6 Dinge, die Du über Mikrofonvorverstärker und Preamps wissen solltest
Viele Preamps oder nur einen?
Im Homerecording-Betrieb ist vieles einfacher geworden. Die wenigsten Produzenten nehmen noch ganze Bands auf, für die eine ganze Batterie von guten Vorverstärkern oder ein gutes Pult notwendig würde. Ein einziger guter Vorverstärker reicht häufig vollkommen aus, um den einen „goldenen Kanal“ zu formen. Genug, um ein Instrument nach dem anderen in exzellenter Klangqualität aufzunehmen.
Schaut man sich im Fachhandel um, so gibt es heute eine beachtliche Flut unterschiedlicher Mikrofonvorverstärker, die schon bei 50,- Euro anfangen und nach oben hin keine Grenze kennen. Das Angebot kann den Billigheimer genauso begeistern wie einen audiophilen Produzenten. Nicht selten scheiden sich die Geister bei den oftmals deutlich hörbaren Klangdifferenzen der Preamps.
Benötige ich einen Mikrofonvorverstärker?
In vielen Audio Interfaces ist bereits ein Mikrofon-Preamp enthalten. In der Regel reicht der integrierte Vorverstärker auch völlig aus. Ein Mikrofonvorverstärker sollte dann eine Überlegung sein, wenn Du leise Instrumente aufnehmen willst, eine bestimmte Klangfarbe im Kopf hast oder wenn Du häufig mit einem Bändchenmikrofon aufnimmst.
Unsere sechs Fakten sollten dir nun dabei helfen herauszufinden, was für dich die richtige Wahl wäre und ob Du überhaupt einen Mikrofonvorverstärker oder Preamp brauchst.
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Eine Class A Elektronik ist Muss
Eine Class A Schaltung sorgt (zumindest in der Theorie) für die geringste Verzerrung und die Hersteller lassen sich das natürlich gut bezahlen. Wenn es dir um das Beste vom Besten geht, dann ist Class A ein Muss. Wer vielleicht nicht ganz so geschulte Ohren hat oder nicht in einem hochprofesionellem Umfeld arbeitet, kann sich wohlweislich auch mit Class B Elektronik, die wesentlich häufiger verbreitet ist, zufrieden geben.
Hier gilt, wie so oft in dieser Branche: Ohren auf. Es gibt richtig gute Preamps und einige, die nicht rankommen. Die 80% Klangqualität sind oft schon mit überschaubaren Eurobeträgen erreicht.
Teure Preamps klingen immer besser als die billigen…
Natürlich nicht, denn mal abgesehen davon, dass der Preis nicht unbedingt mit der Klangqualität korrelieren muss, gibt es noch den Geschmack des Produzenten und die richtige Applikation. Der Mikrofon-Preamp ist ja auch nicht das einzige klangbildende Element in der Aufnahmekette. So gibt es noch das Mikrofon, das Kabel und – am wichtigsten – das Instrument. Je nach Kombination und gewünschtem Endergebnis (rau vs. kristallklar) kann auch eine billige Vorverstärkervariante die beste Wahl sein und „besser“ klingen.
Dennoch muss auch gesagt werden, dass die meisten Menschen (und damit meine ich nicht nur Musiker, Toningenieure und Produzenten) den Unterschied zwischen einem High-End-Preamp und den billigen Varianten im Low-Budget-Mischpult unterscheiden können.
Mit gutem Mikrofonvorverstärker mischt sich die Aufnahme von selbst
Diese Aussage kannst Du fast täglich in einem angesagtem, englischsprachigen Musikforum lesen, in dem sich auch große Namen tummeln. Wenn wir aber mal die Idee „Abmischen von selbst“ weiterspinnen… Warum gibt es dann an den teuersten Mischpulten dieser Welt noch Equalizer?
Wahr ist hingegen, dass sich gute Aufnahmen mit wenig zusätzlichen Eingriffen abmischen lassen. Das hängt aber zusätzlich auch vom Instrument, dem Song, dem Arrangement und dem Mikrofon ab.
Röhren klingen besser als Solid State
Ja. Nein. Das Schöne an einem Röhrensound ist nicht, dass er besser klingt, sondern dass er dem Klang eine oftmals gewünschte und charakteristische Färbung mitgibt.
Röhren geben dem Klang auch eine natürliche Kompression mit, aber wer schon ein Röhrenmikrofon nutzt, wird zumeist lieber zu einem Solid State Preamp greifen, um die Aufnahme nicht zu sehr zu färben. Es gibt exzellente Solid State Vorverstärker, die ein akkurates Klangbild aufnehmen und absolut transparent klingen und die Entscheidung muss wieder von Fall zu Fall getroffen werden.
Die Preamps im Audio Interface taugen nicht…
Es gibt immer irgendeinen, der sagt, dass die Preamps im Audio Interface für gute Aufnahmen nichts taugen. Und auch wenn es für das ein oder andere Audio Interface sogar stimmen mag, so ist dies keine herstellerübergreifende, alles Musik Equipment betreffende Aussage. Es gibt sehr gute Preamps in diversen Soundkarten und allen voran macht die Musik eine gute Aufnahme – nicht das Equipment.
Letztlich muss diese Aussage von Fall zu Fall evaluiert werden, aber in der allgemeinen Fassung ist sie natürlich nicht wahr. Viel schlimmer noch, sie lenkt von den eigentlichen Problemen oftmals nur ab und erzeugt eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Equipment, die dazu führt, immer weiter neue Hardware zu kaufen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Der Mikrofonvorverstärker hat einen großen Einfluss auf den Klang des Mikrofons…
Ja, unterschiedliche Kombinationen von Mikrofon und Preamp führen zu sehr unterschiedlichen Klangerlebnissen. Für mein Verständnis wird aber andersherum ein Schuh daraus: Das Mikrofon beeinflusst, wie der Mikrofonvorverstärker klingt – und das liegt nicht zuletzt daran, wie viel Ausgangsleistung ein Mikrofon mitbringt.
Beliebte Mikrofon-Preamp Hersteller
- PreSonus
- SPL
- Chameleon Labs
- Behringer
- Focusrite
Neues Mikrofon für den neuen Preamp gesucht?
Letzte Gedanken in Sachen Mikrofonvorverstärker und Preamps
Ohren auf! Du kannst dich nicht von den Aussagen anderer Leute beeinflussen lassen, die ganz unterschiedliche Anforderungen und Ansprüche sowie andere Voraussetzungen mitbringen. Was für den einen gut ist, muss das nicht für den anderen sein. Viele Mythen werden auch gerne als verkaufsfördernde Massnahme der Hersteller auch als Guerrilla Marketing Taktik in Foren gezielt platziert.
Genau wie schon bei den Mikrofonen ist die einzige Wahrheit: Testen! Teste so viele Vorverstärker wie irgend möglich und entscheide dann, welcher der richtige für dich, deine Band, deinen Sänger, den aktuellen Song, das Album oder die Begebenheit ist. Ohren auf!
Nutzt Du bereits einen Mikrofonvorverstärker?
Wie sind deine Erfahrungen in Sachen Preamp? Nutzt Du bereits einen? Mit welchen Modellen bist Du zufrieden? Teile deine Erfahrung mit den anderen Lesern und hilf ihnen damit!
zu '6 Dinge, die Du über Mikrofonvorverstärker und Preamps wissen solltest'
Crusecontrol 17. Dez 2012 21:05 Uhr
Nur drum herum geredet, nicht auf den Punkt gekommen.
Zitat aus dem Text: Wenn wir aber mal die Idee “Abmischen von selbst” weiterspinnen…warum gibt es dann an den teuersten Mischpulten dieser Welt noch Equalizer?
Worum???
Weil jedes Kanal anders ist und eigenes EQ braucht.
Man kann doch nicht ein Kick gleich wie Vocal EQuen.
janni 08. Aug 2013 16:31 Uhr
Dat war aber net jemeint... ;)
Peter 17. Nov 2013 14:20 Uhr
Guter Beitrag! Macht vor allem klar, dass man seine Ohren einschalten muss.
Habe gerade einen UAD Solo 610 (1000€) mit einem Stage Line MPA-202 (130€/zwei Kanal) verglichen.
Habe eine Strat über RöhrenAmp mit einem SM57 abgenommen. Dann eine Spur mit dem ersten, die zweite Spur mit dem zweiten PreAmp aufgenommen. Das Ergebnis meiner und anderer Ohren war das Gleiche: Es klingt minimal anders; aber nicht schlechter.
Ariel 13. Jun 2014 15:00 Uhr
Hi Marius,
Vielen Dank für dein Artikel!
Was für ein Studio würdest du bei 5000 und für 10000 Euro Guthaben zusammenbauen?
lg Ariel
RainerG 29. Jan 2017 17:04 Uhr
Dazu kann ich als Entwickler nur sagen: Alle Mikrofonverstärker die "klingen" sind schlechte Mikrofonverstärker! Ein wirklich guter Mikrofonverstärker erzeugt keinen Eigenklang - egal ob Röhre oder Transitor oder IC-bestückt.
Es gibt keine "audiophilen Schaltungen" geschweige "audiophile Bauteile" - es gibt nur durchdachte oder fehlerhafte Schaltungen.
Und die These, daß ein Kabel einen Einfluß auf den Klang hat, ist ein Mythos der nicht auszurotten ist und aus dem Dunskreis halbwissender Hifi-Freaks stammt. Zumindest bei den im Studiobereich verwendeten Kabellängen wirken sich die Leitungsparameter wie L' , C' , R' , und G' nicht hörbar aus, nicht einmal richtig meßbar. Erst wenn die Leitungslängen Größenordnunen erreichen wie im Fernmeldebereich kommt es zu derartigen Beeinflussunge.
Leute laßt Euch doch nicht von irgendwelchen Schwätzern und Halbwissern beeindrucken, sondern prüft anhand der physikalischen, nachrichtentechnischen und hörphysiologischen Sachverhalte ob Aussagen wie "Verstärker X klingt anders als Verstärker Y" überhaupt zutreffen kann.
@Tonband 12. Aug 2021 10:41 Uhr
Sehr schön, RainerG ! Das kann nicht oft genug wiederholt werden.
Wesentliche Parameter wie Verstärkung, Rauschen, Übersteuerungsfestigkeit, Clipping Level, Impedanzen der Ein-/Ausgänge werden fast immer vernachlässigt.
mfg. @TB
Iwo Angelow 10. Mrz 2017 14:53 Uhr
da ich weit von jeder professionalen Einsatz bin, denke ich reicht mein sonicport völlig aus, nicht zuletzt, weil da alles drin ist was ich brauchen könnte.... aber, wenn ich das ganze nach einer weile vertieft habe... wird das interface nicht mehr ausreichend sein...
Wolfgang Jaretz 10. Mrz 2017 16:50 Uhr
Fireface 800. Damit stelle ich eine Menge an. Zum Beispiel eine 2.DAW nur für Raumakustikfeintunig wo 4 Kanäle nur für die angeschloßenen Boxen eingesetzt werden. Also Routing hin und her und so. Bezüglich Preamp nutze ich auch die Wandler vom FF. Für mich ist das damals mit die beste Investitiom gewesen. Das Ding kann alles und noch mehr als ich mir je erwartet habe. RME halt :)
Buddha 10. Mrz 2017 20:46 Uhr
manchmal zieh ich ein Behringer Preamp (Ca. 100 Euro) ein 1300 Euro Preamp vor, weil eben ein andere Soundcharakter gefragt ist .
Genauso mit Gitarrenverstärker , Röhre ist nicht immer ''BESSER''
Sascha Ende 10. Mrz 2017 23:59 Uhr
Roland Octa Capture. Sehr zufrieden.
fatman 15. Mrz 2017 14:18 Uhr
Helicon Voice Prism+; audient iD22; ART Tube MP und Allen & Heath ZED14.
Für mehr "Klangvorstellungen" reicht meine Fantasie nicht aus.