Mehr Stereo für deine Mixe? Hier sind die richtigen Methoden!
Mehr Stereo für deine Mixe? Hier sind die richtigen Methoden
Unvergessen die ersten Aufnahmen der Beatles in Stereo, bei denen das Instrumental komplett auf einem Kanal und der Gesang auf dem anderen lagen. Heute sind Küchenradios und Clubs vielleicht noch die letzten Abhören, die in mono arbeiten. Seit dem Siegeszug von Stereoaufnahmen haben natürlich findige Musiker und Toningenieure 1.001 Tricks gefunden, um ausgewogene Abmischungen zu kreieren und die volle Bandbreite der zwei Kanäle auszuschöpfen.
Breite ist überhaupt das Stichwort dieses Artikels. Das Stereopanorama bietet uns viel Raum, um jeder Spur einen ganz eigenen Platz im Mix zuzuweisen. Und manchmal bleibt sogar noch etwas Platz, um einzelnen Instrumenten mehr Stereobreite zu geben. Und genau darum soll es in diesem Artikel gehen: Instrumente mehr Stereobreite geben.
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1. Manuelle Stereoverbreiterung
Wie Du sicher schon weisst, hat das Stereoempfinden seinen Ursprung in den Laufzeitdifferenzen von Schall beim Auftreffen auf das menschliche Ohr. Das bedeutet, dass Du ein räumliches Empfinden für Schallereignesse bekommst, weil der Klang zu unterschiedlichen Zeitpunkten am linken bzw. rechten Ohr ankommt. Für diesen Artikel soll das als Erklärung reichen: Ein Stereosignal ist nicht einfach ein Monosignal, das in den linken und rechten Kanal einer Stereodatei kopiert wird. Ein Stereosignal entsteht durch den Unterschied der Schallereignisse in beiden Kanälen.
Und genau das kannst Du dir für eine Stereoverbreiterung zunutze machen. Nimm eine Monospur und dupliziere diese. Nachdem Du die Spuren hart links bzw. hart rechts im Stereopanorama verteilt hast, kommt es zu einer Summierung des Signals in der Hörposition. Der Trick besteht jetzt darin, beide Spuren so mit unterschiedlichen Effekten zu belegen, dass der Monoeindruck minimiert wird und ein angenehmes Stereofeeling herauskommt. Dazu ist es wichtig, dass beide Spuren nicht stur dasselbe machen. Ein ganz typischer Effekt für dieses parallele Bearbeiten dürfte wohl die Verwendung eines Chorus sein. Wobei ich häufig dazu tendiere, das Originalsignal unangetastet zu lassen und nur die kopierte Spur mit viel Effekt zu versehen und leise zum Original hinzuzumischen.
Bei analogem Equipment (vor allem bei solchem mit Röhren) kann es schon reichen, das Signal bei entsprechendem Drive durch zwei Kanäle zu jagen. Obwohl die Hersteller von analogem Equipment natürlich versuchen, den Effekt so homogen wie möglich zu gestalten, kommt es bauartbedingt zu unterschiedlichen Ausgangssignalen, die die Breite im Stereopanorama ebenfalls angenehm vergrössern können.
2. Hall / Reverb
Nachdem wir die vielleicht schwierigste Methode bereits besprochen haben, kommen wir zu der offensichtlichen Variante, einen Hall-Effekt zu nutzen. Hall-Effektgeräte, die einen Raum emulieren, machen in der Regel aus mono natürlich stereo. Du kannst den Effekt Hall nicht nur dazu nutzen, um einer Aufnahme mehr Tiefe zu geben und sie in einen musikalischen Kontext zu setzen – selbstverständlich gewinnt ein Signal dadurch auch an Stereobreite.
Es ist schwierig, hier einen guten Rat zu geben. Aber sehr kleine Räume tendieren dazu, dem Signal durch die kurzen Predelay-Werte mehr Breite zu geben. Der Grund liegt darin, dass der Halleffekt mehr als Teil des Originalsounds vernommen wird denn als eigenständiger Effekt.
3. Stereo Delay
Eine weitere Methode, um einem Instrument zu mehr Stereobreite zu verhelfen, ist das Stereo Delay. Hierzu werden die vom Effekt generierten Echos seitlich des Originalsignals im Stereopanorama angeordnet. Meistens bietet es sich an, die Delayzeiten rhythmisch an das Tempo des Musikstücks anzupassen. Um einen hörbaren Effekt auf die Stereobreite zu haben, sollten die Delayzeiten aber relativ kurz gewählt werden.
In der Praxis beim Abmischen bietet es sich zudem an, die Höhen mit einem High-Shelf Filter zurückzunehmen und die Echos nur sehr leise zum Originalsignal zu mischen. Der Effekt ist dann sehr subtil, was aber genau zu der wahrgenommenen Stereoverbreiterung führt.
4. Split Harmonizer
Der Split Harmonizer Effekt wird auch mit dem Effekt Delay erzeugt, wobei hier noch kürzere Delayzeiten zwischen 15ms und 50ms je nach Songtempo verwendet werden sollten. Damit der Effekt aber richtig wirkt, werden linker und rechter Kanal zusätzlich um jeweils wenige Cent nach oben, respektive nach unten transponiert (gepitcht). Wer diesen Effekt noch nicht kennt, kann sich die Vorgehensweise in unserem Artikel Fette Vocals mit dem Split Harmonizer Effekt im Detail durchlesen. Übrigens kann man diese Art der Stereoverbreiterung auf jeder Spur bzw. für jedes Instrument verwenden, auch wenn der Titel des Artikels das im ersten Moment nicht vermuten lässt.
5. Equalizer
Es gibt einige Equalizer Plugins, die eine Stereoverbreiterung des Signals durch die unterschiedliche Anwendung von Anhebungen oder Absenkungen auf linker bzw. rechter Seite erzeugen. Je nachdem welche Seite wie bearbeitet wird, kommt es zu einer Betonung von linkem oder rechten Kanal. Du kannst diesen Effekt auch ohne ein solches Plugin in deiner eigenen DAW (Digital Audio Workstation) nachbilden.
Du kannst diesen Effekt wie unter Punkt 1 beschrieben nachstellen. Das Schöne ist, dass Du diesen Trick auch auf bereits in stereo vorliegenden Audiodateien verwenden kannst, um noch etwas mehr Stereobreite herauszukitzeln. Eine Methode, die ein befreundeter Toningenieur gerne verwendet, beinhaltet eine „helle“ linke Seite und eine „dunkle“ rechte Seite.
6. Mid/Side Stereo
Die letzte Option ist das so genannte M/S Processing, wobei M für Mid (Mitte) und S für Side (Seite) stehen. Es gibt eine Vielzahl von Plugins, die mit dieser Technik arbeiten und die meistens den Parameter „Spread“ dazu anbieten. Wenn Du keines dieser Plugins besitzt, kannst Du den Effekt nachstellen, indem Du eine Monokopie des Originalsignals anlegst, deren Phase invertierst und diese zum Original hinzumischst.
Wenn Du die Monokopie zu 100% dem Originalsignal hinzugibst, wird der gesamte Monoanteil der Aufnahme ausgelöscht und es bleiben nur noch die Unterschiede in stereo. Meistens empfiehlt es sich einen HighPass Filter auf die Monokopie zu geben, um die Definition und Klarheit des Mixes beizubehalten.
Noch mehr Stereo für deine Mixe?
In meiner Vorlage zum Abmischen habe ich immer einen Aux-Bus mit dem Split Harmonizer, diverse Stereo Delays und etwa fünf unterschiedliche Hall und Room-Effekte aus diversen Plugins. Nicht jeder Effekt passt in alle Songs und jeder wird seine eigenen Lieblinge finden. Sicherlich gibt es noch zahlreiche weitere Methoden, um seine Abmischungen noch breiter zu machen, ich bin da ganz gespannt auf deinen Kommentar.
Nur eines ist wirklich wichtig, bei aller Liebe zu wirklich breiten Stereomixen: Den Mix immer wieder auf Monokompatibilität und etwaige Phasenauslöschungen kontrollieren.
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zu 'Mehr Stereo für deine Mixe? Hier sind die richtigen Methoden!'
oliver schmitt 02. Dez 2009 19:28 Uhr
hi carlos! wieder einmal ein klasse artikel
gerade bei "5. Equalizer" kann ich hier den neuen http://www.fabfilter.com/products/pro-q.php empfehlen. die bearbeitung von li+re geht hier sehr einfach...
gruss,
olli
Checkoff 07. Dez 2009 12:09 Uhr
Zitat: "Nimm eine Monospur und dupliziere diese. Nachdem Du die Spuren hart links bzw. hart rechts im Stereopanorama verteilt hast, kommt es zu einer Phasenauslöschung."
Es kommt nicht zu einer Phasenauslöschung. Man müsste erst einen der beiden Kanäle in der Phase drehen ( 180° ), damit dies passiert !
Es erhöht sich höchstens der Pegel, um 3 dB oder so.
Philippé 16. Okt 2018 13:55 Uhr
Es geht hier aber um eine Invertierung (Spiegelung) des Signals. "Phase invertieren" ist vielleicht etwas unglücklich ausgedrückt. Es kommt hier quasi der gleiche Effekt zustande, wie in der symmetrischen Übertragung bei XLR-Kabeln in denen am Ende die Fehler ausgelöscht werden, genau durch die gleiche Verfahrensweise. Wenn du die Phase verschiebst (verdrehst), wirst du den gewünschten Effekt nicht erhalten.
Oder habe ich dich da falsch verstanden?
Manuel 07. Dez 2009 13:21 Uhr
Eigentlich um 6dB, oder irre ich mich da?
Checkoff 07. Dez 2009 17:34 Uhr
keine ahung. da beide signale auf hart auf eine seite gepant wurden, verlieren sie dadurch schonmal an pegel, was dabei am ende rauskommt, weiß ich nicht.
M 07. Dez 2009 21:19 Uhr
wer hat hier jetzt recht...?
bitte um auflösung
den fab filter find ich auch sehr geil, super leicht zu bedienen :P
Carlos (delamar) 08. Dez 2009 01:27 Uhr
Also: In (perfekter) Hörposition kommt es nicht zu einer Phasenauslöschung, sondern wie oben beschrieben zu einer Addierung. Aber in anderen Positionen kann es wegen der Laufzeitunterschiede schnell zu Phasenauslöschungen kommen.
Checkoff 08. Dez 2009 02:26 Uhr
ich habe das so gelernt : PhasenAUSLÖSCHUNG bedeutet, man hört theoretisch nix mehr, also 180°.
PhasenVERSCHIEBUNG ist alles andere.
und wenn ich zwischen meinen boxen hin- und herwandere, höre ich keine phasenverschiebung. dann würde ja z.b. im auto jeder insasse die musik anders wahrnehmen, was meiner erfahrung nach nicht der fall ist.
naja, auf jeden einfach die spuren kopieren und eine davon um beliebige ms verschieben macht auch viel dreck. egtl unglaublich, was eine millisekunde ausmacht....
Checkoff 08. Dez 2009 13:31 Uhr
Und zwecks Monokompatibilität:
Wer hört denn heute noch Mono ? Ausser die kleinen Kids mit ihren Handys, oder halt in Clubs.
Ansonsten ist doch alles in Stereo, oder fällt noch jmd was ein ?
Und irgendwann gibts sicher mal Handys mit 2 Boxen. Nur in Clubs wirds denke ich so bleiben
Carlos (delamar) 08. Dez 2009 13:37 Uhr
Küchenradios und tragbare Radios sind typische Mono-Geschichten. Große Abhören insgesamt z.B. in Fussballstadien, Kaufhhäusern und Ähnliches. Wäre doch schade, wenn plötzlich der Gesang im Fahrstuhl fehlt, oder? :)
Checkoff 08. Dez 2009 13:39 Uhr
na gut, da bin ich nich drauf gekommen ;)
in der küche haben wir stereo, fussball schau ich nicht, und kaufhäuser hör ich immer weg :p
Manuel 09. Dez 2009 11:08 Uhr
Phasenverschiebungen durch unterschiedliche Laufzeiten wirken sich nicht auf den kompletten Frequenzbereich aus, sondern nur auf Einzelfrequenzen, die dann gedämpft werden oder im Idealfall komplett ausgelöscht. Aber diesen hat man dann auch nur in idealen Abhörsituationen.
Also dürfte man eine Phasenverschiebung auch nicht so stark hören.
Wobei ich das einmal hinbekommen habe, als ich mir einen Audioadapter fehlerhaft zusammengelötet habe. Da ist mir richtig schlecht geworden, als ich den Kopf zwischen den Boxen hin und her bewegt habe. Da konnte man durch Bewegung im Raum einen schönen Phaser-Effekt erzeugen.
Chechoff 09. Dez 2009 13:11 Uhr
um mich hier nicht weiter aufzuregen, mal dieser Link:
http://www.sengpielaudio.com/Rechner-LaufzeitPhase.htm
viel spaß
iff 14. Dez 2009 20:54 Uhr
das wird hart bei vollelektronischer 4/4 beatmusik ...
Juan 21. Feb 2011 22:07 Uhr
Hallo.
Ich habe gute Erfahrungen mit dem Nugen Stereoizer gemacht.
Der verteilt ein paar Frequenzen und verändert auch geringfügig die Laufzeiten dieser. Deshalb ist er auch sehr sehr Mono-Kompatibel... ;-)
michael 18. Feb 2013 09:55 Uhr
ich habe eine frage zu punkt 1:
du pannst also die originalspur meinethalben nach links und die kopierte nach rechts. später schreibst du, dass du zumeist lediglich letztere mit viel effekt belegst und leise hinzumischst, während du die andere unangetastet lässt. dadurch entsteht aber doch keine verbreiterung in dem sinne, dass ich das instrument oder das vocal präsenter, dicker, "weiter" empfinde. in deinem beispiel wäre das signal dann links deutlich lauter, oder?
andernfalls fürchte ich, ich habe das irgendwie falsch verstanden .. kann jemand helfen?
Carlos San Segundo (delamar) 18. Feb 2013 10:12 Uhr
Probiere es am besten einfach mal aus und überprüfe, wie der Effekt bei unterschiedlichen Lautstärken wirkt. Es gibt auf jeden Fall eine Verbreiterung, wenn sie an einer anderen Stelle im Stereomix zu finden ist.
Jan 18. Feb 2013 22:37 Uhr
Ne Frage, zudem gleichen Beitrag eins über mir...
Dann wäre es aber sinnvoll beim nächsten Instrument den den Schwerpunkt auf die entgegengesetzte Seite zu pannen ?
Damit nicht nach 5 Instrumenten der Schwerpunkt ständig auf die gleiche Seite gepannt wird. Gibt doch bestimmt Ungleichgewicht, oder seh ich das falsch ? Lieben Gruß. Jan
Oli 22. Mrz 2013 14:00 Uhr
Hallo!
Auch von mir erstmal ein großes Lob an euch... eure Seite hat mir schon oft geholfen :)
Seit einiger Zeit quäle ich mich aber mit Flächensounds rum. Ich bin im mom sehr im Thema Popschlager drin (Wendler & Co.) ... Was mir bei diesen Songs (besonders Wendler!) immer wieder auffällt, sind die recht breiten Flächen. Es ist mir leider noch nicht gelungen, diese zu reproduzieren. Habe es auch schon mit Dopplungen und harten rechts/links panning versucht... aber irgendwie klingt es einfach nicht so wie auf den Aufnahmen. Ist hier der Trick auch eher M/S Processing? Oder spielen die nur mit den EQs? Wäre super, wenn mir da jemand einen Tip geben könnte, in welche Richtung das geht!
Danke :)
lorenzo 01. Okt 2013 02:38 Uhr
Danke Carlos, deine Tipps funktionieren super.
Das schwierige ist, die stereobreite zu erhöhen so dass, man die Effekte nicht zu arg hören kann
Pad 15. Aug 2014 18:07 Uhr
Guter Artikel und gute Tipps.
Bei Vocals und einigen Instrumenten (Gitarre und div. andere) erzeugt das Doppeln ebenfalls die Stereobreite. Das ist wohl die bekannteste Art und Weise etwas in die Breite zu ziehen.
Ich hoffe, das nicht überlesen zu haben, aber das könnte man noch nachtragen, weil es einfach Standard ist.
Eine andere Möglichkeit ist das Deaktivieren des LINK - Buttons im Kompressor. Leichte Änderungen in der Attack-/Release-Phase/Ratio usw. erzeugen ebenso leichte Differenzen zwischen Links und Rechts.
Und ich persönlich habe den SPL Vitalizer im Masterkanal. Dort ziehe ich den Stereospread auch noch etwas auf. Feinfühlig und gegenchecken, dass sich nichts verschlechtert.
Schade im Übrigen, dass sich hier die theoretischen Studenten ohne Praxiserfahrung melden und auf externe Seiten verweisen, die sie selbst nicht verstehen.
Wer statt musikalisch zu technisch denkt, wird nie dazu kommen, etwas in die Breite zu ziehen.
PS:
- Gleiche Phasen überlagen sich: +6dB
- unterschiedliche Phasen überlagern sich +3dB
- +6dB = Spannungsverdopplung
- +3dB = Leistungsverdopplung
Das sollte man man unbedingt wissen, bevor man das Mixing angeht.
Gruß
Pad