The Black Keys – No Rain, No Flowers
Alben im Rampenlicht

Von Thorsten Sprengel am 08. August 2025
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Nach dem Regen kommt ein gutes Album
Man kann den Black Keys viel vorwerfen, Arbeitsverweigerung gehört nicht dazu. Dabei kann man die Karriere grob in zwei Perioden einteilen. Die Zeit von den Anfängen bis zum Album „Magic Potion“ in der Dan Auerbach und Patrick Carney ihre Alben stark in Blues- und Garage-Rock getränkt und alles in DIY-Tradition alleine eingespielt und produziert haben.
In der Zeit danach holte sich die Band Produzenten und Musiker von außerhalb ins Duo-Gefüge und hat viel ausprobiert. Vom einfachen Anreichern des Sounds bis hin zu Genre Experimenten in Psychedelic und Hip Hop war alles dabei.
Nach dem ausgiebigen Ergötzen an Blues Klassiker Covern auf „Delta Kream“ und dem etwas halbherzigen Versuch diesen Sound auf dem folgenden „Dropout Boogie“ in eigenen Songs umzusetzen, ist die Band seit dem letzten Album „Ohio Players“ wieder auf dem richtigen Kurs hin zu zeitlosem Sound und gutem Songwriting.
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Wurde die Band auf letztgenannten Album noch von so hochkarätigen Namen wie Beck, Noel Gallagher oder Juicy J unterstützt und es fanden sich sogar Rap-Parts, versuchen es The Black Keys jetzt wieder mit weniger prominenter Unterstützung und klassischerem Sound.
Eine Rückkehr zum Duo-Sound ist „No Rain, No Flowers“ aber trotzdem nicht. Vielmehr versucht die Band ihren Genre-Radius weiter in Richtung Pop auszuweiten.
Das wird Hardcore Fans der ersten Stunde sicher nicht von den Socken hauen. Mich als großer Fan des viel gescholtenen „Turn Blue“ Albums (ja, ich stehe dazu) macht es aber sehr glücklich wieder mehr Vielfalt im Bandsound zu entdecken.
Unterstützt werden sie dabei von renommierten Songwritern wie Rick Nowels, Daniel Tashien und Desmond Child. Ja, richtig gelesen. Letzterer hat schon Bands wie Kiss und Bon Jovi zu Hits wie „I Was Made For Loving You“ oder „Living On A Prayer“ verholfen.
Um es vorweg zu nehmen: trotz der Tendenzen in Richtung Pop – ein großer Hit findet sich auf No Rain, No Flowers nicht.
Alles außer Blues
Das Album zeigt direkt mit dem Titeltrack, wohin die Reise gehen wird. Der Song geht gut nach vorne. Der Gesang ist melodischer, als ich es von der Band gewohnt bin. Das gefällt mir. Der Song erinnert etwas an die Simple Minds.
Soundtechnisch schwimmt die Band wie eigentlich immer auf der Retro Welle. Es klingt wie aus längst vergangenen Zeiten. Das macht aber auch den Reiz an der Musik der Black Keys aus. Die Produktion ist insgesamt basslastiger als zuletzt. Dafür fehlen etwas die Höhen.
Der folgende Song „The Night Before“ macht gut Laune. Er ist etwas rockiger und nach knapp 2:30 Minuten auch schon wieder vorbei. Kurz Und gut.
„Babygirl“ lässt mit seinem präsenten Klavier dann erstmals richtig aufhorchen. Vom Vibe her fängt dieser Song die klassischen Black Keys am Besten ein. Auch hier wird gut nach vorne gerockt.
Mit „Down To Nothing“ wird dann das Tempo rausgenommen. Der Song wird von einem langsamen Blues-Rhythmus und einer Orgel im Hintergrund getragen. Der Refrain kann mitreißen und zum ersten Mal sind tolle Backing Chöre zu hören. Diese werden noch mehrere Stücke aufwerten.
Am Ende des Lieds glänzt ein Gitarrensolo. Dieses fügt sich perfekt ein und wirkt nicht, wie viele gewollte Gitarrensoli als Fremdkörper. Sehr schön.
Weiter geht die Retro-Reise mit „On Repeat“. Ein cooler Schlagzeug-Beat, ein smoother Chorus und eine schöne Melodielinie sorgen für einen sehr runden Song.
„Make You Mine“ sticht dann wieder hervor. Der Song ist nochmal eine ganze Ecke smoother und geht schon in Richtung Soul. Der Einfluss von Desmond Child kann hier nicht geleugnet werden. Dennoch fügt sich der Song gut ins Album ein und sorgt für Abwechslung.
Das folgende „Man On A Mission“ ist dann ein weiteres Highlight. Im Albumkontext kommt der Song richtig aggressiv. Dabei ist er stark im Blues verwurzelt und so deutlich näher an den Anfängen der Band. Auf No Rain, No Flowers sticht er hervor und bietet einfach Top Songwriting.
Die folgenden Songs nehmen sich dann wieder deutlich zurück. „Kiss It“ ist ein schöner Sommersong, „All My Life“ ist wieder sehr smooth und „A Little Too High“ erinnert stark an die Beatles und macht gute Laune.
Abgeschlossen wird das Album von „Neon Moon“ – eine Country Ballade, die wieder von tollen Backing Chören unterstützt wird. Mit seiner Steigerung ist der Song ein guter Rausschmeißer für das Album. Er könnte nur am Ende etwas kürzer sein.
Und dann ist das Album nach gerade einmal 37 Minuten auch schon wieder vorbei. In der Kürze liegt allerdings die Würze. Für mich ist die Länge genau richtig.
Kann No Rain, No Flowers überzeugen?
Mich kann das Album auf jeden Fall überzeugen. Mir gefällt die abwechslungsreichere Ausrichtung. Auch das poppige Gewand steht der Band gut. Wahrscheinlich waren sie in ihrer Karriere noch nie so poppig, allerdings ohne sich dem Format-Radio anzubiedern.
Das Album als ganzes macht einfach gute Laune. Mit seinem Retro Sound trifft es einen Nerv der Zeit. Hardcore Fans der ersten Alben werden dem Album nicht viel abgewinnen können.
Fans der späteren Black Keys zu Zeiten von Alben wie Brothers, El Camino und gerade auch Turn Blue werden mit Sicherheit ähnlich viel Freude an dem Album haben wie ich.
Es ist dabei mit Sicherheit kein Meisterwerk und auch nicht das beste Album, das die Band je gemacht hat, aber insgesamt ein sehr gutes Album. Und wer, wie die Black Keys, im Jahrestakt solche hochwertigen Alben rausbringt, darf gerne damit weitermachen.
Pro
- Tolles Songwriting
- Zeitloser Retro-Sound
- Macht gute Laune
Contra
- Sound etwas sehr basslastig