In Audacity Stimme verbessern, hervorheben & klarer machen (+Video)
Von Philipp Bodor am 17. November 2020
Inhalt: In Audacity Stimme verbesssern
So geht in Audacity das Stimme verbessern
Wir gehen tief ins Detail und machen jetzt eine richtige Verbesserung mit den Werkzeugen aus Audacity. Stimme verbessern, hervorheben mit dem Equalizer und dadurch auch klarer machen benötigt nur ein bisschen Know-how.
Dieses Tutorial richtet sich an alle, die den perfekten Radiostimmen-Sound für einen Podcast, dein YouTube-Video oder den eigenen Gesang möchten.
Denn in diesem Audacity Tutorial zeige ich dir Schritt für Schritt, wie Du mit dem kostenlosen Musikprogramm deine Stimme so bearbeiten kannst, dass sie klingt wie die aus dem Radio.
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Damit kannst Du aus einer Stimmaufnahme wie dieser…
…ein professionell klingendes Vocal wie dieses machen:
Wie kannst Du in Audacity die Stimme verbessern?
Dazu musst Du nur fünf Dinge mit deiner Aufnahme machen – erfahre jetzt, wie Du das Rauschen aus der Stimme entfernst und wie deine Stimme kräftiger, schöner und angenehm laut klingen kann. Alles für den ultimativen Radiomoderator-Klang.
Wenn Du dann noch am Ende den delamar Power-Tipp beherzigst, wirst Du im Handumdrehen zum Profi-Moderator. Den verrate ich dir aber erst am Ende.
5 Schritte, zum Stimme verbessern in Audacity
Bitte lies dir alle fünf Schritte durch, wenn es dir ernst damit ist, deine Stimme hervorzuheben und klarer machen zu können. Die volle Schönheit des Klangs entfaltet sich nur, wenn Du alle Schritte nacheinander machst.
#1 Aufnahme vorbereiten
Bevor wir mit den ersten Bearbeitungen zum Stimme verbessern anfangen, müssen wir die Aufnahme in eine sinnvolle Ausgangsposition bringen.
Dafür sorgen wir als Erstes dafür, dass wir eine Mono-Aufnahme vorliegen haben. Menschliche Stimmen werden mit *einem* Mikrofon aufgenommen – und das bedeutet, dass wir nur eine Monospur benötigen (im Gegensatz zu Stereo mit zwei Kanälen).
Auch wenn Du deine Stimme mit zwei Mikrofonen oder einem Stereomikrofon aufgenommen hast, empfehle ich dir, deine Aufnahme in mono zu wandeln – damit bleibt deine Stimme immer stabil in der Mitte.
Damit die Bearbeitungen, die wir gleich machen werden, optimal von den Effekten berechnet werden können und wir uns keine weiteren Störquellen reinholen, werden wir jetzt die Aufnahme auf -3 dB normalisieren.
Dazu wählen wir die gesamte Audiospur mit einem Doppelklick aus, gehen oben auf Effekt und wählen uns „Normalisieren“ aus. Im Menü des Effekts ändern wir die Option Spitzenamplitude normalisieren und schreiben -3 in das Feld daneben. Dann drücken wir auf okay.
Jetzt siehst Du schon auf deinem Bildschirm, wie sich die Größe deiner Wellenform verändert hat.
Diese Bearbeitung sorgt dafür, dass das aufgenommene Audiosignal gleichmäßig lauter wird. Es verändert aber nicht den Klang und Du wirst bemerken, dass das Rauschen in der Aufnahme ebenfalls lauter wird.
Lies auch: Normalisieren von Audiodateien
#2 Störgeräusche entfernen mit Audacity
Hast Du nur wenig Störgeräusche in deiner Aufnahme, könnte dir ein sogenanntes Noise Gate helfen. Ein solches Gate kannst Du dir wie einen Wasserdamm vorstellen. Tritt das Wasser über ein bestimmtes Maß, lässt der Damm das Wasser oder in diesem Fall unsere Stimme durch. Alles darunter kommt nicht durch.
So kannst Du in Pausen, wo nicht gesprochen wird, die Lautstärke der Störgeräusche verringern, bzw. ganz entfernen. Cool oder?
Der Parameter Gate-Schwellwert bestimmt, wo diese Schwelle sein soll. Also das Maß zum Durchlassen. Mit einer Kontrastanalyse kannst Du sehr einfach herausfinden, wo Du diesen Schwellwert ansetzen musst.
Um diese Analyse durchzuführen markieren wir wieder mit Doppelklick unsere ganze Spur und gehen dann in der oberen Leiste auf Analyse und dann auf Kontrast.
Im Fenster sehen wir die Parameter „Vordergrund“ und „Hintergrund“. Mit Vordergrund ist deine Stimme gemeint und mit Hintergrund, die Hintergrundgeräusche. Da wir für das Gate nur wissen müssen, wie laut unser Hintergrund ist, wählen wir eine Sprechpause aus und gehen dann auf Auswahl messen.
Jetzt wird bei „Lautstärke“ angezeigt auf welchen Schwellwert wir unser Gate stellen müssen, um die Hintergrundgeräusche zu entfernen. Bei unserem Klangbeispiel liegt die Stimme bei etwa -23dB. Und jetzt checken wir den Pegel des Rauschens ab.
Das Grundrauschen liegt in unserem Fall bei -66dB und damit wissen wir genug, um den Threshold, also die passende Schwelle für unseren Damm einzustellen.
Jetzt bitte notieren: Damit wir auf der sicheren Seite bleiben, wählen wir für das Gate einen Wert für den Threshold aus, der deutlich unter dem Pegel der Stimme liegt, damit diese immer durchkommt.
Gleichzeitig sollten wir auch deutlich über dem Pegel der Störgeräusche bleiben. In unserem Fall wären also -48dB eine gute Wahl.
Rauschen entfernen in Audacity
Sollte deine Aufnahme besonders verrauscht sein, kann dir Audacity auch hier beim Stimme verbessern weiterhelfen. Dafür gibt es den Effekt „Rausch-Verminderung“. Das funktioniert so:
Zuerst wählst du einen kleinen schnipsel in deiner Audiodatei aus, der nur das Rauschen enthält.
Dann öffnest du die Rausch-Verminderung in deinen Effekten aus.
Hier ploppt dann ein Fenster auf. Im Fenster gehst Du auf „Rausch-Profil erstellen“. Danach schließt sich das Fenster.
Jetzt wählst Du die ganze Audiodatei aus und gehst nochmal auf den Rausch-Verminderungs-Effekt. Audacity nimmt dein vorher erstelltes Rauschprofil und filtert das Rauschen aus deiner Datei heraus.
Diesen Effekt würde ich aber wirklich nur empfehlen, wenn deine Aufnahme stark verrauscht ist. Wenn Du die Aufnahme mit weniger Rauschen nochmal machen kannst, wirst Du immer ein besseres Ergebnis erhalten.
#3 In Audacity Stimme klarer machen
Damit haben wir jetzt eine gute Basis für unsere Stimme geschaffen und können dazu übergehen, die Stimme zu verschönern. Und das werden wir mit einem Hochpassfilter und einem graphischen Equalizer machen machen, indem wir Frequenzen in ihrer Lautstärke anheben und absenken.
Typischerweise wollen wir ein schönen Bassbereich als Fundament und eine präsente Stimme. Wir werden deswegen tiefe und hohe Frequenzen anheben. Der größte Teil der Energie in der menschlichen Stimme findest Du zwischen 100 Hz und 800 Hz. Das können wir als Körper der Stimme bezeichnen.
Wir können also ganz entspannt alle Frequenzen unter 100 Hz wegschneiden. Das machen wir mit einem Hochpassfilter und einer Filtergüte von 12 dB pro Oktave. Den Filter wählen wir wieder im Effekt-Menü aus und stellen dann die Frequenz und die Filtergüte ein.
Hauptsächlich entfernen wir damit tieffrequente Störgeräusche oder unerwünschten Trittschall damit. Aber, Achtung! Wenn Du merkst, dass der Filter den Klang deiner Stimme verändert, musst Du mit der Grenzfrequenz etwas runter. Der Filter ist wirklich nur dazu da, Störfrequenzen zu entfernen.
Als nächstes öffnen wir unter unseren Effekten den Graphischen EQ. Hier können wir verschiedene Frequenzbänder lauter oder leiser zu machen. Um der Stimme etwas Wärme zu geben, heben wir bei 125, 160 und 200 Hertz den Wert um 2-3 dB an. Danach drücken wir auf Vorhören, um zu hören, was der EQ genau macht.
Zwischen 400 und 500 Hz wirkt die Stimme oft etwas unklar. Um ihr zu mehr Definition zu verhelfen, senken wir hier um ca. 2 dB ab.
Wenn Du deine Stimme zu nasal findest, kannst Du folgendes probieren und bei 630 und 800 Hz um vielleicht 1-2 dB absenken.
Um deine Stimme präsenter zu machen, sie also näher an den Zuhörer zu bringen, kannst Du bei 2kHz, 2,5kHz und 3,15 kHz eine Anhebung machen. So merkst Du direkt, dass die Stimme mehr in den Vordergrund rückt, sie bekommt mehr Präsenz und setzt sich besser durch.
Weiter oben im Frequenzspektrum finden wir die Sprachverständlichkeit. Diese wird vor allen von den Konsonanten bestimmt. Diese finden sich meistens bei etwa 5 kHz. Je nachdem welches Mikrofon Du verwendest, kannst Du hier vorsichtig und leicht einige Dezibel anheben. Aber nur, wenn es an Sprachverständlichkeit mangelt.
Um den HiFi-Sound zu bekommen, würde ich jetzt noch die Werte ab 8 kHz in einem Bogen anheben. Mein maximaler Wert ist hier ca. 7 dB.
Die Anhebung mache ich also bei 8, 10, 12.5, 16 und 20 kHz in einer Bogenform, damit wir etwas Glanz in die Stimme bekommen. Als Tontechniker sagen wir auch, dass die Stimme dadurch mehr Luft bekommt. Und so klingt unsere Stimme jetzt deutlich verbessert.
Lies auch: Vocals EQ – die wichtigsten Frequenzen
#4 Gleichmäßige Lautstärke
Wenn deine Stimme nicht gleichmäßig laut bleibt, wird es schwierig sie auf der Autobahn, dem Smartphone-Lautsprecher oder beim Joggen zu hören. Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass sie immer schön gleichmäßig laut bleibt.
Das richtige Werkzeug dafür ist der Kompressor. Dieser Effekt reduziert den Abstand zwischen leisen und lauten Passagen. Die Lautstärke bleibt also gleich. Für einen Sound wie im Radio wählen wir eine Ratio von 4:1 – damit liegst Du in den meisten Fällen goldrichtig. Für den Attack bzw. die Ansprechszeit suchen wir einen Wert zwischen 0,1 und 0,5 Sekunden.
Beim Einstellen der Attack-Zeit solltest Du nicht länger als 1 Sekunde wählen, da sonst alle S, T und Zischlaute vom Kompressor übersehen werden. Die Release- bzw. Abklingzeit kannst Du zwischen 1 Sekunde und 1,5 Sekunden ansetzen.
Etwas schwieriger wird es beim Einstellen des Schwellwerts – Du erinnerst dich noch, beim Noise Gate gibt es diesen Parameter auch. Genau wie dort ist es die Schwelle für unseren „Damm“.
Den Schwellwert stelle ich auf -16dB ein. Das ist in unserme Fall ideal, um mehr in Richtung Radiostimme zu kommen.
#5 Das Geheimnis professionellen Produktionen
Wir sind mit unseren Schritten schon ganz nahe dran, in Audacity die Stimme zu verbessern. Der ganz typische Radioklang entsteht am Ende durch einen Effekt, der Begrenzer heißt. Als Tontechniker sagen wir dazu aber Limiter.
Dieser quetscht das ohnehin schon laute Signal noch etwas mehr zusammen und nimmt dadurch noch mehr Dynamik heraus. Im Ergebnis bleibt die Stimme noch gleichmäßiger gleich laut. Unter den Effekten in Audacity findest Du den Begrenzer. Diesen stellen wir auf „Harte Begrenzung“ ein, er darf ruhig stark zupacken.
Dann müssen wir dafür sorgen, dass er auch wirklich was zu tun hat und geben ihm mit 4 dB Eingangsverstärkung ein noch lauteres Signal rein. Mit diesem Wert musst Du etwas spielen, um den richtigen Sound zu erreichen. Du kannst also immer wieder auf Vorhören klicken, bis du den Radio Sound hast.
Gibst Du ein zu leises Signal rein, muss der Limiter nicht arbeiten und der Sound bleibt annähernd gleich. Fütterst Du eine zu laute Stimme hinein, wird diese gänzlich zusammengequetscht und verliert ihren Wohlklang.
Außerdem geben wir dem Limiter vor, wie laut das Ausgangssignal werden soll. Hier solltest Du einen Wert von -3 dB einstellen. Technisch kannst Du zwar auch auf 0 dB gehen – aber das führt beim Umwandeln in MP3 zu einer schlechteren Klangqualität.
Lies auch: Unterschied Kompressor, Limiter & Leveler
Audacity: Stimme verbessern Video
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Power-Tipp zum Stimme verbessern in Audacity
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