Die 5 häufigsten Mixing-Fehler
Für besseres Mixing: Fehler vermeiden ist die Devise
Dieser Artikel liefert dir die essentiellen Handgriffe, um deine Musik besser abmischen zu können. So vermeidest Du genau die Fehler, die besonders oft gemacht werden und gleichzeitig zu den größten Übeltätern für dein Mixing zählen.
Ist das schon die halbe Miete? Nein, dafür ist das Thema zu komplex, dennoch hast Du dann schon einen großen Schritt getan.
Übrigens: Wenn noch keine Aufnahmen gemacht wurden, ist Tipp #5 besonders wertvoll für dich – da geht es nicht direkt um Mixing-Fehler, sondern um die Illusion, ein misslungenes Recording stets Abmischen ausbügeln zu können.
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1 – Das muss laut!
Spitzenkandidat für den häufigsten Mixing-Fehler ist wohl die zu hohe Lautheit. Will heißen: Ein Mix, dessen Dynamik durch übereifrigen Einsatz von Audio-Kompressor oder Limiter stark verringert ist. Vor allem den Master-Bus solltest Du nicht nur aus dem Grund komprimieren, dass der Mix dann sofort lauter und durchsetzungsfähiger klingt. Denn so gehen womöglich zu viele der Kontraste zwischen lauten und leisen Elementen verloren, die die Lebendigkeit der allermeisten Musikstücke ausmachen.
Zuerst solltest Du ein paar andere Möglichkeiten ausschöpfen, die wesentlich gezielter wirken. Alles dazu erfährst Du hier:
Den Mix lauter machen in 10 Schritten »
So schaffst Du mehr Reserven für eine Anhebung des Gesamtpegels – eine Kompression des Master-Signals für eine höhere Lautheit ist entweder gar nicht mehr nötig oder Du kannst sie deutlich behutsamer einsetzen.
Mix der Musik gemäß!
Natürlich kommt es in puncto Lautheit auch auf die Art von Musik an, die Du produzieren willst. Generell sollte insbesondere Musik mit vielen bzw. ausschließlich akustischen Instrumenten nur sehr leicht komprimiert werden, denn sonst gerät ihr natürlicher Klangcharakter zu sehr ins Hintertreffen. So könntest Du beim Mixing etwa darauf achten, dass die Reduktion der Pegel (»Gain Reduction«) durch Kompressoren & Co. nicht mehr als 3 bis 6 Dezibel beträgt. Das gilt auch für eine Kompression der entsprechenden Einzelspuren.
Ein letzter Tipp: Wenn Du vorhast, deinen Mix noch von einem Mastering-Fachmann veredeln zu lassen, solltest Du definitiv auf die Kompression bzw. das Limiting des Master-Busses verzichten.
2 – Bass dick auftragen
Der Bass, den wir hier meinen, liegt grob gesagt unter 40 Hertz. Ist er zu stark, führt das gerne mal zu einem »matschigen«, »breiigen« Mix, aus dem Klangereignisse wie Kick-Drum- und E-Bass-Anschläge nicht mehr herausstechen. Und schließlich wird der Pegel des Gesamtmixes durch einen prominenten tiefen Bass in die Höhe getrieben – dein Potential zur Anhebung der Lautstärke und Lautheit wird unnötig verringert. Es wäre ein kapitaler Mixing-Fehler, all das zu ignorieren.
Übrigens: Viele (kleine) Studiomonitore ohne Subwoofer-Unterstützung können Subbässe nicht oder nur sehr schwach im Vergleich zu den höheren Frequenzen wiedergeben. Du hörst unter Umständen also gar nicht erst, was sich im Frequenzkeller abspielt – spätestens beim Abhören mit potenteren Lautsprechern (und Kopfhörern) könntest Du dann eine böse Überraschung erleben.
Die Lösung: Nutze auf den bassigen Einzelspuren in deinem Mix jeweils einen …
- Hochpassfilter (siehe auch FAQ: Filter Typen) als Insert-Effekt
- Grenzfrequenz: 40-50 Hertz
- Hohe Flankensteilheit (-24 dB/Oktave oder mehr) empfehlenswert
Tipp: Nutze ein Plugin zur Spektralanayse, um den Frequenzgehalt deines Mixes zu visualisieren. Ein sehr bewährtes Plugin wäre beispielsweise das oben abgebildete Voxengo SPAN . Spätestens, wenn die Pegel bei 0-40 Hertz höher liegen als bei den Frequenzen darüber, solltest Du Hand anlegen … lies weiter.
Beobachte in der Spektralanalyse, ob das Filter im gesamten Mix zu einer nennenswerten Absenkung im Subbassbereich führt und füge ggf. Filter auf weiteren Spuren hinzu. Auf den Spuren, die nicht unbedingt zum Bassbereich in deinem Mix beitragen müssen (z.B. Vocals) kann die Frequenz auch gerne etwas höher eingestellt werden (etwa 60-90 Hz).
Lies auch: Die 5 häufigsten Fehler beim Mixing
3 – Mono? Mir doch egal!
Ein weiterer typischer Mixing-Fehler ist die Vernachlässigung der Monokompatibilität. Will heißen: die unbekümmerte Bearbeitung des Stereobilds ohne Überprüfung, ob der Sound in Mono (z.B. über Küchenradios, aber auch in manchen Clubs) noch »funktioniert«.
Manchmal verschwinden dann nämlich gewisse Elemente fast, in anderen Situationen werden sie wiederum lauter oder sie klingen irgendwie »hohl« aufgrund von Phasenverschiebung. Abgesehen davon wirkt ein zu breiter Mix, bei dem in der »Mitte« wenig los ist, nicht wirklich kraftvoll und prägnant.
Mögliche Werkzeuge zum Checken der Monokompatibilität
- Knopf am Audio Interface
- Mixersoftware des Interfaces
- Monitor-Controller
- Bordmittel deiner DAW-Software (z.B. Knopf auf dem Master-Kanal im Mixer)
- Das kostenlose Plugin Boz Digital Labs Panipulator – Mono auf Knopfdruck
- Das kostenlose Plugin Flux Stereo Tool – Korrelationsgradmesser
4 – Scheuklappen durch isoliertes Abhören
Ein Mixing-Fehler, den ich selbst leider allzu gerne begehe: Das Abhören einzelner Spuren und Instrumente und daraufhin eine isolierte Klangformung. Vermeide das unbedingt, denn letztendlich kommt es darauf an, wie der Mix klingt. So solltest Du immer auch Hand an den Sound legen, wenn mehrere bis alle Spuren gleichzeitig erklingen.
Wie wichtig diese Mixing-Philosophie ist, wird insbesondere dann klar, wenn Du isolierte Einzelspuren aus großen, bestens produzierten Hits hören würdest – zuweilen klingen diese dann eher dünn und trist. Doch genau dieser zurückhaltende Charakter sorgt dafür, dass der Sound in der Summe stimmig wird und sich die Elemente nicht gegenseitig »bekämpfen«.
5 – »Fix it in the mix« – Schlechte Aufnahmen »retten«
Der letzte Punkt in unserer Liste der fünf häufigsten Mixing-Fehler ist ein Aspekt, der nichts mit der Kunstfertigkeit beim Abmischen zu tun hat. Vielmehr ist es eine Denkweise, die Du dir nicht zueigen machen solltest: Die Rede ist von »Fix it in the Mix« – die Praktik, ein schiefes, schlecht getimtes oder sonstwie suboptimales Recording durch nachträgliches Editieren der Audioclips und/oder Effekteinsatz korrigieren zu wollen.
Das ist nämlich oft zeitraubender, als von Neuem aufzunehmen. Außerdem hört es sich gerade bei drastischen Eingriffen unnatürlich oder einfach nicht überzeugend an. Auch die besten Tools können keine Wunder vollbringen. Im schlimmsten Falle kommst Du in Teufels Küche, wenn beim Abmischen irgendwann doch klar wird, dass eine neue Aufnahme unumgänglich ist, der Künstler aber nicht mehr zur Verfügung steht.
Mehr zum Thema: 19 einfache Recording Tipps für Einsteiger »
Mach dir also lieber gleich zur Gewohnheit, einen Take so oft zu wiederholen, bis alles (weitestgehend) passt. Bügle also vor allem die folgenden Fehler gleich durch eine erneute Aufzeichnung aus, anstatt dich beim Mixing mit ihnen abzumühen:
- Unverständliche oder schiefe Vocals
- Performances ohne Pepp
- Unsauberkeiten bei Einsatz, Timing, Notenlänge etc.
- Unpassende Klangfarbe – Kein EQ ist so gut wie ein von Natur aus guter Sound
- Über- oder unterbetonter Nahbesprechungseffekt
- Ungestimmte Gitarre und Bass
- Übersteuerungen (Clipping) – Gleich richtig einpegeln bei der Aufnahme!
- Schlechter oder gar keinen Raumklang
Bonustipp für Faulenzer ;)
Wenn nur ein kurzer Moment der Aufnahme nicht so gut gelungen ist und wenn dieser im Songkontext keine Hauptrolle spielt, kann er im Mix möglicherweise »versteckt« werden. Etwa durch ein anderes, gleichzeitig erklingendes Element, das ein wenig lauter ist.
Das Ganze ergibt dann noch keinen schlechten Mix – im besten Falle ist es sogar eine liebenswürdige Ungereimtheit.
Schlussgedanken zu den 5 häufigsten Mixing-Fehlern
Das war freilich längst nicht alles, was von Einsteigern (und sehr wohl auch von Fortgeschrittenen) oft nicht beachtet wird. Aber hier ging es ja, darum die häufigsten Mixing-Fehler zu dokumentieren und zumindest erst Anstöße zu geben, wie man sie umschifft.
Passend dazu: 11 Facts für besseres Mixing im Homestudio »
Was kannst Du noch zum Thema beitragen? Welche Fehler, welche unbedachten Handgriffen haben deinen Mix einst madiggemacht? Welche Werkzeuge hast Du dafür im Einsatz? Was machst Du schon beim Recording, um später beim Abmischen leichtes Spiel zu haben? Wir sind sehr gespannt auf deine Erfahrungen und Erkenntnisse!
Und wie üblich freuen wir uns, wenn Du diesen Artikel rund ums Mixing mit Freunden und Bekannten teilst, die gerade erst ihr Homestudio einrichten und mit der Musikproduktion einsteigen wollen. Danke! :)
zu 'Die 5 häufigsten Mixing-Fehler'
Peter 14. Apr 2008 03:44 Uhr
Vielleicht sollte man noch darauf hinweisen das es bei Punkt 2 nur ums mixen geht. In einer Aufnahmekette ist es natürlich so dass das schwächste Glied der Kette die Qualität bestimmt.
carlos (delamar) 14. Apr 2008 10:34 Uhr
Korrekt, es geht darum, dass man unwichtige Elemente in einem Mix durchaus auch mal etwas verstecken kann:
Eine grottige Triangel muss keinen Mix zerstören.
Beim Recording sieht die Sache durchaus anders aus, da bestimmt in der Tat das schlechteste Glied in der Aufnahmekette den Sound.
Danke für den Hinweis, Peter.
Turnah 28. Aug 2013 14:00 Uhr
Meiner Meinung nach kann aber gerade mal ein schlecht klingender ranziger sound den Charme eines Tracks ausmachen. Knacksen und Kratzen können auch als wertvolle Vintage Stilelemente eingesetzt werden. Es muss natürlich nur in den Kontext der Mischung passen.Manchmal können auch richtig besch... Mikros ultimativ bombe klingen
Mokka 08. Mrz 2017 17:23 Uhr
Ganz wichtig: Abspeichern der Schritte und somit Anlegen verschiedener chronologischer Versionen.
Wenn man einen Mix in Richtung finaler Mix gehend einmal völlig verhauen hat, ist es um so mühseliger, wieder gänzlich von vorn anfangen zu müssen.
Es sollte zumindest eine abgespeicherte Version des Mix vorliegen, der in seinen ganzen vielen Bearbeitungen schon recht gut und vernünftig klang und eine Basis hatte, von der aus man dann in die extravagante Detailarbeit ging.
Es wird viel Zeit und Mühe sparen, sich einen solchen Basis Mix zu erstellen und ab dem Zeitpunkt nur noch in Backups/Versionen an den Details zu arbeiten.
Auf den Weg zum finalen Mix kann man so auch noch massig viel ausprobierend herum experimentieren und previewen, ohne den soliden Grundmix gefährden zu müssen.
Allerdings muss man dann auch die Struktur und Ordnung haben, seine Versionen beim Abspeichern chronologisch sinnvoll benennend zu organisieren (Historie anlegen) und vielleicht sogar auch mit entsprechenden Vermerken/Notizen zu benennen (durch z.B. Texteditor), um noch einmal im groben rekapitulierend nachlesen zu können, woran man noch gleich im Mix primär gearbeitet hatte, als die darauffolgende Version dann bereits verhunzt wurde.
So viel Beschreibungsaufwand ist natürlich nicht jedermanns Sache.
Kostet schließlich auch ein wenig Zeit und Aufwand.
Ich finde ein solches begleitendes Produktionshandbuch, mit denen wir früher noch gearbeitet hatten, jedoch gerade bei sehr vollen Mixings mit vielen vielen Instrumenten sehr hilfreich.