Modeling-Amps im Überblick

Mit einem Modeling Amp hast Du Dutzende von Amps, Cabinets und Effektgeräten in einem – Verstärker, Gitarrenbox und Pedalboard sind noch immer die Königslösung, aber teurer, schwerer zu transportieren und empfindlich. Bühne frei für sechs Modeling Amps von 250 bis 2.500 Euro, wobei wir uns auf die interessantesten Funktionen und gegebenenfalls deren Alleinstellungsmerkmale konzentrieren.

Die Entwicklung der Modeling-Amps

Vor nicht allzu vielen Jahren lächelten gestandene Gitarristen noch über diese komischen digitalen Geräte, Amp Modeler genannt. Kein Wunder: So waren die Klänge eines Gitarrenverstärkers zwar tatsächlich zu hören, doch spätestens das Spielgefühl ließ in Sachen Dynamik zu wünschen übrig.

Doch seit der Einführung des Pod im Jahr 1998 ist viel Zeit vergangen und die aktuelle Generation digitaler Emulatoren befinden sich auf einem ganz neuen Level. Sie sind heute sehr ernstzunehmen und finden teilweise sogar auf professioneller Ebene ihren Einsatz bei namhaften Künstlern.

In der Recherche zu dieser Marktübersicht fiel auf, dass sich der Markt verhältnismäßig klein und breit gefächert darstellt. So beginnen die ersten Modelle bereits bei knapp 250 Euro und reichen hinauf bis zu vierstelligen Beträgen. Auch können einige Geräte als Audio Interface am Produktionsrechner eingesetzt werden, andere kommen als Floorboard für die Bühne.

 

Zoom G5

Zoom G5

Hier dienen vier identisch ausgestattete Bereiche für die Kontrolle von Verstärker und Effekten. Darin findest Du je aus einem kleinen Display, einen Fußschalter sowie drei Knöpfe und drei Drehregler zur Parametersteuerung.

Bis zu neun Stompbox- und Amp-Effekte lassen sich gleichzeitig nutzen. Alles in allem sind 22 (Pre-)Amps (Fender, Marshall, Vox, Matchless, ADA, Mega Boogie, Sound City, Hiwatt, Orange, Carr Mercury, Two Rock, Diezel, ENGL, Bogner und Krank) und 145 Effekte an Bord.

Das Pedal lässt sich nicht nur klassisch neigen, sondern auch um seinen Mittelpunkt nach links und rechts drehen, wobei 20 der Effekte speziell darauf abgestimmt sind. Auch nicht alltäglich für einen Modeling Amp ist die Röhre vom Typ 12AX7, die für Boost und Overdrive mit bis zu 16 dB sorgt. Zur finalen Abstimmung gibt es einen Tone-Regler.

Außerdem an Bord: Tuner, Looper und eine Rhythmusmaschine mit 41 Patterns. Dazu kommt ein USB Audio Interface. Eine kostenlose Editor-Software für PC & Mac ist erhältlich.

150 Patches wurden von Koryphäen wie Richie Kotzen, Kiko Loureiro (Angra), Rob Caggiano (Anthrax) und Mike Orlando erstellt. 297 Presets kannst Du selbst speichern.

Preis: 249,- Euro
 

 

Boss GT-100

Boss GT-100

Dieses Multi-Effektgerät mit Amp Modeling steckt in einem straßentauglichen Metallgehäuse. Mit acht Drehreglern ist stets eine direkte Klangregelung möglich. Die acht Fußschalter ermöglichen die Patch-Auswahl, sowie die Bedienung des Loopers und der virtuellen Stompboxen.

Das Expression-Pedal ermöglicht die Kontrolle von Lautstärke, Wah, Pitch-Effekte und mehr, wobei mehrere Effekte gleichzeitig gesteuert werden können.

Mit der A/B-Kanalteilung kannst Du die Signale einerseits anhand ihrer Dynamik, andererseits auch nach Frequenzen splitten – daraufhin lassen sich diese getrennten Kanäle unterschiedlichen Amps und Effekten zuweisen. So können etwa den hohen Tönen eher weiche, seidige Lead-Sounds zugeordnet und die tiefen Töne hingegen extrem verzerrt werden.

Per Guitar-to-MIDI wird die Tonhöhe deiner Gitarre erkannt und in MIDI-Noten umgewandelt. Und auch dieses Gerät ermöglicht Reamping, da über die USB-Verbindung gleichzeitig das »trockene« sowie das effektveränderte Signal aufgezeichnet werden kann.

Preis: 369,- Euro
 

 

Avid Eleven Rack

Avid Eleven Rack

Diese Rack-Hardware liefert Simulationen klassischer Gitarrenverstärker von Fender, VOX, Marshall, Soldano und Mesa/Boogie sowie Effektpedale von MXR, Electro-Harmonix, Ibanez, Pro Co, Univox und mehr. Auch werden diverse Lautsprecher- und Mikrofonsimulationen geboten.

Die sechs prominenten Drehregler kontrollieren das Gain, den 3-Band-Equalizer, die Präsenz und die Master-Lautstärke, eben wie bei vielen ausgewachsenen Verstärkern.

Acht Kanäle für Aufnahmen mit bis 24 Bit & 96 kHz stehen gleichzeitig zur Verfügung. Ein Tuner ist integriert und die zeitbasierten Effekte sind per Tap-Tempo mit Rhythmusgefühl steuerbar. Dank zweier Output-Wege ist das Reamping möglich.

Die Konzeption weicht im Vergleich mit den anderen hier vorgestellten Geräten etwas mehr vom reinen Gitarristenwerkzeug ab, gibt es doch einen dedizierten Mikrofoneingang mit schaltbarer Phantomspeisung und Vordämpfung. Außerdem bekommst Du Lizenzen für mehr als 70 virtuelle Instrumente und Effekte.

Preis: 499,- Euro
 

 

Line 6 Pod HD Pro X

Line 6 Pod HD Pro X

Bei diesem vergleichsweise erschwinglichen Modeling Amp kannst Du einstellen, wie die Dynamik und das Sustain den Sound in der Endstufe beeinflussen sollen. Außerdem können die Intensität der Röhrenkompression geändert sowie detaillierte Parameter für Resonanz, Ausschwingverhalten, Hochpassfilter und »Thump« genutzt werden.

Es gibt über 100 Studio- und Pedaleffekte, von Distortion, über Delays und Modulationseffekte bis hin zu Filtern und Reverbs. Bis zu acht Effekte können gleichzeitig erklingen.

Es gibt zwei separate Signalwege – jeweils eigene Verstärker, Effekte, Boxen und Mikrofone können genutzt werden. So sind Stereo-Setups, doppelte Mono-Rigs und extravagante Konfigurationen möglich.

Das beiliegende Editier- und Archivierungsprogramm POD HD Edit dient zur Vorbereitung und Verwaltung der Klänge.

Die Variante POD HD500X ist die Schaltzentrale für die Bühne mit zwölf Fußschaltern und einem Expression-Pedal. Nutze einen 48-Sekunden-Looper und blende per Pedal zwei Klangwelten stufenlos ineinander.

Preis: 739,- Euro
 

 

Kemper Profiling Amplifier

Kemper Profiling Amplifier

Der auf seine Weise einzigartige Modeling Amp fängt Sound und Dynamik eines Röhrenverstärkers oder den Klang einer Gitarrenbox ein. Die so erstellten Profile können jederzeit geladen, bearbeitet und mit anderen geteilt werden – Du könntest deinen Röhren-Amp also »profilieren« lassen, seinen Sound mit auf Konzerte nehmen, ihn selbst aber gut behütet zuhause lassen.

Ganz klassisch gibt es einen Gain-Regler, einen 3-Band-EQ, ein Presence-Poti und einen Master-Lautstärkeregler. Bestimme, ob der Sound eher Vintage oder modern sein soll. Der Picking-Sound und viele weitere klangliche Feinheiten sind formbar.

In den Abteilungen Amp, EQ und Cabinet kannst Du jeweils eigene Voreinstellungen laden. Dazu kommen vier Slots für diverse Stompbox-Effekte (Overdrive/Distortion, Kompressor, Reverb, Delays, Modulationseffekte etc.). Auch ein Noise Gate, ein Effektloop sowie eine Master-Effektsektion mit Delays, Reverbs und mehr sind an Bord.

Das gute Stück gibt es auch als Rack-Version, wahlweise mit integriertem Leistungsverstärker gegen ca. 500 Euro Aufpreis.

Preis: 1.590,- Euro
 

 

Fractal Audio Axe-FX II XL

Fractal Audio Axe-FX II XL

Dieser Bolide wird von vielen als die beste Lösung für höchste Ansprüche bezeichnet. Über 180 Amps sowie unzählige Effektpedale und Studioeffekte sind nutzbar. Es gibt mehr als 150 virtuelle Gitarrenboxen und 512 Slots für benutzerdefinierte Cabinets.

Mit einem integrierten Tool fängst Du den Sound deiner Box ein und über die Software Cab-Lab für PC & Mac kannst Du Cabinet-Modellierungen mischen.

Durch das freie Routing kannst Du auch berühmte Rigs originalgetreu nachstellen. Ebenfalls bemerkenswert sind unter anderem die diversen Modulationsquellen (LFOs, Hüllkurven, Sequenzer) und die zwei Pedalanschlüsse.

Das Gerät fungiert als USB Audio Interface, mit dem sich Reamping realisieren lässt. Alle Einstellungen können am Gerät vorgenommen werden, alternativ steht der kostenlose Software-Editor Axe-Edit bereit.

Die um 300 US-Dollar günstigere Variante ohne »XL« kommt neben weiteren Einschränkungen mit weniger Speicherplätzen, nur einem Pedalanschluss sowie ohne MIDI-Thru-Buchse aus.

Preis: 2.499,95 US$
 

 

Gitarrenverstärker mit Modeling

In der Zwischenzeit haben einige Hersteller wie Vox, Blackstar oder Line 6 den Markt für Gitarrenverstärker mit hybrider Technologie entdeckt. In diesen finden sich neben Vor- und Endstufe auch digitale Emulationen, die das Soundspektrum gehörig erweitern.

Vox VT120+

Vox VT120+ | Foto: Musik Meyer

So bietet beispielsweise der Vox VT120+ (aktueller Straßenpreis 499 Euro) eine optimale Ausgangslage für das Üben zuhause und den Einsatz im Proberaum. Ganze 33 Amp-Modelle decken ein weites Feld an Sounds ab, die zum Standard der musikalischen Landschaft gehören. Weiterhin können diese Sounds mit elf unterschiedlichen Pedaleffekten sowie drei Halleffekten angereichert werden.

Mit 99 Presets sowie acht User-Speicher wird dem geneigten Gitarristen bei diesem Amp genügend Freiraum für das Üben und Spielen eingeräumt, ohne weiteres Equipment kaufen zu müssen. Ein Kopfhörerausgang hilft dem guten Verhältnis zum Nachbarn und der externe Eingang kann genutzt werden, um Playbacks oder Songs zum Jammen bzw. Üben einzuspielen.

Gleichzeitig kann der Vox VT120+ im Proberaum mit seinen 2×12“ Lautsprecher und 150 Watt Leistung genügend Dampf machen, um dem Schlagzeug Paroli zu bieten.


Von Fabian Eckert