sidsonic Tubes! Testbericht
Ach, wie röhrend!

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Manege frei für unseren sidsonic Tubes! Testbericht

Was ist es?

Vakuumröhren, wie sie in zahlreichem Musikequipment und Musikinstrumenten (vor allem Gitarrenverstärker oder Vorverstärker für Mikrofone) stecken, verursachen Verzerrungen und sonstige klangliche Anreicherungen des Ursprungssignals, die oft als »warm« klingend bezeichnet werden. Sie werden oft genutzt, um allzu sterilen, rein digitalen Audiosignalen mehr Lebendigkeit, Sättigung und »Dreck« zu verleihen.

Mit der Sample Library sidsonic Tubes! steht eine 16,3 GB umfassende Library für Native Instruments Kontakt aus mehr als 10.415 Samples (24 Bit/96 kHz) bereit, um deine Produktionen mit allerlei Röhrensounds anzureichern. Die 135 Multi-Samples sind mal extrem, mal weniger stark von Röhren angezerrt. Sie sind aufgeteilt in Bässe, Leads, Pads und weitere klassische Klangkategorien in der Musikproduktion.

Im Kontakt-Instrument sind ein Granulator, zwei Filtern, diverse Effekte sowie je zwei Hüllkurven und LFOS zur Modulation typischer Parameter implementiert.

Die unverbindliche Preisempfehlung liegt derzeit bei 99,- Euro.

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Sidsonic Tubes! Testbericht

Erster Eindruck

Sogleich bin ich begeistert von der fabelhaften, mit Liebe gestalteten Pappkiste, in der die zwei DVDs mit der Library und die CD mit dem Kontakt Player (veraltet, aber den gibt es ja immer als Download über die Website von Native Instruments) und das kleine Handbuch stecken. Das macht Lust auf mehr.

Prima: Im Handbuch wird sehr ausführlich erläutert, was es überhaupt mit Röhren auf sich hat. Was ist eine Röhre? Was ist Verzerrung im Allgemeinen, lineare Verzerrung und non-lineare Verzerrung? Dazu kommen sehr interessante Abschnitte über die drei verwendeten Instrumente und Effekte von Metasonix.

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Diese Gerätschaften von Metasonix wurden für die Klangerzeugung genutzt

Die Installation verlief ohne Probleme. Mein erster Eindruck von der graphischen Oberfläche des Kontakt-Instruments ist nicht der allerbeste, vor allem weil der Hintergrund aus recht grell-bunt gerenderten Bildern besteht. So wird das Interface unnötig unruhig. Naja, nicht so dramatisch.

 

Klangkategorien und Presets

Die Unterteilung in »Acoustic Like« (Sounds, die am ehesten wie akustische Instrumente klingen), Bässe, FX, Leads, Pads und Synths lässt noch nicht vermuten, welch klanglicher Wahnsinn hier hinter jeder Ecke lauert. Insgesamt sind es 135 Presets, anteilig relativ gleichmäßig über die genannten Kategorien verteilt. Sehr zu loben ist übrigens, dass es sich um Audiodateien in einer Qualität von 24 Bit und 96 kHz handelt.

Morbide, schnodderig, röhrend, brodelnd – ich habe noch keine Sample Library mit derart frechen Sounds, mit so vielen durch die Mangel gedrehten und angerösteten Bässen, mit solchen in dieser Konsequenz nie gehörten Klängen mit so schwarzem Humor gehört. Die Sounds könnten kaum weiter vom Einheitsbrei entfernt sein und recken ihre Köpfe deutlich sichtbar aus dem grauen Meer der Sample Libraries heraus. neben experimentellen Musikstücken kann ich sie mir auch gut in Soundtracks zu künstlerisch ausgefallenen Kurz- oder Animationsfilmen vorstellen.

Der überwiegende Teil der Samples ist einfach genau mein Ding. Genug fabuliert, los geht’s mit ein paar Klangbeispielen, die ich kurzerhand aus unveränderten Presets generiert habe, wobei lediglich Anschlaghärte und Tonhöhe variieren:

Auffällig ist, dass keine wirklich »schönen« Klänge im herkömmlichen Sinne (träumerische Pads, Liebliches, pastellfarben Dahingetupftes, […]) zu finden sind. Auch Presets, die sich in sehr saubere, auf Hochglanz und edle Phatness getrimmte Produktionen einfügen, sind nicht enthalten. Für das Schwelgen in Chords oder gediegene, cleane Tracks ist sidsonic Tubes! ganz und gar nicht geeignet – muss es ja auch nicht, doch um den Informationsgehalt dieses Textes zu erhöhen, sollte es allemal erwähnt werden.

Längst nicht alle Presets haben mir so gefallen wie jene, die ich für die Klangbeispiele verwendet habe. Völlig klar, dass nicht alles ein Volltreffer sein kann, manche Voreinstellungen sind mir zu bräsig, sperrig, manchmal auch etwas zu beißend und kreischend.

Zudem empfinde ich es als kritikwürdig, dass in einer Library dieser Größe und dieses Kaufpreises nicht wenigstens ein paar perkussive Sounds und/oder Drums enthalten sind. Als Komplettpaket ist sidsonic Tubes! somit nicht zu bezeichnen und das ist äußerst schade, denn ich hätte mir auch für rhythmische Elemente ein paar von diesen wunderbar dreisten Sounds gewünscht.

 

Parameter

Die klanggestalterischen Möglichkeiten im Kontakt-Instrument von Tubes! sind vielfältig. Zwei Regler für die Granularität, also die »Körnung« der Quellsamples stehen zur Verfügung – bei Interesse kannst du dich einfach über die Suchmaschine deiner Wahl über granulare Synthese informieren, hier soll es bei der Nennung bleiben. Gleich zwei seriell (nacheinander) verschaltete resonante Filter mit insgesamt acht Filtertypen sind integriert. Fein: Die stufenlos regelbaren Korrelationen von Tonhöhe und Cutoff sowie Anschlaghärte und Cutoff können dein Spiel dynamischer gestalten.

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So sieht die graphische Oberfläche des Kontakt-Instruments aus

Dazu kommen die zu der allgemeinen Roughness der Klänge passenden Effekte für Lautsprechersimulationen (11 Cabinets aller Art) und (Pre-)Amps, außerdem gibt es Phaser/Flanger, Chorus und Delay. Nicht übel.

Zwei AHDSR-Hüllkurven stehen zur Verfügung, jeweils mit maximal fünf stufenlos beeinflussbaren Zielen – Lautstärke, Tonhöhe sowie Cutoff und/oder Resonanz von Filter 1 und/oder 2. Weiterhin gibt’s zwei LFOs (frei oder synchronisiert) mit sechs Wellenformen inkl. Pulsweitenregler, die dieselben Parametern und zusätzlich das Panning zu modulieren vermögen. Das ist insgesamt beachtlich und sollte für mehr Modulationsmöglichkeiten sorgen, als Du tatsächlich brauchen wirst. Wie schon erwähnt, können allein die Anschlaghärte und die Tonhöhe, die Du in die Tasten deines MIDI-Keyboards haust, die Uniformität der Klänge in den meisten Fällen genügend auflockern.

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Fazit zum Sidsonic Tubes! Test

Alle, die eine Sammlung mit sauberen Brot-und-Butter-Samples suchen, sollten sich woanders danach umschauen. Doch wenn dir der Sinn nach einer großen Portion origineller, spleeniger, kantiger Klänge steht, bist Du bei den sidsonic Tubes! genau an der richtigen Adresse. Dabei trieft die Wärme der Röhren aus allen Poren, sie wurde beileibe nicht nur als dezente Sättigungsbeilage verwendet.

Die vielen Parameter des Kontakt-Instruments bedeuten genug Futter für Klangbastler, das kann sich wirklich sehen lassen und liegt deutlich über dem Durchschnitt der Sample-Instrumente, die bisher für das beliebte Tool von Native Instruments erschienen sind.

Besonders die markerschütternden Bässe mit seltsamen Hintergrund- oder Ausklanggeräuschen und die ausgefallenen Soundeffekte konnten mich überzeugen. Generell ist das ganze Paket mit viel morbidem Humor gewürzt und setzt sich somit weit ab von gefühlten 99% aller übrigen Sample Libraries auf dem Markt.

Allerdings gibt es bei manchen Sounds auch Leerlauf in meinen Ohren. Hier und da trötet oder kreischt es mir zu sehr, ohne dass die sonst so fesche Ästhetik rüberkommt. Diese Einschätzung mag noch als Geschmackssache durchgehen, doch dass es keine als Drums zu gebrauchenden, kurzen und knackigen Sounds gibt, ist meines Erachtens ein echtes Versäumnis.

Der Preis wurde jüngst stark gesenkt (die UVP liegt momentan bei 99,- Euro), also spricht nichts dagegen, bei diesem Liebhaberstück (allein die Packung ist eine Wucht, von den Sounds ganz zu schweigen) zuzuschlagen. Alles in allem gibt es in meinem sidsonic Tubes! Testbericht sehr gute viereinhalb von fünf Punkten.

Sidsonic Tubes! Features

  • Sample Library für NI Kontakt
  • Acoustic, Bass, FX, Lead, Pad, Synth
  • 135 Multi-Sample-Sets (16,3 GB)
  • 24 Bit/96 kHz
Hersteller: sidsonic libraries
Produkt:

Sidsonic Tubes! Test

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