Gear Acquisition Syndrome
Leidest Du auch an G.A.S.?

Gear Acquisition Syndrome (G.A.S.) - zwischen Spaß und zwanghafter Störung

Gear Acquisition Syndrome (G.A.S.) - zwischen Spaß und zwanghafter Störung

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Was ist das Gear Acquisition Syndrome?

Das Gear Acquisition Syndrome ist die Tendenz, mehr Musik Equipment oder Instrumente zu kaufen, als durch die Nutzung und/oder den Preis gerechtfertigt wäre.

In seiner stärksten Ausprägung kann dieses Verhalten zwanghaft oder krankhaft sein.

Hintergrund zum Gear Acquisition Syndrome (G.A.S.)

Der Begriff Gear Acquisition Syndrome wurde erstmalig im Jahr 1996 durch den gleichnamigen Artikel im amerikanischen Magazin Guitar Player geprägt. Unter Gitarristen hat sich der Begriff schnell herumgesprochen und wurde wegen seiner Sperrigkeit mit dem Akronmy G.A.S. oder GAS abgekürzt. In der Zwischenzeit ist der Begriff auch bei anderen Musikern nur zu wohl bekannt.

Ich muss zugeben, dass ich selbst an einer minder heftigen Form des Gear Acquisition Syndrome leide. Im Laufe der Jahre habe ich ein kleines Arsenal an Studiomikrofonen, Gitarren, Kopfhörer, Kabel und sonstigem Musik Equipment angehäuft. Ich verschweige mal geflissentlich, was ich noch alles gekauft habe. Das wäre ja an sich gar nicht so schlimm, wenn es nicht so viel Geld kostete und mich bisweilen am Musik machen hinderte, oder?

Obwohl wir mit einem zwinkernden Auge über diesen inneren Drang schreiben, ständig neues Musik Equipment für das Tonstudio zu kaufen: Dahinter versteckt sich tatsächlich ein ernstes Thema. In wirklich schlimmen Fällen kann dieser Drang ausarten und auch als krankhaft oder eine Zwangsstörung bezeichnet werden.

Dopamin-Ausschüttung beim Kauf

Schaue ich mir einige Gruppen in sozialen Medien an, dann erscheint mir offensichtlich, dass das Gear Acquisition Syndrome Auswüchse annehmen kann, die gelinde gesagt schwierig sind. Ob es jetzt als Linderung irgendwelcher Ängste oder eher in Form einer Kaufsucht auf der Suche nach dem kurzen Glücksgefühl sei – wir alle sind dem ausgesetzt. Die Instrumentenhersteller befeuern unsere unbändige Lust darüber hinaus mit ihrem Marketing.

Jemand, der am Gear Acquisition Syndrome leidet, kauft impulsiv Gitarren, Synthesizer oder andere Musikinstrumente und die dazugehörige Ausrüstung. Dabei sammelt derjenige mehr Ausrüstung an, als er realistischerweise je verwenden wird können.

Die Gefahr: Dass die Beschaffung neuer Ausrüstung die Belohnungs- und Stresssysteme unseres Gehirns verändert. Es werden die Hirnregionen aktiviert, die der Belohnungsverarbeitung zugrunde liegen – z.B. die geradezu erotischen Glücksgefühle, die mit dem Kauf einer neuen Vintage Gibson Les Paul und dem dazugehörigen Gitarrenverstärker verbunden sind.

Ein Auslöser kann Stress sein, der ein Ungleichgewicht zwischen den mit Belohnung und Stress verbundenen Hirnregionen verursacht. Um diese Angst zu lindern, kaufen wir dann das nächste Effektpedal, das ohnehin keinen Platz auf unserem Floorboard finden kann.

Hilfe bei Gear Acquisition Syndrom

Solltest Du dein G.A.S. nicht im Griff haben, kannst Du dich vertrauensvoll an diese Stellen wenden:

  • Psychotherapeutin/Psychotherapeut
  • Psychiaterin/Psychiater
  • klinische Psychologin/klinischer Psychologe

Außerdem kannst Du die Telefonseelsorge anrufen, um deinen Fall zu schildern: 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 oder 116 123 (der Anruf ist kostenlos).

Top 5 Wege, das Gear Acquisition Syndrome zu besiegen

Stop! Es ist nicht notwendig, dem Drang immer nachzugehen. Hier sind fünf Wege, die dir dabei helfen, das Gear Acquisition Syndrome zu bekämpfen.

1. Mieten, tauschen oder ausleihen

Ganz gleich, ob Du eine bestimmte Gitarre für deine neueste Kreation suchst, deine besten Audio Plugins ersetzen oder einfach nur mal im Musikladen deiner Wahl auf Besichtigungstour gehen möchtest. Du musst ja nicht gleich kaufen. Du kannst dir das Musik Equipment bei deinen Freunden leihen oder einfach mieten bei einschlägigen Firmen.

Du musst nur darauf achten, dass das Leihen oder Mieten nicht einfach dauerhaft den Kauf ersetzt und dich die Kosten hierfür auffressen.

2. Gebraucht oder billiger kaufen

Muss es tatsächlich die Vintage Re-Issue für 5.000 Euro sein? Oder könnte nicht auch eine günstigere Variante für den gleichen Sound herhalten? Klar, jeder möchte den klassischen Neve-Sound in der Mischung. Aber einen sehr ähnlichen Sound bekommst Du schon aus diversen Plugins, die nicht einmal 1% des Originals kosten.

Und Du kannst auch auf eBay & Co. gebraucht zuschlagen – bereits genutzt Musikinstrumente, insbesondere der nicht gerade mega-bekannten Marken kosten nur „einen Appel und ein Ei“. In Sachen Qualität können die aber oftmals super mithalten.

3. Leg deine Obergrenze fest

Wenn Du diszipliniert bist, kannst Du dir einfach ein Limit für deine Ausgaben festlegen. Und dich daran halten. Ein solches Budget ist dabei sogar recht flexibel: Wenn Du dich daran hältst, wirst Du zum einen eine Menge Geld sparen (das Du beiseite legen kannst oder für dein neuen Moped ausgibst). Vor allem aber sorgst Du damit, dass es zu keinen Problemen bei der Mietzahlung kommt.

4. Lerne dein Equipment besser kennen

Hand aufs Herz: Kennst Du wirklich jedes deiner Plugins in- und auswendig. Hast Du schon jedes deiner Instrumente in deinen Songs verwendet? Nimm dir doch mal Zeit, deine Instrumente und dein Equipment (neu) kennenzulernen und aus einer neuen Perspektive zu betrachten.

5. Grenzen bedeuten Kreativität

Als ich seinerzeit nur ein halbes Megabyte Speicherplatz für Samples hatte, machte mich das kreativ. Ich musste die Samples in ihrer Tonhöhe hochpitchen, damit sie kürzer wurden und damit weniger Platz eingenommen haben. Manche Samples wurden gleich zweifach verwendet und mit unterschiedlichen Effekten bearbeitet.

Eine Begrenzung der Möglichkeiten sorgt für ungeahnte Kreativität, wie auch unzählige Profis schon gezeigt haben von von Beatles (Aufnahmen in Mono) über White Stripes (nur zwei Instrumente + Gesang) bis Beck (der so lange auf das Laden der Software warten musste, dass er in diesen unerwünschten Pausen seine Samples fand).

Schlusswort zum Gear Acquisition Syndrome

Müssen wir uns jetzt alle Sorgen machen, wenn wir das nächste Instrument kaufen? Ich denke nicht, solange das normale Leben weiter geregelt läuft und es auch genügend Glücksmomente außerhalb der Dopamin-Ausschüttung nach einem Kauf gibt. Was wir alle nie vergessen sollte, ist, weswegen wir überhaupt hier sind: die Musik.

Es sind nicht die Werkzeuge, die das Musikstück zu dem machen, was es ist. Es sind der Künstler, das Songwriting und sein Talent. Verschwenden wir also nicht allzu viel Zeit damit, über die fehlenden oder defizitären Werkzeuge nachzudenken und feilen lieber an unserem Können und schreiben den nächsten Song.

Dem Zuhörer geht es nur darum, ob deine Musik ein Gefühl vermittelt oder nicht. Wenn dich also das nächste Mal das G.A.S.-Phantom verfolgt: Warum nimmst Du nicht einfach das nächstbeste Instrument zur Hand und beginnst damit, deine Gefühle in Musik zu verpacken?

Verrate mir und den anderen Lesern: Wann hat dich das letzte Mal das Gear Acquisition Syndrome gepackt? Und was hast Du gekauft? Schreib es mir in die Kommentare!

Lesermeinungen (11)

zu 'Gear Acquisition Syndrome: Leidest Du auch an G.A.S.?'

  • David Martini   11. Sep 2009   12:34 UhrAntworten

    Haha wie geil, bin stark G.A.S gefährdet, also ich hab mir jetzt mein ganzes Studio eingerichtet, mit fast allem was ich wollte bis auf die UAD2 das kommt noch,

    nachdem ich die UAD 2 und noch die zusätzlichen Effekte die ich noch dazu kaufen möchte hab, versuche ich das Geld nicht mehr in irgendwelche Synthesizer oder andere Software reinzu stecken

    das Geld wird dann viel mehr für eine gute Sängerin ausgegeben, für mehr Werbung, weil Marketing ist genau so wichtig wie Musik machen selber.

    Neues Equipment heißt nicht gleich bessere Musik, die Ideen machen den Track aus.

  • Manuel   11. Sep 2009   14:56 UhrAntworten

    Ein harmloser Fall...

  • David Martini   11. Sep 2009   16:33 UhrAntworten

    Nö, was mich noch reizen würde, ist das Spectrasonics Trilian Bass VST-Plugin. Da sind so geile Live Bässe drauf, mit verschiedensten Artikulationen.

    hab dieses Jahr sowieso zuviel ausgegeben und nichts eingenommen. Zum Glück muss ich nicht mein Brot mit der Musik verdienen. :=)

  • DrNI   11. Sep 2009   18:38 UhrAntworten

    GAS ist doch für Musiker so normal wie Prokrastination für Studenten. Obwohl, ich kenne zwei, die haben es nicht. Der Trost für den Rest: Üben tun die deswegen noch lange nicht.

    GAS wird spätestens dann sehr unpraktisch, wenn man so viele Gerät hat, dass man sich mit ihnen nicht mehr auskennt. Man muss jedes Stück Equipment so gut kennen, dass man es einfach benutzen kann, sonst ist es nutzlos.

  • Paul   11. Sep 2009   18:58 UhrAntworten

    Ich bin auch ein harmloser Fall. Gott sei Dank.

  • sushi   12. Mai 2010   18:36 UhrAntworten

    Also be mir kommt ein harmloses Ergebnis......allerdings halte ich mich doch für gefährdet, weil irgendwie nur die teuersten Sachen meinen Ansprüchen genügen. Dabei bin ich erst 17 und hab schon ne menge Zeugs auf meinem Rechner. Das Beste ist, erst zu kaufen, wenn man eingeschränkt wird. Aber das passiert viel zu oft....denkt man.
    Bin froh, wenn ich mal einen ordentlichen Hall hab.

  • Simone   30. Nov 2012   15:28 UhrAntworten

    Frage 3 ist von einer Frau nicht zu beantworten, wenn sie nicht lesbisch ist, also bitte macht doch mal einen Schrägstrich /deinem Mann - und wenns nur für mich ist ;-)

    • ewood   05. Apr 2020   13:47 UhrAntworten

      das versteh ich inhaltlich nicht!??

  • feldrauschen   09. Jan 2014   09:19 UhrAntworten

    oh je, ich bin ein ernster fall...
    aber lieber geld fuer equipment ausgeben als fuer vergoldete gartenzwerge ;)

  • Transistor   20. Mrz 2020   09:00 UhrAntworten

    ich hab auch Instrumente die ich nicht benutze, aber nur weil mir der Platz fehlt.

  • Daniel   22. Mrz 2020   22:46 UhrAntworten

    ich hab mir als Ziel gesteckt nichts mehr zu kaufen bis ich mein erster Track releast habe. Ableton und mein NI S49 mk2 müssen zunächst reichen. Einige VSTs habe ich gekauft andere nur trial und immer wieder erneuert ;-)
    Viel wichtiger ist sich mit dem Thema (in meinem Fall tech house Produktion und Software )auseinander zu setzten, die Funktionen zu kennen und wenn man dann gut ist den nächsten Schritt.

    Viel Spass

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