FAQ
Audio Kompressor Typen

FAQ: Audio Kompressor Typen

FAQ: Audio Kompressor Typen

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Die 4 Audio Kompressor Typen

Worin liegen eigentlich die Unterschiede zwischen den vier Spielarten von Hardware-Kompressoren? Es gibt einerseits technische, andererseits klangliche Unterschiede, die für Musiker und Produzenten von Interesse sind. Mit Audio-Plugins kann der Klangcharakter dieser Gerätetypen übrigens weitgehend originalgetreu simuliert werden – später mehr dazu.

Tipp: Unter dem folgenden Link findest Du ein ausführliches Tutorial über die grundlegende Funktionsweise eines Audio Kompressors und die Erklärung der in diesem Artikel verwendeten Fachbegriffe (vor allem Attack, Release und Ratio):

Wie funktioniert der Kompressor? »


Audio Kompressor Typen im Portrait

VCA-Kompressor

»voltage-controlled amplifier«

Der am weitesten verbreitete Audio-Kompressor-Typ. Wenn ein Hersteller keine Angaben zur Wirkweise seines Geräts macht, handelt es sich oft um eine VCA-Schaltung. Die Spannung eines eingespeisten Signals wird direkt von einem Transistor bearbeitet, was eine sehr akkurate und variabel einstellbare Kompression ermöglicht.

FAQ: Audio Kompressor Typen

Somit ist ein VCA-Kompressor universell einsetzbar, kommt also mit sämtlichen Stimmen, Instrumenten und sonstigen Klängen zurecht. Mit sehr schnellen Attack-Zeiten lassen sich hier die Transienten gut in Schach halten – bestens für Drums und andere impulsive Sounds.

Durch die volle Kontrolle über Attack und Release sowie den potentiell sehr transparenten Sound, der den ursprünglichen Charakter weitestgehend wahrt, ist er auch beim Mastering oft die erste Wahl. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass ein VCA sehr »pflichtbewusst« alle Pegelspitzen in kurzer Abfolge registriert und somit etwas überempfindlich werden kann.

Populäre VCA-Kompressoren:

  • dbx 160A – einfaches bedienbares Monomodell mit großer Pegelanzeige
  • Vertigo Sound VSC-2 – sehr hochwertiges Modell mit zwei Kanälen
  • Universal Audio Neve 33609 / 33609SE – Plugin mit dedizierter Limiter-Sektionen

Lies auch: Kompressor einstellen


FET-Kompressor

»Feldeffekttransistor«

Ein Kompressor dieser Art nutzt einen sogenannten Feldeffekttransistor. Hier wird das Verhalten einer Röhre über eine spezielle Transistorschaltung emuliert. FET-Kompressoren wurden als schnellere Alternative zu Opto & Variable Mu entwickelt.

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So sind äußerst niedrige Einschwingzeiten sind möglich. Der Klassiker Universal Audio 1176LN stemmt beispielsweise Attack-Werte von 20 Mikrosekunden (= 0,02 Millisekunden). Auch das Release kann sehr schnell eingestellt werden.

Durch dieses rasante Timing sind sehr intensive Kompressionseffekte möglich und der Klangcharakter kann stark gefärbt werden. Ferner können Techniken wie die parallele Kompression sehr gut zur Geltung kommen – wenn Du das komprimierte Signal mehr oder weniger leise zum ursprünglichen Sound hinzumischst, erzielst Du einen durchsetzungsfähigen Sound und bewahrst gleichzeitig die Transienten.

Vocals und Drums (unter anderem mächtige Rock-Snares) gehören zu den geeignetsten Kandidaten für die Bearbeitung mit einem FET-Kompressor. Durch die Tendenz zum »Punch« ist er für das Mastering nicht unbedingt die erste Wahl.

Populäre FET-Kompressoren:

  • Universal Audio 1176LN – das Original
  • Drawmer 1973 – moderner Vertreter mit Stereo- und Multiband-Bearbeitung
  • Softube FET Compressor – gut ausgestattetes Plugin für FET-Kompression

Optokompressor

auch »optoelektronischer Kompressor«

Der Optokompressor arbeitet mit Licht – das Audiosignal wird dabei aber nicht in Licht umgewandelt, sondern wie im Folgenden beschrieben indirekt beeinflusst. Je nachdem, wie stark das zugeführte Audiosignal ist, leuchtet eine kleine Lampe oder LED im Innern des Geräts unterschiedlich hell auf. Die Leuchtstärke wird anschließend von einem sogenannten Fototransistor registriert. Je nach Lichtintensität reguliert dieses Bauteil den Widerstand, der dem Sound entgegengesetzt wird – mehr Licht führt zu geringeren Widerständen und stärkerer Kompression.

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Ein Optokompressor reagiert vergleichsweise träge. Attack (typischerweise über 10 Millisekunden) und Release sind relativ langsam, wobei Letzteres einen nicht-linearen Verlauf zeigt – anfangs noch recht schnell, wird es in der letzten Phase deutlich langsamer.

Die etwas krude anmutende Technik führt meist zu einem einzigartigen Sound und musikalisch stimmigen Resultaten. Der relaxte, weiche, naturgemäß verzerrungsarme Sound ist gerade bei Vocals oder E-Bass fabelhaft.

Populäre Optokompressoren:

  • Teletronix LA-2A – das Original (Nachbau von Universal Audio erhältlich)
  • Tube-Tech CL 2A – moderner Klassiker mit zwei Kanälen
  • Softube Tube-Tech CL 1B – Plugin der Monovariante vom Letztgenannten

Variable-Mu-Kompressor

kurz »Vari-Mu«

Hier ist stets Röhrentechnik integriert, wobei diese selbst für die Regelverstärkung verantwortlich zeichnet. Bei dieser Art von Dynamikeffekt gibt es keine Regelmöglichkeit für die Ratio (Kompressionsrate). Stattdessen wird diese in Abhängigkeit der eingehenden Pegelstärke gesteuert – je stärker das Eingangssignal, desto stärker die Kompressionsrate.

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Die Röhren sorgen für ihre charakteristisch weiche, warme Klangkolorierung mit Obertonanreicherungen. Die Wirkweise ist in der Regel reaktionsschneller als beim Opto-, aber doch merklich langsamer als VCA- oder FET-Kompressoren. So ist der Variable-Mu-Kompressor zum »Kitten« von Spurengruppen oder allen Sounds auf dem Master-Bus bestens geeignet, nicht aber für Signale mit sehr sprunghaften, abrupten Pegelspitzen (z.B. Drums).

Populäre Variable-Mu-Kompressoren:

  • Fairchild 670 – Die Legende
  • Manley Variable Mu – Das zeitgenössische Flaggschiff für zwei Kanäle
  • Universal Audio Manley Variable Mu – die Plugin-Variante des Letztgenannten

Kompressor Plugins

Viele Plugins bilden die Charakteristika bestimmter Kompressoren nach, wie Du oben sicher schon entdeckt hast – mittlerweile gibt es sehr überzeugende Emulationen von Vertretern aller vier Gattungen, etwa von Universal Audio, Slate Digital und Softube.

Viele Entwickler gehen allerdings ganz neue Wege beim Design von Dynamikeffekten, da sie nicht innerhalb der Grenzen des elektrotechnisch Machbaren operieren müssen. Weitere Vorteile gegenüber der Hardware sind die Speicherung der Einstellungen innerhalb eines DAW-Projekts, die Automatisierbarkeit und die Ansteuerung per MIDI, die entfallende Notwendigkeit einer Wartung/Reparatur sowie die fast ausnahmslos niedrigeren Anschaffungskosten.

Der meist noch feinere, organischere Sound, die garantiert latenzfreie Klangverabeitung und die unmittelbare Haptik bewegen viele aber nach wie vor zum Kauf von echten Geräten. Zudem schindet ein opulent bestücktes Rack im Tonstudio mehr Eindruck als ein paar bunte graphische Oberflächen auf dem Bildschirm.


Schlusswort zu den Audio Kompressor Typen

Zunächst kannst Du dich an unseren Empfehlungen von bestimmten Kompressor-Typen für gewisse Klänge orientieren. Das soll aber keineswegs heißen, dass nur damit tolle Resultate möglich sind.

Nimm dir Zeit für Experimente und das sorgfältige Ineinandergreifen der Parametereinstellungen, vergleiche mehrere Geräte, lade Demoversionen herunter und achte stets auf Faktoren wie gutes Pegelmanagement à la Gain Staging.

Welche Kompressoren kannst Du konkret empfehlen? Hast Du gute Erfahrungen mit Kompressortyp X bei Klang Y machen können? Wir sind gespannt auf dein Feedback.

Lesermeinungen (3)

zu 'FAQ: Audio Kompressor Typen'

  • oboe   24. Nov 2015   11:00 UhrAntworten

    begeistert bin ich von den Kompressoren, die bei Samplitude mit an Board sind: der am|track ist der Hammer, den gab es in einer abgespeckten Variante sogar mal mit einer Audiozeitschrift kostenlos.

    Ansonsten kann ich nur zustimmen, dass es vom Ausgangsmaterial abhängt: mit dem Munition habe ich bisher selten wirklich schöne Resultate bekommen, nur zweckmäßige. Deshalb habe ich mich mit anderen PlugIns eingedeckt, unter anderem mit den von Euch vorgestellten PlugIns von Klanghelm, aber auch Toneboosters, aber auch Slate Digital etc. Bei Slate weiß man leider nie wirklich, was passiert, aber das VCC "kittet" einen Song wunderbar zusammen und klingt schön warm.

    Inzwischen würde ich nur noch PlugIns kaufen, die mit internem Oversampling arbeiten können.

    Bei Drums finde ich neben Kompressor einen Transientendesigner extrem wichtig, um noch mal am Sound gehörig einzugreifen. Das funktioniert zur Not sogar auf Summen.

  • Ralf Hennig   27. Mai 2017   10:22 UhrAntworten

    Cooler Artikel, vielen Dank!

    Ihr sprecht - hier und anderswo- vom "Kitten" von Spuren. Ich habe oft das Problem, dass sich meine Tracks irgendwie nebeneinander anhören, so gar nicht organisch verwoben. Das, was ihr da ansprecht, scheint das zu sein, was mir fehlt. Habt ihr da vllt. ein konkretes Anwendungsbeispiel oder einen Reader für?

  • Peter   07. Apr 2023   22:03 UhrAntworten

    Kurz, knapp, Klarheit schaffend. So mag ich das, danke :)

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