Die richtige Reihenfolge beim Mastering
Audio Mastering am Computer (Teil 3)
Inhaltsverzeichnis: Mastering am Computer
- 1. Hörstrategien
- 2. Abhörlautstärke
- 3. A/B Vergleiche
- 4. Peak und Lautheit
- 5. Peak und RMS-Pegel
- 6. Interleaved Samle Overs
- 7. Optimale Dynamik
- 8. Verhältnis zwischen laut & dynamisch
Die richtige Reihenfolge beim Mastering
- Die richtige Reihenfolge (Teil 1)
- Die richtige Reihenfolge (Teil 2)
- Die richtige Reihenfolge (Teil 3)
- Die richtige Reihenfolge (Teil 4)
Dithering
Die richtige Reihenfolge beim Mastering Teil 3
In den letzten zwei Folgen dieses kostenlosen Mastering Workshops haben wir bereits die ersten Schritte auf dem Weg zu einem auf Hochglanz polierten Song besprochen.
Das Wissen und die Schritte sind als Voraussetzung zu diesem Teil zu sehen. Solltest Du den vorhergehenden Artikel noch nicht gelesen haben, so kannst Du dies jetzt machen. Für alle, die unsere Mastering-Reihe bereits mitverfolgt haben, ist hier nochmals die Grafik mit den Arbeitsschritten:
Lowcut
Wenn Du anfangs in der Stapelbearbeitung den DC-Versatz mit einem Lowcut entfernt hast, kann dieser Schritt unnötig sein. Allerdings strotzen viele Mixe vor Artefakten im Infra- und Tiefbassbereich aufgrund zu wenig eingesetzter Lowcutfilter im Mix. Du benötigst einen sehr hochwertigen und steilflankigen EQ, um das Störsignal vom Nutzsignal zu trennen.
Passend dazu
- Input-Dithering im Mastering Workshop (Teil 1)
- Audio Mastering: Reihenfolge beim Mastern (Teil 2)
- Die richtige Reihenfolge: Mastering am Computer
- Audio Mastering am Computer: Abhörlautstärke
- Mastering am Computer: 13-teiliger Workshop
Der Cambridge-EQ mit dem Lowcut-Filter E6 und einer Grenzfrequenz je nach Tonart zwischen 20 und 35 Hz liefert gute Ergebnisse. Störsignale im unteren Frequenzbereich lassen sich mit einem guten Grafik-Analyzer erkennen. In WaveLab musst Du auf die 3D-Frequenzanalyse zurückgreifen, da die anderen spektralen Meterings in WaveLab nicht fein genug auflösen.
Die 3D-Analyse kannst Du auf den Bassbereich einschränken und die Perspektive optimieren, um eine aussagekräftige Darstellung diagonal zur F-Achse zu erhalten.
M/S Encoding
Beim M/S-Encoding wird das Stereosignal in die Mono- (M) und Stereoanteile (S) zerlegt, um separat behandelt zu werden. Hierbei entspricht Mono L+R und Stereo L-R. Der Korrektheit halber habe ich das M/S-Encoding hier plaziert, weil es gerne genutzt wird, um mit EQs den S-Anteil anders zu bearbeiten als den M-Anteil, bevor es in die Dynamikbearbeitung geht.
Praktisch lässt sich auf der WaveLab-Plattform die MD3-Masteringsoftware der Powercore gut einsetzten. WaveLab selbst bietet für diesen Zweck ein PlugIn namens Toolsone an. Für die Arbeit mit M/S ist Erfahrung und Fingerspitzengefühl von Nöten. In einem späteren Artikel gehe ich genauer hierauf ein.
Parametrischer (oder chirurgischer) EQ
In der Regel findet der EQ vor der Dynamikbearbeitung Anwendung, damit im Programmmaterial enthaltene Fehler im Frequenzverlauf nicht erst durch die Kompression verdichtet werden und der Pegel kontrollierbar bleibt. Ein EQing nach der Dynamikbearbeitung erfordert in jedem Fall eine anschließende Dynamikkontrolle wie Limiting, selbst dann, wenn nur abgesenkt wird (es können auch bei einem auf 0 dB normalisierten Titel, der nur mit einem Lowcut bearbeitet wird, Overs auftreten).
Im Mastering wird der parametrischen EQ einem grafischen EQ vorgezogen, weil man möglichst wenige präzise chirurgische Eingriffe vornehmen möchte. Ein grafischer EQ birgt zu viele Phasenprobleme durch die vielen Bandpassfilter. Der EQ sollte unterschiedliche Filterarten zur Auswahl haben und sehr gut (unaufdringlich/neutral) klingen.
Unser großes EQ Tutorial »
Für chirurgische verfärbungsfreie Eingriffe eignen sich auch linearphasige Eqs. Die Plugins EQ Red & EQ orange von Algorithmix sind in Profikreisen sehr beliebt und stellen das Topend dieser Gerätegattung dar. Manche Phasen-Artefakte von EQs erzeugen jedoch gewollte und charaktervolle Ergebnisse, womit Mastering-Engineere gerne spielen. Neutralität ist also nicht immer das Novum.
Hier geht es weiter mit: Audio Mastering am Computer: Die richtige Reihenfolge 3.
Ästhetischer EQ
Mir fiel für diese Gerätegattung kein anderer Begriff ein. Ich beschreibe damit EQs, wie den SPL Tubevitalizer oder den uad Pultec. Diese EQs sind auf die Klangoptimierung im Sinne der Fletcher-Munson-Kurve ausgelegt und bieten Parameter zur Gestaltung der Gesamtästhetik im Gegensatz zu den chirurgischen Eingriffsmöglichkeiten von parametrischen EQs.
Daher setze ich (wenn nötig) immer erst den parametrischen EQ und dann den „ästhetischen EQ“ ein. Die Kombination aus dem Sony-Oxford (Powercore und nativ) oder dem Cambridge (uad) mit dem Pultec-EQ (uad), der durch das interne Oversampling sehr weich klingt, hat sich sehr bewährt.
Der Einsatz mehrerer EQs in Folge ist im Mastering ein gern verwendetes Mittel, um den Filter eines einzelnen EQs nicht zu stark einzusetzen und in den Bereich zu bringen, wo ein Filter „filterich“ klingt, bzw. in den Bereich der Eigenschwingung kommt. Sind beispielsweise viele Höhen anzuheben, eignet sich die gekonnte Kombination eines Kuhschwanzfilters und eines breiten Glockenfilters, beispielsweise eines Algorithmix EQ red oder orange kombiniert mit einem Pultec, um ein dezentes Ergebnis zu erzielen.
Dynamik-EQs eignen sich auch hervorragend als Summen-DeEsser.
Dynamischer EQ
Von dieser jungen Gerätegattung gibt es bisher nicht viele Vertreter. Es handelt sich um eine Kombination aus EQ und Multibandkompressor. Der Dynamik EQ ist dann ein sehr mächtiges Mittel, wenn an einzelnen Spots im Song bestimmte Frequenzen ausbrechen, aber nicht statisch reduziert (oder erhöht) werden können, weil der betroffene Frequenzbereich dann an anderen Spots zu leise ist. Dynamik-EQs eignen sich auch hervorragend als Summen-DeEsser.
Topend-Limiter
Mit dem Topend-Limiter werden unnötige Pegelspitzen entfernt. Er kommt nur zum Einsatz, wenn das Programmmaterial starke Peaks hat und die „Nutzwurst“ recht dünn ist.
So kann ein Titel behutsam vom oberen Ende (Topend) her in seiner Dynamik eingeschränkt werden, ohne klangliche Änderungen und Einschränkungen der wahrgenommen Dynamik hinnehmen zu müssen. Kontrollierte Pegel-Spitzen sind eine gute Voraussetzung für die weitere Dynamikbearbeitung.
Wenn hier ein guter Limiter (z.B. Brickwall-Limiter der Powercore) bei minus 2,5 dB eingesetzt wird, sind ganze 2,5 dB an Lautheit gewonnen, ohne den Klang zu verändern. Um den vertretbaren Thresholdwert zu finden, ist ein sorgfältiger lautheitskorrigierter A/B-Vergleich nötig.
Weiter zum 4. Teil: Die richtige Reihenfolge beim Audio Mastering »
Workshop auf DVD
Erfahre noch mehr über das Thema Audio Mastering von Profi Friedemann Tischmeyer. Kaufe jetzt den Mastering Workshop auf DVD bei Amazon.
Jetzt bestellen »
Vom Autor dieses Artikels sind die Bestseller „Audio-Mastering mit PC-Workstations“ und „Internal Mixing“ sowie die gleichnamigen Tutorial-DVD-Serien erschienen.
Infos: www.proworkshops.de
zu 'Die richtige Reihenfolge beim Mastering: Audio Mastering am Computer (Teil 3)'
Sib 23. Mai 2010 17:39 Uhr
Ich liebe diese Serie!!!
Ramaled 23. Mai 2010 22:05 Uhr
Gibt es denn eine sauber klingende Alternative zum Cambridge-EQ mit dem Lowcut-Filter E6 zum Entfernen des Störsignals im Infra- und Tiefbassbereich? Hab leider wie viele keine UAD...
Ich nutze Ableton Live und nehme eigentlich immer den integrierten Autofilter, wobei ich aber leider nicht weiß wie steilflankig der ist.
Kann man einen Autofilter mit gleichen Einstellungen einfach duplizieren um die "Steilflankigkeit" zu erhöhen, oder kommt es da zu ungewollten Phasenverschiebungen?
Oder noch besser, habt ihr nen Geheimtipp für einen Lowcut-VSTi?
Achja bevir ichs vergesse: TOP-Artikel
David Martini 24. Mai 2010 11:49 Uhr
Die meisten grafischen Eqs sind nicht hochaufösend genug für einen Lowcut. Neben dem Cambridge ist der Sonnox Eq der beste grafische Eq. Der interne Logic EQ tut es aber auch gut. Die Ableton EQs kenne ich nicht, deswegen weiß ich jetzt auch nicht wieviel die Flankensteilheit bei diesen Eqs beträgt. Aber du kannst auch zwei EQs nacheinander schalten zb 2x -12db = ein EQ mit -24db
Olaf 24. Mai 2010 15:13 Uhr
...und noch eine Ergänzung zur Reihenfolge EQ > Compressor bzw. Compressor > EQ:
Den EQ vor den Compressor zu setzen ist natürlich besonders dann sinnvoll, wenn das Material z.B. einen zu hohen Bass-Anteil hat. Die hohe Energie der Bässe könnte den Kompressor sonst zum pumpen bringen, was in den meisten Fällen eher unerwünscht ist. Man muss bei dieser Reihenfolge aber trotzem sehr genau darauf achten, dass der Kompressor die vorher mit dem EQ abgesenkten Frequenzen nicht gleich wieder "anhebt". Denn senkt man nämlich den Bassanteil vor dem Kompressor ab, reagiert dieser nun vielleicht eher auf den mittleren Frequenzbereich und begrenzt diesen in der Dynamik. Durch das anschließende Makeup-Gain werden nun auch die Bässe wieder angehoben. Von daher muss man schon jedes Mal genau hinhören, welche Reihenfolge besser ist. Meist wird deshalb beim Mastering auch eher ein Multiband-Kompressor verwendet, der verschiedene Frequenzbereiche separat bearbeiten kann...
Juan 27. Mai 2010 12:47 Uhr
Puh. Ein riesige Mastering Kette. Ich halte es da relativ einfach: Bittiefe einhalten, Low-Cut, evtl. EQ, leichter Single- oder Multibandkompressor, finaler Limiter oder Saturation um exzessive Peaks zu glätten, Dithering.
Ich achte daher schon bei der Mischung größtenteils auf EQ-und Dynamik. Daher kommen bei mir auch auf Gruppenspuren Dynamikeffekte zu tragen, sodass der Mixdown schon relativ 'heiß' ist.
Zu den Low und Hi-Cut Geschichten kann ich noch den "Rubberfilter" VST-Plugin empfehlen der eine max. Flankensteilheit von bis zu 384 dB/Okt bietet. Allerdings muss man bei den Extremen auf den psychoakustischen Effekt achten, der dann eintritt...