DJ Anfänger
Der Einstieg ins DJing
Analog oder digital: Wie fängst Du mit DJing an?
Gleich welchen Weg Du einschlagen möchtest, beiden Zielvorgaben gemein ist, dass im Vorfeld viel Übung mit einer eigenen Ausstattung notwendig sein wird und dass der Aufbau einer eigenen umfangreichen und legalen Musiksammlung unabdinglich ist.
Und schon stehen wir vor der ersten wichtigen Entscheidung deiner DJ-Karriere: die über das Format der Musiksammlung. Denn die technologische Entwicklung und digitale Revolution hat auch vor den DJs keinen Halt gemacht. Das bedeutet auf der Sonnenseite einerseits, dass das benötigte Equipment (und die Musik) selten so preiswert wie heute erhältlich war, und andererseits, dass die Auswahl kaum größer und unübersichtlicher sein könnte.
Wichtige Frage als DJ Anfänger: Vinyl vs. MP3 vs. Audio-CD
Waren vor wenigen Jahren noch die meisten DJs mit zwei Plattenspielern, einem Mischpult und einer großen Plattenkiste mit unzähligen Vinyls unterwegs, so sieht man diese Kombination heute eher selten in freier Wildbahn. Nach den Platten kamen die CDs und heutzutage sind selbst MP3s in den Clubs gesellschaftsfähig geworden.
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Bei der Wahl des Formats gibt es einige Kriterien gegeneinander abzuwägen, doch vorher noch eine kurze Anmerkung zu Audio-CDs, die ich bei dieser Betrachtung ausklammern möchte. Die meisten CD-Zuspielgeräte sind heutzutage in der Lage, MP3s und andere komprimierte Formate genau wie Audio-CDs abzuspielen. Dazu kommt, dass vorhandene CDs sehr einfach mit Programmen wie iTunes in MP3 umgewandelt werden können und auf einen Datenträger deutlich mehr MP3s als Audiodaten passen. Insofern möchte ich die Audio-CD für die nachstehenden Betrachtungen im weitesten Sinne zu den MP3s zählen.
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Beschaffungswege für dich als DJ Anfänger
Das Kriterium Nummer Eins ist für mich der Aufwand zur Beschaffung meiner Musik und dieser spricht deutlich für die digitale Variante. Als es vor einigen Jahren noch wesentlich mehr Läden gab, die Musik auf Vinyl geführt haben, war es dennoch nicht einfach, die gesuchten Titel auf einer 12“-Scheibe zu erwerben. Da die Kosten für die Pressung einer Platte relativ gesehen sehr hoch sind, wird nur eine begrenzte Menge davon produziert und anschließend auf alle Läden verteilt.
Downloads sorgen für den bequemen Einkauf
Dies führt bei Hits und begehrten Titeln zu einem begrenzten Angebot bei großer Nachfrage und weiterhin dazu, dass Einsteiger und Neulinge nur sehr schwer an die gewünschten Edits und Remixe kommen, zumal die Läden ihren Stammkunden die guten Scheiben auszusortieren pflegen, bevor diese in den freien Verkauf kommen. Heute gibt es zwar auch Online-Shops für Vinyl, aber dort kommt man auch nicht immer an die gewünschte Musik.
Im krassen Gegensatz dazu stehen die vielfältigen Möglichkeiten, sich Musik in digitalem Format zu kaufen. Neben den üblichen Verdächtigen wie iTunes oder Amazon gibt es auch einige Szeneportale (beispielsweise Beatport), die den Kauf so einfach und bequem wie noch nie gestalten. Nicht nur, dass die richtigen Edits jedem zur Verfügung stehen und nicht nur einer eingeschworenen Gemeinde, Du kannst auch noch kurz vor dem Gig auf dem Flughafen einen ganz frischen Track kaufen und in deine Playlist aufnehmen.
Kosten für den Einstieg ins DJing
An dieser Stelle muss natürlich auch darauf eingegangen werden, dass der Kostenfaktor bei Vinyls höher liegt (und liegen muss) als beim Download. Das hängt mit den Herstellungs- und Vertriebskosten zusammen, die bei digitaler Lieferung einfach geringer als bei einer physikalischen sind.
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Für dich bedeutet das natürlich einen merklichen Preisunterschied, der gerade am Anfang besonders ins Gewicht fällt, wenn Du deine Musiksammlung aufbaust. Bei den digitalen Einkäufen erwirbst Du in der Regel nur den einen Mix, den Du tatsächlich spielen möchtest. Vorbei die Zeiten, in denen Du eine Doppel-LP mit acht Remixen mitgenommen hast, weil der eine gute drauf war, die anderen sieben für dein Set allerdings unbrauchbar blieben.
Transport zum Gig
Ebenfalls eine Überlegung für angehende DJs wert ist die Frage nach dem Transport zum und vom Gig. An dieser Stelle lohnt es sich dann doch noch, eine Unterscheidung zwischen CD und MP3 zu machen. Denn während die MP3s in der Regel in digitaler Form auf der Festplatte deines Notebooks schlummern, benötigen Vinyls und Audio CDs mehr physischen Platz und bringen im Falle von erstgenannten auch ein ordentliches Gewicht mit, das getragen werden möchte. Gerade für mobile DJs, die nicht nur die Musik auf das Event mitbringen, sondern auch das restliche DJ Equipment und gar eine PA anschleppen müssen, dürfte die Entscheidung spätestens hier fallen.
Es darf auch nicht vergessen werden, dass sowohl Vinyls als auch CDs gerne mal bei einem Gig gestohlen werden – da kann sicher so gut wie jeder DJ ein Lied von singen. Wer viel mit dem Flieger unterwegs ist, kann sicher auch von verlorengegangenen Dingen berichten. Bei einem Laptop kann das zwar auch geschehen, aber meistens bleiben diese ja im Handgepäck bzw. bei einem Gig im Sichtfeld.
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Verbrauch & Backup
Eine Phänomen, das vor allem bei Schallplatten und in begrenztem Maße auch bei CDs zu beobachten ist, sind deren Verbrauchserscheinungen. Durch das prinzipbedingte Abfahren der Nadel durch die Rille nutzen sich Vinyls beim Abspielen ab und verlieren dadurch mit der Zeit an Qualität. Beim Scratchen ist dieser Effekt sogar noch stärker ausgeprägt und schneller zu bemerken.
Ersatz für verlorene Vinyls ist schwer zu beschaffen
Bei CDs ist diese Art der Abnutzung zwar nicht gegeben, doch beide Trägermedien neigen selbst bei guter Behandlung dazu, zu verkratzen. Kurzum: Audio-CDs und Schallplatten verbrauchen sich mit der Zeit, wobei CDs sich kopieren und damit sichern lassen. Du kannst dann beispielsweise die Sicherheitskopie auf die Gigs mitnehmen, während das Original sicher verwahrt zuhause im sicheren Schutz bleibt.
Bei MP3s gibt es hingegen keine Abnutzungserscheinungen, die größte lauernde Gefahr ist stattdessen ein gewöhnlicher Festplattencrash. Doch das Erstellen von Backups für eine digitalisierte Musiksammlung ist wirklich einfach und funktioniert mit dedizierten Programmen sogar vollkommen automatisiert. Eine zusätzliche (externe) Festplatte mit 1 TB Platz ist schon für etwa 100 Euro im Fachhandel zu haben, oftmals mit einer Backupsoftware dabei, was die Sicherung nicht nur einfach, sondern auch sehr kosteneffizient macht.
Ersatz
Bleiben wir kurz beim Thema Backup, da dieses nicht nur im Zusammenhang mit dem Verbrauch oder einem Festplattencrash zum Tragen kommt. Die Rede ist vom Erstellen einer Ersatzlösung, die im Notfall bei einem Verlust eingesetzt werden kann. Spätestens wenn Du regelmäßig von Veranstaltern und Clubs gebucht und bezahlt wirst, wird es Zeit, über ein solches Backup-System nachzudenken.
Im Falle einer Vinyl- oder CD-Sammlung bedeutet das natürlich einen erheblichen Mehraufwand in Sachen Kosten und Transport. Ein zweiter Laptop ist zwar zu Beginn auch nicht gerade preiswert, doch die Musiksammlung lässt sich sehr einfach duplizieren. Im Falle von Vinyl und CD kommt ein weiterer Kraftakt und der benötigte Platz dazu. Aber im Club ohne Musik anzukommen, wäre jedenfalls nicht gerade professionell.
Stabilität & Zuverlässigkeit
Bleiben wir noch kurz beim Thema Professionalität, denn das ist auch noch an anderer Stelle gefragt. Die Stabilität eines Systems ist natürlich maßgeblich für den reibungslosen Verlaufs eines Abends verantwortlich. Und hier ist die gute alte Schallplatte ganz klar im Vorteil, denn das alte analoge DJ Equipment funktioniert eigentlich immer. Natürlich sollte immer eine Ersatznadel verfügbar sein, aber dass ein Plattenspieler oder ein Mixer während eines Sets kaputtgeht ist eher selten.
Einen Kratzer auf der Platte kannst Du zudem sehr schnell durch einen Blick auf das Vinyl entlarven und dann einfach die nächste Schreibe auflegen. Bei der digitalen Variante sind Kratzer oder »verdorbene« Silberlinge leider nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, zumal gleich mehrere Tracks davon betroffen sein werden.
Häufiger ist eine Festplatte defekt oder das Betriebssystem bzw. die Treiber für das Notebook und die DJ-Software im Eimer. Hier gilt es, bereits im Vorfeld eine sorgfältige Auswahl zu treffen.
Die gute alte Schallplatte
Über viele Jahre hinweg war das Argument für die Nutzung von Schallplatten schlechthin die großartige Haptik, die diese bieten. Und in Musikstilen wie beispielsweise Hiphop, in denen viel gescratched wird, sind die Vinyls auch heute kaum wegzudenken, denn es bleibt dabei. Auch wenn die Verwendung von Platten die eine oder andere Tücke aufweist, ist die Haptik schon durch die Größe der Scheibe genial.
In der Zwischenzeit ist aber auch eine Menge Zeit vergangen, in der viele Hersteller ausgereifte Produkte und Controller auf den Markt gebracht haben. Diese sind zunehmend besser zu bedienen und erlauben durchweg professionelle Performances in der DJ-Kabine.
Die Haptik spielt auch in Sachen Show-Element eine Rolle. Es ist einfach etwas anderes, wenn man sieht, wie ein DJ eine Vinyl aus dem Plattenkoffer holt, diese auf den Plattenspieler legt, sie im Tempo angleicht und vielleicht sogar einige Scratching-Moves macht. Ein DJ, der die ganze Zeit nur eine Maus auf dem Bildschirm bewegt ist da durchaus weniger kurzweilig.
Musikstücke testen
Wer früher seine eigenen Produktionen dem Publikum bei einem Gig vorspielen wollte, musste einige Unwegsamkeiten umschiffen oder sich teure Dubplates anfertigen lassen. Im Zeitalter der digitalen Revolution ist der Einstieg ins DJing glücklicherweise wesentlich einfacher geworden.
Neue Edits können schnell am Publikum getestet werden
Aus der Produktionssoftware wird nun einfach ein MP3 exportiert und dieses dann im Set verwendet. So können auch kurzfristig neue Edits auf Tanztauglichkeit getestet werden oder eigens angefertigte Remixe anderer Tracks in das Set aufgenommen werden, was wiederum auf den eigenen Stil einzahlt.
Ein klarer Pluspunkt für die Verwendung von MP3 als Musikformat für alle, die selbst Musik produzieren (oder wollen), wie ich finde.
Abschließende Worte für DJ Anfänger
Ab und an hört man immer noch den Aufschrei, dass echte DJs nur mit Vinyl auflegen. Sollten dir diese Gedanken auch gerade bei deiner Entscheidung durch den Kopf gehen, dann beantworte dir mal folgende Frage: Wenn die Tanzfläche voll ist und richtig feiert, wer stellt dann in Frage, welches Medium der DJ gerade nutzt? Für den Einstieg ins DJing sollte das also keine Hürde für dich darstellen.
Ein anderer Punkt, der häufig angesprochen wird, ist der zur Klangqualität von MP3s. Und hier gilt grundsätzlich dasselbe wie auch bei einem Audio Interface im DJ-Controller: Es geht hier nicht um eine audiophile Klangwiedergabe auf einer Referenzanlage, sondern um Musik zum Tanzen. Solange also die Encodierung der MP3s gut genug ist, macht es kaum einen merklichen Unterschied, ob Du CDs, MP3s oder Vinyls auflegst. In der Regel bedeutet das, dass 128 kbit/s nicht ausreichen und ab 192 kbit/s der Spaß erst anfängt.
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Natürlich weiß heute keiner, wie die DJ-Landschaft in zehn Jahren aussehen wird, doch der aktuelle Trend scheint klar: DJ-Controller und Laptop kommen immer mehr in Mode und könnten unter Umständen sogar die gestandenen Profi-CD-Player mittelfristig aus dem Markt verdrängen. Im Bereich der Hobbyisten und der mobilen DJs könnten sich– schon aus Gründen des Transports – die All-in-One-Lösungen weiter festsetzen.
Mit den hier aufgezeigten Kriterien hast Du jedenfalls eine gute Entscheidungsbasis, um deine Karriere als DJ in die richtige Richtung zu lenken. Und wenn Du weißt, wie deine Musiksammlung aussehen wird, dann hast Du bereits den wichtigsten Anhaltspunkt, welches DJ Equipment Du im nächsten Schritt benötigst.