Talkbox
In einfachen Worten erklärt
Inhalt: Talkbox
Was ist eine Talkbox?
Eine Talkbox ist ein Effektgerät für Gitarren und Synthesizer. Mit ihr wird der Klang eines verstärkten Musikinstrumentes mithilfe des Mundraumes verändert. Mit einer Talkbox wird ein Gitarren- oder Keyboardsound „vokalisiert“ – er bekommt also Färbungen von a-, e-, i-, o- und u-Lauten.
Um eine Talkbox verwenden zu können, benötigst Du ein Mikrofon zum Abnehmen des Sounds sowie eine Gitarre, ein Keyboard oder einen Synthesizer.
Gegebenenfalls benötigst Du auch noch einen Verstärker. Der ist entweder in der Talkbox eingebaut oder muss davor geschaltet werden.
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Aufbau einer Talkbox
Eine Talkbox besteht aus einem massiven Metallgehäuse, einer eingebauten Membran, einer Ein- und einer Ausgangsbuchse, und einem Plastikschlauch. Neuere Talkbox-Modelle besitzen zusätzlich noch einen eingebauten Verstärker.
Wofür hat die Talkbox einen Ausgang?
Wenn Du zwischen einem Verstärker und einem Lautsprecher eine Talkbox schaltest, läuft das elektrische Signal der Gitarre durch den Verstärker, die Talkbox, den Schlauch, ein Mikrofon zum Aufnehmen und letztendlich den Lautsprecher.
Wenn Du nun keine Talkbox verwenden möchtest und diese mit dem Umschalter ausschaltest (umschaltest), wird das Signal der Gitarre trotzdem durch die Talkbox geleitet und der pure Sound der Gitarre erklingt aus dem Lautsprecher. Der Ausgang ist also zum direkten Anschließen an den Lautsprecher.
Außerdem findest Du meist Regler für die Klangfarbe und den Ausgangspegel auf der Talkbox.
Wie funktioniert eine Talkbox?
Durch ein elektrisches Instrument wie einen Synthesizer oder eine Gitarre gelangt ein elektrisches Signal in die Talkbox. Dieses wird im Innern der Talkbox in Schall umgewandelt. Der typische Effekt einer Talkbox wird dabei durch eine eingebaute Membran generiert.
Der Schall wird anschließend durch den Schlauch der Talkbox in den Mundraum geleitet. Der Schlauch wird meist zwischen den Zähnen vom Musiker gehalten.
Um nun Töne zu erzeugen, formst Du Vokale mit deinem Mundraum. Dieser fungiert dabei wie ein Filter: je nach Stellung von Lippen oder Zunge verändert sich der Resonanzraum. Das hat wiederum Auswirkungen auf den erzeugten Sound.
Der veränderte Ton wird durch ein Mikrofon vor dem Mund aufgenommen. Der Schlauch kann dabei gegebenenfalls an einem Mikrofonstativ montiert werden.
Geschichte der Talkbox
Die Vorläufer der Talkbox entstanden in den 1930er Jahren. Das waren Verstärker mit angeschlossenen Schläuchen, wie zum Beispiel die „Singing Guitar“ von Alvino Rey.
Die erste Talkbox von Alvino Rey
Alvino Rey war bekannt als Miterfinder der ersten E-Gitarre und dem ersten Tonabnehmer von Gibson. 1939 gelang es ihm, einer Gitarre eine Stimme mit einem solchen Vorläufer der Talkbox zu verleihen. Mit „Stringy, the Talking Guitar“ trat er auf der Bühne auf und war somit einer der ersten Talkbox-Musiker.
Alvino gelang es durch ein Mikrofon, den Sound einer Gitarre zu modulieren. Während der genannten Aufführung stand die Frau von Alvino hinter dem Vorhang und sang zu Alvinos Gitarre – das hat der Gitarre ihre Stimme verliehen. Somit hat Alvino Rey einen Vorläufer der Talkbox geschaffen.
Das Sonovox
Ebenfalls im Jahr 1939 entwickelte Gilbert Wright das Sonovox. Diese Talkbox nutzte auch den Mundraum zum Verändern von Tönen. Hier kam anstelle des Kehlmikrofons ein Wandler zum Einsatz, der am Hals des Talkbox-Musikers befestigt wurde. Diese Sonovox Talkbox war damals bei Radiosendern für Jingle-Effekte besonders beliebt. Auch Filmproduzenten nutzen die Talkbox in der Filmmusik.
Beispiele einer Talkbox in der Filmmusik:
- You´ll find out
- Dumbo
- The Ghost Breakers
Pete Drake
Alvino Reys Nachfolger war Steel-Gitarrist Pete Drake. Er erzielte 1964 mit seiner Gitarre den gleichen Grundeffekt, indem er einen 8-Zoll-Lautsprechertreiber benutzte. Dieser war an einem Trichter befestigt, von dem eine Röhre den Ton zum Mund des Musikers brachte. Die Gitarre von Pete Drake fungierte als die Stimmbänder und der Mund als Verstärker. Das Ganze wurde mit einem Mikrofon aufgenommen.
Der Durchbruch mit der Talkbox am Massenmarkt gelang Doug Forbes mit „The Bag“. Diese Talkbox wurde mit einem 30 Watt Treiber und einem Plastikschlauch verwendet. Passend zum Namen wurde diese Talkbox mit einer Umhängetasche geliefert.
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Heil-Talkbox
Der Name Talkbox entstand erst 1973 mit der Einführung der „Heil Talk Box“ von Bob Heil. Dieser erfand eine leistungsstarke Talkbox ohne Verstärker und benannte sie dementsprechend. Diese Talkbox wird zwischen Verstärker und Lautsprecher geschaltet.
Der Verstärker erzeugt ein starkes elektrisches Signal, welches in der Talkbox in viel Schall umgewandelt wird. Dieser Schall wird durch den Schlauch zu deinem Mund getrieben.
Die Heil-Talkbox wurde später von Jim Dunlop vertrieben und prägte den Sound der 1970er Jahre mit.
Genutzt wurde diese Talkbox zuerst von Gitarrist Joe Walsh und später von Peter Frampton, der sie mit dem Song „Do You Feel Like We Do“ von 1976 bekannt machte.
Die Talkbox heute
Die heutigen Talkboxen besitzen einen eingebauten Verstärker, wodurch ein externer Verstärker nicht mehr benötigt wird. Da Talkboxen jedoch ein Nischenprodukt sind, werden sie nur von wenigen Herstellern vertrieben.
Möchtest Du eine Talkbox kaufen, bist Du bei Thomann gut bedient. 2018 brachte Thomann zum Beispiel mit der Harley Benton Talk Box ein Eigenprodukt heraus, das von vielen Nutzern positiv aufgenommen wurde.
Alternativ kannst Du auch zu der zehn Jahre älteren Talkbox Rocktron Banshee 2, der TC-Helicon Talkbox für den Synthesizer oder der MXR M 222 für Gitarre und Keyboard greifen. Diese Talkboxen bewegen sich in einem Preissegment von 100 bis 250 Euro.
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Auch in Vocal Processoren wie dem Zoom V6 SP finden sich eingebaute Talkboxen.
Musiker mit Talkbox
Viele bekannte Musiker und Bands nutzten und nutzen Talkboxen in ihren Stücken. Darunter Mick Mars, David Gilmour, Queen und weitere. Eine Auswahl der bekanntesten Talkbox-Musiker und ihre Songs findest Du in der nachstehenden Aufzählung.
Bon Jovi – Livin´on a Prayer & It´s My Life
Bon Jovi nutzen in zwei ihrer bekanntesten Stücke eine Talkbox an der Gitarre von Richie Sambora. In „Livin´on a Prayer“ ist sie im Intro des Songs deutlich zu hören und zieht sich durch den kompletten Talkbox Song. Seit „Livin´ on a Prayer“ setzte die Band die Talkbox häufiger ein.
So zum Beispiel auch in „It´s My Life“. Hier ist die Talkbox auch schon im Intro und in den Strophen zu hören. Sie ist im offiziellen Musikvideo sogar kurz am Anfang zu sehen.
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Bruno Mars – 24K Magic
Das im Jahr 2017 erschienene Lied ist einer der jüngsten Songs, die eine Talkbox verwenden. Du kannst die Talkbox direkt im Intro und gegen Ende des Songs hören. Benutzt wird sie von Bruno Mars und von Byron „Mr. Talkbox“ Chambers.
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Pink Floyd – Pigs (Three Different Ones)
Pink Floyd nutzt in diesem Song erstmals eine Talkbox. Um in diesem Song das Grunzen der Schweine zu immitieren, verwendete David Gilmour eine Heil-Talkbox. Knapp 20 Jahre später wurde der Talkbox-Effekt nochmals von Pink Floyd in „Keep Talking“ verwendet.
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2Pac – California Love
In dem Rap-Song „California Love“ von 2Pac feat. Dr. Dre wird eine Talkbox unmittelbar am Anfang und zwischen den Strophen verwendet. Im offiziellen Musikvideo kann man die Talkbox sogar erkennen. Am Anfang des Songs wird diese sehr präsent verwendet und auch später sind die gesungenen Wörter hörbar.
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No Doubt – Just a Girl
Auch bei „Just a Girl“ von No Doubt kann der Talkbox Sound rausgehört werden. Die ersten Sekunden des Songs werden von der Talkbox verziert. Anders als bei anderen bekannten Songs wie „Livin´ on a Prayer“, zieht sich dieser Sound jedoch nicht durch das ganze Stück.
Mötley Crüe – Kickstart My Heart
Am Ende des Songs ist eine Talkbox zu hören. Sie wird vom Gitarrist Mick Mars verwendet und gibt dem Talkbox Song einen spannenden Schluss.
Scorpions – The Zoo
In diesem Song von den Scorpions wird eine Talkbox nach der Wiederholung des Refrains von Matthias Jabs eingesetzt. Er nutzte die Talkbox auch in anderen Stücken wie „Money and Fame“, „Can You Feel It“, „Raised On Rock“ und „Media Overkill“.
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Weitere Talkbox-Musiker:
- Pete Drake
- Guns N´Roses
- Avicii
- Metallica
- Red Hot Chili Peppers
- Snoop Dogg
- Queen
- Elton John
- Backstreet Boys
- Rage Against the Machine
- Fingazz
- Sholo Truth
- Roger Troutman
- Peter Frampton
- Nazareth
- Joe Walsh
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Talkbox vs. Vocoder
Bei einer Talkbox wird ein akustisches Signal durch den Mundraum geleitet, wohingegen beim Vocoder die gesprochene Sprache durch ein Mikrofon aufgenommen und elektrisch verändert wird. Die menschliche Stimme wird bei einem Vocoder polyphon modifiziert, sodass sie wie ein künstlicher Chor klingt.
Ein Vocoder lässt die Stimme wie ein Instrument klingen und eine Talkbox lässt ein Instrument wie eine menschliche Stimme klingen.
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FAQ: Talkbox Fragen
Für was brauche ich eine Talkbox?
Eine Talkbox ist ein Effektgerät zur Veränderung des Klangs eines verstärkten Musikinstrumentes und kann daher mit Gitarren und Synthesizer zur klanglichen Verzierung eines Songs benutzt werden.
Wer hat die Talkbox erfunden?
Die heute bekannte Talkbox wurde von Bob Heil entwickelt. Der erste Vorgänger wurde von Alvino Rey bereits im Jahr 1939 entwickelt.
Welcher Song benutzt eine Talkbox?
Songs wie „Livin´ On a Prayer“ oder „It´s My Live“ von Bon Jovi nutzen eine Talkbox.
Kann man eine Talkbox ohne Keyboard verwenden?
Ja, eine Talkbox kann neben einem Keyboard auch mit einem Synthesizer oder mit einer E-Gitarre verwendet werden.
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Fazit: Talkbox
Talkboxen sind als Gitarreneffekt zwar weniger bekannt, überzeugen in ihrer Einzigartigkeit in einem Song dafür aber umso mehr. Das Verwenden einer Talkbox verlangt eine Menge Übung, denn es ist gar nicht so einfach eine Talkbox zu benutzen. Dafür ist dir ein Wiedererkennungswert in deinem Song mit einer Talkbox sicher.
Hast Du schon einmal eine Talkbox benutzt? Was sind deine Erfahrungen? Schreib es uns gerne in die Kommentare.