Ohne Strom nix los?
Ist das Instrument deiner Wahl elektronisch? Benötigt es eine Verstärkung, die erst den wirklich köstlichen Saft aus dem Instrument herauspresst? Brauchst Du Strom, um deine klanglichen Vorstellungen umzusetzen? Produzierst Du gar rein »in the box« mit Plugins, Samples & Co., was ohne Strom nun mal überhaupt nicht geht?
Aber wie gesagt, selbst wenn man das heute übliche Recording, Mixing und Arrangement von Klängen am Computer mal außen vor lässt, gibt es noch sehr viele Musiker und Klangkünstler, die ohne Strom ganz neue Wege einschlagen müssten. Sofern sie überhaupt noch Musik machen wollen würden.
Aus meinem Nähkästchen
Seit jeher empfinde ich die klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten von nicht-elektronischen Instrumenten als zu eingeschränkt. Mir ist klar, wie wunderbar facettenreich etwa ein Cello in den Händen eines avantgardistischen Musikers sein kann, aber dennoch bewegt sich alles in vergleichsweise engen Bahnen.
Passend dazu
- Sprich dich aus: Welche Hardware Synthesizer nutzt Du?
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- Sprich dich aus: Analog vs. digital
Daher hat mich die Klangsynthese mit ihrer Loslösung von den physikalischen Gegebenheiten bestimmter Klangkörper schon immer fasziniert. Um genau zu sein: seit ich als kleiner Knopf eine Platte von Isao Tomita (R.I.P.) in der Sammlung meines Vaters entdeckte.
Dementsprechend wäre es ein ungeheurer Kulturschock für mich, in der Musik auf einmal ohne Strom dazustehen. Andererseits würde ich mich wohl langsam aber sicher mehr für den experimentellen Instrumentenbau interessieren und nach und nach mit obskurem Schlagzeug wie Chris Cutler und Konsorten hantieren. Doch keine sooo trübe Aussicht…
Dein Input ist gefragt!
Wie sehr schwimmst Du mit dem Strom? Wir uns immer wie Bolle auf dein Feedback. Ohne dein Mitwirken wäre diese Rubrik reichlich trübe, also schon mal vielen Dank im Voraus für die Zuschriften! :)
zu 'Sprich dich aus: Würdest Du ohne Strom noch Musik machen?'
Dominik Lehner 20. Mai 2014 11:34 Uhr
natürlich!
Stefan Schnabel 20. Mai 2014 11:36 Uhr
Klar!
Farshad Shokuhfar 20. Mai 2014 11:37 Uhr
Jo, Akustikbass, Klavier und Gitarre.
Farshad 20. Mai 2014 11:41 Uhr
Mit Akustikbass, Klavier und Gitarre.
Nicht zu schwer. ist das? ;-)
Kevin Halm 20. Mai 2014 11:47 Uhr
klavier
Joe M Kernbach 20. Mai 2014 11:51 Uhr
Klar....
Oliver Alten 20. Mai 2014 11:52 Uhr
Babyrassel, Akustikbass, Trommeln, Türen, Kochtöpfe,Sargdeckel... Irgendwas geht immer!
bobby 20. Mai 2014 21:07 Uhr
"Sargdeckel..." :) :) :)
Skellington 20. Mai 2014 12:03 Uhr
Oh ja! Ich komme ursprünglich vom Klavier und verbringe nach wie vor mindestens 50% meiner musikalischen Zeit dort. Das ist schon toll, dass man nichts anschalten / hochfahren muss und wirklich ALLES mit den Fingern macht. Direkter Zugriff – keine Controller, kein Bildschirm. Kein Warten, kein Simulieren, kein so-tun-als-ob.
Nebenbei bemerkt ist die Dynamik / klangliche Tiefe eines echten Klavieres eine ganz andere Liga als jede(s) noch so fortgeschrittene Synthese / Sampling / Modeling. Das gilt sicher für andere akustische Instrumente auch.
Die andere Welt (Computer) ist auch toll, aber ohne das akustische "Gegengewicht" würde es mich auf Dauer nicht erfüllen.
Henry Kresse 20. Mai 2014 12:35 Uhr
Alles was ansatzweise aussieht wie ein Schlagimstrument, Gitarre, Bass umd Tinwhistle
Daniel Komarek 20. Mai 2014 12:51 Uhr
wenns nur fürn auftritt oder ne tour wäre, wärs kein problem aber für immer… NO WAY
Axel Christel 20. Mai 2014 13:55 Uhr
=D =D =D da kann ich nur müde grinsen. Ich sag nur "Ich dachte ihr kommt nur mit Akustikgitarre?!"
Wo Wa 20. Mai 2014 14:27 Uhr
die Frage sollte erweitert werden, ob man überhaupt ne Wahl hätte .... wenn dem nämlich so wäre , so wäre die Antwort wohl bei den meisten offensichtlich
Lenny Schrtz 20. Mai 2014 14:27 Uhr
Nen Klavier ist zum glück noch da :) aber auf dauer professionell, ne auf keinen Fall, Außer man wärs nicht anders gewöhnt...
Manuel Adam 20. Mai 2014 15:17 Uhr
Hab n Keyboard, da ein richtiges Klavier zu teuer wäre. Aber ohne Strom wär ich wohl dazu gezwungen :D
Thomas Götze 20. Mai 2014 15:25 Uhr
Klavier.
Carsten Buch 20. Mai 2014 17:55 Uhr
Selbst Techno geht unplugged :D
http://www.youtube.com/watch?v=DpmKuB_siok
P.Chris 20. Mai 2014 17:58 Uhr
Dann würde ich meiner zweiten Leidenschaft mehr Zeit schenken...der Malerei.... und Musik eben malen !
Michél Don 20. Mai 2014 17:58 Uhr
jupp. drums gehen immer. selbst auf plastikeimern :D
Maximalian Rosin 20. Mai 2014 18:40 Uhr
Klar. Musik ohne Strom bleibt für mich unersetzbar. (Klavier, Gitarre, Cello, stimme und alles was mir sonst in die Finger kommt btw)
Jodelautomat 20. Mai 2014 20:19 Uhr
Gegenfrage: Welcher Musiker würde das nicht?
Ich schon
bobby 20. Mai 2014 21:05 Uhr
Didgeridoo gibt mir da (neben meinem Sampler und Elektrozeugs...) so ein cooles Gefühl: auch wenn der Saft komplett weg wär könnt ich weitergrooven :)
Tobias Wollborn (Vinyllover Recordings) 21. Mai 2014 05:49 Uhr
Selbstredend wird auch ohne Strom musiziert :) Cajon mit den Händen oder Snaredrum mit "Besen" als Begleitung einer Akustik-Klampfe und einer schönen Stimme :P reicht, rockt, läuft :)
Franz – Hermann Schmidt 21. Mai 2014 07:58 Uhr
Also erst würde ich wohl so richtig sauer sein, und das nachhaltig.
Dann würde ich wahrscheinlich ganz vorsichtig zu alten Wurzeln zurückkehren.
Da wären schon einige Instrumente, mit denen ich klar kommen würde.
Nicht perfekt aber immerhin.
Und wenn dann nach einiger Zeit der Strom wiederkommt, könnte und hätte ich wieder was dazu gelernt.
FG Condor
Robbie 21. Mai 2014 08:24 Uhr
Gute Frage, die mich auch immer wieder beschäftigt!
Antwort: Ja, unbedingt! Ich liebe die Welt der elektronischen Sounds; gleichzeitig lerne ich grade Shakuhachi (japanische Bambusflöte) - für mich ist das auch gefühlt der "Plan B" wenn's mal keinen Strom mehr gibt.
Ganz ohne Musik, neee....
Praszca Siddhartha Liliom 21. Mai 2014 15:13 Uhr
JA!?
Jens Salvador 22. Mai 2014 10:06 Uhr
Da bleibt dann nur noch der A-Capella-Gesang für mich! Was aber auch cool sein kann.
Frank Meier 22. Mai 2014 11:07 Uhr
Unbedingt würde es zurück zu den Wurzeln gehen. Man sollte mal ein - wenigstens partielles Stromverbot als Gesetzesvorlage einbringen - so von März bis September.
Die Leute könnten dann nicht mehr alles kostenlos per Maustaste abrufen und würden sich vielleicht mal wieder auf den Wert von Musik besinnen. Sowohl das Schaffen als auch das Hören von Musik ist unter "Strom" inflationär emotional abgeflacht.
Sascha 22. Mai 2014 16:02 Uhr
Mich reizt es überhaupt nicht, ein akustisches Instrument spielen zu können.
Ich finde die Möglichkeiten des Computers als Musikinstrument grandios und möchte sie keinesfalls missen.
Elektronische Musik hat für mich keinen geringeren Wert, als akustische - die Emotionen die sie bei mir auslöst (beim Machen, sowie beim Hören) sind identisch.
Im Übrigen: Wie kann man denn allein Musik hören, ohne Strom?
Felix Baarß (delamar) 22. Mai 2014 16:35 Uhr
Hah, guter Punkt mit dem Musikhören allein!
Skellington 22. Mai 2014 16:36 Uhr
Macht das deinen ganzen Artikel obsolet?
Felix Baarß (delamar) 22. Mai 2014 21:32 Uhr
Nö. Es ist nur ein weiterer Hinweis darauf, wie segensreich Strom ist - nicht nur bei der Erzeugung, sondern auch zur Aufnahme und Konsumption von Klängen. Man könnte aber auch einen allein mit Muskelkraft zu betreibenden Phonographen von Charles Cros oder Thomas Alva Edison zum Recording & Playback nutzen. ;)
P.Chris 22. Mai 2014 23:35 Uhr
"Wie kann man denn allein Musik hören- ohne Strom ?"
Mit den Ohren, wollte ich eigentlich sagen.
Aber ganz genau genommen, da unser Hirn ja auch elektrische Impulse aussendet und empfängt, um Schwingungen in hörbares umzuwandeln, wäre tatsächlich ganz ohne Strom (also insbesondere der in unserem Körper) tatsächlich überhaupt nichts los ,-)
Skellington 23. Mai 2014 11:53 Uhr
AHA! Das heißt also, wir könnten vielleicht Musik machen, aber nicht hören :)
Es sei denn, körpereigener Strom zählt nicht. Was sagt Felix dazu?
Felix Baarß (delamar) 23. Mai 2014 12:21 Uhr
Okay, ich gebe auf. :D
Ich habe gestern auch schon den körpereigenen Strom im Sinn gehabt - allerdings jenen, der zur Muskelkontraktion führt, die für den Betrieb des von mir angesprochenen Phonographen nötig ist. Aber es ist ja noch viel krasser - wir könnten ohne die elektrische Grundlage zur Nutzung unserer Muskeln nicht mal Musik MACHEN!
Herrlich, wie sich das Ganze weiterspinnen lässt. :)
P.Chris 24. Mai 2014 01:46 Uhr
Ja, das stimmt LEIDER auch, das auf Grund einer Muskelkontraktionsschwäche, z.B. bei einer Myasthenie- und ich kenne persönlich Betroffene dieser insofern seltenen, bzw. nicht sonderlich "populären" Krankheit(und diese Erkrankung ist nun wirklich alles andere als "herrlich(!)" und in extremer Form sehr qualvoll... nicht insofern "nur" rein physisch, sondern vor allem auch psychisch).
Aus diesem Grund wollte ich diesen Umstand einer entsprechenden Erkrankung gar nicht erst erwähnen, weil ich weiß, wie betroffene Menschen und in welcher Form darunter mitunter extremst zu leiden haben.
Deswegen ist die von Felix erwähnte "Limitierung" aber jetzt mal auch nur rein sachlich gesehen, nicht weniger richtig, sondern träfe den Nagel überhaupt erst "mit voller Wucht" auf den Punkt !!!
"Herrlich" ist das allerdings in Angelegenheit der Sache nicht...aber das soll nun auch kein expliziter Vorwurf sein. (Nimm das bitte nicht persönlich, lieber Felix).
Bei dem von mir angeführten Beispiel, quasi taub zu sein (was ja nun auch nicht "toller" ist), wäre man sogar immer noch in der Lage, Musik zu machen.
Das berühmteste Beispiel dafür ?
Beethoven !
Aber abgesehen einmal davon, ein solches Genie zu haben... ich wünsche uns allen, das wir uns in jeder Form und insbesondere hörbar, an Musik erfreuen können.
Ich hoffe, ihr habt ein wenig Nachsicht und ein klein wenig Verständnis mit mir hinsichtlich meiner kleinen "Zurechtweisung" hinsichtlich einer Myasthenie gehabt.
Bleibt gesund
Peter Chris
Felix Baarß (delamar) 24. Mai 2014 17:27 Uhr
Hallo Peter, das überrascht mich jetzt sehr. Ich wollte nicht im Geringsten Scherze auf Kosten von Menschen mit einer Muskelkontraktionsschwäche treiben. Bitte hab Verständnis, dass ich nicht an körperliche Beeinträchtigungen gedacht habe; mir ist jetzt bewusst, wie schnell man da in ein Fettnäpfchen treten kann. Ich wollte lediglich den an sich harmlosen Gag weiterspinnen, bei dem die körpereigenen elektrischen Impulse in die Bedeutung des Wortes »Strom« in der Artikelüberschrift einbezogen werden.
Bleib auch gesund,
Felix
David Reul 22. Mai 2014 18:00 Uhr
Ich glaube Musizieren ohne Strom ist eine große Bereicherung für jeden, der sonst nur rein elektronisch produziert.
Dann geht die Musik wieder durch den Körper und bringt ein Stück Materie zum schwingen, und geht nicht nur vom Kopf durch den Zeigefinger in die DAW.
Und wenn gar nichts mehr geht, kann man immer noch unterm Tisch auf einem Generator pedalieren.
Wolfgang Prinz 24. Mai 2014 20:00 Uhr
Strassenmusik, Gitarre Bluesharp und Gesang geht immer. Hört euch mal das Lied "Ein Stück Musik von Hand gemacht" von Reinhard Mey an.
Skellington 24. Mai 2014 23:10 Uhr
Würde ich gerne tun, aber dafür bräuchte ich Strom!
Pawel 26. Mai 2014 19:11 Uhr
Ohne Strom geht so ziemlich alles relativ schnell im A*r*s*c*h. Lest mal "Blackout", der Gedanke wird dort böse weitergedacht. http://www.blackout-das-buch.de/
Hans 18. Nov 2016 01:52 Uhr
Strom hin - bits & bytes her; "Nichtelektronische Instrumente" (schon ein komischer Begriff - nicht wahr?) "transportieren" Musik und Feel auf sehr direkte Weise. Ein direkteres Instrument als beispielsweise die Stimme ist vermutlich kaum denkbar, und "analoge" Instrumente weisen in der Regel ebenso eine solche direkte Verbindung mit dem Musiker auf. Übrigens nicht nur für einen "wunderbar facettenreich spielenden Cello-Spieler (Anm. an den Autor)" - jeder Musiker mit einem "analogen" Instrument in direktem Kontakt und nimmt individuellen Einfluss auf den Ton.
Deshalb ist für mich - bei aller Liebe zur E-Gitarre und zur klanglichen Vielfalt elektronischer Mittel - undenkbar, beispielsweise auf die Akustik-Gitarre auf'm Sofa zu verzichten - genau betrachtet ist mir dies sogar noch das wichtigste. Auch in Sachen "Ausdrucksmöglichkeiten" kommt's nicht auf die Quantität an. Wer seine Musik komplett von Strom abhängig macht, hat meiner Meinung nach den direkten Draht zur Musik verloren oder noch nicht gefunden.
Felix Baarß (delamar) 18. Nov 2016 09:35 Uhr
Hallo Hans,
vielen Dank für Ihren Kommentar. In Bezug auf den vorletzten Satz: Ich spielte damit nicht nur auf die Quantität, sondern auch auf das Reservoir der musikalisch erfüllenden, interessanten, ergreifenden, [...] Ausdrucksmöglichkeiten an - da entdecke ich ebenso viel wie bei nichtelektronischen Instrumenten. (»analoge Instrumente« halte ich für irreführend, da auch analoge Synthesizer gemeint sein könnten).
In Bezug auf den letzten Satz: Ich spüre in den besten Momenten eine sehr tiefe Verbindung zwischen elektronischen Klängen und mir. Übrigens stehe ich auch weitestgehend »in direktem Kontakt und nehme individuellen Einfluss auf den Ton« (Anm. d. Kommentators) - der Umweg über den Strom und elektronische Schaltungen ist für mich vollkommen vernachlässigbar. Ich drehe am Regler und der Sound verändert sich sofort. Oder mit ein paar lächerlichen Millisekunden Verzögerung bei einem Plugin. Da ich weiß, was ich tue (zumindest bei der subtraktiven Synthese), kann ich zudem sehr gezielt Einfluss nehmen - bis zu dem Punkt, wo Chaos ins Spiel kommt, was mich (in Maßen) ebenfalls reizt. Wenn dann noch die Qualität der Drehregler, Schalter und Tasten überzeugt, habe ich einen direkten Draht.
Gruß,
Felix
Skellington 18. Nov 2016 12:38 Uhr
@ Felix – nachdem die Diskussion hier eine leichte Abzweigung nimmt, hier noch ein paar Anmerkungen zu den angesprochenen prinzipiellen Unterschieden zwischen (semi-)akustischen und elektronischen Klangerzeugern.
Ich beschäftige mich ja auch schon lange mit elektronischer Klangerzeugung (nebenbei war Jean Michel Jarres "Oxygene" eine meiner ersten Platten) und habe viel probiert, aber für mich als gelernten Pianisten kommt nichts in der Elektronik an die Direktheit und Ausdruckskraft eines akustischen Instruments heran. Man hat einfach nicht den unmittelbaren Zugriff auf die Tonentstehung.
Dabei ist das Klavier noch eines der indirektesten "nicht-elektronischen" Instrumente.
Ich (der ich neuerdings auch noch E-Bass spiele) würde übrigens die eigentlich kritische Grenze nicht zwischen "mit / ohne Strom" hinsichtlich der gesamten Signalkette ziehen, sonden bei der Frage: wie genau wird der Ton erzeugt?
Wenn das ein Oszillator tut, bräuchte es einen sehr fortschrittlichen Controller (den es wahrscheinlich noch gar nicht gibt), um von der selben Direktheit und Einflussnahme zu sprechen, die – wie hier von Hans vorgebracht – zB auf einem Cello möglich ist. Und selbst dann würde vielleicht noch ein Gefühl der "Simulation" bleiben.
So richtig funktioniert das ja nicht einmal beim Klavier – man kann mit digitalen Lösungen arbeiten und das tue ich auch – aber mehr als auf 80% kommt man an "the real thing" nicht heran. Und, wie gesagt, Klavier ist noch eines der am meisten mechanischen, abstrakten und indirekten akustischen Instrumente, das darin höchstens noch durch die Kirchenorgel übertroffen wird.
Eine Saite anzufassen und mit einem Bogen zu bearbeiten, ist nicht nur direkter, sondern auch wesentlich komplexer, als eine Taste zu drücken und einen Regler zu bewegen!
Diese Komplexität erzeugt letzten Endes die musikalische Tiefe und die Individualität, oder sagen wir, kommt ihr sehr zu gute.
JA, man kann auch elektronische Musik mit Tiefe machen. Aber das meiste in der elektronischen Musik ist nicht auf dem Level.
Das Medium / Instrumentarium ist eben einerseits nicht komplex genug, was die direkte Interaktion angeht und verleitet andererseits dazu, in "Sound" verloren zu gehen und dabei wesentliche musikalische Aspekte zu vernachlässigen. Die Schwierigkeit ist hier, dass die Technologie einem zu viel Arbeit abnimmt.
Ohne eine gewisse taktile Meisterschaft am Instrument zu entwickeln, kann jeder ein paar Pads und Arpeggiatoren zusammenklatschen und es klingt schon irgendwie nach "Musik". So etwas ist, wohl oder übel, mit einem akustischen Instrument nicht möglich.
Jedem das seine, aber ich sehe elektronische Klangerzeuger noch lange nicht auf einem Level mit jeglichem (vernünftigen) akustischen Instrument.
Ein guter Gitarrist oder Sänger wird jeden elektronischen Musiker an die Wand spielen, was emotionale Wirkung auf den Zuhörer (und auch Nachvollziehbarkeit für letzteren) angeht. Elektronik ist dafür einfach immer noch zu abstrakt.
fatman 18. Nov 2016 15:50 Uhr
Jeder weiß, dass die Menschheit ihr Musikbedürfnis von jeher ohne Elektrizität (Strom) befriedigen konnte und dies auch in Zukunft tun wird. Elektronische Klänge sind eine Bereicherung für unsere musikalischen Bedürfnisse, aber keinesfalls ein Ersatz! Wer sich jemals für ein Orchester- Klavier-, oder Geigen-, etc. konzert, hat begeistern können, kennt die Macht der "handmade music live".
Musik entsteht im Kopf und wird mit dem Körper ausgeführt. Das lass ich mir durch einen Stromausfall nicht nehmen!
P.Chris 19. Nov 2016 00:13 Uhr
Ein wahres Wort und die Quintessenz treffendes Argument von fatman !
Für mich war die "Magie und Lebendigkeit eines Orchesters" ein schon immer solches (und über meine Anfänge nicht erklärbar greifbares, unbewusstes Novum), weswegen ich mich über multimbrale Naturklänge mehr erreicht und bereichert fühlte, als über multimbrale Elektronik.
Ich möchte damit keineswegs meinen, das Synthesizer- insbesondere nicht die alten analogen Saurier, leblos (lieblos) klingen- aber die Magie und Wucht eines 128-Mann starken Orchesters steht doch weit über dem eines 128-stimmigen Synthesizers ;-)