Yamaha CP40 STAGE Testbericht
Stage Piano für Fortgeschrittene

Yamaha CP40 STAGE Testbericht

Was ist es?

Das Yamaha CP40 STAGE ist ein Stage Piano mit 88 Tasten, es stellt eine günstigere Variante des CP4 STAGE dar. Vor zwei Jahren führte das Unternehmen mit dem großen CP1 die neue SCM-Technologie (»Spectral Component Modeling«) ein, die zur Klangerzeugung zwei Komponenten in einem bestimmten Verhältnis mischt – den harmonischen Obertonbereich und den geräuschhaften Anteil (Hammergeräusche etc.) eines Sounds. Abgesehen von den Sounds des Grand Piano, der Synthesizer und der Drums wurde auf Samples verzichtet, stattdessen nutzt auch das 40er-Modell die SCM-Technologie, namentlich für die DX-Pianos sowie die Rhodes-und Wurlitzer-Klänge.

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Alle grundlegenden Spezifikationen und Ausstattungsmerkmale sind in unserem Infokasten auf der rechten Seite zu finden. Das Stage Piano ist zum Straßenpreis von 1.499,- Euro (inkl. MwSt.) im Fachhandel erhältlich.


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Die Hardware

Wer regelmäßig spielt, stellt ganz bestimmte Anforderungen an ein Stage Piano. Zunächst sollte das Gewicht relativ niedrig sein, da das Instrument regelmäßig auf die Bühne getragen und wieder abtransportiert werden muss. Mit 16,3 Kilogramm kann man anerkennend nicken und sich freuen, dass Yamaha es geschafft hat, ein solch leichtes Instrument zu konstruieren. Selbst das CP50 wiegt 20,9 kg, das CP4 17,4 kg. Nur die Firma Clavia kann auf dieser Ebene mit ihren Produkten mithalten.

Mein zweiter Anspruch richtet sich an die Tastatur. Selbst ohne eine Klang angespielt zu haben, greife ich in die Tastatur, um das haptische Spielgefühl zu überprüfen. Die des CP40 STAGE ist etwas schwergängiger als gewohnt, zudem gehen sie etwas tiefer. Die Tastatur rückt einen weiteren Schritt näher an eine echte Flügeltastatur heran.

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Der Proband im Yamaha CP40 STAGE Testbericht

Aus meiner Erfahrung mit den Tasteninstrumenten von Yamaha zählen deren Tastaturen seit jeher zur Spitzenklasse. Auch hier klappert nichts und alles scheint hervorragend verbaut zu sein. Bei der Produktion von »Mamma Mia« im Essener Colloseum Theater hatten wir einfache Stage Pianos von Yamaha. In den anderthalb Jahren und einem Spielbetrieb von ca. 5-6 Shows pro Woche musste nie eine Tastatur oder Taste repariert werden. Bei dem meisten anderen Herstellern war es erforderlich, Tastaturen bis zu zweimal pro Woche teilweise zu reparieren bzw. auszutauschen.

Das CP4 STAGE besitzt eine Holztastatur, das CP40 nicht – unter anderem ein Grund, dass Letzteres erschwinglicher ist. Die Modulationsräder liegen für meinen Geschmack etwas weit weg, aber damit kann ich mich schon arrangieren.

Die obere Suitcase-Musterung des CP40 STAGE ist den alten ehrwürdigen Rhodes-Pianos entliehen und gefällt mir gut. Das Bedienfeld ist klar strukturiert und die Verarbeitung fühlt sich stabil an. Von den Anschlüssen her ist alles für den Mindestbedarf eines Profimusikers vorhanden: MIDI In/Out, USB to host und USB to device, ein Stereoausgang (2x 6,3 mm) und drei Anschlüsse für Fußpedale bzw. -Controller. So steht dem Anschluss eines Volumen- und/oder Switch-Pedals nichts im Wege. Ein Sustain-Pedal ist im Lieferumfang enthalten. Der AUX In (3,5 mm) erlaubt es, Musik von einer externen Quelle einzuspeisen.

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Die letzten beiden Anschlüsse des CP40 STAGE sind für meine Bedürfnisse jedoch nicht ganz so gut gelungen. Das externe Netzteil, das laut Handbuch im ausgeschalteten Modus Strom ziehen kann, empfinde ich als unzeitgemäß. Darüber hinaus kann es im Livebetrieb schon mal passieren, dass man ein Kabel oder Netzteil vergisst. Bei Geräten mit integriertem Netzteil und einer gewöhnlichen Kaltgerätebuchse lässt sich ein entsprechender Stecker fast immer schnell beschaffen, ein Netzteil hingegen kaum. Der Kopfhörerausgang wurde leider nicht an der Frontseite eingebaut.

Das Bedienfeld

Das Bedienpaneel ist einfach und funktional angelegt, schnell finde ich mich zurecht. Ganz links befindet sich der Volumenregler. Rechts daneben bietet Yamaha den Soundsplit- und Performancemodus an. Beim Drücken der Splittaste lässt sich der Splitpunkt sofort durch Antippen der gewünschten Tonhöhe auf der Tastatur einstellen. Einfacher geht es nicht.

Die beiden Schieberegler unter den Main- und Layer-Knöpfen dienen zur Justierung von Volumen, Systemchorus und Systemhall. Selbst im Splitmodus lassen sich die Anteile der genannten Effekte separat für jeden Layer einstellen. Eine sehr sinnvolle Qualität, die der Transparenz zugutekommt, wenn eigene Sound zusammengestellt werden.

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À propos: Das Programmieren von Klängen ist sehr einfach. Gleichzeitig die gewünschten Soundkategorien auf der rechten Seite drücken und schon zeigt das Display den Editiermodus. Die Cursortasten dienen nun zur Auswahl der jeweiligen Klänge.

Zudem finden wir ein Metronom, eine Aufnahme- und Wiedergabefunktion für das Ein- und Abspielen von Audiodateien auf USB-Speichermedien. Es ist sogar möglich, mit aktiviertem Metronom einzuspielen, ohne dass dessen Ticken auf der Aufnahme erscheint. Das ist äußerst praktisch, wenn ein Pianopart eingespielt werden soll, ohne dafür die DAW zu bemühen. Wer gerade unterwegs ist und kurzfristig einen Auftrag für das Spiel eines Pianoparts erhält, benötigt nur die Tempoangabe, um das Stück zu verwirklichen.

Der USB-Stick muss auch nicht formatiert werden – er wird einfach eingesteckt und kann direkt bespielt werden, auch wenn sich andere Dateien auf dem Stick befinden. Solche Kleinigkeiten schätze ich sehr. Leider wird hier nur das WAV-Format mit 16 Bit und 44,1 kHz unterstützt. 24 Bit und eine MP3-Option wären schön gewesen.

Unter dem Recorder befindet sich die Effektsektion, bestehend aus zwei editierbaren Systemeffekten, dem Chorus und einem Hall sowie einem Masterkompressor. Zwei weitere Effekte pro Part können zusätzlich editiert werden – das Arsenal fällt hier überraschend üppig aus, so finden sich Amp-Simulationen sowie mit Hall, Chorus, Flanger, Delay, Filter, Ringmodulation und Distortion sämtliche Standardeffekte.

Beim Zusammenlegen von Klängen ist mir aufgefallen, dass sich diese zunächst nicht so recht mischen wollen. Doch eignet sich die Effektsektion sehr gut, um daraus einen homogenen Klang zu erzeugen, der im Ergebnis viel Freude bereitet.

Die einzige Ungereimtheit ist meiner Ansicht nach die Intonation der SCM-Klänge im oberen Tastaturbereich (Diskant) – siehe Klangbeispiel auf der nächsten Seite. Beim Zusammenlegen der Klänge aus dem SCM- und PCM-Bereich ist der Verstimmungsgrad für mich gerade in den letzten oberen anderthalb Oktaven problematisch. Mein Eindruck ist, dass die Intonationen der SCM-Klänge noch nicht zu 100% justiert sind. Das ist sicherlich mit einem Softwareupdate zu beheben.

Daneben finden wir zwei Knöpfe zur Transposition. Effekte an- und abzuschalten und die Möglichkeit zum direkten Transponieren ist dem allgemeinen Livebetrieb entnommen. Gerade diese beiden Funktionen werden mit am häufigsten in Anspruch genommen.

Unter den Transpose-Buttons gelangt man in den Global- und den Editiermodus. Letzterer ist sehr übersichtlich gehalten, wobei der Masterkeyboard-Modus am größten ausfällt.

Yamaha CP40 STAGE Testbericht

Die rechte Hälfte des Stage Pianos ist den Menü-Controllern wie dem Jog-Wheel und den Cursortasten gewidmet. Zudem gibt es hier einen »Panel Lock«, der bewirkt, dass niemand am Keyboard etwas verstellen kann. Es folgen zwölf Soundkategorien. Sie erstrecken sich auf die üblichen Verdächtigen, die in den meisten Stage Pianos vorzufinden sind. Die Pads, Leads, Strings, Bässe, Gitarren, Bläser und Drumkits stammen aus der Motif-Serie von Yamaha.

Ganz rechts ist noch ein dreibandiger Master EQ zu finden, der schnelle Anpassungen an die momentane Auftrittssituation erlaubt.


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Die Klänge im Yamaha CP40 Testbericht

Der Pianosound klingt in den Bässen und vor allem den unteren Mitten sehr voll und satt. Der obere Tastaturbereich klingt in der letzten Oktave sehr realistisch, da hier die Mischung von Klang und Hammerklopfgeräusch sehr gelungen ist.

Spielt man einen Pianosound, fällt vor allem die stark weiterentwickelte Anschlagdynamik auf. Wo früher noch deutlich hörbare Unterschiede bzw. Dynamiksprünge hörbar waren, sind diese nun nicht mehr auszumachen. Was besonders viel Freude macht, sind die schnellen und perlenden Läufe des nachgebildeten MK 1 Rhodes.

Die per SCM emulierten Klänge wie das Rhodes und Wurlitzer erlangen ihre Annäherung zu den Originalen über die Effektsektion. Wer diese ohne Preamp und Effekte hörte, wäre auch etwas enttäuscht, dass nicht sofort die Sonne aufgeht.

Die Presets des CP40 STAGE wirken auf mich überladen. Als ich versucht habe, meine eigenen Vorstellungen umzusetzen, war ich hingegen wieder sehr zufrieden.

Grand Piano

Piano DX Deeper

Piano DX High Notes

Rhodes

Harpsichord

Heavy Kit

Basic Drum Kit

Dance Drums

 

Die Unterschiede zum CP4

Wer nun abwägen möchte, welches der beiden Modelle in Frage kommt, wird sich zwangsläufig für das Preis-Leistungs-Verhältnis interessieren. Die folgende Auflistung soll die wichtigsten Unterschiede beleuchten.

CP40 STAGE

  • Gewichtete Hammertastatur
  • 297 Klänge
  • Klinkenausgänge
  • Stromverbrauch: 8 Watt
  • Externes Netzteil
  • Gewicht: 16,3 kg
  • Preis: 1.499,- €

CP4 STAGE

  • Gewichtete Holzhammertastatur
  • 433 Klänge
  • Zusätzlich 2 XLR-Ausgänge
  • Stromverbrauch: 18 Watt
  • Internes Netzteil mit Kaltgerätebuchse
  • Gewicht: 17,5 kg
  • Preis: 1.999,- €
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Fazit zum Yamaha CP40 STAGE Test

Mit dem Yamaha CP40 steht ein Stage Piano zur Verfügung, das mit einer exzellenten Tastatur, geringem Gewicht und guter Verarbeitung aufwartet. Der Piano/Rhodes-Sound überzeugt so, dass man für den Gig im Club und Auftritte gewappnet ist, insbesondere wenn man an die Klänge selbst Hand anlegt und die Effekte editiert. 128 Speicherplätze sollten dafür genügen. Im Soundangebot findet sich das eine oder andere klangliche Highlight aus der Motif-Serie. Neben den Piano- und Rhodes-Emulationen gefiel mir der Cembaloklang gut, auch das analoge Basic Drum Kit. Da zudem einige Pads, Strings und Leads gut zu verwenden sind, steht einer schnellen Demoproduktion nichts im Wege.

Besonders hervorheben möchte ich auch das sehr erweiterte dynamische Spiel, bei dem praktisch keine Abstufungen mehr zu vernehmen sind. Ich bin keiner, der immer nur Forte spielt, und habe immer sehr darunter gelitten, dass Keyboards in diesen Belangen eigentlich immer problematisch waren. Dies scheint nun der Vergangenheit anzugehören.

Die USB-MIDI-Anbindung ermöglicht die Kombination mit einem Laptop und MainStage für all diejenigen, die auf ihre geliebten Plugins nicht verzichten wollen. In dieser Konstellation mit der Yamaha-Tastatur kann man sich ein kleines Luxussetup gönnen.

Die einzigen Punkte, die mich persönlich stören, sind das externe Netzteil und der Kopfhörereingang, der nicht frontseitig verbaut wurde. Der Diskant der neuen SCM-Klänge kann noch mit einem Update behoben werden.

Andere Anbieter mögen vielleicht aufwändigere Emulationen auf Sample-Basis anbieten, aber ich würde einem stabil verarbeiteten Instrument wie diesem stets den Vorzug geben. Der Preis ist wohl nichts für Impulskäufe, aber wer einmal in eine Yamaha-Hardware investiert hat, den wird sie eine lange Zeit seines Lebens begleiten. Alles in allem beschließe ich meinen Yamaha CP40 STAGE Testbericht auf delamar mit vier von fünf Punkten.

Yamaha CP40 STAGE Features

  • Stage Piano
  • 88 Tasten (Graded Hammer Action)
  • 128-fach polyphon
  • 297 Presets, 11 Effekte, 128 Performances
  • Splits & Layer
  • Pitch- und Modulationsrad
  • Hauptausgang: 2x 6,3 mm (L/R)
  • Kopfhörerausgang: 6,3 mm (Stereo)
  • Für 2 Fußpedale & einen Fuß-Controller
  • Sustain-Pedal mitgeliefert
  • MIDI In/Out & USB
  • Maße: 1.332 x 352 x 163 mm
  • Gewicht: 16,3 kg
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Yamaha CP40 STAGE Test

Lesermeinungen (1)

zu 'Yamaha CP40 STAGE Testbericht: Stage Piano für Fortgeschrittene'

  • Karl-Heinz Klein   22. Sep 2023   16:40 UhrAntworten

    Ein Manko ist, daß das Insrument in der Splitfunktion nicht unaabhängig oktaviert werden kann.

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