ProjectSAM Orchestral Essentials Testbericht
Bezahlbares virtuelles Orchester

ProjectSAM Orchestral Essentials Testbericht

Futuristische Oberfläche - ProjectSAM Orchestral Essentials Testbericht

Was ist es?

Die Bibliotheken „Symphobia“ und „True Strike“ haben den Hersteller in den vergangenen Jahren als zielsichere Adresse für hochwertiges Game-, TV- und Film-Scoring etabliert. Nun hat die holländische Sampleschmiede die Essenz ihrer bisher erschienen Titel herausgefiltert und in „Orchestral Essentials“ kompakt zusammengefasst.

Inhaltlich umfasst die 12 GB schwere Bibliothek die Instrumente eines kompletten Orchesters, inklusive verschiedener Tasten-, Zupf- und Schlaginstrumente. Darunter befinden sich beispielsweise Harfe, Piano und eine ganze Sektion mit Percussion‐Instrumenten. Auch experimentelle Klänge für das ausgefeilte Sound Design sind mit an Bord.

Eine kostenlose Version von „Kontakt 5 Player“ ist im Lieferumfang enthalten. Mit diesem Komplettpaket richtet sich die ProjectSAM Orchestra Essentials vor allem auch an Einsteiger im Bereich Filmkomposition.


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Passend dazu


ProjectSAM Orchestral Essentials Testbericht

Einleitung

In Zeiten, in denen nur noch die wenigsten Filmproduktionen ein ausreichendes Budget für eine Aufnahmesession mit echten Orchestermusikern in einem großen Tonstudio übrig haben, werden
samplebasierte Emulationen akustischer Instrumente durch die erhöhte Leistungsfähigkeit von Audiorechnern immer attraktiver. Kein Wunder also, dass immer mehr Komponisten auf virtuelle Software‐Instrumente zurückgreifen.

Die Königsklasse samplebasierter Instrumente sind Orchester-Bibliotheken, denn hier findet sich nicht nur ein Instrument, sondern gleich ein vollständiges Orchester. Das hier getestete Paket siedelt sich im oberen Mittelpreissegment an.

ProjectSAM Orchestral Essentials Testbericht

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Prerequisiten

Die DVD-Version von ProjectSAM Orchestral Essentials kommt in einer edel gestalteten Box daher, in der sich Library und Player befinden. Die 12 GB Samples installierten sich in 45 Minuten, schneller als gedacht. Der Player lässt sich Standalone oder als Plugin für alle gängigen Musikprogramme installieren. Die Registrierung der Bibliothek erfolgt über das „Service Center“ von „Native Instruments“. Einmal die Seriennummer eingegeben, und schon ist die Library aktiviert. Sehr angenehm und einfach.

Zusätzlich kannst Du dich auch noch bei ProjectSAM auf der Website registrieren, als Belohnung kommt zusätzlicher Content für die Bibliothek, der als Download bereitgestellt wird. Ein nettes Goodie.

 

Ausstattung

Einmal in den Player geladen, verbirgt sich hinter dem komplett in grün und schwarz gestalteten Interface die volle Bandbreite eines Orchesters – und mehr. Eine Besonderheit der Instrumente des Herstellers ist die Art und Weise, wie die Instrumente aufgenommen wurden. Bei diesem Titel wurde die komplette Streichersektion zusammen aufgenommen und in einer Soundbank zusammengefasst. Dieses Verfahren soll mehr Realismus und ein homogenes Klangbild schaffen.

ProjectSAM Orchestral Essentials ist also in orchestrale Instrumentengruppen aufgeteilt: Full Orchestra, Strings, Brass, Woodwinds, Percussion, Keyboards & Harp sowie der Bereich Sound Design. Bei den ersten vier finden sich unterschiedliche Spielweisen wie beispielsweise Sustain, Staccato, Legato oder auch Effektsounds sowie Kombinationen mit anderen Instrumenten.

Bei Percussion findest Du neben verschiedenen Kits bzw. Sounds noch diverse Schlaginstrumente wie Xylophon, Glockenspiel oder Celesta. Außerdem beinhaltet der Ordner „Keyboards & Harp“ ein Piano, eine Harfe, ein Cembalo und eine Kirchenorgel.

ProjectSAM Orchestral Essentials Testbericht

Schön übersichtlich gestaltet

Unter Sound Design finden sich Klangwelten, welche über die Möglichkeiten des akustischen Orchesters hinausreichen. In acht verschiedenen Patches findest Du perkussive Effekte, Drones, Risers und weitere experimentelle Klangfarben.

Unter Multis öffnet sich eine Liste mit 20 Multiinstrumenten, welche dir einen etwas anderen Zugang zu den ProjectSAM Orchestral Essentials ermöglichen. Es sind Kombinationen unterschiedlicher Instrumente, welche gelayered oder stark bearbeitet (z.B. mit Arpeggiator) über die Tastatur deines MIDI‐Keyboards verteilt liegen.


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In der Praxis

In der ersten Rubrik „Full Orchestra“ findet sich das komplette Orchester in einem Instrument wieder. Diese Presets eigenen sich besonders gut, um neue Ideen schnell zu entwickeln. Mit nur einem Instrument hast Du sofort den Gesamtklang des Orchesters zur Verfügung. Es lohnt sich hier
die Anschlagstärke der Noten zu variieren: In den tiefen Lagen werden beispielsweise die Bässe bei höchster Anschlagsstärke um eine Kesselpauke (Timpani) erweitert. Dieser interaktive Bereich wird wahlweise über die Anschlagsstärke oder durch das Modwheel geregelt. Letzteres ist empfehlenswert, um gehaltene Töne noch im Klangverlauf zu beeinflussen.

Neben den Parametern „Reverb“, „Limiter Input“, „Attack“ und „Release“, findet sich auch der mystische Button „Enhance“ in der Ansicht Main der Oberfläche der ProjectSAM Orchestral Essentials. Beim Einschalten werden weitere Ebenen dem geladenen Instrument hinzugefügt. Dies lässt sich sehr schön nutzen, um den Klang zu variieren oder zu verdichten.

Eine Übersicht der momentan verwendeten Sektionen des Orchesters sowie die Auswirkung der Enhance‐Funktion findest Du unten rechts unter dem Button „Seating“. Die unterschiedlichen Farben der Sektionen zeigen dir, welche Instrumente momentan gespielt werden und mit welchen Sounds die Enhance‐Funktion arbeitet. Die Übersicht ist gelungen

Unter „Settings“ findest Du weitere Einstellungsmöglichkeiten zum Tonverlauf und einen Octaver, der automatisch eine Oktave zur gespielten Note zusätzlich hinzufügt. Hier findet sich auch die Funktion „Round Robin“: Bei der Wiederholung von ein und derselben Note in gleichbleibender Anschlagstärke wird jeweils ein anderes Sample wiedergegeben und so klingt das Ergebnis natürlicher.

Die Presets „Long Chords“ und „Short Chords“ sind ein weiteres Highlight dieser Rubrik. Hierbei handelt es sich um Dur- und Moll-Akkorde, welche jeweils chromatisch auf der Keyboard‐Tastatur verteilt liegen. Es ist wohl kaum möglich, einer Orchesterbibliothek authentischere Akkordklänge zu entlocken – denn immerhin wird hier durch einen Tastendruck die fertige Orchesteraufnahme eines Dreiklangs abgefeuert.

Strings, Brass und Woodwinds

Zu jeder der eben genannten Bereiche stehen unterschiedliche Spielweisen wie Sustain, Staccato, Tremolo oder Pizzicato bereit. Hier und da findest Du auch einen herausstechenden Patch wie z.B. die „Ethnic Flute Phrases“ – auf Tastendruck abrufbare Phrasen einer Ethno‐Flöte.
Zu jeder Sektion steht ein Preset „Cinematic‐Effects“ bereit, das dir eine ganze Palette an experimentellen Sounds, Clustern und Effekten liefert, die normalerweise mit einem virtuellen Instrument nahezu unmöglich zu realisieren wären. Zwar lassen sich diese Spielweisen und Effektsounds alle sehr gut einsetzen und können auch wirklich überzeugen – um jedoch noch detailgenauer arbeiten zu können, fehlt es mir dann doch an zusätzlichen Artikulationen und an Unterteilungen in einzelne Instrumente.

Da ProjectSAM Orchestral Essentials die „Essenz“ des Filmscoring aufgreifen möchte, bleibt die Software auch an diesem Punkt ihrem Motto treu.

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Viel grün ;)

Percussion

Die Schlaginstrumente dieser Sektion können überzeugen, etwas mehr Umfang und eine kleine Auswahl an Loops hätten nicht geschadet. Insbesondere im Hinblick darauf, dass heutzutage keine Komposition im Bereich Film und Game ohne epische Trommel-Patterns auskommt.

 

Keyboards & Harp

Das „Piano Mystique“, die „Concert Harp“, das „Hapsichord“ und die „Church Organ“ bieten zwar wenig Möglichkeiten für den Nutzereingriff und keine Artikulationen, können aber trotzdem überzeugen. Sie bieten eben die Essenz und eine Kirchenorgel ist nun mal nicht gerade das Herzstück eines klassischen Sinfonieorchesters.

Besonders das Piano gefällt mir sehr gut, hier gibt es sogar die Geräusche des Fußpedals als steuerbaren Parameter auf der Programmoberfläche.

Sound Design

Den Schluss bildet der vielversprechend betitelte Ordner „Sound Design“. Schon beim Anspielen des ersten Instruments „Percussive Sound Design“ wird deutlich, dass diese Klänge nicht unbedingt den idealen Ton für eine romantische Liebeskomödie bilden, sondern sich vielmehr im Bereich Action, Horror und Thriller heimisch fühlen. Impulsive One Shots und Hits, kombiniert mit teils stark atonal experimentellen Klangverläufen geben sich hier gegenseitig die virtuelle Klinke in die Hand.

Weiterhin stehen Padsounds, Drones, Risers und düstere Athmos in diesem Ordner bereit, die im richtigen Genre eingesetzt großartig funktionieren können!

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Fazit zum ProjectSAM Orchestral Essentials Test

Für eine UVP von 415,- Euro liefern die ProjectSAM Orchestral Essentials eine ordentliche Ladung orchestraler Sounds und Klänge für den Bereich Game, TV, und Filmmusik. Nicht nur Orchesterinstrumente wie Streicher und Bläser, welche als ganze Sektion aufgenommen wurden, sondern auch die Percussion-, Tasten‐ und Schlaginstrumente können klanglich ohne Zweifel überzeugen. Des Weiteren besticht diese Orchesterbibliothek durch die große Auswahl an experimentellen Effektsounds, welche sich wirklich hervorragend für die Genres Horror, Action oder Thriller eignen.

Bei allem Lob solltest Du dir in Erinnerung rufen, dass trotz der Größe von 12 GB nur die grundlegenden Artikulationen und Spielweisen der unterschiedlichen Instrumente bereitstehen – eben die Essenz eines Orchesters. Wer detailverliebt arbeiten möchte, wird mit dieser Bibliothek schnell an dessen Grenzen stoßen. Beim geforderten Preis für den ein oder anderen vielleicht der Wermutstropfen.

Für Einsteiger im Bereich orchestraler Filmmusik und alle, die bisher noch keine Orchester‐Library besitzen, gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung für diese Sample Library! Genauso angesprochen können alle die sein, die für die Bandsongs, einfach noch ein paar tolle Orchesterklänge benötigen.

Von mir bekommt ProjectSAM Orchestral Essentials mit viereinhalb von fünf Punkten ein „sehr gut“.

ProjectSAM Orchestral Essentials Features

  • Vollständiges Symphonieorchester
  • unterschiedliche Artikulationen
  • arbeitet als VST, AU und RTAS
Hersteller: ProjectSAM
Produkt:

ProjectSAM Orchestral Essentials Test

Lesermeinungen (1)

zu 'ProjectSAM Orchestral Essentials Testbericht: Bezahlbares virtuelles Orchester'

  • Bernd   09. Jan 2013   20:49 UhrAntworten

    Hallo Nicolas, hallo delamar-Gemeinde

    schönes und produktives neues Jahr wünsche ich allen. delamar ist die von mir mit am häufigsten besuchte Musikseite und ich möchte delamar danken für die super Infos und Tests. Nach dem ich mir nach langem suchen und testen ProjectSAM OE zugelegt habe, möchte ich Euch kurz meine Erfahrung mitteilen:
    Da OE den Kontakt 5 Player(free) von NI nutzt ist die Installation, wie immer bei NI, super einfach und schnell (20 Min für die Samples). Der Preis von € 399.- verleidet nicht zu schnellem Entschluss, jedoch waren mir die "dicken Brummer" zuviel für mein Budget. Aus meiner Sicht hat sich das lange Suchen und Vergleichen jedoch gelohnt.
    Der Sound von OE ist bestechend gut, wirklich erstklassig. Der Instrumententeil ist ohne Tadel,vielseitig nutzbar. In vielen Testberichten wird der Sound zwar als super aber eher düster bezeichnet - stimmt meines Erachtens nicht für Instrumente (höchstens für die Multis). Mit den Instrumenten kann man auch "frohe" Musik machen, obgleich die Instrumente, vor allem die Streicher, zu Moll-Tonarten inspirieren.
    Ganz toll ist die Harfe. Tip: mischt einmal eine Stimme für OE Harfe mit einer Stimme mit Independence Free "Instrumenet: Accustic Guitar" - Klasse.
    Das Piano bei OE gefällt mir als einziges Instrument nicht so gut. Tip: probiert mal Piano one (free), das ist m.E. besser, wenn es ein bißchen bearbeitet wird. Tip: Probiert mal den EQ Equilibre (free). Die OE Streicher Arco sind sehr schön. Tip: probiert mal eine Doppelung mit DSK Virtuoso Strings (free), da kann man eine interessante Athmosphäre hinbekommen. (bei 64 Bit Cubase 6 gibt es aber ein VST Bridge-Problem und man muss Vrtuoso bei jedem Projektaufruf neu einbinden)
    Bei den OE Multis gilt auch: super Klang. Ob man mit den Multis etwas anfangen kann hängt sehr stark davon ab, welche Art der Musik man machen will. Die dort hörbaren Effekte kann man sicher dramaturgisch für Filmmusik einsetzen, es fragt sich jedoch wie oft das Sinn macht, da man nicht in jeder Produktion den gleichen Effekt nutzen will (kann). Da ich persönlich auch ein Freund der Neuen (ernsten) Musik bin, finde ich die Multis teilweise interessant.Tip: wer sich für diese Art von Sounds interessiert sollte mal PreparationP(free), das sind unüblich erzeugte Pianosounds,dazu mischen.
    Insgesamt habe ich den Kauf von OE keinesfalls bereut und ich nutze OE für Orchesterparts und Hintergrundmalerei. Da ich durch den exzellenten Klang Blut geleckt habe, werde ich nun doch noch auf einen "dicken Brummer" sparen.

    Macht´s gut.

    Bernd

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