Yamaha MOXF6 Testbericht
Synthesizer Workstation

Yamaha MOXF6 Testbericht

Was ist es?

Die Synthesizer Workstation Yamaha MOXF6 mit 61 halbgewichteten Tasten beinhaltet Klänge des MOTIF XF, etwa Flügel und Klaviere, Streicher, Blasinstrumente und Schlagzeug. Das Gerät erklingt in 128-facher Polyphonie und bietet 1.152 Presets + 72 Drum Kits, 256 komplette Performances (inkl. Layer, Splits, Arpeggios und Sequenzen) und 7.981 Arpeggiator-Sequenzen. Spieltechniken wie Legato und Triller können realisiert werden, zudem stehen diverse Effekte bereit, für die es jeweils zahlreiche Presets gibt.

Ein USB MIDI & Audio Interface ist integriert. Für MIDI gibt es alternativ die drei klassischen 5-Pol-Buchsen In, Out & Thru. Für Audio finden sich zwei regelbare Mic/Line-Eingänge (6,3 mm Mono L/R) und zwei Line-Ausgänge desselben Formats, dazu ein Kopfhörerausgang mit 6,3 mm Stereoklinke. Drei Anschlüsse für Fußschalter, Sustain-Pedal und Fuß-Controller sind ebenfalls an Bord.

Es gibt einen Modus zur DAW-Steuerung (insbesondere Cubase) bzw. zur Kontrolle virtueller Instrumente und Effekte über die Bedienelemente des MOXF6.

Meinen Test absolvierte ich mit der zum Testzeitpunkt aktuellen Firmware 1.03.


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Yamaha MOXF6 Testbericht

Erster Eindruck, Verarbeitung und Tastatur

Für den MOXF6 gibt es sehr ausführliche, gut geschriebene und reich bebilderte Handbücher, wobei die Hauptanleitung in gedruckter Form mitgeliefert wird. Daneben finden sich PDF-Referenzdokumente, die tiefer in bestimmte Teilbereiche von Klangerzeugung, Performance-Optionen & Co. vordringen.

Mit gut sieben Kilogramm ist der MOXF6 überraschend leicht. Ein Segen, wenn Du planst, das Instrument an oft wechselnden Orten einzusetzen. Das Gehäuse aus Kunststoff macht einen stabilen, sauber verarbeiteten Eindruck und die weinroten Seitenteile setzen einen netten Akzent. Die Klinkenbuchsen sind zwar nicht durch eine Manschette stabilisiert, die umgebenden Metallplatten sind dafür aber mit der Gehäuserückwand verschraubt.

Die Potis (mit Ausnahme des Lautstärkereglers für die Zuspielerbuchsen) weisen gerasterte Einstellpositionen auf, was für exakte Parametereinstellungen förderlich ist. Sie sind normal dimensioniert und die Kappen sind geriffelt, so dass sie sich gut greifen lassen. Alle Tasten haben einen kompromisslos klaren Druckpunkt und hinterlassen einen langlebigen Eindruck. Auch die beiden Fader verrichten ihren Dienst, ohne zu schleifen und ohne dass die Kappen wackeln. Schließlich lässt sich das Datenrad (oft »Jog Wheel« genannt) schnell und recht präzise bedienen.

Die halbgewichtete Tastatur gefällt mir sehr gut. Ich spiele gerne darauf und in diesem Preisbereich gibt es wohl nur wenige Klaviaturen, die näher an das Spielgefühl einer Hammermechanik herankommen. Sie klappert nicht und der Tastenwiderstand ist moderat bemessen. Wer es noch edler haben will, greift zum MOXF8, der über einen graduell ansteigenden Widerstand in Richtung der tieferen Oktaven bietet.

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Display und Menüführung

Das in seiner Helligkeit regulierbare, leicht angewinkelte Display ist für meinen Geschmack gerade hoch genug aufgelöst, um alle Informationen gut lesbar darzustellen. Lediglich einige der kleinsten Schriftarten (etwa für die Arpeggiator-Geschwindigkeit oder die Oktavlage) sind etwas pixelig geraten. Die Blickwinkelstabilität überzeugt.

Das Menü ist hierarchisch organisiert, so dass Du mit der Exit-Taste stets zurück zur übergeordneten Ebene gelangst. Mithilfe der zwölf direkt darunter befindlichen Tasten steuerst Du die verschiedenen Kontrollbereiche und ihre Untersektionen an. Alles in allem geht die Bedienung mit dem Datenrad, den vier Pfeiltasten, Enter, Exit und Shift nach kurzer Gewöhnung gut von der Hand.

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Struktur der Klangerzeugung

Auf der obersten Ebene der Klangstruktur wählst Du zunächst aus drei Modi mit jeweils eigenen Preset-Bänken aus:

  • Voice: Erstellung, Bearbeitung und Spiel einzelner Klänge
  • Perform: Layering & Splitting mehrerer Klänge
  • Master: Zusammenführung von Einstellungen aller Modi (darunter auch die Song- und Pattern-Modi, siehe unten)

Gut, dass es in allen Modi Kategorien für die verschiedensten musikalischen Genres Presets mit Splits/Layern gibt. Dazu gesellen sich noch Unterkategorien (bei den Synthies etwa »Analog«, »Digital«, »Hook« etc.). Kleine Icons wie das unten abgebildete Piano lassen dich noch schneller erfassen, um welche Kategorie es sich handelt. Zudem lassen sich in der Presets als Favoriten markieren:

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Die nächste Hauptebene umfasst die Modi Song, Pattern und Mixing, in der Du 1.) Songs aus 2.) Patterns erstellen und 3.) ein Mixer geboten wird, um die max. 16 Parts (Einzelbestandteile der multitimbralen Klangerzeugung) abzumischen, jeweils mit Lautstärke und Panning.


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Klangerzeugung und -bearbeitung

Kommen wir zum Sounddesign für einzelne Voices. Eine Voice ist in bis zu acht sog. »Elemente« unterteilt – die kleinsten Bausteine der Klangerzeugung im MOXF6. Hierfür stehen 3.977 Wellenformen zur Verfügung – anders als bei einem reinen Synthie bedeutet »Wellenform« hier nicht, dass Grundbausteine wie Sinus, Sägezahn oder sonstige Schwingungsformen, sondern Instrumentenklänge aller Art.

Die Zahl von knapp 4.000 lässt aufhorchen, was sich allerdings durch die Ähnlichkeit vieler Sounds relativiert. Umgekehrt ist aber auch lobenswert, dass Du in den Unterkategorien der Wellenformen extrem viele Nuancen verwandter Grundinstrumentenklänge vorfindest.

Weiter geht es mit den Einstellungen für die Tonhöhe eines Elements – besonders interessant erscheint mir hier die Option »Random«, wobei jeder Tastenanschlag mit einer zufällig gewählten Abweichung von der Standardtonhöhe erklingt – die Stärke ist wie auch bei vielen anderen Parametern von 0 bis 127 verstellbar. Von leichten, Analogsynthie-typischen Tonhöheninstabilitäten bis hin zu chaotisch-dissonanten Akkorden ist alles drin, herrlich.

Es gibt 18 Filtermodi: Tief, Band- und Hochpass (auch Kombinationen) mit verschiedenen Flankensteilheiten. Dazu werden Goodies wie Cutoff-Modulation via Anschlaghärte (mit verstellbarer Kurve) oder LFO, Key-Follow und mehr geliefert. Ausgezeichnet.

Ab und an habe ich es als Einschränkung empfunden, dass es nur einen LFO pro Element gibt. Zudem hätte ich noch einige weitere LFO-Wellenformen (vorhanden sind Sägezahn, Dreieck und Rechteck) und Einstellmöglichkeiten für die Polarität gerne gesehen.

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Die Anzahl der Effekte ist überaus stattlich:

  • 3 × Reverb
  • 8 × Hall
  • 5 × Chorus
  • 4 × Flanger
  • 4 × Phaser
  • 3 × »T&R« (Auto-Pan, Tremolo und Rotationslautsprecher)
  • 4 × Distortion (darunter zwei Nachbildungen von Gitarrenverstärkern)
  • 3 × Kompressor
  • 3 × Wah-Wah
  • 3 × Lo-Fi
  • 7 × »TEC« (Ringmodulation, Stottereffekte etc.)
  • 7 × Diverses (vermischte Effekte aller Art)

Alle Effekte kommen mit Presets daher und bieten bis zu vier regelbaren Parametern. Die Qualität ist gut und die Einsatzmöglichkeiten sind sehr weitreichend, so gefällt mir das.

 

Drehregler

Yamaha MOXF6 TestberichtDie acht Potis mit der Bedienmatrix aus jeweils drei Zeilen ermöglichen die Steuerung einiger der wichtigsten Parameter wie Filter, Hüllkurve, Lautstärke, Panning, EQ, Chorus und Reverb. Andere lassen sich hingegen nur über das Display mithilfe von Datenrad, Pfeiltasten etc. justieren. Die Auswahl der per Poti steuerbaren Parameter ist sinnvoll gewählt – Filter-Cutoff durfte nicht fehlen, daneben gibt es etwa noch den EQ, die Effektstärken von Chorus & Reverb sowie vier Stellschrauben für den Arpeggiator. Passt.

Beim Schrauben an den Potis fiel mir auf, dass die Umsetzung der Reglerpositionen in zeitlich etwas grob abgestuften Intervallen geschieht. Das führt dazu, dass bereits Poti-Drehungen in moderater Geschwindigkeit zu einem abgehackten, Sequenzer-artigen Sound führen:

Arpeggiator, Patterns und Songs

Sechs Slots für Arpeggien stehen bereit; einen davon kannst Du jederzeit zuschalten. Es gibt sage und schreibe 7.981 Arpeggien, klassifiziert nach allen denkbaren Genres. Im Kontrast zu einem »eigentlichen« Synthesizer schimmert auch hier die Workstation-Natur stark durch, denn es gibt leider keine Möglichkeit, ein Arpeggio von Grund auf selbst zu basteln (Steps setzen, Spielrichtung ändern etc.). Stattdessen blätterst Du durch den riesigen Katalog der Arpeggien und nimmst dann Modifikationen vor (Swing, Oktavreichweite etc. anpassen). Dank der guten Kategorisierung, die mir schon bei den Haupt-Presets für die Klänge so gut gefallen hat, vermisse ich das jedoch nicht wirklich und blättere munter weiter, bis ich etwas Passendes gefunden habe.

Entsprechend den 16 Parts im Mixer gibt es 16 Spuren, auf denen Du MIDI-Noten aufnehmen oder per Step Recording sequenzieren kannst. Die so entstandenen Patterns lassen sich zu ganzen Songs zusammenbasteln. Die Möglichkeiten sind umfangreich, wobei Übersichtlichkeit und Bedienkomfort hinreichend gegeben sind, soweit es abseits meiner gewohnten DAW eben möglich ist.

 

DAW-Einbindung & Editor

Mithilfe des von Yamaha zur Verfügung gestellten Remote Editor kannst Du die Potis des MOXF6 zum Ansteuern beliebiger MIDI-Parameter virtueller Instrumente und Effekte nutzen. Im »CC«-Modus funktioniert das mit jeder DAW, während »Remote« exklusiv für Cubase konzipiert ist. In letzterem Fall stehen noch zwölf Buttons und das Datenrad zur Steuerung zur Verfügung.

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In Steinbergs DAW kannst Du zusätzlich über die unter dem Display sitzenden zwölf Knöpfe diverse Funktionen aufrufen – neue Instrumentenspuren hinzufügen, VSTi-Fenster öffnen etc.; sechs der zwölf Buttons lassen sich frei belegen, wobei so ziemlich jedes Feature, jeder Bearbeitungsschritt und jedes Menü zugänglich sind. Dankenswerterweise werden die von dir eingestellten Zuweisungen für die sechs Buttons auch im Display des MOXF6 angezeigt! Außerdem dient das Datenrad als »AI Knob« – der Parameter, den Du gerade mit der Maus berührst, wird dadurch verstellt. Alles in allem eine sehr umfangreiche Cubase-Integration, Hut ab.

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Schließlich hätten wir da noch den Editor zur Ansteuerung nahezu aller Parameter des MOXF6, bei dem Du auch die Synchronisationsrichtung (vom Computer zum MOXF6 oder umgekehrt) festlegen kannst. Naturgemäß gehen hier viele Dinge schneller und einfacher von der Hand als bei der Steuerung über die Hardware – ein großer Gewinn. Allerdings hätte die graphische Oberfläche besser lesbar (z.B. durch größere Schrift und Bedienelemente) und vor allem übersichtlicher ausfallen können, auch wenn sie einen gewissen minimalistischen Charme hat.

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Klangbeispiele im Yamaha MOXF6 Testbericht

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Fazit zum Yamaha MOXF6 Test

Der Yamaha MOXF6 bietet eine richtig gute Tastatur, bei denen nur die Anspruchsvollsten Luft nach oben spüren werden – und die können zum 8er-Modell mit den vollen 88 Tasten greifen, deren tiefe Oktaven einen allmählich schwereren Anschlag aufweisen. Das Gerät ist mit seinen rund 7 Kilogramm erstaunlich leicht, gleichzeitig ist die Verarbeitung gut gelungen.

Die Sounds sind äußerst vielfältig – eine stattliche Zahl von Grundklängen aller Art steht als Wellenformen bereit (zudem stehen bereits weitere als Bonus-Download bereit), woraufhin Du eine Stimme aus bis zu acht Einzelteilen zusammensetzen kannst. Und die sind ziemlich weitreichend konfigurierbar. Auch die Effekte sind sehr zahlreich vorhanden, allesamt klanglich gut bis sehr gut und mit unzähligen Presets versehen. Auch für den Arpeggiator gibt es sehr viele Voreinstellungen für diverse Genres.

Mit dem Remote-Editor lassen sich die Drehregler zur Ansteuerung beliebiger Plugins nutzen, die Konfiguration gelingt einfach und schnell; Cubase-Nutzer kommen in den Genuss, noch weitere Bedienelemente (14 Tasten und das Datenrad) nutzen zu können, sechs Knöpfe sind dann frei belegbar mit so ziemlich allem, was an Funktionen in Cubase zur Verfügung steht. Der große Editor dient wiederum zur Fernsteuerung des MOXF6, wobei praktisch alle Funktionen über das Software-Interface kontrolliert werden können.

Zu den wenigen Schattenseiten, die ich entdeckt habe, zählt der Umstand, dass die Umsetzung der Poti-Drehungen ungewöhnlich grob aufgelöst wird, was sich besonders beim Filter-Cutoff bemerkbar macht. Im Szenario einer Live-Performances würden die Drehregler damit für mich völlig ausfallen. Ein weiterer, in meinen Augen nennenswerter Kritikpunkt ist das GUI-Design des Editors. Hier könnte man noch so viel herausholen, um die Bedienung übersichtlicher und ergonomischer zu gestalten.

Alles in allem ein preislich angemessenes Komplettpaket mit vielen guten Sounds und feiner Tastatur. So ergattert das Instrument im Yamaha MOXF6 Testbericht auf delamar sehr gute viereinhalb von fünf Punkten. Well done.

Yamaha MOXF6 Features

  • Synthesizer Workstation
  • 61 halbgewichtete Tasten
  • 128-fach polyphon
  • 1.152 Presets + 72 Drum Kits
  • 54 Effekte
  • USB MIDI & Audio Interface integriert
  • Anschlüsse für Fußschalter, Fuß-Controller und Sustain-Pedal
  • MIDI In, Out & Thru (DIN 5-polig)
  • 2 Mic/Line-Eingänge (6,3 mm Mono L/R)
  • 2 Line-Ausgänge (6,3 mm Mono L/R)
  • Kopfhörerausgang (6,3 mm Stereo)
  • USB-Port für Datenaustausch
  • DAW- und Plugin-Kontrolle möglich
  • Remote-Editor & Editor
  • Cubase AI 7 mitgeliefert
  • Maße: 1.030 × 125 × 358 mm
  • Gewicht: 7,1 kg
Hersteller:   
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Yamaha MOXF6 Test

Lesermeinungen (2)

zu 'Yamaha MOXF6 Testbericht: Synthesizer Workstation'

  • Carsten   07. Feb 2014   17:18 UhrAntworten

    Hallo,
    mich würde wundern, wenn man keine eigenen Arpeggios mehr anlegen könnte. Dies ist beim MOX, dem Vorgängermodell zumindest möglich - wenn auch nicht gleich selbsterklärend, Handbuchstudium und Motifator-Forum helfen da weiter :-)

  • Fnord   11. Jan 2016   03:10 UhrAntworten

    Bei den Effekten gibt es nicht nur 4 sondern bis zu 16 einstellbare Parameter pro Effekt und jeder von denen kann vom Common LFO und durch Controller automatisiert werden.

    Und man kann natürlich eigene Arpeggios erstellen und in den 256 User Arps speichern. Das Verfahren ist zwar komplett anders als z.B. bei den Korgs, aber eigentlich genau gleich wie bei allen Motifs vorher auch über den Sequencer und die Funktion TrackToArp. Steht aber auch im Manual ;) War das euer erster Yamaha Synth den ihr getestet habt?

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