den feinen Artikel!

  • strohsilo   01. Dez 2009   22:56 UhrAntworten

    danke für den bericht! echt toll zu lesen wie begeistert die user sind ;)

  • Niels Dettenbach   22. Apr 2021   09:28 UhrAntworten

    Der Hype der „Verknappung“ mit der Erzählung von „Nachhaltigkeit“ usw. und der resultierende Preis ist mir dann doch etwas zu „woke“ - auch angesichts der Tatsache, daß die Hersteller von externen Open Source Contributoren leben, die ihnen ihre Arbeit und damit verbundene oft jahrzehntelange Erfahrung idR. kostenlos bereitstellen).

    • Katja Köhler (delamar)   22. Apr 2021   11:25 UhrAntworten

      Hi Niels, der Beitrag ist schon ziemlich "alt". MakeHaus hat zb inzwischen schon spannendere Dinge :)

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