Ton angeln mit einer Boompole
So geht’s!

Ton angeln mit Boompole

Ton angeln von oben oder von unten?

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Ton angeln von oben?

Oder angelt man den Ton doch von unten? Beides kann richtig sein, hat aber doch ganz eigene Einsatzgebiete. Das kommt nicht nur auf die Position der mikrofonierten Person und auf den Kameraschnitt an, sondern vor allem auf die Umgebung und das gewünschte Soundergebnis. Mehr Bass gibt es auf Brusthöhe, während höhenlastige Stimmen über dem Kopf aufgenommen werden.

Das und vieles mehr erfährst Du ganz detailliert in unserem Video!

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Skript: Ton angeln mit der Boompole

— INTRO —

Hallo und herzlich willkommen bei delamar – dem Fachmagazin für Musiker. Mein Name ist Alex Cevolani und in diesem Video erfährst Du, wie Du bei einem Dreh den Ton angelst, was Du dafür brauchst und worauf Du achten musst, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Besonders im Mittelpunkt steht dabei die Tonangel bzw. Boompole, mit der Du das Mikrofon in der Nähe der sprechenden Schauspieler platzierst. Dass eine Angel mehr ist als nur ein simpler Verlängerungsstab, dürfte Dir spätestens nach diesem Video klar werden. Doch fangen wir erstmal mit den Grundlagen des Tonangelns an. Los geht’s…

— EQUIPMENT —

Dazu gehören ein Mehrspur-Field-Recorder, ein Richtrohr- oder Supernieren-Mikrofon, ein Kopfhörer sowie die Tonangel. Letztere dient dazu, das Mikrofon bestmöglich in der Nähe der sprechenden Schauspieler zu platzieren, ohne dass dieses später im Bild zu sehen ist.

Als Mikrofone solltest Du vorzugsweise Kleinmembran-Kondensatormikrofone verwenden. Neben den technischen Vorteilen, wie bessere Auflösung und Basswiedergabe, haben Kleinmembraner darüber hinaus einen weiteren, unschätzbaren Vorteil in der Praxis: sie sind wesentlich leichter und belasten Deine Arme nicht so stark.

— DIE TONANGEL —

Warum braucht es überhaupt eine Tonangel? Warum nicht einfach einen Besenstiel nehmen und das Mikrofon daran befestigen? Dafür gibt es viele Gründe. Tonangeln unterscheiden sich hinsichtlich Länge, Gewicht, Material und Ausführung und sind in der Regel ausziehbar. Somit kannst Du die Länge der Angel an die Erfordernisse am Set anpassen – zum Beispiel, wenn Du dich bei einer Halbtotalen weit von den Schauspielern entfernt aufstellen musst.

Zum anderen muss eine Angel möglichst leicht und trotzdem stabil sein. Deine Arme werden es Dir nach einem 14-Stunden-Drehtag danken … aus diesem Grund werden professionelle Tonangeln, wie dieses Modell von K&M, immer häufiger aus Karbon bzw. Kohlenstoff-Fasern gefertigt. Zudem besitzt eine Tonangel ein Gewinde für die Anbringung der Mikrofonhalterung – dem so genannten Shock Mount. Dieser dämpft Trittschall oder andere Vibrationen.

— PRAXIS AM SET —

Ton angeln mit Boompole

Ton angeln von oben oder von unten?

Kommen wir zur Praxis: Beim Angeln am Set hast Du ein Problem: Du musst einen möglichst direkten Ton ohne Umgebungsgeräusche aufnehmen; Gleichzeitig dürfen weder die Tonangel, noch deren Schatten, Spiegelungen oder Reflexionen im Bild zu sehen sein.

Ziele mit dem Mikrofon auf den Mund- bis Brustbereich. Je mehr Du auf die Brust zielst, desto mehr Bass hat die Aufnahme, je mehr zur Nase gezielt wird, desto nasaler klingt der Ton – diese Technik kennst Du evtl. von der Ausrichtung deines Großmembraners bei Gesangsaufnahmen im Studio.

Um das Mikrofon mithilfe der Tonangel so nah wie möglich an den Mund der Sprechenden heranzubringen, ohne jedoch im Bild zu erscheinen oder z.B. bei Kamerafahrten zu stören, gibt es verschiedene Techniken.

Lesertipp von oboe br>
Beim Angeln ist darauf zu achten, dass – entsprechend der Charakterisitik – Störgeräusche in der Unterdrückung der Mikrofoncharakteristik liegen: Bei einer Keulencharakteristik wie bei den meisten Angelmikros also seitlich. Beim Angeln von unten hat der Rear-Lope der Keule auch einen entscheidenen Einfluss auf Schrittgeräusche, oder beispielsweise bei einer Fussballatmo. Wenn man schwierig präzise angeln kann (eine Angel für 2 Sprecher), oder wenn man eine Auslöschung von hinten wünscht, kann es sinnvoller sein, eine Niere als ein Richtrohr zu wählen.

— ANGELN VON OBEN —

Geangelt wird klassischerweise von oben, also über den Köpfen der Schauspieler. Das ist zwar kräftezehrender, führt aber in den meisten Situationen zu besseren Aufnahmen, da die meisten Kamera-Einstellungsgrößen den Kopf im oberen Bildbereich platzieren.

Das korrekte Halten der Tonangel ist dabei das A&O. Je nachdem, wie Du die Angel hältst, sparst Du Kraft und kannst die Angel präziser positionieren. Achte darauf, die Arme nicht zu weit auseinander zu halten – so ermüdet Deine Muskulatur nicht so schnell.

Wenn es die Aufnahmesituation erlaubt, kannst Du dich auch etwas erhöht platzieren, um die Angel auf Brusthöhe zu halten. Das spart ebenfalls Kraft – gerade bei längeren Szenen. Sei dir jedoch bewusst, dass eine Trittleiter oder ähnliches ungewollte Geräusche verursachen können. Teste also vorher, ob Du bestimmte Hilfsmittel wirklich verwenden kannst.

— ANGELN VON UNTEN —

Das Angeln von unten kann zwar weniger Kraft kosten, hat aber einige Nachteile. Gerade bei größeren Einstellungen wie der Halbtotalen, bei der die Personen von Kopf bis Fuß zu sehen sind, kannst Du die Angel nicht von unten heranführen, da diese automatisch im Bild wäre. Doch auch bei Close-ups, wie z.B. Amerikanisch, kannst du die Angeln erst unterhalb der Hüfte ansetzen.

Zudem tendieren Aufnahmen von unten zu einem basslastigeren Sound und können in engen Räumen oder unübersichtlicheren Aufnahmesituationen schwerer zu realisieren sein, da Du darauf achten musst, mit der Angel nicht gegen Gegenstände, Möbel usw. zu stoßen…

Einen Vorteil hat das Angeln von unten jedoch: Wenn die Schauspieler umhergehen, werden Schrittgeräusche nicht so stark aufgenommen. Natürlich hängt dies von vielen Faktoren, wie dem Bodenbelag, den Schuhen usw ab. In solchen Fällen musst Du also abwägen, welche Vorteile bzw. Nachteile überwiegen.

— WOHIN MIT DEM KABEL? —

Wohin mit dem Mikrofonkabel? Klassischerweise wird das Kabel um die Angelstange herumgeführt und bei Bedarf noch mit Lassoband oder Kabelbindern befestigt, damit es nicht ins Bild hineinhängt.

Bei durchdachteren Lösungen, wie der K&M Carbon-Angel, kannst Du das Kabel auch im Innern des Rohrs entlangführen. Das hat gleich mehrere Vorteile: du brauchst weniger Kabellänge, musst Dir keine Gedanken um ins Bild hängende Kabel machen und schützt das Kabel zudem vor äußeren Einflüssen.

Darüber hinaus gibt es auch Angeln mit fest eingebautem Kabel und XLR-Buchse. Der Nachteil: das schnelle Austauschen eines defekten Kabels dauert so etwas länger.

— WEITERE TIPPS —

Hier noch ein paar grundsätzliche Tipps für das Angeln: Das Wichtigste ist das Verhältnis von Mikrofon zu Sprecher, also der Abstand und der Aufnahmewinkel des Mikrofons. Hier ist es besonders wichtig, dass Du mit den Besonderheiten deines Mikrofons vertraut bist und weißt, welche Richtcharakteristik welche Winkel und Abstände ermöglicht.

Dies ist essenziell, um mehreren Sprechern bzw. sich bewegenden Schauspielern ohne hörbaren Qualitätsverlust mit dem Mikrofon zu folgen. Generell gilt: So nah wie möglich ran! Bei einem halben Meter Abstand können – besonders beim Außendreh – bereits zu viele Umgebungsgeräusche auf der Aufnahme landen.

Achte auch auf deine Kleidung! Gegeneinander reibende Hosenbeine können Deine Aufnahme genauso ruinieren wie laute Schuhabsätze auf harten Oberflächen. Auch das Kopfhörerkabel kann bei falscher Kleidung zum Rascheln führen.

— FAZIT —

Ton angeln

Du hast weitere Fragen zum Thema? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!

Kurz zusammengefasst:
• Professionelles Equipment vereinfacht dir das Leben
• Achte auf Schatten, Spiegelungen oder Reflexionen im Bild
• Ton angeln kannst Du je nach Situation von oben oder unten

Weitere Beiträge zu “Ton angeln am Set” und fortführende Infos findest Du unterhalb dieses Videos verlinkt – check die am besten gleich mal aus.

Mein Name ist Alex Cevolani und wir sehen uns gleich wieder – auf delamar …

Weitere Infos zum Thema Ton angeln findest Du im Tutorial Ton angeln Tipps »

Deine Erfahrung bei der Aufnahme mit der Boompole

Nutzt Du für deine Aufnahmen auch eine Boompole? Welche Erfahrungen hast DU beim Ton angeln bereits gemacht? Wir freuen uns auf deinen Kommentar und dein Feedback. Dir hat das Video gefallen? Dann freuen wir uns natürlich auch über deine Weiterempfehlung.

Lesermeinungen (3)

zu 'Ton angeln mit einer Boompole: So geht’s!'

  • oboe   03. Nov 2015   15:26 UhrAntworten

    Moin moin Sarah, super Beitrag.

    Ein paar Ergänzungen hätte ich noch:
    Die bessere Basswiedergabe von Kleinmembranern, der möchte ich widersprechen: das hängt vor allem von der Charakteristik ab, so hat eine Kugel eine bessere Basswiedergabe als eine Niere, Großmembraner haben jedoch häufig Partialschwingungen (schlechtere Transientenwiedergabe). Und genau hierzu stimmen die Tipps mit der "Ausrichtung": beim Angeln ist darauf zu achten, dass - entsprechend der Charakterisitik - Störgeräusche in der Unterdrückung der Mikrofoncharakteristik liegen: bei einer Keulencharakteristik wie bei den meisten Angelmikros also seitlich. Beim Angeln von unten hat der Rear-Lope der Keule auch einen entscheidenen Einfluss auf Schrittgeräusche, oder beispielsweise bei einer Fussballatmo. Wenn man schwierig präzise angeln kann (eine Angel für 2 Sprecher), oder wenn man eine Auslöschung von hinten wünscht, kann es sinnvoller sein, eine Niere als ein Richtrohr zu wählen. Oder das Super-CMIT von Schoeps ;-)

    Beim Tonangeln macht es Sinn - soweit möglich - die Arme am Körper abzustützen, um Kraft zu sparen. Wenn Akrobatik gefragt ist, dann sollte man sich sicher sein, dass diese nur von kurzer Dauer ist, oder lieber durch andere Lösungen (Anstecker, Stative, o. ä.) auffangen.

    • Sarah Heidrich   03. Nov 2015   16:23 UhrAntworten

      Hi :)
      Vielen Dank für dein Feedback. Wenn Du nichts dagegen hast, würden wir das gerne im Artikel als Leserstimme ergänzen. Denn die Charakteristika sind absolut entscheidend, wie Du schon gesagt hast!

      Liebe Grüße
      Sarah

  • oboe   03. Nov 2015   22:16 UhrAntworten

    Moin Sarah,

    wie Du meinst, natürlich habe ich nichts dagegen :-)

    Freue mich auf die nächsten Artikel

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