Klavierlehrer finden
Wie erkenne ich die guten?
Der erste Klavierunterricht
Musik- bzw. Klavierunterricht gehört für viele Menschen entweder zu einer schönen oder zu einer traumatischen Erfahrung. So kommt es nicht selten vor, dass Erwachsene, die zu einer Probestunde kommen, von ihren schlimmen Kindheitserfahrungen mit dem/der Klavierlehrer/in berichten.
Die Ereignisse der letzten Jahre hat zu einer wahren Flut an Lehrern auf dem „Markt“ geführt, da Klavierunterricht zu Zeiten des Bühnenverbots für viele Musiker die einzige mögliche Einnahmequelle ist.
Für den interessierten Schüler oder die Eltern bedeutet das die Qual der Wahl. In diesem Ratgeber beschäftigen wir uns daher mit der Frage, wie der zukünftige Pianist einen guten Klavierlehrer von einem schlechten unterscheiden kann und was guten Unterricht ausmacht.
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Was ist guter Klavierunterricht?
Was macht eigentlich guten Musikunterricht und einen guten Klavierlehrer aus? Diese Frage habe ich mir als Klavierlehrer auch schon oft gestellt. Die Antworten können durchaus weit auseinander liegen und sind sehr stark subjektiv geprägt, dennoch gibt es sicherlich einige objektivere Punkte, auf die ich gerne eingehen möchte.
Doch zunächst ist es an der Zeit, die eigene Unterrichtserfahrung Revue passieren zu lassen.
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Eigene Erfahrungen mit Klavierunterricht
Begonnen habe ich mit musikalischer Früherziehung, deren Erinnerung sich darauf beschränkt, dass das Instrument Melodica hieß und im Dachgeschoss eines nahen Jugendheims in Gruppenunterricht unterrichtet wurde.
Auch der Name des Lehrers fällt mir noch ein. Der Rest ist verdrängt.
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Vom Gruppenunterricht zum Heimunterricht
Der erste richtige Musikunterricht fand im Grundschulalter statt: Orgelunterricht im Gruppenunterricht des benachbarten Musikhauses. Der auf Honorarbasis beschäftigte Lehrer war ein junger Student der Instrumentalpädagogik.
Der Gruppenunterricht war immer sehr motivierend: Nicht nur die Übungsstücke der üblichen Heimorgelschule wurden gespielt, sondern auch die damals aktuellen Pop-Songs.
Mein damaliger Lehrer eröffnete einige Jahre später eine eigene Musikschule und bot an, meinen Bruder und mich im Einzelunterricht weiter bei uns zuhause zu unterrichten.
Merke: Ein guter Klavierlehrer motiviert und gestaltet den Unterricht abwechslungsreich.
Abwechslungsreicher Unterricht
Mittlerweile war ich der sechsbändigen Orgelschule entwachsen und spielte schwierige Stücke aus Klassik, Pop, Jazz und Latin. Mein Lehrer hat die ganze Welt der Heimorgel vor allem dadurch für mich eröffnet, indem er mich zu mehreren Orgelkonzerten der Firmen Wersi und Böhm einlud, bei denen die damals angesagten Organisten spielten. Außerdem machte er mich auf einen seiner eigenen Lieblingsorganisten aufmerksam: Klaus Wunderlich. Nach den ersten Schallplatten dieses Ausnahmeorganisten brachte mir mein Lehrer Noten zu diesen Orgelbearbeitungen mit. Außerdem viele von ihm selbst geschriebene Bearbeitungen, die teils schwer zu spielen waren und mich täglich neu herausforderten. Seine Begeisterung für das Instrument war nun endgültig auf mich übergesprungen.
Merke: Ein guter Klavierlehrer schafft Begeisterung und Herausforderungen.
Begeisterter Lehrer, begeisterter Schüler
Ich begann selbst Bearbeitungen von Pop-Songs für mich zu erstellen und aufzuschreiben. Im Keyboard-Zeitalter angekommen, gehörte Liedbegleitung zu meinen Fähigkeiten, was mich mit gerade einmal 13 Jahren in eine semi-professionelle Tanz- & Show Band führte. Auch hier begleitete mein Lehrer mich und half mir oft bei Fragen zum bandtauglichen Keyboardspiel. Er vermittelte mich auch immer öfter als Alleinunterhalter für Familienfeiern, wenn er selbst zu diesen Terminen schon ausgebucht war. Das zeigte mir, dass er Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten am Instrument hatte.
Merke: Ein guter Klavierlehrer fördert seine Schüler und unterstützt beim Erreichen von Zielen.
Studienvorbereitung
Mit 16 Jahren reifte der Wunsch, Musik zu studieren. Da damals die Heimorgel nicht zu den Instrumenten gehörte, die man an einer deutschen Musikhochschule studieren konnte, stand ein Wechsel zu Klavier an. Eines meiner ersten Klavierstücke war eine zweistimmige Invention von Bach, die ich schon zuvor an der Heimorgel gespielt hatte. Auch Popmusik, Ragtime, Liedbegleitung & Co. gehörten weiterhin zum Repertoire am Klavier.
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Natürlich auch das erste Klavierkonzert und CD-Empfehlungen zu den klassischen Stücken. Ich denke bis heute gerne an meinen Unterricht zurück und kann mich glücklich schätzen, dass meine Eltern auf Anhieb einen guten Klavierlehrer für mich gefunden haben, der heute meinen Sohn mit der gleichen Begeisterung unterrichtet wie damals mich.
Merke: Ein guter Klavierlehrer wirkt nachhaltig auf seine Schüler ein und verschafft ihnen die Basis stets besser zu werden.
Elemente guten Klavierunterrichts
Vielleicht hast Du deinen Musik- bzw. Klavierunterricht auch so erlebt wie ich – oder komplett anders. Für mich persönlich leiten sich bis heute aus diesen eigenen Erfahrungen die wichtigsten Elemente guten Musikunterrichts ab.
Checkliste: Das macht guten Klavierunterricht aus
- Guter Klavierunterricht motiviert dich zum Musikmachen
- Ein guter Klavierlehrer begeistert dich für Musik und das Instrument
- Der Austausch über Musik und die persönlichen Erfahrungen des Lehrers sind für dich als Schüler wichtig
- Ein musikalisch breit gefächerter Unterricht, der auch deine Interessen berücksichtigt, motiviert
- Außerunterrichtliche Erfahrungen wie Konzerte können das Interesse am Instrument vertiefen
- Ein guter Klavierlehrer arbeitet nicht nur an der Spieltechnik, sondern auch und vor allem an deiner Musikerpersönlichkeit. Er fördert diese und unterdrückt sie nicht.
- Der Lehrer fördert deine Ziele, nicht seine eigenen
Ein guter Klavierlehrer begeistert
Wer ausschließlich Klassik unterrichtet nimmt den Schülern die Möglichkeit, andere Stile kennenzulernen
Gerade die ersten drei Punkte erfordern, dass der Lehrer sich gegenüber den Schülern auch als Musiker zeigt und keine unnötige Distanz aufbaut. Ein Lehrer, der auch selbst begeisterter Musiker ist, wird auch den Schüler begeistern. Somit gehört das Reden über Musik für mich fest mit zum Musikunterricht. Musikunterricht ist mehr als die Unterhaltung über den besten Fingersatz oder die richtige Art, staccato und legato am Klavier zu spielen.
Klavierlehrer mit ganzheitlichem Ansatz
Ein zu eng gefasster Klavierunterricht ist wenig motivierend und verwehrt dir den Zugriff auf die gesamte Bandbreite der Musik. Spezialistentum ist etwas für die vorberufliche Fachausbildung oder das Hochschulstudium und hat meines Erachtens im normalen Klavierunterricht nichts zu suchen.
Wer ausschließlich Klassik unterrichtet nimmt den Schülern die Möglichkeit, andere Stile kennenzulernen und ihre Fähigkeiten darin zu üben. Das Spiel von Pop, Jazz, Ragtime, Latin, Liedbegleitung und so weiter ist genauso wichtig wie das klassische Repertoire von Bach, Beethoven & Co.
Merke: Ein guter Klavierlehrer zeichnet sich dadurch aus, dass er dir andere Stile nicht ausredet, sondern jeden musikalischen Weg mit dir geht.
Ein guter Klavierlehrer fördert das Interesse des Schülers
Der Lehrer sollte sich über das Interesse des Schülers an Musik freuen, es dankbar annehmen und fördern, ohne es einzuschränken. So arbeitet er an der Musikerpersönlichkeit des Schülers mit, fördert und fordert diese und erhält den Schülern für lange Zeit den Spaß an der Musik. Ein guter Klavierlehrer wird die Ziele des Schülers im Unterricht berücksichtigen und nicht nur seine eigenen als Lehrer verfolgen. Der Schüler ist nicht in erster Linie Aushängeschild für den eigenen Erfolg.
Wie finde ich den richtigen Klavierlehrer?
Oft führt der erste Weg zur lokalen Musikschule. Dort bekommt man einen Lehrer zugeteilt. Das kann ein Glücksgriff sein oder der Beginn einer traumatischen Erfahrung. Musikunterricht ist eine sehr persönliche Sache und es ist wichtig, dass Lehrer und Schüler zueinander passen. Auch an den oft gut ausgelasteten Musikschulen sollte deshalb eine kostenlose Probestunde bei verschiedenen Lehrern möglich sein und gefordert werden.
Wer sich schon beim ersten Kontakt nicht sympathisch ist, wird kaum über Jahre hinweg eine vertrauensvolle Beziehung zueinander aufbauen. Bei privaten Lehrern gehört die kostenlose Probestunde zum Alltag und es schadet auch hier nicht, sich zunächst verschiedene Lehrer anzuschauen. Einen guten Klavierlehrer zu finden, kostet etwas Zeit.
Checkliste: Guten Klavierlehrer vor Ort finden
- Schau dir mehrere Musikschulen und Klavierlehrer*innen an
- Nutze die Probestunde auch, um Inhalte und Aufbau des Unterrichts zu erfragen
- Achte darauf, dass dir die/der Klavierlehrer*in sympathisch ist
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Gute Klavierlehrer im Internet finden
Oft ist Google das erste Tool bei der Suche nach einem geeigneten Klavierlehrer, dicht gefolgt von den sozialen Netzwerken. Die ersten Ergebnisse sind dabei in der Regel gekaufte Werbeplatzierungen.
Dumpingpreise und nicht haltbare Versprechen machen noch keinen guten Klavierunterricht
Ein leider sehr aktueller Trend sind dabei sehr seltsame Werbeversprechen. Dazu zählen oft ein bis drei Monate kostenfreier Unterricht, Schülerinstrumente für 1€ oder sehr konkrete Versprechungen, welche Fähigkeiten innerhalb kürzester Zeit erworben werden. Solche Angebote solltest Du gleich links liegen lassen oder genau nachschauen, wo der Haken verborgen ist.
Versprechen wie „nach drei Monaten kann der Schüler bereits… spielen“ sollten mit Vorsicht betrachtet werden. Einem Schüler etwas zu garantieren, von dem die meisten guten Lehrer wissen, dass Fortschritte sehr individuell und an viele äußere Faktoren geknüpft sind, ist unredlich.
Was ein Schüler zum Zeitpunkt X können wird, ist schlicht nicht vorherzusagen. Ein guter Klavierlehrer wird dir nicht vorhersagen, wann du was kannst, denn das hängt allein von dir ab. Er wird dir aber gerne helfen, deine Ziele auf dem besten Wege zu erreichen.
Sieh dir also nicht nur bezahlte Werbung, sondern auch die regulären Suchergebnissen an. Eine Hochglanzpräsenz im Internet verrät dir nichts über die Qualität des Unterrichts. Ebenso wenig verraten dir die eventuell veröffentlichten Preise. Vielleicht findest du stattdessen Bilder der Unterrichtsräumlichkeiten und natürlich die Kontaktdaten. Ein persönlicher Anruf sagt mehr als die schönste Internetseite.
Checkliste: Guten Klavierlehrer im Web finden
- Werbeversprechen sind mit Vorsicht zu genießen
- Eine professionelle Webseite macht noch keinen guten Lehrer
- Seriöse Angebote bieten dir immer die Möglichkeit für eine einfache Kontaktaufnahme
Tipp für Eltern: Wie gut ist der Lehrer erreichbar?
Jüngere Schüler werden früher oder später selbstständig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zum Klavierunterricht fahren oder laufen. Eine gute Verkehrsanbindung ist deshalb von Vorteil und sorgt für weniger Stress vor und nach dem Unterricht. Wer wegen Verkehrsstau oder langer Anfahrt gestresst zum Unterricht kommt, wird den Unterricht kaum genießen können.
Probestunde für Klavierunterricht vereinbaren
Wenn Du einen geeigneten Kandidaten gefunden hast, lass dir einen Termin für eine Probestunde geben. Für diese sollte ausreichend Zeit vom Lehrer eingeplant werden. Manche Lehrer bieten solche Probestunden nur in Freiräumen zwischen zwei Schülern an. 30 Minuten reichen nicht aus, um alle Fragen zu stellen und zu beantworten und auch noch erste Gehversuche am Instrument zu machen. Es sollten mindestens 60 bis 90 Minuten zur Verfügung stehen.
Merke: Ein guter Klavierlehrer nimmt sich in der Probestunde Zeit für dich.
Fragen für den Klavierlehrer vorbereiten
Nimm dir genug Zeit für Fragen
Die erste Probestunde sollte vom Schüler oder den Eltern vorbereitet werden. Notiere dir Fragen zum Unterricht und zum Unterrichtsablauf. Lass den Lehrer etwas über sich selbst erzählen. Frag ihn zum Beispiel nach seinen eigenen musikalischen Vorlieben, nach Konzerten, die er gibt oder Bands, in denen er spielt. Erzähle ihm auch von deinen eigenen Vorstellungen: Welche Musik magst Du und was erwartest Du dir vom Instrument und vom Unterricht? Lass dir Lehrwerke und Stücke für den Anfangsunterricht zeigen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, sprich mit anderen Schülern oder frag, ob Du dir eine Unterrichtsstunde eines anderen Schülers anschauen darfst.
Checkliste: Fragen an deinen künftigen Klavierlehrer
- Wieviel Erfahrung hat er im Unterrichten?
- Welche Genres mag er persönlich gerne?
- Wie ist der Unterricht aufgebaut?
- Gibt es Raum für eigene Wünsche und Ziele?
- Ist der Lehrer selbst aktiver Musiker?
- Welche individuellen Förderungsmöglichkeiten bietet er an?
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Wie sehen die Räumlichkeiten aus?
Wichtig ist auch die Lernumgebung. Nicht jeder Musikschüler sitzt gerne allein mit seinem Klavierlehrer in einem riesigen Klassenraum an einem Flügel. Andere bevorzugen vielleicht eine etwas heimischere Atmosphäre. Die richtige Unterrichtsatmosphäre ist unglaublich wichtig für den Unterricht. Ein Schüler, der sich am Unterrichtsort unbehaglich fühlt, wird niemals gut lernen. Aus diesem Grund richten auch Lehrer an Schulen ihre Klassenräume gemeinsam mit den Schülern ein und versuchen, sie in eine nette Lernumgebung zu verwandeln. Das gilt selbstverständlich auch für den Musikunterricht.
Welche Unterrichtsformen gibt es?
Die häufigste Form des Klavierunterrichts ist der Einzelunterricht. Dennoch bieten viele Musikschulen auch Gruppenunterricht an. Gruppenunterricht hat gegenüber dem Einzelunterricht nur einen Vorteil: Er ist auf den ersten Blick günstiger. Wenn sich mehrere Schüler eine Unterrichtsstunde teilen, zahlt jeder nur einen Anteil.
Einzelunterricht ist die effektivste und unterm Strich günstigste Unterrichtsform
Vergleicht man den Unterrichtspreis mit dem Preis für Einzelunterricht, wird häufig klar, dass das Preis-Leistungsverhältnis nicht sehr gut ist. Unterm Strich kostet der Unterricht pro erteilter Unterrichtsminute häufig mehr als der Einzelunterricht. Das Zusammenspiel im Gruppenunterricht ist selten möglich, da die Schüler individuelle Fortschritte machen. Oft läuft es darauf hinaus, dass ein Schüler wartet, während der andere spielt.
Einzelunterricht hingegen ist immer individuell auf den Schüler abgestimmt (oder sollte es zumindest sein). Der Lehrer steht für die komplette Unterrichtsdauer nur einem Schüler zur Verfügung und kann sich entsprechend darauf vorbereiten.
Ausnahme: Ensemble für Fortgeschrittene
Eine Ausnahme bilden Ensembles. Hier ist natürlich das Zusammenspiel mehrerer Schüler gewollt und der Unterricht entsprechend darauf abgestimmt. Jeder Schüler trägt mit seinem Spiel etwas zum Gesamtergebnis bei und in der Regel sind die Stimmen des Arrangements auf die einzelnen Schüler verteilt. Der Lehrer ist in Ensembleleitung geschult und die Arbeit gleicht eher der Arbeit mit einem Orchester. Ensemblespiel wird jedoch in der Regel eher für fortgeschrittene Schüler angeboten und auch nicht für alle Instrumente. Pianisten findet man in Ensembles eher selten.
Online-Klavierunterricht
Eine aktuell sehr moderne Form ist die des Online-Unterrichts. Der Online-Unterricht findet als Einzelunterricht statt, da das Zusammenspiel über das Internet aufgrund der Latenzen zwischen den einzelnen Parteien (noch) nicht möglich ist. Der Online-Klavierunterricht nutzt dabei die moderne Technik, um ein ähnliches Erlebnis wie der Präsenzunterricht zu bieten.
Für den Schüler besteht der Vorteil darin, dass er sich seinen Lehrer nicht nur vor Ort aussuchen kann, sondern auch über große Distanzen hinweg. Passende Endgeräte mit Kamera und Mikrofon wie Laptop, Tablet oder Smartphone sowie eine sehr gute und stabile Internetverbindung sind die Voraussetzung.
Während für fortgeschrittene Schüler der Online-Unterricht sogar einige Vorteile mit sich bringt, wie zum Beispiel die Möglichkeit der Videoaufzeichnung, um später in Ruhe noch einmal alle Details nachzuarbeiten, benötigen jüngere Schüler mehr Zuwendung, die eigentlich nur im Präsenzunterricht wirklich möglich ist. Zwar habe ich auch mit jüngeren Schülern durchaus gute Erfahrungen gemacht, aber man merkt auch deutlich, dass die Verbindung eine andere ist, wenn man sich tatsächlich im selben Raum befindet.
Klavierunterricht online: Die besten Angebote zum Klavier online lernen
Was kostet ein guter Klavierlehrer?
Die Preise für Klavierunterricht sind in Deutschland so unterschiedlich wie die Gehälter. So gibt es auch hier deutliche Unterschiede von Stadt zu Stadt und Bundesland zu Bundesland. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass für die Lehrer die Lebenshaltungskosten je nach Gebiet sehr unterschiedlich sind, was sich dann auf die Preise niederschlägt. Genaue Preisangaben sind deshalb nicht möglich und die folgenden Angaben eher exemplarisch.
Privatlehrer und Städtische Musikschule
Orientieren kann man sich grob an den Entgeltordnungen der Städtischen Musikschulen. So verlangt die Städtische Musikschule hier an meinem Wohnort für 45 Minuten wöchentlichen Unterricht 1170 Euro Jahresbeitrag, was einem Monatsbeitrag von 97,50 Euro entspricht. 30 Minuten wöchentlicher Unterricht kosten 780 Euro im Jahr, respektive 65 Euro monatlich. Städtische Musikschulen werden anders als private Lehrer oder Musikschulen in der Regel für minderjährige Schüler oder Schüler bis 25 Jahre subventioniert.
Bei privaten Lehrern ist durchaus mit 10 bis 20 Prozent Aufschlag zu rechnen. Übliche Monatsgebühren für den privaten Unterricht bewegen sich somit hier vor Ort zwischen 70 Euro für 30 Minuten wöchentlich und 117 Euro für 45 Minuten wöchentlich.
Heimunterricht kostet mehr
Erteilt ein privater Lehrer Unterricht beim Schüler zu Hause, kommen Fahrtkosten hinzu, die der Lehrer meistens in Form einer Pauschale für Spritkosten und Zeitaufwand für die Fahrt erhebt. Im Schnitt kommen auf den Unterrichtspreis an einer Musikschule für den Heimunterricht noch einmal bis zu 20 Prozent drauf.
Dumpingpreise versprechen keine Qualität
Hochqualifiziertes Fachpersonal verdient eine angemessene Bezahlung
Leider gibt es immer wieder Kollegen, die durch Dumpingpreise versuchen, sich einen großen Schülerstamm aufzubauen – oftmals in Verbindung mit Gruppenunterricht. Eltern und Schülern wird empfohlen, hier genau hinzuschauen.
Was ist die Intention des Lehrers und was bekommt man für das Geld? Und vor allem – wie und wo wurde er ausgebildet? Neben Hobbymusikern, die plötzlich die Berufung als Musiklehrer spüren, gibt es zahlreiche ausgebildete Musikpädagogen oder studierte Musiker, die Unterricht erteilen und die hochqualifiziert sind. Leider stehen selbst hochqualifizierte Klavierlehrer immer wieder unter dem Zwang, sich den Dumpingpreisen zu beugen.
Klavierunterricht bei Studenten
Eine oft günstige Möglichkeit des Klavierunterrichts bietet der Unterricht bei Musikstudenten. Diese werden gerne an privaten und öffentlichen Musikschulen als Lehrer beschäftigt, unterrichten aber vielfach auch privat – meist beim Schüler zu Hause. Das alles ohne Vertragsbindung und eher zum Taschengeldpreis. Für die Studenten ist der Unterricht eine Chance, erste Unterrichtserfahrung zu sammeln und zugleich eine Möglichkeit, das teure und lange Studium zu finanzieren. Gerne werden Musikstudenten im JEKI-Bereich (= musikpädagogisches Programm für Grundschulen) eingesetzt.
Für den Schüler bedeutet das einen günstigeren Unterrichtspreis und Unterricht bei einem Lehrer, der bereits über viel Erfahrung am Instrument verfügt und die erste Hürde zum Berufsabschluss in Form der Aufnahmeprüfung bestanden hat.
Nachteile von Klavierunterricht bei Studenten
Nachteilig für den Schüler ist die oft auf die Studiendauer begrenzte Lehrer-Schüler-Beziehung. Durch Stundenplanänderungen von Semester zu Semester können zudem häufige Anpassungen von Unterrichtstag und Unterrichtszeit notwendig werden.
Dennoch ist es für manchen Schüler eine gute Alternative zum Unterricht an einer Musikschule. Mit etwas Glück startet der Lehrer nach dem Studium als freiberuflicher Lehrer und nimmt die Schüler aus dem Studentenjob mit in sein Berufsleben. So war es auch bei meinem eigenen Lehrer, der meinen Bruder und mich direkt mit in die Selbstständigkeit genommen hat und heute, Jahrzehnte später, meinen Sohn am Klavier unterrichtet.
Fachpersonal mit profunder Ausbildung
Ein ausgebildeter Musiklehrer hat vor dem künstlerischen Studium eine langjährige Ausbildung an zwei Instrumenten von meistens mehr als 12 Jahren genossen. Diese legt überhaupt erst den Grundstein für ein mögliches Hochschulstudium, denn anders als in fast allen anderen Ausbildungsberufen und Studiengängen reicht das Abiturzeugnis allein nicht für die Hochschulzugangsberechtigung. Eine bestandene Aufnahmeprüfung, offiziell Eignungsprüfung genannt, ist erforderlich. Durch die bewusst sehr hohen Anforderungen dieser Prüfung wird nur einem Bruchteil der Musikschüler ein Musikstudium überhaupt erst ermöglicht.
Die Vorbereitungszeit auf die Aufnahmeprüfung wird häufig in Form einer vorberuflichen Fachausbildung ausgestaltet, die zwei Jahre dauert und Unterricht an zwei Instrumenten, Musiktheorie, Gehörbildung, Ensemblespiel und Gesangsunterricht umfasst. Die Fachausbildung soll gezielter auf die teils sehr hohen Anforderungen der Aufnahmeprüfung vorbereiten.
Nach bestandener Aufnahmeprüfung erwarten den Studenten 10 Semester Regelstudienzeit und eine künstlerische Abschlussprüfung bis zum Master of Arts. Dazu kommen dann die Berufserfahrung nach dem Studium und währenddessen Praktika, Konzerterfahrung, Studentenjobs als Musiklehrer an Musikschulen und vieles mehr.
Kaum ein Ausbildungsberuf oder akademischer Beruf erfordert eine so langwierige wie profunde Ausbildung vom Kindesalter an. So beträgt die Regelstudienzeit inklusive Praxisjahr eines Arztes bis zum Praktischen Arzt in Deutschland 12 Semester, also 6 Jahre und erfordert lediglich eine Hochschulzugangsberechtigung in Form eines guten Abiturzeugnisses.
Neben Musikhochschulen gibt es noch verschiedene Berufsfachschulen für Musik mit und ohne staatlicher Anerkennung, die eine Ausbildung zum Musikpädagogen oder Musiker anbieten. Diese ist aber mit einem Musikstudium nicht zu vergleichen.
Dass dermaßen hoch qualifiziertes Fachpersonal eine angemessene Bezahlung verdient, sollte sich eigentlich von selbst verstehen. Leider hakt es genau hier: Als Honorarkraft angestellte Musiklehrer an Städtischen Musikschulen, die nicht selten den Großteil der Beschäftigten stellen, können häufig laut Erhebungen der Gewerkschaft ver.di trotz Vollzeit nicht von ihrem Beruf leben.
„Durch die Honorarverträge sparen die Kommunen auf Kosten der Lehrkräfte und entziehen sich ihrer sozialen Verantwortung.[..]“ (Zitat Christof Büttner, Fachbereichsleiter Medien, Kunst und Industrie. Die Gewerkschaft ver.di setzt sich seit langem für eine ordnungsgemäße sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Musikschullehrern ein, denn Scheinselbstständigkeit gehört zum Alltag. Freiberufliche Musiklehrer sind oft nicht besser gestellt. Beiträge zur Künstlersozialkasse für Rente und Krankenversicherung, private Rentenversicherung, Miete, Fahrzeugkosten und Kosten für den Erhalt und die Pflege des Unterrichtsinstruments schaffen schnell einen monatlichen Posten, der mit erst einmal erwirtschaftet werden muss. Dumpingpreise und Niedrighonorare tragen auf längere Sicht zur Verschlechterung der Qualität des Unterrichts bei.
Fazit
Guter Musikunterricht hat einen wichtigen Anteil daran, ob die musikalische Ausbildung am Instrument Spaß macht oder im Frust endet. Einen motivierten Schüler, der Freude am Klavierspiel hat, setzen wir in diesem Ratgeber voraus. In erster Linie ist es der Lehrer, der motivieren sollte und dafür sorgen muss, dass das Musizieren Spaß macht.
Ein guter Klavierlehrer stellt eigene Ziele zurück und die des Schülers in den Vordergrund. Er hilft dir dabei, kurzfristige und langfristige Ziele zu setzen und mit Freude an der Musik und am Instrument zu erreichen.
Eine freundschaftliche Beziehung, in der auch die Musikerpersönlichkeit des Lehrers eine große Rolle spielt, ist von Vorteil. Das Unterhalten über Musik und nicht nur die Arbeit am Instrument gehört zum Unterricht mit dazu. Ein guter Lehrer arbeitet mit und am Schüler und nicht an ihm vorbei. Er zeigt sich vielfältig interessiert und ist nicht nur Spezialist in einem engen Fachgebiet.
Dafür verlangt und verdient er eine leistungsgerechte und seiner Ausbildung angemessene Bezahlung. Dumpingpreise und Versprechen sollten mit Argwohn betrachtet und hinterfragt werden. Kostenlose Probestunden und eine intensive Beratung gehören zum guten Ton und sollten unbedingt vor einer verbindlichen Anmeldung genutzt werden.