Sprich dich aus
Wie verbissen bist Du? Pro & Contra Perfektionismus

Musik - Perfektionismus und Verbissenheit in Handwerk & Kunst

Kann man das so stehenlassen?

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Pro & Contra Perfektionismus

Auch und gerade in der Kunst ist so viel Raum für Perfektionismus, dass sich alle, die es ganz genau wissen wollen, so richtig austoben können. Wie weit treibst Du es mit der Haltung, dass alles picobello sein muss? Oder zumindest genau so perfekt, wie es kraft deines Kenntnisstandes, deiner Muße und deines Equipments nur möglich ist?

Kannst Du uns ein paar Einblicke geben, wie sich das konkret bei dir äußert? Hast Du die Erfahrung gemacht, dass zu viel Perfektionismus schädlich sein kann? Gibt es Fristen, die Du dir setzt, um ihn nicht endlos wuchern zu lassen? Schmerzt es dich dann, ein Projekt mehr oder minder vorzeitig abschließen zu müssen, oder kannst Du damit seelenruhig schlafen?

Hältst Du Perfektionismus im Gegenteil für absolut notwendig, um reinen Gewissens vor dem Spiegel stehen zu können und zu wissen, dass Du alles aus dir rausgequetscht hat? Da schließt sich natürlich die Frage an, in welchen Umständen Du steckst – genießt Du als Hobbyist den Luxus, immer weiter an den Details feilen zu können?

Aus meinem Nähkästchen

Ich neige zur intensiven Detailarbeit und bastle oft sehr, sehr lange an einem Sound. Problematisch ist das nicht wirklich, da ich nicht darauf angewiesen bin, »fertige« Tracks zu produzieren. ;) Vielmehr erlebe ich immer wieder von neuen kleine Triumphe, wenn mir nach unendlich zähem Herumdaddeln (das ist der Preis) irgendwann der perfekte … nein, nur ein besserer Sound als zuvor gelingt. Oder einfach ein anderer, mindestens für den Moment genauso interessanter.

Andererseits erlebe ich selbst ohne den Druck, abliefern zu müssen, dass eine gewisse Rohheit, Lässigkeit und Ungeschliffenheit oft zu den fetzigsten Tracks führt! Dazu muss allerdings die Grundlage geschaffen werden – man muss sich erstmal mit seinem Equipment wohlfühlen und einen stimmigen Workflow ausbaldowern. DAS ist die eigentliche Herausforderung für mich und so wird es wohl bis ans Ende meiner Tage bleiben.

Wie hältst Du es mit der Detailversessenheit im Handwerk und in der Kunst der Musik? Wir freuen uns auf dein Feedback zum Perfektionismus beim Musizieren und in der Musikproduktion!

Lesermeinungen (14)

zu 'Sprich dich aus: Wie verbissen bist Du? Pro & Contra Perfektionismus'

  • Padbangers   31. Dez 2014   12:00 UhrAntworten

    Perfektionismus ist ein Fluch. Habe seit 2008 kein Album fertig bekommen aber bestimmt um die 200 angefange und halbfertige Tracks.

    Ob die Welt jetzt deswegen trauern muss, sei mal dahingestellt ;)

    Ich habe mich damit abgefunden und genieße einfach die Schaffensphasen bis zu dem Punkt,an dem es mir wieder nicht mehr gefällt.

  • Emanuel Marius Becker alias Keyfreak   31. Dez 2014   16:57 UhrAntworten

    Ich glaube, dass ich schon von Natur aus ein Erbsenzähler bin. Fast alles was ich anpacke bzw. womit ich mich beschäftige, sei es zu Hause oder bei der Arbeit, muss für diesen Moment perfekt sein. Nach weiteren Jahren kann man immer noch sagen:,, zu diesem Zeitpunkt war ich noch sehr unerfahren, dass kann ich heute besser."

    Gerade im kreativen Bereich der Malerei, des Modellbaus, der Film- und Musikproduktion möchte ich etwas erschaffen was professionell wirkt.

    Da die Musikproduktion mein größtes Hobby ist und ich möglichst alle Funktionen anwenden möchte die meine Softwareprogramme und meine Hardwareinstrumente hergeben, sitze ich oft am Rechner bzw. Laptop, Instrumenten und stöber auch mal mehrere Seiten von Handbüchern durch.

    Wenn ich eigene virtuelle Musikinstrumente in Kontakt 5 und Reaktor 5 von Native Instruments, quasi als Abbild ihrer Originale mit all ihren typischen Eigenschaften programmieren möchte, achte ich nicht nur auf einen guten Sound und der typischen Spielfunktionen des jeweiligen Instruments, sondern erschaffe auch individuelle Bedienoberflächen und Bedienelemente. Vor ein paar Tagen erst habe ich einen neuen Drehregler für Kontakt 5 und Reaktor 5 fertiggestellt, der nicht nur toll aussieht, sondern auch prima funktioniert. Da er Besonderheiten aufweist habe ich ca. 24 Stunden gebraucht um ihn fertigzustellen.

    Wenn ich auf der Suche nach einen neuen Sound bin, stöber ich erst einmal viele bereits vorhandene Presets von virtuellen Musikinstrumenten und Hardwareinstrumenten durch. Habe ich dann einen Sound gefunden, der meinen Geschmack nahezu entspricht, wird dieser noch bearbeitet und mit weiteren passenden Sounds angedickt. Was dann noch fehlt, ist eine Melodie. Da ich mich noch schwer tuhe passende Melodien zu entwickeln die mit den bereits vorhandenen harmonieren, vergehen dabei auch schon mal etliche Stunden.

    Da ich bei meinem Job als Bauzeichner mit Musik nicht in Berührung komme, außer in der Mittagspause, bin ich froh, dass ich Musik "nur" zu Hause produziere und mir so viel Zeit lassen kann wie ich möchte.

    Ich wünsche dem gesamten Team von delamar und allen delamaris einen guten Übergang ins neue Jahr 2015 sowie viel Freude, Spaß und nicht zuletzt viel Erfolg beim Musizieren.

  • Raphael   01. Jan 2015   15:28 UhrAntworten

    FROHES NEUES !

    Also ich WAR ein eiskalter, detailversessener Erbsenzähler und habe nach fast genau 10 jahren erkannt, dass PERFEKTIONISMUS mehr nachteile als vorteile hat...

    Man braucht einfach zu lange für alles obwohl man eigentlich nur an den letzten 5% kratzt
    Natürlich, wenn man sagt "FERTIG!", hat man für sich was perfektes geschaffen aber war es die zeit wert? und noch wichtiger: hören leute den unterschied der letzten 5% raus wofür man fast 4 monate gebraucht hat?
    Im hobbybereich kann man schon mal den perfektionismus auspacken aber im musikgeschäft ist dafür einfach keine zeit wenn man deadlines und ein begrenztes budget einhalten muss z.B. beim abmischen. Jeder mixer der welt ob pensado, scheps, brauer usw. sagt dir das gleiche: Diese menschen könnten auch ewig an einem mix weiter arbeiten um diesen PERFEKT abzumischen. Aber es ist immer das gleiche: zeitliche und finanzielle deadlines sind da einzuhalten und dann muss das geliefert werden.

    Naja ich bin froh das ich gelernt habe:

    PERFEKTION DURCH IMPERFEKTION

    menschlich sein...

    DAS hat mir extrem geholfen

    (Beispiel: Schlagzeuger spielen nie 100% im takt aber es ist ein gefühl vorhanden was man bei 100% "treffsicherheit" (LOL) einfach nicht mehr hat... könnte man auch seele nennen.
    ...ok reicht jetzt ;)

  • Patrick   02. Jan 2015   12:02 UhrAntworten

    Dazu passt mal wieder gut die Pareto-Regel:

    Mit 20% Einsatz schaffst Du 80 des Ergebnisses.
    Für die weiteren 20% der Perfektion brauchst Du 80% Mehraufwand.

    Manchmal lohnt es sich und man hat die Zeit, manchmal nicht.

  • ORI$ON TIDE   03. Jan 2015   12:36 UhrAntworten

    Allseits ein Gutes Neues!

    Ob Perfektionismus im kreativen Bereich (Musik, Malerei etc.) überhaupt angebracht ist? Es geht da schließlich hauptsächlich um Gefühl - auch beim Schaffenden selbst.

    Es gab schon Songs, die ich innerhalb von einigen Stunden komplett komponiert, getextet, aufgenommen und fertig gemischt/"gemastert" habe. Da war ich sozusagen im "Flow". Und innerhalb dieser relativ kurzen Zeit habe ich dann einen für mich durchaus perfekten Song hinbekommen.

    Wenn ich aber mehrere Tage oder - was aus Zeitgründen oft der Fall ist - sogar Wochen bis Monate an einem Song "arbeiten" muss, dann hat sich jeweils bis zum nächsten "Bearbeitungsfenster" schon wieder so viel an Emotionen und äußeren Einflüssen geändert, dass ich den Song nie fertig bekommen würde, wenn ich versuche, ihn jeweils aus neuer Sicht "perfekt" zu machen. Da muss ich dann zwangsläufig Kompromisse mit mir eingehen :-)

    Aber im Großen und Ganzen muss ich natürlich mit dem Song zufrieden sein. Wenn das nicht der Fall ist, dann sollte ich ihn lieber vergessen... (Das ist dann auch eine Art Perfektionismus: Sich eingestehen, dass der Song eh nix mehr wird und lieber gleich einen neuen beginnen)

    Auf ein neues, kresatives Jahr!
    Klaus

  • P.Chris   04. Jan 2015   17:36 UhrAntworten

    Ich schließe mich den meisten mehr oder weniger berühmten Produzenten an, die da sagen :"Wenn eine Sache Ewigkeiten braucht, dann ist es den Aufwand meistens nicht wert !"

    "Mache deine Sache gut, aber mache sie schnell !"

  • Rocco Costa   20. Jul 2017   07:49 UhrAntworten

    Das Streben nach Perfektion kann zu Seelenlosigkeit führen.

  • Peter Schips   20. Jul 2017   10:15 UhrAntworten

    Eine sehr gute Frage!

    Ich denke es ist mitunter eine Sache des Genre, aber auch noch viel mehr eine Sache von "Emotionen zu transportieren". In musikalischen Bereichen wie Klassik oder Jazz ist zuviel technische Perfektion ab einem gewissen Moment eher kontraproduktiv.
    In einigen modernen Stilrichtungen ist Ungenauigkeit ein Killer.

    Ich sehe das vor allen Dingen im Bereich der spieltechnischen Perfektion als problematisch.

    Es gibt jede Menge Musiker die absolut sauber, nahezu jedes Musikstück "vom Blatt" spielen können, dem Stück aber kein "Leben" geben können.
    Dann gibt es aber auch Musiker, welche alles verweigern was mit musiktheoretischen Grundlagen zu tun hat und zerstören dadurch den Grundgedanken eines Stückes genauso gravierend, wie der Überperfektionist.
    Sterile Musik aus zuviel Genauigkeit ist mind. so seelenlos wie schlampig oder garnicht richtig eingeübt.
    Die Realität und wahre Kunst liegt wie immer irgendwo dazwischen.

    Meine alte Klavierlehrerin war sehr genau, sehr präzise und hat oft "genörgelt", aber nur bis das jeweilige Stück technisch gut gesessen hat, dann hat Sie mir die Noten weggenommen und gesagt: ... Du hast es jetzt zum x-ten Mal abgelesen und runtergespielt. Es sollte jetzt eigentlich fest drin sein.
    Jetzt lasse mal die Noten zur Seite, spiele das Stück aus Deinem Erinnerungsvermögen und versuche das Stück einmal nicht technisch, sondern emotional zu interpretieren. Trotz Präzision und Übung darfst Du in der Musik eines nie vergessen: ... echte Musik fängt da an, wo Noten aufhören.

    Das eine ist Technik, Übung und Präzision und das andere ist Seele, Kreativität und Interpretation. Erst beide Seiten der Medaille ergeben eine Münze.

    Sie lebt schon viele Jahre nicht mehr, aber aus heutiger Sicht muss ich wirklich sagen, sie hat verstanden worum es bei Musik wirklich geht.

    Perfektion ist in der Musik sicherlich erstrebenswert, zumindest die fortwährende Übung, aber die Essenz der Musik ist wie eine "Fremdsprache". Erst die Emotionen machen die viele Übung für andere Menschen auf einmal verständlich und hörenswert.

  • Jo Häyse   20. Jul 2017   10:46 UhrAntworten

    Der Grund, warum ich allein keine Songs schreiben kann 😥

  • singular polarity   20. Jul 2017   19:28 UhrAntworten

    seit 20 jahren ist musik machen mein hobby. als ich begann, hatte ich null kenntnisse. durch learning by doing habe och mir soviel wissen angeeignet um eigene tracks produzieren zu können. handbücher und manuals zu lesen war nie mein ding, deshalb ist mein wissen extrem beschränkt. meine tracks sind höchstwahrscheinlich voller fehler, punkto effekte, compressoren, limiter, usw.. weil ich ohne wissen und nur durch mein subjektives hören an hunderten rädchen drehe bis es mir gefällt. trotzdem bin ich mit meiner unperfektten tracks zufrieden und veröffentliche diese auf soundcloud. es gibt tracks an denen arbeite ich tage und wochen und am schluss lösche ich sie trotzdem und es gibt tracks die entstehen innerhalb eines tages und werden danach zwecks verfeinerung noch tage abgehört, online gemastert und veröffentlicht. mein eigenes hören empfindet schon, dass qualitativ hochstehende produktionen absolut genial sein können, dass wir menschen uns aber, ganz am schluss, nur an die melodie erinneren. music is soul

  • Sascha Ende   21. Jul 2017   00:41 UhrAntworten

    2 Tage Pause, nochmal anhören, wenns mir gefällt isses fertich.

  • Mex   21. Jul 2017   01:09 UhrAntworten

    Perfektionismus kann ausschließlich nur aus Imperfektion hervor gehen.

    Wie das Leben nicht immer perfekt und der Mensch wahrlich unvollkommen ist, sind es eben aber genau diese Aspekte an expliziter Mangelhaftigkeit (wenn auch nur oder insbesondere im kleinen), die die Dinge erst wirklich LEBENDIG machen.

    Wenn aus einer perfekten Schnittmenge heraus nicht irgendetwas nicht ganz so perfektes auffallen würde, würden wir tatsächlich noch nicht einmal bemerken, das es überhaupt eine Schnittmenge gibt !

    Es sind doch eben diese Unterschiede, die Abweichungen aus strikter Normalität und Gleichnis heraus, die zu Authentizität und schließlich zum angestrebten Perfektionismus führen (sofern es diesen überhaupt wirklich gibt oder geben muss).

    Ohne Licht kein Schatten (oder umgekehrt) und ohne Imperfektion keine Perfektion !
    Alles andere klänge wie Autotune (dessen Effekt ja auch erst so richtig zum Tragen kommt, wenn man so richtig derbe schief liegt).

  • Chase FX   21. Jul 2017   01:10 UhrAntworten

    Gibt es nicht! Nur das Streben danach. Aber ohne das wäre Musik nicht so vielfältig!

  • Daniel Leinad   22. Jul 2017   00:06 UhrAntworten

    Ob ein Track oder Song perfekt ist, endscheidet der, der es perfekt findet 😉 das kennt doch jeder selbst. Die Geschmäcker sind verschieden! Aber was Fakt ist, geile mukke bleibt nunmal geil egal wer was anderes sagt 😅 Hauptsache man selbst geht darauf ab, das ist das Ziel. Es muss einen erreichen, man schließt die Augen und träumt für kurze Zeit 😇... Aber meiner Meinung nach muss dafür auch alles stimmen, und ganz wichtig ist der Sound! Das ist die halbe Miete. Hab nen guten Rhythmus oder nen coolen groove aber der Sound ist kacke, fetzt der ganze Track nicht😕 es muss schon alles stimmen, dann passt das auch ✌️

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