Alice Cooper – The Revenge of Alice Cooper
Alben im Rampenlicht

Alben im Rampenlicht Alice Cooper The Revenge of Alice Cooper

Thorsten Sprengel Von Thorsten Sprengel am 28. Juli 2025

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Eine Kultband nimmt Rache

52 Jahre sind eine verdammt lange Zeit. Genau so lange hat es jetzt gedauert, bis die Shockrocker von Alice Cooper zur großen Rache ansetzen.

Aber Moment mal, ist Alice Cooper nicht ein Shockrocker, der die Bühnen der Welt solo unentwegt in seine Horrorkabinette verwandelt? Ja, aber es gab eine Zeit davor.

Eine Zeit, in der Alice Cooper nicht nur die Kunstfigur von Vincent Damon Furnier war, sondern eine komplette Rockband. Diese Zeit dauerte von 1968 bis 1973 und förderte sieben Alben zu Tage. darunter Klassiker wie „School’s Out“ oder „Billion Dollar Babies“.


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Nach 1973 beschritt Alice Cooper also erfolgreich Solopfade und fand (bis auf zwei kleine Ausnahmen) nicht mehr zum Bandkorsett zurück – bis heute. Nach 22 Soloalben ist es soweit. Die Band Alice Cooper meldet sich mit allen verbliebenen Gründungsmitgliedern zurück.

Dabei darf nicht verschwiegen werden, dass bereits auf den Album „Paranormal“ aus dem Jahr 2017 und „Detroit Stories“ aus dem Jahr 2021 jeweils drei bzw. zwei Lieder in Original-Bandbesetzung aufgenommen wurden.

Horror-Zeitreise in die Moderne

Die Rache von Alice Cooper beginnt mit einem Lied, das Alice Coopers Lieblingstier gewidmet ist – einer Schlange. „Black Mamba“ beginnt mit einem mysteriösen Intro und Sprechgesang von Alice Cooper. Danach startet der Song stark durch.

Fette Gitarren und YaYaYas. Wie immer sind lautmalerische Worte in Liedern etwas anstrengend. Hier geht es aber. Nettes Gimmick: Eine Rassel simbolisiert an einer Stelle das Schlängeln der Schlange. Schöner Einstieg ins Album.

Die nachfolgenden Songs machen dann klar, warum es sich bei dem neuen Album um ein Bandalbum und kein Soloalbum handelt. Alle atmen die Luft von 1970er Jahre Rock, aber mit einer modernen Produktion. Das ist eine klare Abkehr vom letzten Alice Cooper Solo-Album „Road“, das deutlich in modernen Metal-Gefilden zu verorten war.

Lies auch: Metal Bands

„Wild Ones“ überzeugt mit tollem Chor-Gesang, „Up All Night“ ist ein klassischer 70er Rocksong, der an Kiss oder „All Right Now“ von Free erinnert.

In „Kill The Flies“ kann dann erstmals die Lead Gitarre mit einem tollen Solo glänzen. Wer diese spielt, ist nicht ganz klar. Auf dem Album finden sich noch Gitarrenaufnahmen des 1997 verstorbenen Originalgitarristen Glen Buxton, aber auch von zwei weiteren Gitarristen.

„One Night Stand“ verbindet dann Beatmusik der 1960er Jahre mit Filmsoundtrack-Vibes aus derselben Zeit. Heraus kommt ein typischer Alice Cooper Band Song.

Mit über sechs Minuten Spielzeit ist „Blood On The Sun“ der längste Song des Albums. Leider ist er deshalb etwas zerfahren. Am Anfang kommt er trotz schöner Schlagzeug-Fills nicht richtig vom Fleck.

Dann steigert er sich, verliert sich und kann sich zum Finale wieder fangen. Ein Gong unterstreicht den Schluss.

Das folgende „Crap That Gets in The Way of Your Dreams“ ist ein Highlight des Albums. Starke Riffs leiten den kurzen, aber knackigen Song ein. Der Song ist schön dreckig. Das steht der Alice Cooper Band ausgesprochen gut.

Was folgt sind mit „Money Screams“ und „What A Syd“ zwei Songs, in denen Alice Cooper ein bisschen wie Iggy Pop klingt. Letzterer hat einen Swingrhythmus und bietet dadurch Abwechslung. Der Song verliert sich leider etwas und findet dann kein Ende. Schade.

Beschlossen wird das Album von zwei Bluesnummern mit „Intergalactic Vagabond Blues“ und I Ain’t Done Wrong“, einem klassischem Rock n Roll-Song mit „What Happened To You“ und der obligatorischen Ballade zum Schluss – „See You On The Other Side“.

Gerade „What Happened To You“ ist ein weiteres Highlight. Der Song macht Spaß und die Band kann befreit aufspielen, so als hätten sie die letzten 50 Jahre nichts anderes gemacht.

Kann The Revenge of Alice Cooper überzeugen?

Im großen und ganzen ist The Revenge of Alice Cooper ein gutes Retro Album geworden, das sich bewusst von den letzten Alice Cooper Soloalben abgrenzt. Alles atmet die Atmosphäre der frühen 1970er Alice Cooper Band mit einer modernen Produktion aus dem Jahr 2025.

Die Songs sind abwechslungsreich geworden. Sie basieren zumeist auf klassischen Blues-Riffs. What A Syd sticht mit seinem Swing-Rhythmus angenehm heraus. Leider verlieren sich manche Songs wie auch letztgenannter mit zunehmender Spielzeit etwas und wirken so nicht ganz ausgereift.

Wer die Alben der Alice Cooper Band aus den frühen 1970er Jahren zu schätzen weiß, kann auch bei The Revenge of Alice Cooper bedenkenlos ein Ohr riskieren. Der Spirit dieser Zeit wird gut eingefangen.

Wer eher ein Fan der modernen Alice Cooper Soloalben ist, sollte zunächst Probe hören, da sich das neue Album doch deutlich unterscheidet.

Generell kann ich das Album Fans von gut gemachten klassischem Rock empfehlen, die über ein bis zwei kleine Hänger hinwegsehen können.

Pro

  • Schöne Retro Rock Songs
  • Rückkehr zum klassischen Sound der 1970er
  • Homogenes Album

Contra

  • Manche Songs nicht ganz ausgereift

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