Amplifier reparieren
Tipps zum Verstärker reparieren

Amplifier reparieren - Nahansicht

Wie Du deinen Amplifier reparieren kannst und wann Du vielleicht besser die Finger davon lassen solltest... Dies und mehr erfährst Du hier im Ratgeber.

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Gewusst wie – Amplifier reparieren (lassen)

Der erste Schock sitzt meistens tief, wenn der geliebte Gitarrenverstärker plötzlich seinen Geist aufgibt. Extremes Rauschen, Knacken, Rasseln oder einfach Totenstille sind die gefürchteten Anzeichen, die auf einen kaputten Gitarrenamp hinweisen.

Doch keine Bange – im folgenden Tutorial erfährst Du, was Du selbst an deinem Gitarrenverstärker reparieren kannst, wann es sich lohnt einen Fachmann aufzusuchen, welche Kosten womöglich auf dich zukommen und wie Du Defekte überhaupt erst vermeiden kannst.

Wir begeben uns auf Fehlersuche

Meistens passiert es relativ plötzlich, dass ein Verstärker während dem Spielen anfängt, unangenehme Nebengeräusche zu produzieren. Neben lautem Rauschen, Knacksen oder Rasseln, das auf defekte Bauteile hinweist, gibt es natürlich noch den Fall, dass der Verstärker einfach nicht angeht.

Alle diese Anzeichen können an und für sich für verschiedene Defekte stehen. Erst einmal gilt es vor allem darum, die Fehlerquelle über ein einfaches Ausschlussverfahren einzugrenzen. Denn das kaputte Teil kann sich natürlich auch an einer anderen Stelle befinden. In den meisten Fällen handelt es sich nämlich um einen Fehler außerhalb des Verstärkers.

1. Gitarrenkabel austauschen

Wenn ich vergleiche, wie viele Gitarrenkabel in meiner Laufbahn als Gitarrist kaputt gegangen sind und wie wenige Gitarrenverstärker, liegt es vermutlich auf der Hand: Viele Probleme lassen sich bereits mit einem Kabelwechsel lösen. Anders gesagt: »Amplifier reparieren? Erstmal eine Nummer kleiner denken!«

Im ersten Schritt kannst Du das Kabel aus der Gitarre ziehen und einfach mit der Fingerspitze auf den Kontakt klopfen. Entsteht dabei das typische Brummen am Verstärker? Tausche als nächstes das Kabel gegen eins, von dem Du ganz sicher bist, es funktioniert. Ist diese Fehlerquelle ausgeschlossen, geht es weiter an die Gitarre.

2. Andere Gitarre ausprobieren

Konnte das Kabel bereits als Fehlerquelle ausgeschlossen werden, liegt es womöglich am Instrument selbst. Nehme einfach kurzerhand eine andere Gitarre – notfalls hilft bestimmt auch der Bandkollege oder Gitarrenlehrer, falls Du nur eine zur Verfügung hast – und schaue, ob sich etwas an der Situation ändert.

3. Netzstecker und Steckdosenleiste

Selbstverständlich kann auch das Kabel des Kaltgerätesteckers einen Fehler haben, selbst wenn das nicht allzu häufig passiert. Die meisten haben mehrere solcher Kabel – einfach einmal austauschen. Das Gleiche gilt für eine Steckdosenleiste.

Die einfachsten Lösungen übersieht man leider viel zu häufig, wenn der erste Schock durch einen Verstärkerausfall noch tief sitzt!

4. Fehlerquelle Lautsprecherkabel

Bevor es an den Verstärker an sich geht, sollten wir noch das Lautsprecherkabel checken. Bei Topteilen, die über ein spezielles Boxenkabel mit einer externen Lautsprecherbox verbunden sind, geht das recht schnell – einfach auswechseln. Solltest Du unsicher sein, ob Du noch ein zweites Boxenkabel hast, oder es sich doch um ein kurzes Gitarrenkabel handelt, empfehlen wir unsere …

FAQ: Unterschied zwischen Gitarrenkabel und Boxenkabel

Im Inneren von Combo-Amps verläuft meistens ein kleines, relativ dünnes Kabel mit einem Knickstecker, das direkt zum Lautsprecher im Inneren führt. Gerade, wenn die offene Rückseite einer Combo zusätzlich als Kabelkiste benutzt wird, kann es leicht dazu kommen, dass die Klammer des Kabels aufbiegt. Sie lässt sich allerdings ganz einfach mit einer Zange wieder zurechtbiegen.

Amplifier reparieren
Sicherheitsregeln

Als nächstes machen wir uns daran, den Fehler innerhalb des Verstärkers einzugrenzen. Zuvor möchte ich jedoch darauf hinweisen, dass alle Arbeiten im Inneren des Amps unter Umständen gefährlich sein können. Um an die Röhren eines Tube-Amps heran zu kommen, muss bei einigen Verstärkern der Schaltkreis freigelegt werden.

Zwei einfache Regeln gibt es vor allem zu beachten:

  1. Gehe immer behutsam und vorsichtig vor. Ziehe den Stecker des Verstärkers und lasse ihn mindestens zwanzig Minuten stehen, damit sich auch alle Kondensatoren etc. entladen können.
  2. Bist Du unerfahren im Umgang mit elektronischen Geräten, trage sicherheitshalber immer isolierende Gummihandschuhe.

Röhren-Gitarrenverstärker reparieren

Nebengeräusche bei Röhren

Viele Nebengeräusche, die bei Röhrenverstärkern entstehen, haben etwas mit defekten Röhren zu tun. Sollte ein extremes Rasseln oder Knacksen und Knallen (ein wenig wie Popcorn) entstehen, liegt es vermutlich an einer Röhre. Doch wie finden wir heraus, um welche es sich handelt?

Amplifier reparieren - Röhrenamp

Röhrenamps – Auch optisch ein Genuss

Röhrenmikrofonie

Das Geräusch einer mikrofonierenden Röhre ist etwas schwierig zu erklären. Im Prinzip neigt in einem solchen Fall eine bestimmte Röhre zu Feedback. Das unangenehme Geräusch entsteht meist dann, wenn mit dem Spielen aufgehört wird und verschwindet auch nicht, wenn die Gitarre leise gedreht wird.

Eine solche mikrofonierende Röhre ist relativ leicht zu identifizieren. Nimm am besten einen Art Stock aus nicht leitendem Material (z.B. einen Bleistift) und berühre die einzelnen Röhren ganz leicht mit dem stumpfen Ende, während der Verstärker eingeschaltet ist. Isolierende Handschuhe sind hier extrem empfehlenswert, um nicht aus Versehen mit der Hand an ein unter Strom stehendes Bauteil zu geraten.

Eine mikrofonierende Röhre wird selbst auf die kleinste Berührung sensibel reagieren und ein wahres Tonales Feedback-Chaos veranstalten. Tausche die defekte Röhre einfach gegen das gleiche Modell aus. Befolge Dabei unbedingt Sicherheitsregel 1 in Sachen Amplifier reparieren! Siehe oben.

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Röhre und Reverb

Viele hochwertige Verstärker erzeugen das Reverb über eine extra dafür vorgesehene Röhre. Sollte diese die Nebengeräusche verursachen, müssten sie verschwinden, sobald der Poti für Reverb komplett herunter gedreht wird.

Vorstufen- oder Entstufenröhre

Die meisten hochwertigen Röhrenverstärker haben einen Einschleifweg, um das Effektpedal auf verschiedene Art anschließen zu können. Du kannst die Gitarre auch direkt in den Return Eingang des Verstärkers stecken. Sollte ein Signal zu hören sein – es ist meist sehr leise – wird vermutlich eine Röhre der Vorstufe defekt sein.

Ist eine dieser Vorstufenröhre weiß angelaufen, hat sie vermutlich Luft gezogen und muss ausgewechselt werden. Wenn ansonsten keine fehlerhaften Röhren sichtbar sind, hilft es nur, eine nach der anderen auszutauschen, bis das defekte Teil erkannt wird.

Kosten, um Gitarrenverstärker reparieren zu lassen

Zunächst sollte gesagt werden, dass die allermeisten Reparaturen, die vom Fachmann durchgeführt werden, nicht mehr als 100,- Euro kosten. Die meisten Stundensätze in einem Musikladen mit Verstärker-Werkstatt belaufen sich auf mehr oder minder 30,- Euro und viele Reparaturen sind in relativ kurzer Zeit erledigt.

Im Zweifelsfall den Fachmann fragen – bevor ein größerer Schaden entsteht.

Selbstverständlich kommen hierzu noch die Materialkosten, um einen Amplifier reparieren zu lassen. Sicherungen, Potis und viele andere elektrische Kleinteile bewegen sich Teilweise im Centbereich. Hier muss man sich also zum Großteil keine Sorgen vor ungeheuren Kosten machen. Gute Vorstufenröhren bewegen sich meist in einem Rahmen von 20,- bis 30,- Euro (meistens weniger), während Endstufen dann doch schon einmal bis zu 40,- Euro kosten.

Eine sogenannte Putztour kostet meist maximal 60,- Euro. Der Fachmann überholt dabei den Verstärker, reinigt alle Kontakte und begutachtet und säubert das Innenleben. Gerade bei teuren Amps lohnt es sich, dieses kleine Verwöhnprogramm regelmäßig durchzuführen, um Defekte bereits im Vorfeld zu vermeiden.

Fehlervermeidung im Vorfeld

Wird ein guter Amp ordentlich behandelt, passiert es selten, dass es zu größeren Defekten kommt. Die meisten teuren Schäden entstehen erst durch unsachliches behandeln. Es handelt sich schließlich auch bei einem Gitarrenverstärker um ein elektronisches Gerät, das einige anfällige Eigenschaften hat.

Ursachen für die meisten größeren Probleme sind – ihr werdet es vermutlich schon erahnen – umgestürzte Bierflaschen und Kabelstolperer. Sei also immer rücksichtsvoll im Proberaum und parke die Flasche lieber weit weg vom Amp.

Amp akklimatisieren lassen

Elektrogeräte sollten sich im Winter immer erst eine Weile lang im Raum akklimatisieren. Vor allem, wenn sie den halben Tag im Kofferraum eines geparkten Autos verbracht haben. Die kalten Bauteile ziehen Feuchtigkeit an und wird das Gerät dann eingeschaltet, kann es schnell zu Kurzschlüssen kommen. Warte also lieber erst einmal eine dreiviertel Stunde, bis Du den Verstärker anwirfst.

Benutze den Verstärker

Wer einen Verstärker jahrelang im Keller herumstehen lässt, der braucht sich auch nicht wundern, wenn die Potis irgendwann einmal „zugerostet“ sind. Sie müssen regelmäßig bewegt werden. Selbst wenn Du deine Traumeinstellung, die im Proberaum perfekt funktioniert, gefunden hast, sollten alle Regler ab und zu einmal gedreht werden.

Gebrauchsanweisung lesen und beachten

Wie mit einem Verstärker umgegangen werden sollte, ist zwar allgemeingültig für alle Modelle, allerdings gibt es auch bestimmte Modelle, die eine kleine Sonderbehandlung brauchen.

Lese also stets die Gebrauchsanweisung, in der meistens auch auf die hier genannten Punkte eingegangen wird und behandle den Verstärker immer sachgemäß.

Wird der Verstärker gut behandelt und zudem regelmäßig gewartet, sind ordentliche Amps sehr langlebige Begleiter und werden dich nur selten im Stich lassen.

Amplifier reparieren - Fullstack

Gitarrenvestärker reparieren wegen Feuchtigkeit? Vermeidbar!

Verstärker-Reparatur auf eigene Faust: Was geht?

Als Laie sollte man lieber die Finger von den meisten Bauteilen eines Verstärkers lassen, um keinen Totalschaden zu verursachen oder sich sogar selbst zu verletzen. Es gibt jedoch ein paar Kleinigkeiten, die jeder selbst machen kann.

Gewiss zählt der Austausch von Vorstufenröhren dazu – vorausgesetzt, man informiert sich vorher zu genüge darüber, wie dabei vorgegangen werden muss.

Eingerostete Potis können manchmal wieder frei werden, wenn mit etwas Kontaktspray (z.B. Kontakt 61) vorgegangen wird. Auch die Reibung beim mehrfachen drehen beseitigt manchmal schon den Rost.

Alle Teile im Inneren des Verstärkers selbst, sind der Aufgabenbereich von ausgebildeten Fachleuten, die nicht umsonst eine mehrjährige Ausbildung hinter sich gebracht haben. Wir als Musiker lassen lieber die Finger davon und werden blindlings unseren Gitarrenverstärker reparieren!

Lesermeinungen (3)

zu 'Amplifier reparieren: Tipps zum Verstärker reparieren'

  • Markus   10. Dez 2018   14:13 UhrAntworten

    Der Profi nimmt aber weder Kontakt 61 oder gar 60 (was ohnehin nach der Anwedung mit Kontakt WL ausgespült werden muss) für Potis, sondern Tunerspray oder Teslanol Oszillin T6.

    Für Potis genügt Oszillin praktisch immer und es greift die Kohlebahnen der Potis nicht an. Kontakt 60 hilft bei extremen Oxidationen, aber meisten auch nur kurze Zeit. Dann müssen die Potis ohnehin heraus.

    Kontakt 61 ist eher ein Konservierungs- und Schmiermittel für Schaltkontakte, hat aber in Potentiometern nichts zu suchen.

    • Mike Gillmann (delamar)   26. Dez 2018   10:57 UhrAntworten

      Lieber Markus,

      vielen Dank für deinen Hinweis.

      Mir wurde bisher im Gespräch mit zwei Fachleuten - jeweils Ampreperatur und Verstärkerbau - Kontakt 61 empfohlen. Ähnlich wie bei deinem Hinweis, wurde mir von Kontakt 60 stets abgeraten. Ich werde mich die kommenden Tage noch einmal reichlich informieren und zusätzliches Wissen dazu sammeln. Ich möchte mein Equipment ja selbst nicht falsch behandeln :-)

      Du scheinst dich gut auszukennen. Rätst Du mir zu einer bestimmten Literatur?

      Herzliche Grüße,
      Mike

  • Tom   08. Mrz 2021   15:51 UhrAntworten

    Das über Kontakt 60, 61 und Oszillin geschrieben stimmt!
    Kontakt 60 und 61 setze ich schon seit Jahren nicht mehr ein, weil Verwechselungsgefahr mit dem aggressiven Kontakt 60 besteht, welches sogar die Spraydose von innen durchfrißt, wenn es lange genug Zeit dafür hat. Also nichts, was man in empfindlicher Elektronik haben möchte. Bin Elektroniker, und kenne mich mit der Materie aus...

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