SoundToys Native Effects Testbericht
7 Plugins auf dem Prüfstand

SoundToys Native Effects Testbericht

Was ist es?

Die SoundToys Native Effects umfassen sieben Effekte: Phaser, Tremolo bzw. Auto-Gate, Reverse Echo, Delay, Saturator, Filter und Auto Panner. Als Dreingabe gibt es für Nutzer von Pro Tools mit »Speed V4« noch ein AudioSuite Plugin für Time Stretching und Pitch Shifting. Die Effekte sind für die Schnittstellen VST und AU für Windows & Mac OS X erhältlich. Ein Dongle vom Typ iLok ist erforderlich, um die Plugins zu betreiben. Das Bundle ist für 495,- US-Dollar über die Website des Herstellers erhältlich.


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SoundToys Native Effects Testbericht

Decapitator

Beim Decapitator handelt es sich um ein Saturations-Plugin. Alle, die einen guten analogen Sound benötigen, sind hier richtig aufgehoben. Du hast die Wahl zwischen verschiedenen Sättigungsarten, die echter Hardware nachempfunden wurden: Mische deinem Audiomaterial den Klang einer Ampex 350, eines Chandler EMI TG, einer Neve 1057 oder eines Thermionic Culture Vulture hinzu.

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Decapitator

Die Bedienung ist relativ einfach: Wie viel Effekt Du verwenden willst, regelst Du bequem mit dem Dry/Wet-Regler. Mit einem High-Cut, einen Tone-Regler und einem Low-Cut-Filter kannst Du den Frequenzbereich einstellen, der bearbeitet werden soll. Der Drive-Regler steuert das Input-Signal, der Output-Regler das Ausgangssignal. Die verschiedenen Verstärkertypen können mit den Knöpfen ganz unten umgeschaltet werden.

Um den Decapitator richtig kennen zu lernen, ist es meiner Meinung nach am besten, sich durch die nicht gerade wenigen Presets durchzuklicken. Die Entwickler haben diese vorbildlich den verschiedenen Instrumentengruppen zugeordnet. Probiere unbedingt einmal das Preset »Angry Voice« auf einer Vocal-Spur aus. Beide Daumen nach oben!

 

PanMan

Der Name ist Programm. Dieses Effekt-Plugin hat alles für den kreativen Umgang mit den Panoramaeinstellungen zu bieten. Klar kannst Du in der DAW einige Dinge auch durch Automationskurven lösen, doch bestimmt nicht so flexibel und fix wie mit dem PanMan.

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PanMan

Hast Du das Plugin im Effektkanal geladen, stehen dir fünf Grundmodi zur Verfügung, das Panorma zu beeinflussen. Mit einem LFO, mit einem Step-Sequenzer, Rythmus Shape, Trigger und Random. Doch damit noch nicht genug, denn in einigen der Modi teilen sich die Funktion weiter auf. Dort ist es unter anderem möglich, die Automation des Panoramas lautstärkeabhängig zu regeln oder das Signal triggern zu lassen.

Die Umschaltung zwischen den einzelnen Modi ist aber meiner Meinung nach nicht ganz trivial. Da der Umschalter der Untermodi verschiedene Funktionen auslöst, wirkt das Plugin zwar vordergründig immer recht aufgeräumt, aber ich als User habe nie alle Funktionen auf einen Blick zur Verfügung. Ich kann mir vorstellen, dass diese Ansicht einige und vor allem Einsteiger freuen wird – meinen Geschmack allerdings trifft diese Form der Organisation nicht ganz. Ich hätte mir nämlich für einen schnelleren Workflow ab und zu doch mehr Regler gleichzeitig auf einen Blick gewünscht.

Ich respektiere aber durchaus die Konzeption und den Aufbau des Entwicklers, denn sie ist, wenn Du dich darauf einlassen kannst, ziemlich genial gelöst. Klanglich gibt es sowieso nichts auszusetzen und vom Umfang der Manipulationsmöglichkeiten sollten auch kaum Wünsche offen bleiben.

 

PhaseMistress

Bei diesem Plugin handelt es sich um eine Nachbildung eines analogen Phasers, für den wiederum einige bekannte Geräte aus dem Studioalltag als Vorbild dienten. Es vereinigt zum Beispiel neben vielen anderen das Klangverhalten eines Boss Super Phaser, des Phase 90, Bi-Phase oder eines Moogerfoogers.

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PhaseMistress

Im Gegensatz zu den meisten Geräten besitzt die Emulationen von SoundToys aber eine zusätzliche Eigenschaft. Die Rede ist von der MIDI-Synchronisation zum Songtempo. Inwieweit die getreue Nachbildung im Vergleich zu den Originalen gelungen ist, müssen und sollen andere entscheiden. Fest steht aber: PhaseMistress klingt einfach prima und kann deine Gitarrensounds enorm aufwerten. Es gibt aber auch unzählige Presets für Bass und Drums. Wie bei allen Plugins im Bundle lohnt es sich hier, erst einmal in den vorgefertigten Einstellungen zu stöbern und mit den Parametern zu spielen.

 


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EchoBoy

EchoBoy ist für alle Arten von Delay-Effekten zuständig, welche, wie sollte es anders sein, wieder etliche Vorbilder in der Studiowelt besitzen. Es werden hierbei nicht nur analoge Bandmaschinen modelliert, nein, auch andere Delay-Effekte, wie Chorus oder Space-Echo.

Schnell ein bisschen »Name Dropping«, damit Du weißt, was auf dich zukommt: Boss D-2, Tel-Ray, Maestro Echoplex, Roland »Space Echo«, Memory Man und das Fußpedal CE-2 Chorus. Letzteres ist gerade für Gitarristen ein immer wieder gern gehörter Chorus-Effekt, der schon in vielen Produktionen zum Einsatz kam. Damit lassen sich aber auch schnell Blasinstrumente, Keyboards und Vocals andicken, ohne gar zu künstlich zu wirken.

Das Plugin ist in drei Bereiche gegliedert. Den letzten Bereich, die Saturationseinheit, kennen wir bereits aus anderen Plugins der Suite. In der Mitte des GUI befindet sich ein zweiter Bereich mit einem Tap-Knopf, mit dem Du durch das Klopfen ein eigenes Tempo bestimmen kannst. Das ist immer dann hilfreich, wenn der Effekt nicht exakt synchron zur Geschwindigkeit des Songtempo sein soll.

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EchoBoy

Darunter findest Du einen Poti zum Einstellen der vier Grundmodi: Single Echo, Dual Echo, Ping Pong und Rhythm Echo. Wird an diesem Regler gedreht, ändern sich die Ansicht und die Einstellungsmöglichkeiten im dritten bzw. ersten Bereich. EchoBoy bleibt somit sehr übersichtlich, obwohl es insgesamt 26 Parameter besitzt und da sind die Feineinstellungen im Saturationsbereich noch gar nicht mitgerechnet.

Klanglich spielt der EchoBoy, wie auch die anderen Plugins, ganz vorne in der ersten Liga mit. Laut Hersteller sollen viele der amerikanischen Produzenten mit dem EchoBoy fast in jeder Session arbeiten, was ich gut verstehen könnte.

 

Crystallizer

Den Namen hat der Crystallizer von einem Hardware-Preset des Eventide 3000. Wer dieses Orginal-Gerät nicht kennt, sollte sich unbedingt mal schlau machen. Seit seinem Erscheinen 1988 ist dieses Gerät bis heute auf unzähligen Produktionen zu hören. Der Effekt, den der Cystallizer bietet, geht von Pitchshifting bis hin zu »tunebaren Rückwärts-Echos«.

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Crystallizer

Durch entsprechendes Routing in der DAW kann so die Gesangsstimme auf dem linken Kanal etwas tiefer und auf dem rechten Kanal etwas höher als das Original abgespielt werden. Die Stimme wirkt dadurch voller und setzt sich im Mix besser durch. Verwendest Du das Plugin allerdings einfach nur im Stereo-Insert-Weg, steht dir das Gegeneinander-Verstimmen der beiden Stereokanäle nicht zur Verfügung.

Wie schon erwähnt, kannst Du mit dem Crystallizer ganz abgefahrene Effekte bewerkstelligen, wobei ich aber auch sagen muss, dass der Klang für meinen Geschmack etwas zu 80ies-mäßig ist. Die anderen Plugins im Bundle kannst Du eigentlich in jeder Session brauchbar einsetzen, der Cystallizer mit seinen besonderen Klangfarben wird bei mir eher selten zum Einsatz kommen.

 

FilterFreak 1 und 2

Die meisten User kennen nur einen Filter: Den Low-Cut, um tiefe Frequenzen auszudünnen. Mit Filtern kannst Du aber richtig kreativ umgehen, deinen Sound andicken und ihn analog klingen lassen. Das geht vor allem, wenn man den Filter, wie bei FilterFreak, durch eine ADSR-Hüllkurve modulieren lässt.

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FilterFreak

Aber dies ist nur eine von sechs Möglichkeiten, wie der Filter kreativ beeinflusst werden kann. Du kannst nämlich auch zwischen einem Step-Sequenzer, einem LFO, einem Zufallsgenerator oder einem Rhythm-Modus wählen. Anwendungsmöglichkeiten gibt es somit unzählige, was Du auch an der Anzahl der mitgelieferten Presets feststellen wirst.

Besonders gut gefiel mir, wie ich mit dem FilterFreak einen Synthie andicken konnte. Meinem Sound fehlte eine gewisse Prägnanz im tiefen Frequenzbereich. Hier mischte ich dem Signal die fehlenden Bass- bis Subbass-Anteile hinzu, wobei das gewisse Etwas dabei per EQ nicht wirklich möglich wäre.

Wenn dir das Modellieren eines einzigen Filters nicht ausreichen sollte, so stehen dir noch ein weiterer zur Verfügung, den Du entweder parallel oder seriell mit dem ersten verschalten kannst. Die Einsatzgebiete, die sich dadurch ergeben, kann ich im Rahmen dieses Testberichts gar nicht erfassen. Fakt ist aber, dass beide Plugins hervorragend klingen und deinen Sound das gewisse analoge Extra hinzusteuern können.

 

Tremolator

Last but not least ist im Bundle mit dem Tremolator noch einen Tremolo-Effekt enthalten. Auf extravagante Spezialeinstellungen wurde bei diesem Plugin verzichtet, der Tremolator kommt beinahe klassisch daher. Trotzdem hat er ein paar kleine Features, die bei einem normalen Tremolo nicht zu finden sind.

SoundToys Native Effects Testbericht

Tremolator

Die Grundschwingung des Tremolo lässt sich nicht nur in Form einer Sinuswelle bis hin zur Rechteck-Schwingung einstellen. Es gibt auch Schwingungsalgorithmen, die Geräte von Fender und Wurlitzer abbilden. Dabei kannst Du die Schwingung dem Songtempo anpassen. Die Länge der Schwingung stellst Du dabei in fast allen erdenklichen Notenlängen ein: Sechzentel, Achtel, punktiert, triolisch – alles vorhanden. Es gibt sogar einen Regler um noch extra Swing-Groove dazu zu fahren. Natürlich kannst Du auch ein ganz eigenes Tempo wählen oder mit einem Tap-Button klopfen.

Alles in allem hat der Tremolator genau das, auf was es bei einem Tremolo-Effekt ankommt und klingt, wie alle Plugins des Bundles, sehr gut.

 

Klangbeispiele im SoundToys Native Effects Testbericht

Crystallizer

Decapitator

Echoboy

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Fazit zum SoundToys Native Effects Test

So und nun Butter bei die Fische. Ich bin beim Testen selten so begeistert gewesen wie von diesem Bundle. Klanglich sind die Plugins hervorragend und fügen dem Sound meiner DAW einfach das analoge Etwas hinzu, das auch als »Wärme« bekannt ist. Darauf verzichte ich ungern.

Im Grunde besitzt Du mit den Soundtoys Native Effects bis auf EQ, Kompressor und Reverb alle wichtigen Effekte, die Du im Tonstudio brauchst. Damit ergänzt Du die DAW-Standard-Plugins um viele hochwertige Klangfarben, die die Programmierer schon vorab als Presets abgespeichert haben. Nicht zuletzt bist Du hier für kreative Spielereien und abgefahrene Sounds sehr gut gerüstet.

In meiner Funktion als Erbsenzähler ist mir eigentlich nur eine Sache aufgefallen: Die graphischen Benutzeroberflächen, die ja an sich sehr gut durchdacht sind, strengen mich wegen der schwarzen Hintergrundfarbe beim Ablesen der Werte auf die Dauer etwas an. Aber man soll ja sowieso immer mit den Ohren mischen.

Der Preis von 495 US-Dollar wird den Anfänger und den ambitionierten Freeware-Frickler wohl abschrecken, aber wer wirklich Qualität will und weiß, was die emulierten Geräte in der realen Welt kosten, dem erscheint der Preis sehr günstig. 70 Dollar pro Plugin, da gibt es einfach nichts zu meckern. Abschließend vergebe ich im SoundToys Native Effects Testbericht viereinhalb von fünf Punkten.

SoundToys Native Effects Features

  • Filter
  • Auto-Panner
  • Tremolo/Auto-Gate
  • Delay
  • Reverse-Echo
  • Phaser
  • Saturator
  • Für Windows & Mac OS X
  • VST & AU
  • iLok erforderlich
Hersteller: SoundToys
Produkt:

SoundToys Native Effects Test

Lesermeinungen (6)

zu 'SoundToys Native Effects Testbericht: 7 Plugins auf dem Prüfstand'

  • Der Ulli   25. Mai 2013   08:19 UhrAntworten

    Vielen Dank für den exzellenten und ausführlichen Testbericht.

  • Jay   25. Mai 2013   10:43 UhrAntworten

    Yepp, seh ich auch so, samt Garnierung durch die Klangbeispiele.

  • Sandra   26. Mai 2013   01:06 UhrAntworten

    DANKE Matthias für den tollen Test . Sehr hilfreich .
    Wünsche Dir einen schönen Sonntag .

  • delamarfan   27. Mai 2013   09:10 UhrAntworten

    KLASSE, Matthias :) Ein Test über das Bundle habe ich schon ewig gesucht. 1000 Dank

  • Matthias Müller   27. Mai 2013   12:34 UhrAntworten

    Gern geschehen.......! Viel Spass beim ausprobieren..... :-)

  • Alex 28   28. Mai 2013   21:28 UhrAntworten

    Schon lange in meiner Sammlung und immer eine gute Wahl wenn es um Effekte geht die das Salz in der Suppe ausmachen können. Allerhöchste Zeit das ihr das hier vorstellt. Dem Fazit von Matthias kann ich mich nur anschließen.

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