Universal Audio 710 Testbericht
Der Twin-Finity Preamp auf dem Prüfstand

Universal Audio Twin-Finity 710 Testbericht

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Was ist es?

Der Universal Audio 710 Twin-Finity ist ein Vorverstärker für Mikrofone, Instrumente mit Line-Pegel oder Gitarren/Bässe mit einem Kanal. Er vereint sowohl Röhren- (Class A) als auch Solid-State-Technologie in einem Gerät und erlaubt es dem Nutzer, den Klang beider Eingangsstufen stufenlos miteinander zu vermischen. Der Preamp kommt in einem stabilen 9,5 Zoll großen Gehäuse auf zwei Höheneinheiten und stellt auf der Frontseite alle Bedienelemente sowie ein VU-Meter zur Verfügung.

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Universal Audio 710 Twin-Finity Testbericht

Röhre vs. Solid State

Seit Jahren tobt die unendliche Diskussion bei Produzenten und Toningenieuren über die klanglichen Unterschiede zwischen den beiden genannten Technologien. Während die eine Hälfte auf die analoge Wärme der Röhren schwört, liebt die andere die Präzision einer guten Halbleiterschaltung. Am Ende des Tages muss es aber gar nicht in einem Glaubenskrieg enden, denn je nach Projekt und Musikstil bietet sich mal mehr, mal weniger die eine oder die andere Technologie an.


Passend dazu


Mit dem Universal Audio 710 Twin-Finity Preamp können schließlich Anhänger beider Klangfarben beglückt werden, denn beide finden ihren Platz in diesem einen Gerät. Noch besser: Sie können stufenlos miteinander zu einer neuen Färbung gemischt werden. Zwar gibt es auch andere Geräte, die auf beide Technologien zurückgreifen, doch die stufenlose Überblendung bei immer gleich bleibender Phasentreue ist schon etwas ganz Besonderes.

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Das Frontpaneel

 

Die Hardware UA 710

Das Gehäuse des in Amerika gefertigten Geräts ist aus Metall gefertigt und erscheint mir ausreichend robust für den Studioeinsatz. Bis auf den vorne befindlichen DI-Eingang für Gitarre oder Bass sind alle Anschlüsse rückseitig in Form von XLR-Buchsen (m/f) angebracht.

Die Drehregler aus Kunststoff wurden im Stile eines 1176 gestaltet und haben nur leichtes Spiel. Das steht im Gegensatz zur DI-Buchse, die nicht mehr ganz so fest sitzt, wie ich es mir von einem solchen Gerät gewünscht hätte. Hier muss ich allerdings auch einräumen, dass das uns vorliegende Gerät wohlweislich schon durch einige Hände gegangen sein muss und ich nicht weiß, was vorher damit passiert ist.

Die chromfarbenen Schalter sind zwar klein, aber sehr gut zu erreichen. Mitgedacht hat der Hersteller beim Netzschalter, der als einziger horizontal bewegt wird und damit ein versehentliches Ausschalten beim Regeln der Ausgangslautstärke praktisch ausschließt. In der Mitte findet sich schließlich das hintergrundbeleuchtete VU-Meter, das Auskunft über die verarbeiteten Audiosignale gibt.

Was ich sehr lobenswert finde: Der Hersteller hat dem UA 710 ein Rackmount-Kit im Lieferumfang beigegeben. Mit diesem ist es möglich, das Gerät in einem gewöhnlichen 19-Zoll-Rack zu montieren. So lassen sich auch zwei der Preamps nebeneinander in das Rack schrauben. Eine Tragevorrichtung, mit dem ein Griff auf der Oberseite zum einfachen Transport montiert werden kann, ist optional im Fachhandel erhältlich.

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Die aufgeräumte Rückseite


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Im Detail

Die Funktionalität des UA 710 Twin-Finity wird am besten anhand der Bedienelemente erklärt. Wie alle Vorverstärker des amerikanischen Herstellers werden die bis zu +70 dB (!) Verstärkung über zwei getrennte Drehregler gesteuert. Auf der linken Seite erlaubt es der Poti für Gain, einzustellen, wie stark die Halbleiter- oder Röhrenschaltung angefahren werden soll. Mit dem zweiten Regler »Level« wird dann die Ausgangslautstärke bestimmt. Es folgen drei Schalter, mit denen Du Phantomspeisung und 15 dB Dämpfung (Pad) einschalten bzw. zwischen Mikrofon- und Line-Pegel wählen kannst. Angeschlossene Gitarren oder Bässe erkennt der Vorverstärker sofort und schaltet dann automatisch auf DI um.

Das hintergrundbeleuchtete VU-Meter kann wahlweise den Ausgangspegel oder den »Drive« anzeigen. Letztgenannte Funktion gibt dir einen Anhaltspunkt darüber, wie stark die Schaltung mit dem anliegenden Audiosignal angefahren wird – sehr gut. Umgeschaltet wird mit einem weiteren Kippschalter, der sich rechts neben dem VU-Meter befindet.

Darunter befindet sich ein weiterer Schalter, mit dem Du den Low-Cut-Filter zuschalten kannst. Dieser greift bei 75 Hz und kann dazu genutzt werden, tieffrequente Störgeräusche bereits im Mikrofonvorverstärker in den Griff zu bekommen. Der letzte chromfarbene Schalter dient dazu, die Polarität des Signals zu drehen. Das kommt dann zum Tragen, wenn beispielsweise eine Snare Drum von oben und unten mikrofoniert wird und die Signale nicht mehr in Phase sind.

 

In der Praxis

Am UA 710 kann man sehr gut den Unterschied zwischen der Übersteuerung einer Röhre und der eines Halbleiterschaltkreises erfahren und wie unterschiedlich diese klingen. Wenn der VU-Meter in der Einstellung »Drive« etwa die Mitte erreicht, wird die Klangfärbung gut hörbar. Vorher sind die Unterschiede zwar auch zu hören, aber eben nur subtiler wahrzunehmen.

Im Bereich des Solid State klingt es sehr präzise, die Aufnahmen können durch Transparenz bestechen und sind weitestgehend linear. Wenn der Regler für Gain weiter aufgezogen wird, kommt der Klang etwas präsenter herüber und kann sehr aggressiv werden. Bei der Aufnahme von Gesang wird diese Eigenschaft aber eher selten eingesetzt werden.

In der Röhrenvorstufe hingegen klingt alles etwas runder und wärmer, der Attack wirkt wie etwas »verschmiert«. Die hohen Frequenzen treten weniger als bei der Verwendung im Solid-State-Modus hervor und die tieferen Mitten kommen dafür etwas mehr hervor.

Für die Musikproduktion sind aber auch und gerade die vielen Zwischenstufen spannend, mit denen sich beide Klangfarben naht- und stufenlos miteinander mischen lassen. Hier kannst Du die Präzision und den Attack von Solid State mit der Wärme der Röhren mischen. Es ist dabei bisweilen etwas schwierig, die richtige Dosierung beim Anfahren zu finden. Denn beide fangen bei unterschiedlichen Positionen an, sich klanglich bemerkbar zu machen.

 

Universal Audio 710 Klangbeispiele

In den Klangbeispielen findest Du zahlreiche Aufnahmen mit unterschiedlichen Einstellungen für Gain und Mischungsverhältnis der beiden Schaltkreise. Aufgenommen habe ich der Einfachheit halber einmal meine eigene Stimme mit Sprache und dann eine Gibson Les Paul, die mit Pickups vom Typ Burstbucker Pro bestückt ist.

Bei der letzten Aufnahme der Gitarre sind die Unterschiede im Anschlag besonders gut zu hören, obwohl der UA710 nicht sonderlich hart angefahren wurde.

Transistor G11

Röhre G11

Transistor & Röhre G11

Transistor G13

Röhre G13

Transistor & Röhre G13

Transistor G15

Röhre G15

Transistor & Röhre G15

Klangbeispiele mit Gitarre

Transistor G10

Röhre G10

Transistor G12

Röhre G12

Transistor G15

Röhre G15

Transistor & Röhre G11

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Fazit zum Universal Audio 710 Twin-Finity Test

Ich kann die Puristen draußen schon hören, wie sie diesem Gerät vorwerden, weder Fisch noch Fleisch zu sein. In gewisser Weise trifft das auf den Universal Audio 710 Twin-Finity ja auch zu. Aber für einen Straßenpreis von knapp 800,- Euro erhältst Du hier einen selten vielseitigen Mikrofonvorverstärker, dessen beide Klangfarben für sich genommen schon überzeugen können. Und dann stehen dir noch alle Zwischenstufen und Überblendungen zur Verfügung, um noch eher deinen Vorstellungen bzw. den Bedürfnissen deiner Produktion zu entsprechen.

Der UA710 ist im Übrigen ein Mikrofonvorverstärker, der seinen eigenen Charakter mitbringt, das Audiosignal im positiven Sinne färbt und es sogar im Solid-State-Modus noch schafft, relativ warm zu klingen. Zusammen mit der Dämpfung, dem Eingang für Gitarre und Bass sowie dem Low-Cut-Filter erhältst Du hier ein echtes Arbeitstier für dein Tonstudio.

Klanglich ist nichts auszusetzen, wie ich eben ja bereits geschildert habe, doch in Sachen Verarbeitung scheint mir der UA710 nicht ganz an die Standards anderer und teurerer Hardware des amerikanischen Herstellers heranreichen zu können. Das betrifft ausschließlich die drei vorne angebrachten Drehregler unseres Testgeräts, denn der Rest ist robust gebaut.

In Sachen Wertung gibt es von meiner Seite aus viereinhalb von fünf möglichen Punkten im Universal Audio 710 Testbericht. Für den geforderten Preis erhältst Du hier eine Menge Features und Sound.

Universal Audio 710 Twin-Finity Features

  • 1-Kanal-Vorverstärker
  • Solid-State & Röhre stufenlos mischbar
  • 9,5“ 2HE mit 19“-Rackeinbau-Kit
  • +70 dB Gain
Hersteller:   
Produkt:

Universal Audio 710 Twin-Finity Test

Lesermeinungen (2)

zu 'Universal Audio 710 Testbericht: Der Twin-Finity Preamp auf dem Prüfstand'

  • Inger   02. Aug 2012   19:52 UhrAntworten

    Schöner Test.

    Die Einstellung mit Röhre und Solid Sate zu jeweils 50% gefällt mit persönlich am Besten in der 11 Uhr Stellung. Habe jetzt nur auf die Vocal-Aufnahmen geachtet, weil diese für mich inhaltlich relevant waren.

  • Robert   12. Mrz 2013   15:12 UhrAntworten

    Alles in allem ein gut Brauchbarer Mic Pre. Verabreitung Top und im Set mit der Uad solo ebenso fresher deal.

    Die einstellungen zw Solid State und röhre finde ich allerdings nicht soooo sehr hörbar bzw fast gar nicht auffallend.

    Ich hätte gerne mehr hörbaren unterschied für den recht stolzen preis bekommen...auch wenn der deal immer noch super war ;-)

    Für Instrumente ist der Preamp gut geeignet, aber auch für Vocals, wie bei mir Rap aufnahmen klingt er gut.

    Ich spare allerdings schon auf einen neuen!!!

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