Yungblud – Idols
Alben im Rampenlicht

Von Thorsten Sprengel am 20. Juni 2025
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Den eigenen Idolen hinterher auf den Rockolymp
Yungblud ist in Deutschland bisher ein Geheimtipp, während er in seiner Heimat UK bereits die größten Arenen füllt und sogar mit dem Bludfest ein eigenes jährlich stattfindendes Festival stemmt.
Das neue Album „Idols“ soll dies ändern. Und selten war ein Albumtitel mehr Programm wie bei diesem. Man hört dem Album an allen Ecken und Enden an, dass Yungblud seinen großen musikalischen Helden nacheifert.
Dabei sind es vor allem Musiker aus seiner Haimat – wie U2, Coldplay, Placebo und sogar Elton John und Freddie Mercury. Selbst erklärtes Ziel könnte gewesen sein, den Britpop der 1990er Jahre wieder salonfähig zu machen.
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Dafür könnte es keinen besseren Zeitpunkt geben – stehen doch Oasis kurz vor ihren Reunionkonzerten, die innerhalb kürzester Zeit ausverkauft waren.
Aber zurück zu Dominic Richard Harrison, wie Yungblud mit bürgerlichem Namen heißt: Dieser trat im Jahr 2017 erstmals mit seiner erfrischenden Version von Pop Punk ins Rampenlicht.
Dieser Pop Punk wird auf dem neunen Album größten Teils gegen großen Rockpathos eingetauscht. Aber dazu jetzt mehr im Detail.
Viel Pathos hilft viel
Wer eine große Rockplatte machen will, muss groß anfangen. „Hello Heaven, Hello“ erstreckt sich über neun Minuten und besteht genau genommen aus zwei Songs, die ineinander verwoben sind.
Sehr gewagt, ausgerechnet diesen Song in der vollen Länge als erste Single zu veröffentlichen. Doch das Risiko hat sich ausgezahlt. Mit dem Song hat Yungblud auch außerhalb seiner treuen Fangemeinde Aufmerksamkeit bekommen.
Musikalisch beschreitet der Song den Weg großer Rockopern und erinnert nicht von ungefähr an Bands wie Queen oder auch an „The Black Parade“ von My Chemical Romance.
Mit „Idols Pt. 1“ – der ersten Version des Titellieds – beschreitet Yungblud einen anderen Weg. Dieser und der nächste Song „Lovesick Lullabye“ sind zwei Lieder, die U2 heute sicher gerne noch schreiben würden.
Die klangliche Ähnlichkeit wird durch ein nahtloses Ineinander Übergehen weiter verstärkt.
Lovesick Lullabye nimmt dann aber ordentlich an Fahrt auf und erinnert in seiner Rotzigkeit noch am ehesten an das bisherige Schaffen von Yungblud.
„Zombie“ leitet dann das ein, was auf den folgenden Songs in zahlreichen Variationen zu hören ist. Den Versuch eine große Britpop Hymne zu schreiben.
Zombie erinnert dabei stark an die Anfänge von Coldplay. Auch in diesem Fall wünschen sich sicher viele alte Fans, das die Band noch einmal solch ein Gitarrenbrett hinbekommt. Yungbluds Version dieser Musik ist sehr gut gelungen.
„The Greatest Parade“ schlägt dann doch noch einmal einen Haken nach rechts. Klingt er doch eher wie ein Alternative Rock Song wie ihn Placebo Mitte der 2000er Jahre veröffentlicht haben, allerdings mit großem Streicher-Pathos.
Die folgenden Songs könnten dann allesamt große Britpop-Hymnen sein. „Monday Murder“ parrt dies mit einer The Cure Gitarre – „Friday I’m In Love“ lässt grüßen.
„Fire“ geht dann noch einmal in eine etwas rockigere Richtung, bevor es in „Idols Pt. 2“ sehr besinnlich wird. Es handelt sich um eine Klavier-Akustikversion des Titellieds.
Auch diese geht nahtlos in den letzten Song „Supermoon“ über. Dieser ist ein Rock-Pop Song im Stil von Elton John. Auch hier steht das Klavier im Mittelpunkt.
Kann Idols überzeugen?
Mir stellt sich beim Hören von Idols eine große Frage: Wer ist Yungblud? Hatte er bisher eine eigene Note im Pop Punk Genre gesetzt, klingt das neue Album eher wie das Bearbeiten vergangener britischer Pop- und Rock-Musik.
Dabei bleibt wenig von Yungbluds eigener Note übrig. Einzig Lovesick Lullabye zeigt die Eigenständigkeit des Künstlers.
Ist das Album deswegen schlecht? Mitnichten. Die Songs halten ein hohes Niveau, sind nur an einigen Stellen etwas zu pathosgeladen.
Viele Musiker der bearbeiteten Genres würden sich freuen, wenn Sie heute noch solche Songs schreiben könnten. Alte Yungblud Fans könnten von dem Album vor den Kopf gestoßen werden.
Wer allerdings den Albumtitel wie ich so deutet, dass das Album eine Hommage an die großen Helden von Yungblud sein soll und sich darauf einlassen kann, wird eine gute Zeit mit Idols haben.
Pro
- Top Songwriting
- Roter Faden
- Keine schlechten Songs
Contra
- Wenig eigenständig
- Etwas viel Pathos