Reamping Tutorial – Auf dem Weg zum perfekten Gitarrensound

Reamping mit DI-Box

Reamping mit DI-Box

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Tutorial zum perfekten Gitarrensound mit Reamping

Wie oft hast Du dir schon beim Abmischen deiner Songs gewünscht, Du hättest einen anderen Gitarrenklang gewählt? Mit Reamping steht dir diese Möglichkeit jederzeit offen – auf der Grundlage eines parallel aufgezeichneten cleanen Signals der Gitarre.

Und wie oft haben schon die Nachbarn die Polizei gerufen, weil Du deinen Gitarrenverstärker nach 22 Uhr noch laut anhattest, um das Riff für deine neue Ballade einzuspielen? Auch das muss nicht sein, wenn Du Reamping betreibst – zumindest, wenn Du beim (Wieder-)Verstärken des erwähnten cleanen Signals eine Amp-Simulation in deiner DAW-nutzt.

Wer auch immer einen guten Gitarrenklang in seinem Homerecording-Tonstudio machen möchte und vielleicht nicht die tausende Euro Musik Equipment (oder den Raum oder das entsprechende Knowhow) zur Verfügung hat, wird um ein Reamping seiner Gitarre kaum herumkommen. Denn mithilfe von Reamp lässt sich ohne megateure Hardware und Kosten ein fantastischer, maßgeschneiderter Gitarrenklang zaubern.

Warum eigentlich Reamping betreiben?

1. Du kannst sehr schnell einen beliebigen Sound am Verstärker einstellen, der für das richtige Feeling und damit vielleicht überhaupt erst für eine gute Performance sorgt. Das kann, muss aber nicht der finale Klang sein. Denn…

Reamping spart Zeit, Geld und Nerven

2. Später lassen sich dank des trocken aufgenommenen Signals beliebige andere Amps, Pedals, Lautsprecher und Mikrofone bzw. andere Einstellungen oder Positionierungen dieser nutzen. Als Alternative dienen die erwähnten Amp-Simulationen als Plugins in deiner DAW.

3. Aufnahmen müssen nicht immer wieder mit anderem Equipment bzw. geänderten Einstellungen gemacht werden. Ergo: In professionellen Tonstudios sparst Du Zeit und Geld, zudem werden die Nerven der Musiker geschont.

4. Zuhause aufgenommene Spuren des reinen Gitarrensounds kannst Du in Tonstudios oder sonstigen Umgebungen mit Reamping versehen, damit die Nachbarn verschont bleiben.

Was ist Reamping?

Allein das Wort Reamping kann uns schon eine Menge über dessen Bedeutung erzählen. Es besteht aus zwei Teilen: Das »Re« kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie »wieder« und das Wort »Amp« ist das englische Kurzwort für »Amplifier« oder zu deutsch »Verstärker«. Ein Reamping bedeutet also zusammengesetzt in etwa »wiederverstärken«.

Damit ist in diesem Fall gemeint, dass eine vorher aufgenommene Gitarrenaufnahme über einen Gitarrenverstärker verstärkt wird. Die erwähnte Gitarrenaufnahme sollte möglichst »clean« (unverstärkt, unverzerrt, ohne Effekte) sein, da man mit dem Reamping ja von Grund auf einen neuen Sound kreieren möchte.

Ursprünglich wurde die Technik hauptsächlich für Gitarren genutzt, denn dadurch lässt sich das Aufnehmen von Gitarre vom Kreieren des Verstärkerklangs separieren. Die Wahl des Gitarrenverstärkers und der verwendeten kann dann zu einem späteren Zeitpunkt geschehen. In vielen Tonstudios dieser Welt verlässt man sich aber auch heute lieber darauf, den Gitarrenklang gleich mit allen Verstärkern und Effekten aufzunehmen. Zur gleichen Zeit wird aber auch das trockene Signal auf eine eigene Spur aufgenommen – für alle Fälle.

Geht Reamping nur mit Gitarre?

Natürlich geht das mit jedem Instrument, das normalerweise über einen Verstärker abgenommen wird. Einem E-Bass, einem Rhodes mit Box oder einer Westerngitarre, die Du über eine Combo spielst. Genauso gut könntest Du ein Reamping mit einem Vocal machen, das Du durch eine Box in eine Reverb Chamber gibst und mit Effekt wieder aufnimmst.

Was brauche ich zum Reamping?

  • Gitarre
  • DI-Box mit Splitter
  • Verstärker
  • Mikrofon + Mikrofonstativ/-halter
  • Audio Interface mit 2 simultanen analogen Eingängen
  • Computer + Aufnahmeprogramm
  • Zwei 6,3-mm-Kabel (Monoklinke)
  • Zwei Kabel für Verbindung DI-Box ⇨ Audio Interface
  • optional: Reamping-Box
  • optional: Kabel für Verbindung Audio Interface ⇨ Reamping-Box

Achtung: Die benötigten Kabeltypen zur Verbindung DI-Box ⇨ Interface bzw. Interface ⇨ Reamping-Box können je nach Gerät unterschiedlich ausfallen. Bringe also zuerst in Erfahrung, welche Buchsenformate an den Geräten verfügbar sind und besorge dir entsprechende Kabel – XLR-Klinke, XLR-XLR oder Klinke-Klinke sind möglich.

Recording-Technik

Die Gitarre wird mit der DI-Box verbunden. Diese splittet das Signal auf und gibt es an zwei Ausgänge aus. Das erste, hochohmige Signal am sogenannten Thru-Ausgang wird an den Gitarrenverstärker geführt; zwischen Verstärker und DI-Box kannst Du bei Bedarf noch Effektgeräte schalten.

Das zweite Signal am Line-Ausgang geht mit Mikrofonpegel direkt zum Audio Interface, damit es in der DAW-Software oder sonstigen Programmen aufgenommen werden kann.

Reamping mit DI-Box

Reamping mit DI-Box

DI-Box

Dies ist ein spezielles Gerät, das dir erlaubt, den Pegel eines Audiosignals auf ein anderes Level zu bringen. So kannst Du etwa dein Gitarrensignal in eines mit Line-Pegel wandeln. Es gibt eine Menge Boxen jeglicher Preiskategorie zur Auswahl, zum Beispiel Radial, Palmer, Klotz oder Behringer.

Du kannst den Gitarrenklang aus dem Verstärker nur zum Monitoring nutzen (also einfach um zu hören, was Du gerade spielst) und auf eine Aufnahme mit dem Mikrofon verzichten. Meistens ist es jedoch besser, auch den originalen Verstärkerklang aufzunehmen, da deine Spielweise sich an diesen anpassen wird und dadurch eine ganz eigene Dynamik entsteht.

Hierzu benötigst Du mindestens ein entsprechendes Mikrofon, das vor dem Gitarrenvestärker platziert wird. Das Signal des Mikrofons wird dann entweder direkt über dein Audio Interface oder über einen Preamp in die DAW geführt und dort ebenfalls aufgezeichnet.

Boxensound ohne Mikrofonierung?

Manche Verstärker bieten übrigens einen XLR-Ausgang mit Mikrofonpegel und nachgebildetem Sound einer Gitarrenbox – wenn dir der Sound sehr gut gefällt, kannst Du dir die Mikrofonierung sparen umgehen und ein XLR-Kabel zur direkten Verbindung von Verstärker und Interface nutzen.

Aufnahme … und bei Bedarf noch eine Abkürzung

In deiner DAW-Software oder deinem Audio-Editor legst Du nun zwei Monospuren an und weist diesen die Eingänge deines Interfaces zu, in die Du die Kabel gesteckt hast. Schalte beide Spuren für die Aufnahme scharf und pegele die Eingänge an den Gain-Reglern deines Interfaces bzw. in dessen Mixer-Software ein.

Jetzt kannst Du die Aufnahme starten. Auf der einen Spur sollte der direkte Gitarrenklang zu hören sein, während die andere den Sound des Verstärkers beinhaltet. Schon hast Du zwei separate Spuren von exakt derselben Performance, wobei eine als Backup für das Reamping selbst zur Verfügung steht.

Das Ergebnis dieser Technik sind zwei Spuren mit Gitarrenaufnahmen – genügend Material, um damit einen deftigen Gitarrenklang für deine Mixe zu basteln:

  1. Der trockene Klang aus der Gitarre ohne jegliche Effekte
  2. Der Amp-Sound, wie Du ihn selbst beim Spielen gehört hast

Feiner Gitarrensound aus Nullen und Einsen?

Die moderne Software macht’s möglich: Du könntest komplett auf die zweite Aufnahmespur verzichten und in der DAW konsequent auf Amp-Simulation-Plugins setzen. Hierbei ersparst Du dir die Kosten für die Splitter-bestückte DI-Box und etwas Zeit im Aufbau.

Allerdings erkaufst Du dir diesen Vorteil durch die Latenz deines Musik Equipments beim Aufnehmen. Wenn dein Audio Interface nicht schnell genug in der Verarbeitung ist, wirst Du eine störende Verzögerung zwischen deinem Spiel und dem Monitoring-Sound hören.


Das Reamping selbst

Kommen wir nun zum eigentlichen Reamping, denn bisher haben wir nur die Grundlage dafür geschaffen. Viele Produzenten aus dem Bereich Homerecording werden sicherlich den kurzen Weg gehen und den Gitarrenklang nun innerhalb der DAW mithilfe von Amp-Simulation-Plugins formen. Da ist auch nichts Verwerfliches dabei. Wenn dir der Klang gefällt und er dynamisch genug ist, dann ist das sicherlich der schnellste und bequemste Weg.

Das eigentliche Reamping

Das eigentliche Reamping

Das Reamping fängt aber dann an, Spaß zu machen, wenn Du die trockene Spur nun zurück ins »echte Leben« – in dein Tonstudio – zurückgibst und damit herumspielst. Je nachdem, was Du mit den trockenen DI-Tracks anfangen möchtest, unterscheiden sich die Vorgehensweisen. Beginnen wir mit der offensichtlichen Methode, den trockenen Gitarrenklang nun wieder an einen Verstärker zu schicken, um dort einen Klang zu erschaffen.

Die Ausgabe der Tracks über deine DAW geschieht mit einem Line-Pegel, der deutlich über dem liegt, was der Gitarrenverstärker am Eingang erwartet. Daher ist es wichtig, das Audiosignal vorher zu konvertieren. Hierfür gibt es so genannte Reamp- bzw. Reamping-Boxen. Diese werden einfach zwischen Audio Interface (bzw. DAW) und Gitarrenverstärker geschaltet, wie in untenstehender Abbildung gezeigt.

Radial X-Amp

Radial X-Amp – eine empfehlenswerte Reamping-Box

Jetzt kannst Du in aller Ruhe den Klang am Gitarrenverstärker optimieren. Du musst niemanden bitten, die Parts immer und immer wieder zu spielen, um den richtigen Klang zu finden und hast alle Zeit der Welt für jedwede Experimente. Den Gitarrenverstärker nimmst Du jetzt wieder, wie in Abbildung 1 festgehalten, über ein Mikrofon auf. Das Schöne an einem solchen Reamping ist, dass Du die bequemen Möglichkeiten der digitalen Welt des Editierens mit dem bombastischen Klang der realen Welt und Gitarrenverstärker kombinieren kannst.

Auch beim Aufstellen und Herumrücken der Mikrofone, den Experimenten mit unterschiedlichen Mikrofontypen und/oder Verstärker sowie Kombinationen dieser beiden wird dir kein gelangweilter Gitarrist böse Blicke mehr entgegensenden.


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Lesermeinungen (12)

zu 'Reamping Tutorial – Auf dem Weg zum perfekten Gitarrensound'

  • Stefan   03. Jun 2010   18:31 UhrAntworten

    Hallo Carlos,

    der Artikel richtet sich offensichtlich an Leser, für die das Reamping Neuland ist. Aber ein paar Dinge stimmen hier nicht so ganz, und ich meine, gerade auf diese Leser können diese Dinge etwas verwirrend wirken. Ich zitiere mal:

    "Wer auch immer einen guten Gitarrenklang in seinem Homerecording-Tonstudio machen möchte und vielleicht nicht die tausende Euro Musik Equipment (oder den Raum oder das entsprechende Knowhow) zur Verfügung hat, der wir um ein Reamping seiner Gitarre kaum herumkommen."

    Das Thema "Reamping" ist zwar in Mode, aber die Aussage, man komme um diese Technik nun gar nicht mehr herum, ist doch deutlich übertrieben. Es ist eine Methode unter vielen, die man ausprobieren kann, um den gewünschten Sound zu erzielen, nicht mehr und nicht weniger. Aber es ist sicher nicht der heilige Gral - und recht aufwendig ist es meist auch.

    "Denn mithilfe von Reamp lässt sich ohne megateure Hardware und Kosten ein fantastischer, massgeschneiderter Gitarrenklang zaubern."

    Das leuchtet aus zwei Gründen nicht ganz ein: Erstens benötigt man letztlich auch für das Reamping Verstärker und Mikrofone entsprechender Güte. Aber diese fallen ja nicht vom Himmel, nur weil man Reamping anwendet. Auf den Kaufpreis des Verstärkers wirkt es sich ja nicht aus, ob ich ihn zur direkten Instrumentenverstärkung, zum Reamping oder nur als Sitzgelegenheit benutze. Ein möglicher finanzieller Vorteil tritt doch nur dann ein, wenn man Reamping z.B. mit geliehenen Verstärkern durchführt und sich deshalb den Erwerb spart. Oder dadurch, daß man mobiles Reamping betreibt und mit der fertig aufgenommenen DI-Spur dort hingeht (bzw. die Spur dort hinschickt), wo die teuren Verstärker stehen (die dann anderen gehören).

    Zweitens ist die pauschale Aussage, daß sich mittels Reamping nun gleich ein "fantastischer" Gitarrensound erzeugen lässt, natürlich ebenfalls übertrieben. Man würde ja auch nicht behaupten, daß man durch die traditionelle direkte Mikrofonabnahme eines Amps immer einen fantastischen Sound erhält (Gegenbeispiele gibt es genug). Also gilt das zwangläufig ebenso wenig für das Reamping. Es wird (zumindest im Homerecording-Bereich, der die Zielgruppe dieses Artikels bildet) auch genug Fälle geben, bei denen ein konfektionierter Sound aus dem Prozessor am Ende ein besseres Ergebnis liefert als eine Reamping-Orgie.

    "Eine besondere Art des Reamping ist es, die Gitarre einfach direkt in die DAW zu führen und dort mit entsprechenden Amp-Simulation-Plugins weiterzubearbeiten."

    Das ist aber doch keine "besondere Art des Reamping", sondern es ist gar kein Reamping mehr. Denn im Artikel selbst wird ja zu Anfang (zutreffend) erklärt, daß es sich um eine externe "Wiederverstärkung" eines bereits aufgenommen Signals handelt. Das wäre aber hier nicht der Fall.

    "Hierfür gibt es so genannte Reamp-Boxes."

    Klar, die gibt es. Aber wenn sich der Artikel doch schon explizit mit dem Thema beschäftigt, dann sollte man doch genauer darauf eingehen, worum es sich bei diesen Geräten eigentlich handelt (Stichworte: Impedanzanpassung, Pegelanpassung) und das nicht einfach nur in den Raum stellen. Zweitens sollte auch die durchaus gebräuchliche Methode, eine ganz einfache passive DI-Box umzudrehen und das Signal so von der DAW zum externen Verstärker zu führen, wenigstens erwähnt werden. Natürlich scheiden sich die Geister, ob diese Variante gut ist oder nicht (das tun sie allerdings bei praktisch jedem Thema auf dem Gebiet des Recording). Aber immerhin ist diese Methode deutlich preiswerter (Anschaffung einer Reamping-Box entfällt erst einmal) und für erste Experimente oft ausreichend.

    "Du kannst den Gitarrenklang aus dem Verstärker nur zum Monitoring nutzen (also einfach um zu hören, was Du gerade spielst) und auf eine Aufnahme mit dem Mikrofon verzichten. Meistens ist es jedoch besser, auch den originalen Verstärkerklang aufzunehmen, da deine Spielweise sich an diesen anpassen wird und dadurch eine ganz eigene Dynamik entsteht."

    Auch das leuchtet nicht ganz ein oder ist unklar formuliert: Es stimmt natürlich, daß eine Wechselwirkung zwischen Sound und Spielweise besteht und daß es deshalb besser ist, einen Verstärkerklang zu hören, während man spielt (d.h. für das Monitoring). Aber für diesen Zweck ist es unerheblich, ob man diesen Sound nun mit aufnimmt oder nicht. Außerdem muß dieser Sound nicht zwingend durch einen kompletten Gitarrenverstärker mit Endstufe, Lautsprecher (und Mikrofonierung) erzeugt werden, wie es der Artikel nahelegt. Für das reine (latenzfreie) Monitoring reicht oftmals auch ein digitales Modelling-Kästchen, das dem Instrumentalisten das richtige Spielgefühl gibt.

    Beste Grüße

  • suckspeed   04. Jun 2010   01:37 UhrAntworten

    Hallo zusammen,

    die Idee, zu diesem Thema mal einen Artikel zu bringen, finde ich prima. Allerdings muss ich mich meinem Vorredner zu großen Teieln anschließen. Weniger bei der Kritik zu den Punkten, wie wichtig Reamping ist oder wie aufwändig und am Ende lohnenswert es für den Einzelnen ist. Ich denke, dass jeder Interessierte es selbst mal ausprobieren kann oder sich im Vorfeld gleich dagegen entscheiden kann, wenn er meint, dass das nichts für ihn ist oder einfach vom Konzept her nicht machbar ist.

    Ich wollte auch noch die Sache mit der "umgedrehten" DI-Box betonen. Eine Reamping-Box kostet nämlich nochmal ordentlich Geld (die günstigste mir bekannte Lösung immerhin um die 80 EUR) und das muss nicht sein. Da sollte noch kurz beschrieben werden, dass man dazu in der Regel eine DI-Box braucht, die auch noch optional das Signal abschwächen kann. Sonst überfordert man nämlich oft den Gitarrenamp und bekommt extreme Nebengeräusche. Während eine spezielle Reamping-Box hier oft ein Poti zum stufenlosen Herunterregeln des Signals anbietet, ist man bei passiven DI-Boxen in der Regel festgelegt auf einfaches oder mehrfaches Abschwächen um 20 dB oder 30 dB. Ich habe jedoch selbst erlebt, dass schon knapp 20 dB Abschwächung zu viel waren, es ganz ohne Abschwächung gar nicht ging...

    Ganz wichtig ist noch Folgendes: die richtige Wahl der DI-Box bei der Aufnahme der Gitarre, sollte unbedingt beachtet werden. Hat man nämlich ein Instrument mit passiven Tonabnehmern (gilt für Gitarren sowie für Bässe), so sollte man entweder eine aktive DI-Box nehmen, oder zusehen, dass man vor der DI-Box noch irgend ein Gerät dazwischen schaltet, das das Signal niederohmig macht. Da kann man entweder ein nicht-aktiviertes Effektpedal oder den Verstärker selbst nehmen. Wenn der nämlich einen DI-Ausgang hat oder man mit dessen cleanen Kanal aufnehmen kann (es fehlt in dem Fall das vom Verstärker unter Umständen verzerrte Signal bei der Aufnahme), dann kann man so auch ein relativ neutrales Signal der Gitarre aufnehmen. Wenn man an ein Instrument mit passiven Tonabnehmern direkt eine passive DI-Box anschliesst, sorgt deren geringer Eingangswiderstand dafür, dass über den Stromkreis mit den Tonabnehmern richtig ordentlich Strom fliesst und dadurch die Tonabnehmer belastet werden. Das hört man dann deutlich an fehlenden Höhen und einem insgesamt schlapperen Signal und Sound. Also: passive Tonabnehmer brauchen eine aktive DI-Box oder etwas anderes Aktives vor der passiven DI-Box. Bei aktiven Instrumenten hat man die freie Wahl zwischen aktiver und passiver DI-Box. Hier sollte man aber möglichst eine passive nehmen, es sei denn, man möchte auf die Möglichkeit, mit einer ungekehrt angeschlossenen passiven DI-Box das tatsächliche Reamping durchzuführen, verzichten. Das wäre dann eben auch der Knackpunkt bei passiven Instrumenten: eigentlich bräuchte man eine aktive DI-Box und eine passive DI-Box oder eine Reamping-Box.

    Soweit alles klar? Wäre schön gewesen, wenn das im Artikel so herausgearbeitet worden wäre, denn für Anfänger ist das Thema nach Lesen des Artikels noch immer nicht umsetzbar aus meiner Sicht. Vielleicht kommt ja nochmal eine etwas ausführlichere Reihe zu dem Thema? Wäre toll.

    Ansonsten: weiter so und danke für Euer Engagement. :-)

    Grüße

    suckspeed

  • suckspeed   04. Jun 2010   01:42 UhrAntworten

    Hi Carlos,

    ich nochmal... Mir ist aufgefallen, dass in dem Kasten zum Thema DI-Boxen das Gerät von Palmer nicht geeignet ist. Die PDI-09 ist ein Speaker-Simulator, der das Signal nicht unverfälscht herausgibt. Geeignet wäre die Palmer PAN01 (passiv) oder PAN02 (aktiv), wenn wir mal in dem unteren Preissegment bleiben wollen. Es gibt natürlich auch noch die teureren Palmer-DI-Boxen. Da muss jeder selbst schauen, was er haben will. Die PDI-09 taugt jedenfalls fürs Reamping gar nicht (und als Speaker-Simulator gefällt sie mir auch nicht so recht...).

    Grüße

    suckspeed

  • Carlos (delamar)   05. Jun 2010   10:18 UhrAntworten

    Erst einmal vielen Dank für die langen Kommentare, da sind viele gute Anregungen für die anderen delamari mit dabei.

    @Stefan:
    "Nicht herumkommen" meint, dass die heutzutage verfügbaren Amp-Simulationsplugins zwar fantastisch klingen, aber noch nicht die 100% rohe Gewalt eines Verstärkers emulieren können. Und jetzt hat nicht jeder die Möglichkeit, seinen Verstärker mal eben 7-8 Stunden so richtig laut aufzuziehen - Nachbarn. Deswegen: Songs aufnehmen, und dann mit Reamping die 5 Minuten richtig laut vom Amp abnehmen.

    Im Übrigen halte ich die Verwendung von Plugins sehr wohl für eine spezielle Form des Reamping. Ich nehme ein trockenes Signal auf und führe es dann einem Verstärker (oder einer Simulation) zum Aufnehmen zu. Was sollte das denn sonst sein? Wir können uns jetzt lange über die Begriffsdefinition streiten, ob eine Herausführen aus der DAW eine Notwendigkeit für Reamping ist oder es einfach als spezielle Form sehen oder es sein lassen :)

    Zum Monitoring mit einem echten Sound: Es kann zur erheblichen Unterschieden in der Spielweise führen, welchen Klang man selbst hört. Das würde ich nicht unterschätzen. Nehmen wir doch mal für unser hypothetisches Konstrukt einfach mal einen leicht angezerrten Klang vs. das volle Braten mit extremer Verzerrung.

    @suckspeed
    Ganz wie auch schon suckspeed vorschlägt, sollte einfach jeder Einzelne mal den Schritt wagen, ein Reamping zu vollführen und damit zu arbeiten. Dem einen wird es gefallen, dem anderen nicht.

    Im Übrigen gibt es viele Toningenieure, die inzwischen wieder weg von der Arbeitsweise, alles zu einem späteren Zeitpunkt editieren zu wollen, weggehen. Entscheidungen treffen ist hier das Losungswort.

    Danke auch für die weiteren Ergänzungen, aber wir hätten auch zusätzlich darüber sprechen können, wie wichtig es sein kann, das Signal noch mehrmals zu splitten und mehrere Verstärker mit unterschiedlichen oder gleichen Mikrofonen aufzuzeichnen, um daraus dann einen einzigen Klang zu formen.

    Aber das hätte diejenigen wohl nur verwirrt, die jetzt erst mit dem Thema in Berührung kommen.

    Danke :)

  • Stefan   07. Jun 2010   13:38 UhrAntworten

    [Zitat Carlos] "Im Übrigen halte ich die Verwendung von Plugins sehr wohl für eine spezielle Form des Reamping. Ich nehme ein trockenes Signal auf und führe es dann einem Verstärker (oder einer Simulation) zum Aufnehmen zu. Was sollte das denn sonst sein? Wir können uns jetzt lange über die Begriffsdefinition streiten, ob eine Herausführen aus der DAW eine Notwendigkeit für Reamping ist oder es einfach als spezielle Form sehen oder es sein lassen :)" [Ende Zitat Carlos]

    Wir müssen uns da nicht lange streiten. Es ist durchaus nicht meine Erfindung, sondern gängige Definition, daß zum "Reamping" das Herausführen des bereits aufgezeichneten Signals an ein externes Gerät gehört. Ich zitiere nur sehr ungern Wikipedia, aber der Eintrag "Re-amp" in der englischen Wikipedia (http://en.wikipedia.org/wiki/Re-amp) ist da ganz eindeutig. Was Du dagegen meinst, ist ganz allgemein die nachträgliche Erzeugung eines Verstärkersounds (auf beliebige Weise). "Reamping" umfasst üblicherweise aber immer auch das erneute Aufnehmen des Signals (es handelt sich eben um eine Form des "re-recording"), was bei einer reinen Bearbeitung innerhalb der DAW nicht zutrifft.

    [Zitat Carlos] "Zum Monitoring mit einem echten Sound: Es kann zur erheblichen Unterschieden in der Spielweise führen, welchen Klang man selbst hört. Das würde ich nicht unterschätzen." [Ende Zitat Carlos]

    Eben diesen Sachverhalt habe ich doch in meinem Kommentar ausdrücklich bestätigt. Der Punkt ist vielmehr, daß eine *Aufzeichung* dieses Monitoring-Signals (siehe Artikel) nicht zwingend nötig ist. Es reicht, daß der Instrumentalist das Signal nur *hören* kann.

    Beste Grüße

    • Wvlf   19. Aug 2011   23:25 UhrAntworten

      Es ist zwar wirklich nicht nötig, das Monitoring-Signal aufzunehmen, aber meist hält man sich durch das Recorden des direkten Gitarrensignals nur die Option zum Re-Ampen offen. Wenn der Sound passt, kann man ja gleich die mitaufgenommene Spur behalten.

      Außerdem sollte man den Sound mit dem aufgenommen wurde in irgend einer Weise dokumentierten, da man beim Re-Amping den neuen Sound nicht völlig frei wählen kann. Klar, die "Technologie" würd's zu lassen, aber das wird nicht immer zum gewünschten Ergebnis führen. Die Spielweise bei einer clean gespielten Gitarre über einen 1x12" Combo ist von der bei einer heftig verzerrten Gitarre über einen Full-Stack derart unterschiedlich (Dämpftechnik, Anschlag, Phrasierung, ...), sodass das in der einen Spielweise aufgenommene, trockene Signal nicht zum Re-Amping mit dem jeweils anderen Sound nicht verwendet werden kann. Es klänge schlicht weg besch...eiden. Einen ähnlichen Hinweis gab's bei den 11 Tipps für's Aufnehmen von Synths/Keys über nachträgliche Klangmodifikationen. Um zum Punkt zu kommen: Es macht Sinn den Monitoring-Sound in geeigneter Form zu dokumentieren, um ihn als Referenz für's Re-Amping heranzuziehen. Das Aufnehmen des Monitoring-Signals wäre eine solche geeignete Form, in meinen Augen.

  • Pfitz   07. Jun 2010   17:41 UhrAntworten

    "Die Gitarre wird mit der DI-Box verbunden, die das Signal teilt und an zwei Ausgängen ausgibt. Das erste Signal wird mithilfe von Ling/Through an den Gitarrenverstärker geführt, das zweite Signal wird mit Mikrofonpegel direkt zur DAW (bzw. dem Audio Interface oder dem Vorverstärker) geführt und dort aufgenommen."

    Wie hoch wird denn das Signal von der DI-Box in der DAW ausgesteuert? Wird mit dem Vorverstärker das Ganze auf, sagen wir mal, -6db gezogen oder wird es so wie aus der DI kommend unverstärkt aufgenommen? Wie verhalten sich diese Laustärken dann in der Reamping-Box? Ich blick da nicht ganz durch...

    Danke dür hilfreiche Antworten!!

  • suckspeed   07. Jun 2010   21:15 UhrAntworten

    Hi Pfitz,

    das Signal aus der DI-Box hat ja den Pegel und die Impedanz eines Mikrofons und deshalb wird es an den Mikrofoneingang angeschlossen. Dort pegelst Du es ganz wie üblich ein: nicht zu knapp und nicht zu aggressiv, sodass digitales Clipping vermieden wird und gleichzeitig das Hintergrundrauschen nicht in den Vordergrund tritt. Wenn Du sonst bis -12 dB aussteuerst, so passt das hierfür auch. Die Lautstärke, mit der Du das Signal aus der DAW wieder zum Gitarrenverstärker schickst, musst Du eh pegelmäßig anpassen, indem Du den Kanalzug (bzw. Volumes des Tracks und der Summe) anpasst. Da gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen, auf die ich hier nicht im Detail eingehen will. Das würde recht wortreich werden. Ich würde für erste Versuche nach Gehör den Pegel einstellen. Wenn es ein Zerrsound sein soll, kann man meiner Meinung nach ganz gut hören, wann der ungefähr gleiche Zerrgrad zu hören ist wie beim Einspielen direkt über die Gitarre.
    Mit einer ausgewiesenen Reamping-Box (z.B. DACCAPO von Palmer) hast Du noch einen weiteren Regler, mit dem Du das Signal anpassen kannst. Falls Du eine passive DI-Box hast, probiere es einfach mal aus. Ich habe im Moment noch ein paar Nebengeräusche, die nicht dahin gehören. In den letzten Tagen habe ich auch einige neue Informationen zu dem Thema gefunden. Unter anderem zwei Bauanleitungen für Reamping-Boxen. Von den Kosten her liegt man mit denen bei unter 30 EUR würde ich sagen. So ein Teil werde ich mir wahrscheinlich mal basteln (ist sehr einfach aufgebaut) und ausprobieren. Vorher werde ich aber noch einen kleinen anderen Trick ausprobieren, um die Impedanz und den Pegel hinter der "umgedrehten" passiven DI-Box besser anpassen zu können. Ich kann dann nochmal berichten. ;-)

    Grüße

    suckspeed

  • suckspeed   13. Jul 2010   18:14 UhrAntworten

    Hallo Carlos,

    ich nochmal zum Thema... Also ich hatte meine ersten Reamping-Versuche ja mit einer passiven DI-Box gemacht, die ich "umgedreht" angeschlossen habe (wie an anderer Stelle beschrieben). Die Aufnahme der trockenen Gitarre hatte ich über eine aktive DI-Box (wegen passiver Tonabnehmer) und dann über den Mikrofon-Anschluss meiner Soundkarte gemacht (Terratec DMX6fire 24/96). Wenn ich das aufgenommene Signal dann über die umgedrehte passive DI-Box an den Gitarrenamp anschloss mit einem Pegel, der dem der Gitarre entsprach (Zerrkanal), so war ein wahnsinnig lautes Rauschen im Spiel. Ich vermutete, dass es an der umgedrehten DI-Box liegen würde und besorgte mir also eine spezielle Reamping-Box (Palmer DACCAPO) in der Annahme und Hoffnung, dass diese die Signalanpassung viel besser machen würde und damit auch das Rauschen minimal sein würde. Ist leider nicht der Fall.
    Ich kann bei der aufgenommenen Spur allerdings mit Low-Pass-Plugin oder solchen Tricks das Rauschen eingrenzen, aber damit geht auch ein Teil Lebendigkeit und Frische des Tons flöten. :-(
    Ich habe zum Testen auch direkt mal die aktive DI-Box mit der Reamping-Box verbunden und so ohne Aufnahme und Wiedergabe am PC diese Geräte getestet. Da war es ok vom Nebengeräuschverhalten. Interessanterweise störte sich die Reampingbox auch nicht daran, dass das Signal Mikrofonlevel hat bei dem Setup.
    Es sei noch erwähnt, dass meine Soundkarte einen unsymmetrischen Mikro-Eingang hat und unsymmetrische Line-EIngänge. Würde evtl. ein hochwertiger extrem rauscharmer Mikro-Preamp helfen? Was würde da denn in Frage kommen (nicht teurer als ca. 100 EUR)? Und: würde das wirklich die Lösung sein?
    Meine aktive DI-Box für die Aufnahme der trockenen Gitarre hat übrigens einen Eingangswiderstand von 1 MOhm. Das sollte doch optimal sein für eine passive Gitarre.
    Oder sollte ich ein anderes Audio-Interface nehmen, welches symmetrische Anschlüsse hat? Ich bin etwas ratlos, bin mir aber sicher, dass das Problem bei der Aufnahme liegt. Bei der Aufnahme selbst hört man natürlich kein Rauschen. Das Rauschen bei der Aufnahme hat ca. -75 bis -80 dB RMS (average). Das ist doch gar nicht so schlecht finde ich eigentlich. Durch die spätere Verzerrung im Gitarrenpreamp (Engl 530) wird natürlich jedes Rauschen gnadenlos verstärkt...
    Für Hinweise, die zur Eliminierung des Rauschens führen, wäre ich sehr dankbar.

    Danke & Grüße

    suckspeed

  • andeas muller   16. Sep 2010   04:06 UhrAntworten

    Ich finde diese ganze Diskussion um den doch sehr guten Testbericht unnötig, hat sich doch jemand echt Mühe gegeben, und was macht man daraus: man streitet um allherhand hier.

    Wirklich schade, anstatt es einfach selbst auszuprobieren.

  • suckspeed   16. Sep 2010   09:43 UhrAntworten

    Hi Andreas,

    so einfach solltest Du es Dir mit Deinem Kommentar aber auch nicht machen. Sicher wird bei den obigen Kommentaren teilweise über Kleinigkeiten diskutiert, die nicht eindeutig richtig oder falsch bewertet werden müssen. Viele andere Fragen und Kommentare beziehen sich aber gerade auf offene Punkte, die einem das "Selbst-Ausprobieren" unnötig schwer machen oder Probleme bereiten.
    Ich habe z.B. wirklich selbst ausprobiert anhand von allen möglichen Informationen, die ich im Netz finden konnte und hatte enorme Probleme mit Nebengeräuschen und Pegeln.
    So etwas sollte man dann hier ruhig ur Sprache bringen, damit andere, die es ebenfalls ausprobieren, sehen, dass sie nicht allein dieses Problem haben.
    Mittlerweile habe ich ja glücklicherweise einen Weg gefunden, wie es auch bei stark verzerrtem Gitarrensound ohne störende Nebengeräusche klappt. Aber das hat einige Zeit und Mühe gebraucht.
    Am Ende kam ich darauf, dass ich ein Noise-Reduction-Plugin auf die DI-Spur der Gitarre legen muss, bevor diese wieder in den Amp eingespeist wird. Bei Reaper gibt es zum Beispiel das Plugin ReaFIR (http://www.cockos.com/wiki/index.php/ReaFIR#Subtract) mit dem das perfekt klappt. Man kann alle möglichen Reaper-Plugins auch als Paket gratis runterladen und in anderen DAWs benutzen.

    Viele Grüße

    suckspeed

  • Michael   09. Jul 2012   15:00 UhrAntworten

    erstmal möchte ich folgendes klarstellen: carlos und team ihr seid die besten und ich möchte mich bei euch für alle tutorials tipps und podcasts bedanken. das was ich jetzt schreibe soll kein gehate sein. wollte nur daran erinnern, dass der sound eines gitarristen zu einem Großteil aus seinen Fingern und sämtlichen Komponenten seiner Technik der linken und rechten Hand kommt. Außerdem finde ich den Untertitel "Auf dem Weg zum perfekten Gitarrensound"
    nicht sonderlich passend gewählt, da es den perfekten Gitarrensound nicht gibt und - gott sei dank- wohl auch nie geben wird ;)
    anyway: macht so weiter. meinen vollen Respekt für eure Arbeit. l.g. Michael

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