Propellerhead Balance Testbericht
Die Clipping-Polizei auf Audiostreife

Propellerhead Balance Testbericht

Schönes Design gleich on-top: Propellerhead Balance

Was ist es?

Propellerhead Balance ist eine Hardware, ein mehrkanaliges Audio Interface, das zusammen mit Reason Essentials ausgeliefert wird. Letztgenanntes ist eine Musiksoftware, eine abgespeckte Version von Reason 6. Angeschlossen wird dieses Gerät über einen USB-Anschluss an den Audio Computer, wo Aufnahmen mit bis zu 24-bit/96 kHz möglich werden.

Weiterhin bietet es laut Hersteller eine geringe Latenz, direktes Monitoring (die Eingänge werden ohne zeitliche Verzögerung an die Ausgänge zum Abhören geroutet) sowie die so genannte Clip Safe Funktion.


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Propellerhead Balance Testbericht

Einleitung


Passend dazu


Homerecording könnte qualitativ unterschiedlicher nicht sein. Einmal sind die Pegel zu leise und man kann das grelle Rauschen nur schwer überhören. Anderntags findet sich eine Promo, die den „Loudness War“ in seiner Gänze erfasst. Tatsächlich finden sich nur wenige Schreibtischproduktionen, die von der Aufnahme bis zum Master wirklich alles richtig machen.

Nun gibt es ein neues „Helferlein“, das von sich sagt, es würde nicht nur Recording vereinfachen, sondern auch noch das Clipping unterdrücken. Flux wurde also das frisch eingetroffene Paket aus Schweden gefühlvoll geöffnet und der Inhalt getestet. Wie sich „Balance“ mitsamt Reason Essentials schlägt? Ob es am Ende ein Elchtest werden wird? Stöpseln wir’s an!

Propellerhead Balance Testbericht

Schönes Design gleich on-top: Propellerhead Balance Testbericht

Installation

Von der Installations-CD wird Reason Essentials problemlos auf dem Computer installiert. Danach verbinde ich Propellerhead Balance durch das mitgelieferte USB-Kabel mit einem freien Port und könnte eigentlich sofort loslegen. Könnte – denn es fehlt noch die Onlineregistrierung.

Das Audio Interface selbst fungiert als Dongle, weshalb kein weiterer USB Port hierfür belegt werden muss. Allerdings gibt dieser das Gerät erst dann frei, wenn es vorher online registriert wurde. Somit wird eine Internetverbindung zwingend notwendig. Insgesamt verlief die Registrierung recht zügig (ca. 15 Minuten). Nach dem Speichern der Lizenz auf dem internen Dongle im Gerät wird dieses mobil.

 

Propellerhead Balance im Test – Alles im Gleichgewicht?

Der Aufbau verläuft schnell und einfach. Strom erhält das Audio Interface via USB. Es stehen zwei XLR-Mikrofoneingänge mit zuschaltbarer 48V Phantomspeisung, einer für Gitarre und Bass (stereo oder 2x mono) sowie zwei weitere Line-Eingänge (2x stereo oder 4 x mono) zur Verfügung. Dann gibt es noch Ausgänge für die Lautsprecher und einen Kopfhörerausgang.

Hier zeigt sich auch der erste Vorteil für den ambitionierten Homerecording-Fan: Statt immer wieder die Kabel umzustecken, werden sie nur einmal eingesteckt und bleiben dann am Platze. Um einen Track mit Gitarre, Bass, Keyboard und Mundharmonika aufzuzeichnen, bedarf es nur noch den gewünschten Kanal per Drucktaste auf der Vorderseite auszuwählen.

Schnell wird auch der Pegel grob manuell justiert. Hierzu benutzen wir die beiden Drehregler, welche zwischen Links und Rechts (stereo oder 2x mono) unterscheiden können. Über eine weitere Drucktaste schalten wir den Meter/Tuner zu, welcher in der Software Reason Essentials angezeigt wird. Mit diesem kann das jeweilige Instrument gegebenenfalls schnell nachgestimmt werden.

Propellerhead Balance Testbericht

Die Oberfläche im Detail

Die Mute-Funktion schalten wir über einen Taster neben dem Main Output Level aus und starten damit das „Direct Monitoring“ – falls gewünscht. Dem Summenoutput sowie dem Kopfhörerausgang wurden zwei große Drehregler spendiert. Propellerhead Balance geht vom Aufbau und den Anschlussmöglichkeiten schon sehr gezielt auf Solomusiker oder kleine Gruppen, die nacheinander aufnehmen möchten, ein.

 

In der Praxis

Das Audio Interface steht stabil auf dem Untergrund, neigt kaum zum Rutschen. Die Gummierung im dem mir zugewandten Teil des Gerätebodens schien mir von der Fläche her etwas zu klein zu sein, um während der Arbeit standfest zu agieren, kommt aber bis auf sehr glatte Oberflächen nicht weiter ins Schwitzen. Grund hierfür ist das kluge und angenehme Design.

Die abgewinkelte Stirnseite beherbergt alle Knöpfe und Drehregler auf übersichtliche Art und Weise. Durch die gut lesbare Beschriftung und einer codierten Farbskala sind Fehlgriffe praktisch ausgeschlossen. Main Out und Kopfhörerlautstärke sind dabei stufenlos bewegbar, die Drehregler für den Pegel hingegen in 20 Stufen gerastert.

Je drei LEDs pro Kanal geben Auskunft über die etwaige aktive 48V Phantomspeisung, die Bereitschaft zur Aufnahme und das anliegende Signal (grün) bzw. Clipping (rot). Alle Tasten zur Kanalwahl sind beleuchtet und auch die Features „Direct Recording“ sowie „Clip Safe“ geben farbliche Auskunft über ihre Aktivität. Optisch ist Propellerhead Balance gut gelungen und macht sich optisch genauso gut auf meinem Computertisch. Alles wirkt aufgeräumt und griffbereit.

Besonders effektiv wird dieses Audio Interface durch die Einfachheit bei der Erstellung einer neuen Audiospur, die schnell der nächsten Aufnahme versehen werden kann. Das alles geht, ohne permanent den Aufnahmepegel nachjustieren zu müssen – denn hier punktet Propellerhead Balance mit der Funktion Clip Safe.


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Clip Safe

Die Funktion beschreibt sich praktisch von selbst: Es handelt sich hierbei um einen Schutz vor digitalem Clipping (Übersteuerung). Spielst Du eine Audioaufnahme ein, wird jene in Reason Essentials aufgenommen und grafisch dargestellt. Kommt es dabei zu einer Übersteuerung, so müsstest Du bei einem normalen Audio Interface den Part erneut einpegeln und dann einspielen. Nicht so mit Propellerhead Balance und seiner Funktion Clip Safe.

Dieselbe Aufnahme wird nämlich gleich zweifach aufgenommen. Die zweite, das Backup, speichert die Performance mit einem wesentlich niedrigeren Aufnahmepegel und damit ohne Clipping ab. Diese Sicherung kann dann für das „Heilen“ der kompromittierten Spur verwendet werden. Damit gehören Übersteuerungen praktisch der Vergangenheit an.

In der Praxis funktioniert das gut. Beim Wechsel auf die Akustikgitarre kam es zu Übersteuerungen, die dank Clip Safe umgehend behoben wurden. Und genau das ist der Pluspunkt schlechthin, der für Propellerhead Balance spricht: Du kannst deinem kreativen Fluss folgen, ohne dich um den Pegel kümmern zu müssen.

Propellerhead Balance Testbericht

Die Anschlüsse am Audio Interface - Propellerhead Balance Testbericht

Reason Essentials

Wer Aufnahmen zu einem Song verarbeiten möchte, braucht auch einen Sequenzer, einige Effekte sowie ein (virtuelles) Mischpult. An dieser Stelle kommt Reason Essentials ins Spiel.

Das englische „essential“ bedeutet so viel wie „grundlegend“ oder „unbedingt von Nöten“. So habe ich mir nicht allzu viel von der mitgelieferten DAW-Software (Digital Audio Workstation) erwartet. Auch und weil das ehemalige Record v1.5 ja bereits in Reason 6 verbaut wurde. Doch der schwedische Hersteller scheint auch bei seiner mitgelieferten Musiksoftware die richtige Kerbe getroffen zu haben.

Behalten wir mal im Hinterkopf, dass Propellerhead Balance für einen Solo-Musiker oder die kleine Combo gedacht ist. Dann finden wir in Essentials alles was wir zum Abmischen, Bearbeiten, Kontrollieren, Schneiden und/oder Verfeinern unserer Musik benötigen.

Auf der Instrumentenseite stehen der „Instrument Device ID8“ für klassische Musikinstrumente, der „SubTraktor“ für die elektronischen Synthsounds, der „NN-XT“ als Sampler, „Dr. Okto Rex“ und „ReDrum“ als für Looper und Drum Machine zur Verfügung. Bei den Effekten finden sich der MClass EQ, Stereo Imager, Compressor und Maximizer. Es gibt einen virtuellen Line 6 Gitarrenamp sowie einen separaten Amp für Bass. Dazu kommen die von Reason ebenfalls bekannten Reverb, Hall und Chorus. Auch Spider, Mix Kanal oder Combinator sind ebenfalls vorhanden.

Alles in allem ist die Auswahl also wirklich „essentiell“. Während mich bei Reason 6 das Nutzen einer ReWire-Schnittstelle, um an VST Plugins zu kommen, nicht stört, verhält es sich bei Reason Essentials genau anders herum. Wer VST Plugins nutzen möchte, muss sich nach einer anderen DAW-Software umschauen, da der schwedische Hersteller keine VST-Schnittstelle einbauen möchte. Hier fällt die vereinfachte Aufnahmemöglichkeit „mit ohne Sorgen“ dann wieder gen Boden der Realität. Es ist einfach lästig mit zwei DAWs arbeiten zu müssen.
Dieser Aspekt trübt die ansonsten fehlerfreie und einfache Arbeit mit Propellerhead Balance und Reason Essentials dann doch stark. Wer aber sein Keyboard ohnehin über Audio einspielt, der hat diese Probleme freilich nicht.

Propellerhead Reason Essentials

Propellerhead Reason Essentials

Die Musiksoftware kann von der genialen Time Stretch/Key Stretch-Funktion des Herstellers profitieren. Gleich in welche Geschwindigkeit oder Tonlage Du eine Audioaufnahme nachbearbeitest und den Stretch regelst, es klingt eigentlich nie unnatürlich. Weder bei instrumentalen Aufnahmen, noch bei Gesang. Fantastisch wie schnell und sicher die Software mit dieser Funktion umgeht – alles natürlich in einem sinnvollen Rahmen. Aber ich gehe einfach mal davon aus, dass keiner mit 20 bpm aufnimmt, nur um anschließend auf 240 bpm zu pitchen.

Ein großer Vorteil von Essentials ist seine absturzfreie Performance. Hier findet sich dann auch die Kehrseite der Medaille: Das liegt nämlich unter anderem daran, dass keine VSTs und VSTi von Drittherstellern zugelassen werden.

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Fazit zum Propellerhead Balance Test

Propellerhead Balance ist in Verbindung mit Reason Essentials ein wirkliches Erlebnis. Selten war es so einfach, die eigene Kreativität als Solokünstler oder kleinere Gruppe auf ein virtuelles Band zu bringen. Das Design, der Aufbau und die Ergonomie von Balance stehen dabei genauso im Rampenlicht wie dessen geniale „Clip Safe“-Funktion. Abgerundet wird das Paket durch die einfach zu bedienende DAW-Software.

Letztere kann einige Schwächen mit dem virtuellen Mischpult und ihrer Schnelligkeit in der Arbeit kompensieren – aber nicht alles. Gerade beim kreativen Arbeiten ist die fehlende VST-Schnittstelle ein echtes Manko für alle, die nicht erst gestern mit dem Produzieren von Musik angefangen haben.
Gerne würde ich schon in der Software die exzellenten Klangerzeuger von Drittherstellern nutzen, um meine Musik zu kreieren. Die immer selben Instrumente können auf Dauer zu Lasten der Kreativität gehen. Zwar finden sich im Internet eine Menge Downloads für kostenlose Refills (Sounds für die mitgelieferten Instrumente), doch sicherlich gibt es noch viel mehr Plugins für lau. Der Nachteil dieser Politik: Aus jeder Produktion wird eine typisch nach Reason klingende.

Für den Kauf von Propellerhead Balance mit Reason Essentials spricht die formidable Stabilität der Kombination von Software und Hardware. Das Audio Interface ist solide verbaut. Die Anschlüsse, die Knöpfe und Drehregler sind auf hohem Niveau verarbeitet und versprechen Langlebigkeit. Einzig das mit etwa einem Meter viel zu kurze, mitgelieferte USB-Kabel musste zügig getauscht werden. Nicht jedes Gitarrenrack steht direkt neben einem PC.

Für den Heimmusiker und Selbstproduzenten in Sachen Homerecording liefert der Hersteller genau das, was er verspricht: Ein einfach zu bedienendes Gesamtpaket aus Audio-Interface und DAW-Software, mit dem das Musik produzieren schnell von der Hand geht. Und da VST nicht zwingend von allen benötigt wird und das deutlich zu kurze USB-Kabel ausgetauscht werden kann, bleiben am Ende des Tages satte 4,5 Punkte im Test.

Propellerhead Balance Features

  • zweikanaliges USB-Interface
  • 24-bit/96 kHz
  • Clip-Safe
  • Direct-Monitoring
Hersteller:   
Produkt:

Propellerhead Balance Test

Lesermeinungen (4)

zu 'Propellerhead Balance Testbericht: Die Clipping-Polizei auf Audiostreife'

  • Fabian   15. Dez 2011   11:23 UhrAntworten

    Sehr guter Test von Balace, vielen Dank dafür. Gerade die Erklärung wie Clipsafe technisch funktioniert, habe ich bisher nirgendwo gefunden.

    "Aus jeder Produktion wird eine typisch nach Reason klingende."
    Jede ??
    Das ist ganz grober Unfug und kann man einfach nicht so stehen lassen!
    Wie soll eine Produktion aus Audio-Tracks und gut programmierten Synths nach Reason klingen? Die DAW hat keinen Eigenklang. Das ist ein Gerücht was sich merkwürdigerweise seit Ewigkeiten im Netz hält.
    Ich empfehle Thorsten mal den Blindtest im "DAW-Erkennen". Da merkt man ganz schnell, was Vorurteil und was wahr ist.

  • Torsten   19. Dez 2011   12:05 UhrAntworten

    Ich zitiere :
    "Zwar finden sich im Internet eine Menge Downloads für kostenlose Refills (Sounds für die mitgelieferten Instrumente), doch sicherlich gibt es noch viel mehr Plugins für lau. Der Nachteil dieser Politik: Aus jeder Produktion wird eine typisch nach Reason klingende."

    Ich beziehe mich spezifisch auf die mitgelieferten Instrumente. Nicht die Audio-Spuren. Der Zusammenhang zu Reason-typischen Instrumenten wie (ein eindeutig klingender) SubTraktor ist gegeben.
    Danke für's Lob und Lesen ! Freue mich sehr darüber.

  • Jonson   21. Dez 2011   13:33 UhrAntworten

    Wobei der Test nun wenig über die Klangqualität von Balance aussagt:

    Wie schlägt sich dieses nicht eben billige Interface zu einem DUET 2 oder RME Babyface?

  • Torsten   21. Dez 2011   14:30 UhrAntworten

    Die Klangqualität der Aufnahmen wird bereits durch Clip-Safe gefördert. Die Klangquelle wird neutral behandelt und 1:1 in der DAW wiedergegeben.
    Essentials ist ein verkleinertes Reason 6. Dessen Klangsynthese wird in einem in Kürze folgendem Testbericht behandelt.
    Zu den genannten Interfaces kann ich keinen Vergleich erstellen. Dazu müsste ich die Grenzen der einzelnen Geräte gesondert voneinander ausloten um dann zu Bewerten. Die genannten liegen mir jedoch momentan nicht vor.

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