3 Kompressorarten für den Einstieg
Von Felix Baarß
6 einfache Kompressoren
Zunächst solltest Du über die Grundprinzipien der Kompression zumindest grob Bescheid wissen – hier ist das Audio Kompressor Tutorial auf delamar zu empfehlen. Zuerst haben wir kostenlose Audioeffekte herausgesucht, damit Du sofort in die Materie einsteigen kannst. Dann erfährst Du, welche einfach gestalteten Kompressoren für 19-Zoll-Racks eine heiße Empfehlung wert sind – besonders live und im Proberaum, aber auch im Studio. Zum Schluss kommen noch unsere Tipps für Pedale zur Kompression von Gitarren- und Bass-Sounds. Auf geht’s!
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Eine noch einfacher formulierte Anleitung, Schritt für Schritt erklärt und bebildert, findest Du im Audio Kompressor Tutorial bei PlugIndex. Außerdem: konkrete Empfehlungen zur Einstellung der Parameter für diverse Instrumententypen.
Software-Kompressoren
Kostenlose Plugins
Die folgenden gratis erhältlichen Kompressor-Plugins funktionieren sowohl auf Windows-PCs als auch mit Macs. Zudem ist es egal, ob deine Musiksoftware mit 32 oder 64 Bit läuft, denn beide Plugins unterstützen beide Formate (zumindest in den jeweils erhältlichen Varianten für die VST-Schnittstelle).
Klanghelm DC1A
Dieser Kompressor folgt dem Prinzip eines Levelers, da sich hier nur der Ein- und Ausgangspegel (beschriftete mit »Input« und »Output«) stufenlos justieren lassen. Du brauchst nur Ersteren, um den typischen Effekt der Kompression kennenzulernen.
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Der Output-Regler dient dann nur noch zum bequemen Lautermachen nach der Kompression, was beim Abmischen für einen vernünftigen A/B-Vergleich (mit/ohne DC1A) praktisch ist.
Da das Plugin »hinter den Kulissen« musikalisch meist sehr stimmig werkelt, ist es wie kein zweites für den ersten Aha-Effekt in der Kompressionslehre geeignet. Letztlich eignet sich der Klanghelm DC1A aber nicht für Wissbegierige mit höheren Ambitionen. Ferner wird hier das Signal zusätzlich durch eine Saturation (Sättigung) verfärbt – eine lupenreine Kompression, wie sie für Demonstrationszwecke zu bevorzugen wäre, findet also nicht statt. Und so schreiten wir fort mit dem…
Audio Damage Rough Rider » Entwickler
Bei diesem Plugin sind genau die Parameter zugänglich, die eine maßgeschneiderte Kompression für praktisch alle Situationen ermöglichen. Zumindest wenn es um die Dynamikbearbeitung einzelner Spuren und nicht des Gesamtmixes geht. Außerdem ist die Reichweite der Parameter hier so hoch, dass Du von milden bis extremen Effekten die volle Bandbreite des Kompressionseffekts erfahren kannst. Insbesondere dank der maximalen Kompressionrate von 1:1000.
Für Attack, Release und Sensitivity (Achtung: bei fast allen anderen Kompressoren heißt das »Threshold«, also Schwellenwert) werden die Parameterwerte nicht numerisch angezeigt. Das ist ein perfektes Beispiel einer Eigenschaft, die für den Lernprozess gleichzeitig förderlich und hinderlich ist. Einerseits fehlen dir die konkreten Zahlen, um einen Klangcharakter mit anderen Kompressoren sofort (annähernd) nachzuahmen. Das wäre für den direkten Vergleich sowie zum Sammeln von Erfahrungswerten für bestimmte Arten von Klangquellen (Drums, Gitarre, Vocals etc.) nützlich.
Andererseits – und das ist mindestens ebenso wertvoll – musst Du dadurch halt deinen Ohren vertrauen und alle Regler nach Gehör justieren. So solltest Du es letztlich immer handhaben, nicht zuletzt weil verschiedene Kompressoren auch bei exakt gleichen Parametereinstellungen klanglich stark voneinander abweichen können.
Hardware-Kompressoren
Gerade für den Live-Einsatz oder die Session im Proberaum bieten sich Hardware-Kompressoren an. Sie können direkt mit dem Instrument oder Mikrofon verbunden werden – fortan tun sie ihren Dienst, ohne dass ein Computer nötig ist. Die Bedienung mit physischen Drehreglern und Knöpfen bzw. Fußschaltern gelingt wesentlich schneller und eingängiger, was insbesondere fernab des Studios wichtig ist.
Rack
Unsere zwei Beispiele für gelungene und bezahlbare Kompressoren, die in ein 19-Zoll-Rack geschraubt werden können, stammen von einem renommierten Hersteller. Dessen Ingenieure konnten wie bei kaum einem Mitbewerber Erfahrung in der Materie sammeln – die Rede ist von dbx. Der 160A ist für einen Kanal gedacht, der 266XS für zwei (also für zwei Mono-Quellen oder ein Stereoinstrument), wobei separate Kontrollsektionen für die beiden Kanäle zur Verfügung stehen.
dbx 160A / 379,- Euro
Der dbx 160A ist strukturell vergleichbar mit dem oben vorgestellten DC1A – es gibt lediglich drei Regler. Vor der Kompressionsstärke und dem Ausgangspegel kannst Du noch das Niveau des Eingangspegels festlegen, bei dessen Überschreitung die Kompression überhaupt erst aktiviert wird. Das ist schon differenzierter als beim erwähnten Plugin, aber immer noch so einfach, dass die Bedienung ein Klacks ist.
Super: Die Pegel (wahlweise In- oder Output) werden anhand von sage und schreibe 19 LEDs sehr fein abgestuft dargestellt. Für die Anzeige der Pegelreduzierung – also der Kompression – sind es immerhin zwölf.
Hier wird das Timing automatisch geregelt, was in den meisten Fällen gut klappt. Insbesondere bei naturgemäß eher einfach zu verarbeitenden Klängen wie Sprache und Gesang überzeugt das Gerät. Auch zum E-Bass passt es wunderbar. Die vereinzelten Situationen, in denen das automatisierte Timing nicht so gut zum eingespeisten Klang passt (z.B. für sehr aggressives Komprimieren von Drums), sind eben der Preis für die unkomplizierte Bedienung.
dbx 266XS / 119,- Euro
Dieser Kompressor ist weniger einfach zu bedienen, dafür aber zu einer differenzierteren Klangformung fähig. So stehen hier die wichtigen Timing-Parameter Attack und Release unter deiner manuellen Kontrolle. Erneut sei auf das Audio Kompressor Tutorial verwiesen, in dem diese Begriffe praxisnah erklärt werden. Ach ja, falls Du das Timing doch automatisch regulieren lassen willst, drückst Du einfach den »Auto«-Knopf.
Durch die dedizierten Kontrollen zweier Kanäle wächst die Flexibilität im Vergleich zum 160er um ein Vielfaches – neben der Möglichkeit, zwei Instrument- und/oder Mikrofonsignale mit eigenen Kompressionseinstellungen zu versehen, kannst Du auch den linken und den rechten Kanal eines Stereosignals separat beackern. Abschließend sei das bemerkenswert gute Preis-Leistungs-Verhältnis erwähnt.
Pedale
Bodeneffektgeräte (Pedale) bieten für Musiker an, die während des Auftritts oder bei der Probe den Kompressionseffekt bequem mit dem Fuß (de-)aktivieren wollen. Schließlich sollten die Hände stets frei bleiben zum Spielen von Gitarre und Bass oder sonstigen Instrumenten. Natürlich gibt es auch Kompressoren in Form von Pedalen – hier folgen zwei herausragende Beispiele für einfach zu bedienende Geräte dieser Art.
MXR Dyna Comp / 84,- Euro
Einer der Klassiker schlechthin – dieses Pedal wurde in seiner Urform bereits 1972 auf den Markt gebracht und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit.
Gemäß der Maxime für diesen Artikel ist die Bedienung sehr einfach – Sensitivity für den Schwellenwert (englisch Threshold, Erklärung siehe oben) und der zweite Regler bestimmt die Lautstärkeanhebung nach der Kompression. Deren Charakteristik ist fest eingestellt bzw. wird automatisch geregelt.
Der Dyna Comp ist in der Lage, sehr hart zu komprimieren und damit stark ins Klangbild einer Gitarre oder eines Basses einzugreifen. So ist für Metal & Co. ist ein extrem langes Sustain (Ausklang) möglich. Eben für superbreite Sounds mit dicken *****. Dennoch wird die Dynamik nicht komplett plattgedrückt und das Perkussive des Saitenanschlags bleibt durchaus erhalten.
Palmer Root Effect Compressor / 58,- Euro
Ein klanglich eher dezenter Kompressor. Zum Straßenpreis von nicht einmal 60 Euro bekommst Du hier ein Pedal zur vergleichsweise behutsamen Kompression, wobei der natürliche Klang der Gitarre meist überwiegend erhalten bleibt. Wenn Du dieses Verhalten bevorzugst, bist Du hiermit sehr gut bedient.
Flexibilität ist zur Genüge gegeben, ohne dass Du von Parametern erschlagen wirst: Du findest Regler für das Timing vom Attack (Saitenanschlag) und die Lautstärke des Sustain.
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So lassen sich etwa die peitschenden Anschläge beim Clean-Spiel zähmen, indem Du die Kompression durch einen sehr niedrigen Attack-Wert nahezu augenblicklich wirken lässt und das Sustain moderat erhöhst. Mit langsamer eingestelltem Attack kannst Du hingegen wie oben erwähnt einen noch sehr natürlichen Sound wahren, wenn Du einer Gitarre einen etwas längeren Ausklang spendieren willst.
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Eine rigorose Klangformung für abgefahrenes Sounddesign bzw. das Intensivieren von stark verzerrten Sounds bei der Nutzung vor dem Amp ist mit diesem Bodentreter aber nicht wirklich möglich.