Kesha – Period
Alben im Rampenlicht

Von Thorsten Sprengel am 04. Juli 2025
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Ein neuer Anfang, Punkt
Wer hätte im Jahr 2009 gedacht, dass „Ke$ha“, die Sängerin des einprägsamen, aber auch leicht nervigen „Tik Tok“, 16 Jahre später immer noch im Popgame mitmischt? Und noch spannender, dass sie sich von ihrem Image als oberflächliche Bling Bling Popkünstlerin völlig lösen kann? Ich eher nicht.
In den letzten 16 Jahren ist viel passiert im Leben von Kesha Rose Sebert. Nach dem kometenhaften Aufstieg mit einem der erfolgreichsten Popsongs des 21. Jahrhunderts folgte ein ähnlich steiler Absturz. Dieser fand seinen Höhepunkt in einem jahrelangen Rechtsstreit mit Labelboss Dr.Luke. Dieser soll Kesha unter anderem genötigt haben.
Dieser Rechtsstreit dauerte neun Jahre an und konnte erst im Jahr 2023 beigelegt werden. Jetzt kann Kesha wie sie es selbst sagt, einen Neuanfang wagen. Und diesen zementiert sie mit ihrem ersten Album auf eigenem Label „Period“.
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Musikalisch ist ihr der Schritt in die künstlerische Eigenständigkeit allerdings bereits im Jahr 2017 mit dem hochgelobten Bestselleralbum „Rainbow“ gelungen. In diesem hat sie die schwierige Zeit in den Jahren davor verarbeitet. Wie sieht es nun also mit dem vermeintlichen Neuanfang Period aus?
Start in eine goldene Zukunft, Punkt
Kesha hat mit Period etwas zu sagen. Das deutet bereits die Schreibweise der elf enthaltenen Songs an. Diese sind alle komplett groß geschrieben und enden passend zum Albumtitel mit einem Punkt.
Der erste Song „Freedom“ startet das Album sehr ungewöhnlich. Fängt er doch als Ambient Klavierstück Overtüre an, die sich langsam steigert. Ich hab mich kurz gefragt, ob ich das richtige Album angemacht habe. Als nach 2:30 Min dann der eigentliche Song startet, ist die Unsicherheit schnell verflogen.
Freedom entwickelt sich zu einem modernen Popsong, wie ihn auch Dua Lipa oder Sabrina Carpenter nicht besser hinbekommen hätten. Ein guter Einstieg in ein abwechslungsreiches Popalbum.
Das folgende „Joyride“ lässt dann wieder aufhorchen. Ist das etwa ein Polka-Rhythmus? Ja, ist es und dieser ist sehr elegant in ein Popgewand gekleidet. Untermalt wird der Song von Chören, die nicht von ungefähr an Lady Gaga erinnern und so auch gut auf deren aktuelles Album „Mayhem“ gepasst hätten. Spannende Mischung.
Lies auch: Lady Gaga – MAYHEM
„Yippie-Ki-Yay“ erinnert dann nicht nur dem Namen nach an einen Ausruf, der gerne im Wilden Westen verwendet wird. Der Song ist ein klassischer Kesha Pop Song mit Country-Versatzstücken. So klingt er auch musikalisch nach Wildem Westen. Auch hier kommt wieder Chorgesang zum Einsatz. Der Song macht als Ganzes einfach Spaß.
Mit „Delusional“ schraubt Kesha das Tempo etwas herunter. Die Power Pop Ballade weiß aber trotzdem mit Hyperpop-Anleihen zu überraschen. Das ist alles, aber nicht langweilig. „Red Flag“ ist dann ein typischer Upbeat Pop Song von Kesha und macht wieder einfach gute Laune.
„Love Forever“ wirkt dann etwas aus der Zeit gefallen. Der Song erinnert mich etwas an ältere Daft Punk Songs von Anfang der 2000er Jahre. Mit seiner Zeitlosigkeit gefällt mir der Song aber auch.
Danach kündigen Fanfaren Großes an. Was mit „The One“ folgt, ist eine große Pop-Hymne, wie sie Katy Perry heute nicht mehr hinbekommt. Spätestens jetzt frage ich mich schon, wieso Kesha heutzutage nur noch zur zweiten Liga unter den Popkünstlern gehört.
Mit „Boy Crazy“ und „Glow“ folgen zwei moderne Popsongs. Bei Letzterem ist Keshas Stimme stark mit Auto Tune verfremdet. Diesen Effekt setzt sie häufiger ein, auch früher schon. Bei Glow ist er leicht anstrengend.
„Too Hard“ ist ein langsamer Pop Song mit eingängigem Refrain. „Cathedral“ schließt das Album dann als große Ballade emotional ab. Das ist leicht vorhersehbar, aber auf keinen Fall schlecht.
Kann Period überzeugen?
Als aktuelles Pop Album kann Period auf jeden Fall überzeugen. Gemessen an der eigenen Diskographie muss ich sagen, dass es an Rainbow nicht herankommen kann. Zu abwechslungsreich und emotional war dieses Album.
Period ist in sich aber trotzdem sehr abwechslungsreich und weiß an vielen Stellen mit musikalischen Einfällen zu überraschen, die ich so nicht erwartet hätte. Manche Songs gerade gegen Ende des Albums sind dann etwas vorhersehbar und weniger abwechslungsreich. Auch das die vergangenen Ausflüge in den Rock auf diesem Album nicht zu finden sind, finde ich etwas schade.
Im Großen und Ganzen kann das Album seinen Spannungsbogen aber bis über die Ziellinie bringen. Besser als die aktuelle Musik einer Katy Perry oder auch ihr eigener Megahit Tik Tok ist das meiner Meinung nach allemal. An die Raffinesse von Lady Gagas „Mayhem“ oder an den Pop Perfektionismus von Dua Lipa kann Kesha damit allerdings nicht ganz herankommen.
Dennoch beweist Period, dass sie es durchaus verdient hätte, in der ersten Liga des Pop mitzuspielen. Insofern kann ich eine klare Empfehlung an Fans gut gemachter, nicht zu banaler Popmusik geben.
Pro
- Gut gemachte Pop Songs
- Unerwartete Wendungen sorgen für Abwechslung
- Roter Faden
Contra
- Gegen Ende etwas vorhersehbar