MIDI Masterkeyboard: Homestudio einrichten – Folge 2
Masterkeyboard ja oder nein? Nicht jeder braucht eins im Homestudio. Wann es Sinn macht und welche Möglichkeiten Du hast, erfährst Du hier im Video …
Master Keyboard & Controller
Hier dreht sich alles um das Masterkeyboard. Ein solcher MIDI Controller mit Tasten erleichtert dir die Steuerung von Musiksoftware oder einem Synthesizer erheblich. Wir haben uns Keyboard Controller von Kurzweil, iCON und ROLI bestellt, um dir unterschiedliche Funktionen aufzuzeigen. Erfahre, wie Du zu deiner Entscheidung kommst und worauf es beim Kauf ankommt.
Video Ratgeber
MIDI Masterkeyboard
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Warum ein MIDI-Masterkeyboard kaufen?
Rock-Musiker fragen sich vielleicht, warum sie einen Keyboard-Controller nutzen sollten. Die Antwort: Wenn sich Tasten zur Transportkontrolle von Musiksoftware (v.a. Start, Stopp & Aufnahme) auf dem Master-Keyboard finden, können sie mit einem langen MIDI-Kabel aus jeder Ecke des Studios die Aufnahmesession steuern.
Auch zum Spielen von Schlagzeugklängen mit einem virtuellen Instrument (Plugin) eignet sich die Tastatur von einem MIDI Keyboard, das die Anschlagstärke registriert. Das klingt viel organischer, als wenn Du die MIDI-Noten per Maus setzen würdest. Einige Keyboard-Controller haben Pads zum Einspielen von Drums – das ist noch besser.
Und schließlich hilft eine Klaviatur beim Songwriting, egal in welchem Genre.
Klangerzeugung mit dem Masterkeyboard
Dein bevorzugter Musikstil und das Instrument, das Du hauptsächlich spielst, sind entscheidend für die Wahl des MIDI-Masterkeyboards. So werden Pianisten eine vollausgewachsene Klaviatur mit 88 Tasten und Hammermechanik wünschen.
Für ein Stagepiano als Masterkeyboard spricht die integrierte Klangerzeugung. Klaviatur und Samples sind perfekt aufeinander abgestimmt, was dem Spielgefühl und dem Klang zugutekommt. Ein Stagepiano (z.B. das Kurzweil Forte im Video) ist mit seinem Sound, allen üblichen MIDI-Controller-Funktionen, Split-Zonen, Layers und mehr eine langfristige Lösung fürs Studio oder Homestudio.
Lies unseren Kurzweil Forte Test
Anzahl der Tasten
Einsteiger, Produzenten elektronischer Musik und alle, die (noch) nicht Klavier spielen können, kommen mit relativ wenigen Tasten aus. Hier bietet sich etwa ein günstiger, reiner MIDI Controller (ohne Klangerzeugung) wie das iCON iKeyboard 5 mit 49 Tasten an.
Es gibt auch Keyboard-Controller mit einer Tastatur, die nur 25 oder 37 Tasten umfasst. Diese taugen jedoch eher für Musiker, die wenig Platz im Studio haben. Wir empfehlen 49, 61 oder gar 88 Tasten. Eine große MIDI-Klaviatur bietet viel Platz zum Spielen – im Maximalfall so viele Tasten wie ein Konzertflügel.
Weitere Bedienelemente
Worauf Du nicht verzichten solltest, sind Tasten zur Transportkontrolle der Musiksoftware (Projekt abspielen, stoppen, aufnehmen, spulen etc.).
Das iCON Keyboard 5 – kompakt mit vielen Funktionen. Ob es für dich passt, kommt auf deine Ansprüche im Studio an …
Übrigens ist der Keyboard Controller von iCON in die engere Wahl gekommen, weil er als einer der wenigen in seiner Preisklasse noch einen Standard-MIDI-Anschluss (5-poliges DIN-Format) besitzt. Damit lassen sich auch ältere Synthesizer spielen. Zudem werden die Protokolle Mackie Control und HUI zur Steuerung von praktisch jeder DAW unterstützt.
Lies hier den iCON Keyboard 5 Test
Spielgefühl der Tasten
Wichtig bei der Wahl des Masterkeyboards für Studio & Homestudio ist das Spielgefühl der Tastatur. Die Tasten eines Stagepianos spielen sich natürlicher (einem Klavier ähnlicher) als bei einem Großteil der MIDI Controller.
Die Geschmäcker und Gefühle sind verschieden
Unter den reinen Controllern gibt es große Unterschiede – achte besonders darauf, wie groß die einzelnen Tasten sind und wie gut die Anschlagsempfindlichkeit gelöst wurde. Bessere Modelle ermöglichen die Justierung der Anschlagsempfindlichkeit (»MIDI Velocity«).
Für ausdrucksstarkes Spiel von virtuellen Synthesizern sollten neben gut spielbaren Tasten noch Bedienelemente wie Räder oder Joysticks für Modulation und Pitch (Tonhöhe, stufenlos) dran sein. Das ist bei fast jedem Masterkeyboard der Fall. Ausgefeilte MIDI Keyboard Controller bieten zudem Tasten mit Aftertouch … erfahre im nächsten Abschnitt, warum das für die Klangerzeugung so spannend ist.
Hammermechanik
Grundsätzlich bedeutet eine Tastatur mit Hammermechanik Folgendes: Beim Herunterdrücken der Tasten wird eine mehr oder minder komplexe Mechanik ausgelöst, die schließlich dazu führt, dass ein Schlegel (hier Hammer genannt) auf die Saite trifft und diese zum Schwingen anregt.
Die Hammermechanik wurde sei ihrer Erfindung im ausgehenden 17. Jahrhundert immer ausgeklügelter. Konzertflügel haben heute die komplexeste Hammermechanik. Die Tasten von einem Synthesizer oder einem Masterkeyboard bzw. Keyboard Controller mit Hammermechanik sind zumeist längst nicht so aufwändig gestaltet. Und freilich werden keine Saiten angeschlagen … dennoch kann man im weitesten Sinne von einer Hammermechanik sprechen.
Tacheles zur Hammermechanik
Kurzum: Hammermechanik ist nicht gleich Hammermechanik. Doch in jedem Fall erwartet dich mit solchen Tasten ein deutlich Piano-ähnlicheres, für ausdrucksstarke Performances besser geeignetes Spielgefühl als bei einem Masterkeyboard mit »Nicht-Hammermechanik«.
Letztere erkennst Du übrigens daran, dass die Hersteller von »(halb-)gewichteten Tasten« sprechen, das Wort Hammermechanik aber nicht in der Liste der Tastatur-Funktionen auftaucht.
Muss mein Masterkeyboard Aftertouch haben?
Nicht in der niedrigsten Preisklasse, aber auch nicht nur bei teuren Modellen sind die Tasten mit Aftertouch ausgestattet. Ein solche Tastatur funktioniert so: Während des Gedrückthaltens einer Taste wird kontinuierlich registriert, wie stark Du diese drückst. Variierst Du die Druckstärke auf den Tasten, werden zugewiesene MIDI-Parameter eines angesteuerten, Aftertouch »verstehenden« Instruments moduliert – Filterfrequenz, Vibratostärke und dergleichen mehr. Toll für expressive Klangerzeugung per Masterkeyboard.
Wie frei gestaltbar die Zuordnung der Parameter zur Aftertouch-Druckstärke ist, unterscheidet sich je nach Klangerzeuger.
Es gibt zwei Arten von Aftertoch: polyphon und monophon. Bei Letzterem (auch »channel aftertouch« genannt) gibt der MIDI Controller stets nur die Aftertouch-Daten einer Taste aus. Erstgenannte registriert und sendet hingegen die Druckstärken aller Tasten gleichzeitig.
Spartipp: Ein MIDI-Masterkeyboard mit einer Tastatur, die monophones Aftertouch unterstützt, reicht für viele Musiker locker aus. Einerseits ist es körperlich und koordinationstechnisch schwierig, die Druckstärken mehrerer Tasten gleichzeitig zu variieren. Andererseits lässt sich das Ganze längst nicht immer musikalisch stimmig nutzen.
Der Exot in puncto Masterkeyboard
Eine Erwähnung wert ist Der neuartige Keyboard-Controller ROLI Seaboard Rise mit seiner weichen »Tastatur«. Es ist keine Klangerzeugung integriert, dich trotzdem könnte man ihn – zusammen mit kompatibler oder der mitgelieferten Software – eher als spannendes Instrument denn als MIDI Controller bezeichnen. Speziell, aber nicht nur für elektronische Musik ist die multidimensionale MIDI-Interaktion (Stichwort: MPE) fein für Sounddesign und Soli in Sachen Synthesizer-Sounds.
Die Seaboard-Serie wirkt apart und ermöglicht ausdrucksstarke Sounds – fein für Klangbastler!
Per Software regelst Du Art und Charakter des Synthesizer-Sounds je nach Geste. Im Übrigen erfolgt der MIDI-Anschluss über USB oder Bluetooth. Das Seaboard Rise ist übrigens eher als zusätzliche Anschaffung zu einem Controller mit normaler Tastatur zu sehen.
Mehr dazu im Roli Seaboard Rise 25 Test
Unser Fazit zum Masterkeyboard
Ein Masterkeyboard bietet sich für alle Musiker und Produzenten an, auch wenn Du kein Klavier oder eine anderes Instrument mit Tasten spielst. Wer das doch kann, sollte auf große Klaviaturen Acht geben – alle anderen sind schon mit 49 Tasten gut dabei. Eine wichtige Rolle spielen auch Bedienelemente für die Transport-Funktionen.
Entscheidend ist das Spielgefühl der MIDI-Tastatur. Dabei kommt es auf die Verarbeitung, die Größe der Tasten, die Umsetzung der Anschlagstärke in MIDI-Daten und – für Anspruchsvolle – eine Hammermechanik an. Ein gutes Stagepiano oder ein anderes hochwertiges Instrument mit Tasten bietet in der Regel all dies.
Dein Feedback ist gefragt
Hilft dir ein Master Keyboard Controller bei der MIDI-Arbeit im Studio oder kommst Du auch so zurecht? Hast Du eine konkrete Masterkeyboard-Empfehlung für Musiker und Produzenten?
Baust Du auf eine Tastatur mit Aftertouch (zur Not monophon) oder Hammermechanik (fast) wie bei einem Konzertflügel, klassische DIN-MIDI-Buchsen zum Anschluss von (alter) Hardware oder Sonstiges? Muss dein Masterkeyboard 88 Tasten haben oder reicht es dir locker, wenn ein MIDI Controller Keyboard 61 oder 49 Tasten bietet?
Wir freuen uns auf deinen Kommentar! 📢
zu 'MIDI Masterkeyboard: Homestudio einrichten – Folge 2'
Nico 17. Dez 2015 18:49 Uhr
Hallo,
gutes Video, ihr sprecht hier von der "Hammermechanik". Als Klavierspieler ist dies vor allem für mich ein wichtiger Punkt.
Derzeit nutze ich das Novation Impulse 61 (halbgewichtete Klaviatur), womit ich nicht voll zufrieden bin (dennoch ein gutes Stück).
Deshalb denke ich an den Kauf von NI's Kontrol S88, welches laut der Hersteller eine Fatar-Klaviatur besitzt und vollgewichtete Tasten hat.
Habt ihr zu diesem Fall Kenntnisse, wäre das eine richtige Wahl?
Vielen Dank und beste Grüße
Carlos San Segundo (delamar) 18. Dez 2015 12:53 Uhr
Hallo Nico,
das Kontrol kenne ich selbst nicht, kann dir dazu also leider nicht viel sagen.
In der Klasse mit 88 Tasten haben praktisch alle Keyboards schon Hammermechanik.
Ein befreundeter Pianist schwört beispielsweise auf die Tastaturen von Yamaha.
Vielleicht schaust Du auch dort mal rein.
Herzliche Grüße
Carlos
Holger 14. Feb 2016 17:09 Uhr
Hallo. Ich habe mir nun auch das ICON iKeyboard S6 gekauft und bin nun ein wenig ratlos, da die recht knappe Bedienungsanleitung nicht viel aussagt. Hier meine Fragen/Anmerkungen, vielleicht hat jemand einen Rat:
1. Octave/Transpose: wird nirgendwo angezeigt, auf welcher Stufe ich mich nun befinde. Wenn ich bsp. nur einen 1/2-Ton hochgesetzt habe und es vergesse, dann spiele ich wohl immer in der falschen Tonhöhe :-(
2. ich habe das Gefühl. dass die mitgelieferte iMap-Software nicht wirklich unter OSC El Capitan + Logic X (10.2) funktioniert, kann das jemand bestätigen?
3. ich versuche verzweifelt irgendwo eine Einstellung zu finden (Keyboard oder unter Logic-Mappings), wie ich bspw. bei einer VST die einzelnen Instrumente durchscrollen kann, ohne die Maus nutzen zu müssen. Hier wäre ich für Tipps besonders dankbar, da sich dieses doch sicherlich via Mackie-Befehl einrichten lassen müsste, oder?
Tja und ansonsten fehlen mir weitergehende Infos über die genaue Belegung/Verwendung der einzelnen Einstellungsmöglicheiten beim Keyboard mangels sehr nüchterner Bedienungsanleitung. Ansonsten finde ich dieses Keyboard aufgrund der Größe sehr nett.
Freue mich auf Antworrten :-)
Carlos San Segundo (delamar) 15. Feb 2016 11:58 Uhr
Hallo Holger,
dank dir für deinen Kommentar.
Ich kenne kein Keyboard (insbesondere dieser Preisklasse), das die aktuelle Verstimmung anzeigt.
Eine Oktave zu transponieren ist da nicht so dramatisch, ein Halbton schon eher.
Allerdings sieht man das in der DAW-Software ja anhand der gespielten Noten sehr fix.
Zu Logic kann ich dir leider sehr wenig sagen.
Die Sache mit den Patches bei den VSTi's ist leider ein Manko der Software.
Das ärgert mich auch jedes Mal - liegt aber an der Software, nicht am Keyboard.
Falls Du eine Lösung findest, wäre ich sehr gespannt, diese zu hören. Bisher habe ich keine.
Herzliche Grüße
Carlos
Holger 16. Feb 2016 09:21 Uhr
Hallo Carlos. Leider habe ich bisher keine Lösung gefunden. Im Gengenteil: leider noch ein paar Fehler gefunden. So klappt bspw. mein Pedal Yamaha FC-7 nicht am Expressionausgang, was nervt. Weiterhin noch ein paar kleinere Problemchen und leider hat sich der ICON-Support auch nicht gemeldet. Aus diesem Grund ging das Gerät gestern wieder zurück, was ich eigentlich schade finde. Nun tobe ich mich halt mit einer einfachen M-Audio Keystation 61 MKII aus und muss ein paar Mackie-Belegungen lernen :-)
Uwe Lohschelder 07. Jul 2017 14:43 Uhr
Es gibt für mich verschiedene brauchbare Konzepte, aber keines ist Ideal für mich. Ich spiele seit Jahren ein Roland G-1000. Das hat für mich die perfekte Tastatur. Perfekt für mich wäre also: ein Roland A-500 mit 76/88 halbgewichteten Tasten (a'la G-1000), ein schönes und brauchbares Display.