ProCo Rat2 Testbericht
Rattige Verzerrung

ProCo Rat2 Testbericht

Was ist es?

Bei dem ProCo Rat2 handelt es sich um ein Verzerrerpedal mit Distortion/Overdrive für Gitarre (oder Bass), das ursprünglich 1978 auf den Markt kam. Bekannt wurde es schon in den frühen 80er Jahren durch Künstler wie Jeff Beck oder Andy Summers. Bereits seit 1988 wird die zweite Version des Zerrpedals produziert, die uns auch für den aktuellen Test vorliegt.

ProCo Rat2 verfügt über drei Regler und steckt in einem schwarzen Metallgehäuse. Der Bodentreter kann wahlweise über eine Batterie (9V) oder ein optional erhältliches Netzteil mit Strom versorgt werden.

Bei dieser mit »2« betitelten Version handelt es sich um eine Neuauflage des Pedals, die kleinere Änderungen, unter anderem beim verwendeten Chip mitbringt. Wer auf der Suche nach dem Original ist, muss entweder eine Menge Geld für eine gebrauchte Hardware hinlegen oder für eine exakte Replik, die in limitierter Auflage vom Hersteller selbst angeboten wird, ähnlich tief in die Tasche greifen. In dieser findet sich der LM308-Chip, der – ganz wie im Original – für den besten Klang sorgen soll.

Die zweite Version ist derzeit für einen Straßenpreis von 75,- Euro im Fachhandel erhältlich.

ProCo Rat2 Testbericht

Der robuste Bodentreter in unserem ProCo Rat2 Testbericht


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ProCo Rat2 Testbericht

Erster Eindruck

Optisch ist klar, dass es sich hier um eine echte Ratte, bzw. dessen Neuauflage mit dem Namen ProCo Rat2 handelt. Seit den frühen 1980er Jahren hat sich am Formfaktor des schwarzen Gehäuses kaum etwas geändert. Es ist nicht in den für Bodentreter typischen Abmessungen gehalten, irgendwie scheint hier der Satz »Quadratisch, praktisch, gut« angemessen. Mit der Neuauflage, die seit 1988 gefertigt wird, kam eine rote LED hinzu. Diese leuchtet bei eingeschaltetem Effekt mitten im »a« des Schriftzugs »Rat« auf.

Das Gehäuse ist aus Metall gefertigt – sollte die Hardware jemals kaputt gehen, wird das nicht am Gehäuse liegen, so viel ist klar. Aus Metall ist auch die Klappe zum Batteriefach auf der Unterseite gefertigt. Sie wird mit einer Schraube arretiert, die bestens mit der Hand geöffnet, also auch ohne Werkzeug bedient werden kann. Das empfinde ich als echtes Plus gegenüber den sonst so häufig gesehenen Bodentretern, deren Kunststoffnippel am Batteriefach gerne bei starker Benutzung mal abbricht. Übrigens ist bei Erstauslieferung ein durchsichtiges Kunststoffband über die beiden Kontakte für die Batterie gespannt, um einen Kurzschluss zu verhindern – fein.

ProCo Rat2 Testbericht

Das Batteriefach samt recht einfach zu lösender Schraube

Alle Anschlüsse wurden auf der Rückseite des Gehäuses angebracht. Hier findest Du einen unsymmetrischen Eingang und einen ebensolchen Ausgang für den Anschluss mit Klinkenkabeln. Der Anschluss für das optional erhältliche Netzteil ist noch ganz Old-School (wie beim Ibanez TS-808), ebenfalls mit einer Klinkenbuchse ausgestattet.

ProCo Rat2 Testbericht

Die Anschlüsse

 

Die Regler

Viel zu bedienen gibt es beim ProCo Rat2 nicht. Drei bombastisch gut verarbeitete Regler finden sich auf der Oberseite des Geräts. Sie sind gut erreichbar, griffig und sehr fein einzustellen. Mit dem ersten kannst Du den Grad der Verzerrung einstellen, der von leicht angezerrt (vergleiche Klangbeispiel 5) bis richtig bratend reicht. Der zweite Regler dient der Einstellung des Filters, der nicht zimperlich in den Klang eingreift und damit eine Menge Flexibilität mitbringt. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der umgekehrte Regelweg, denn ganz links am Anschlag werden die hohen Frequenzen betont, während am rechten Anschlag die Höhen weg gefiltert werden. Sei’s drum.

Der letzte Drehregler dient für die Einstellung des Volumens. Insgesamt soll das ProCo Rat2 bis zu 60 dB Gain liefern können, was genügend Platz für das Anfahren deines Gitarrenverstärkers in unterschiedlichen Nuancen mit sich bringt.

Der An-/Ausschalter ist silbern gehalten und erweckt in mir den Eindruck, dass er so schnell den Geist nicht aufgeben wird. Beim Einschalten des Bodentreters leuchtet eine kleine Status-LED rot auf, die sich im inneren des Logos befindet. Überhaupt ist das Pedal durch seine fluoreszierende Schrift gut im Dunkeln zu erkennen. Sehr schön auch, dass die Markierungen auf den Kappen der Drehregler genauso leuchten wie die Aufschrift – genau das Richtige für die dunkle Bühne.


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Die Praxis

Eine Sache, die wir im Test nicht ganz ausgefahren haben, sind die 160 Stunden Betriebszeit, die das ProCo Rat2 mit einer einzigen 9V-Blockbatterie durchhalten soll. Klar ist jedenfalls, dass unsere Batterie sich während der ganzen Testzeit nicht erschöpfte – wie viele Stunden das genau waren, haben wir allerdings nicht gemessen.

Klanglich gesehen dürften sich die Geister beim ProCo Rat2 scheiden. Der Gitarrensound reicht von leicht angezerrt bis richtig zerrend (vergleiche auch Klangbeispiel 3). Um die Mittelstellung des Distortion-Reglers herum lassen sich sehr angenehme Sounds erzeugen, die im Bereich Classic Rock anzusiedeln sind. Darüber hinaus wird es aggressiver und erinnert entfernt an einen Fuzz. Wer auf der Suche nach richtig modernen Heavy-Sounds oder High-Gain ist, sollte woanders mal hinhören.

Die größte Stärke dieses Pedals liegt für mich im Anfahren eines Röhrenverstärkers mit einem leichten Boost, um diesen mehr arbeiten zu lassen. Mit dem Rat2 lassen sich auch sehr schön angezerrte Sounds spielen, die bei leichtem Anschlag fast ganz rein sind und bei härterem schön crunchig klingen. Überhaupt kann ich diesem Verzerrerpedal eine gute Dynamik bezeugen, es lässt sich schön bespielen.

Am besten hat mir das ProCo Rat2 in Verbindung mit Single Coils gefallen. In Verbindung von Gitarre, Bodentreter und Gitarrenverstärker sind so viele Klänge möglich, dass es schwer wäre, alle zu beschreiben. Wer sich einige Zeit mit diesem Effekt gönnt und auch ausgiebig mit dem Filter spielt, wird seine helle Freude daran haben. Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass mir keinerlei zusätzliche Störgeräusche im Betrieb aufgefallen sind.

 

Klangbeispiele ProCo Rat2

Alle Klangbeispiele sind direkt vom Bodentreter in das Audio Interface aufgenommen worden, um ein Reamping mit deinem eigenen Gitarrenverstärker zu ermöglichen und den Klang nicht unnötig zu färben.

Es kamen drei unterschiedliche Gitarren zum Einsatz: Fender Stratocaster Billy Corgan Signature, Fender Stratocaster Eric Clapton Signature und eine Gibson Les Paul.

D12 F12 V12, Corgan

D08 F12 V12, Corgan

D08 F12 V12, Corgan

D08 F17 V12, Clapton

D08 F12 V12, Les Paul

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Fazit zum ProCo Rat2 Test

Das Verzerrerpedal ProCo Rat2 ist nicht für jedermann gedacht, obwohl es in Sachen Flexibilität mit dem eingebauten Filter richtig glänzen kann. Vom Klang her werden sich vor allem Gitarristen angesprochen fühlen, die ihre Wurzeln im Classic Rock wiederfinden und alle die, die mit dem Effekt ihrem Gitarrenverstärker noch weitere Nuancen abfordern wollen. Damit soll aber nicht gesagt sein, dass der Verzerrer nicht auch Anwendung in Rock, Pop, Alternative oder Independent-Musik finden könne – er erinnert mich nur ganz besonders an die Sounds aus den späten Siebzigern und frühen Achtziger.

Das Filter an der Ratte ist das Argument für sie schlechthin, denn mit diesem lässt sich der Klang praktisch immer dermaßen verändern, dass er sich auf der Bühne, im Proberaum oder im Tonstudio durchsetzen kann.

In Sachen Bauweise kann das Gerät voll überzeugen. Nicht nur, dass das Gehäuse robust gebaut ist, auch die Drehregler sind bestens zu bedienen und sitzen bombenfest. Alles in allem vergebe ich sehr gerne viereinhalb von fünf möglichen Punkten in diesem ProCo Rat2 Testbericht.

ProCo Rat2 Features

  • Verzerrerpedal
  • Distortion, Filter & Volumen
  • Maximal +60 dB Gain
  • Filter mit 6 dB pro Oktave Low-Pass
  • True Bypass
Hersteller: ProCo
Produkt:

ProCo Rat2 Test

Lesermeinungen (2)

zu 'ProCo Rat2 Testbericht: Rattige Verzerrung'

  • patrick pierson   17. Okt 2012   17:56 UhrAntworten

    Hallo Carlos,
    schöner Testbericht über die Ratte... da ich in den 80ern Gitarre spielen gelernt habe ist die mir schon ein Begriff, habe sie aber nie besessen. Egal. Die Idee die Sounds direkt aufzunehmen ist gut, da kann man dann zuhause besser vergleichen. Leider finde ich keinen Download für die Files. Wo kann man die denn downloaden? Ansonsten wüste ich nicht, wie ich die in meine DAW reinbekomme.
    schönen Gruß
    Patrick

  • Marc   24. Okt 2012   08:25 UhrAntworten

    Guter Bericht,
    den originalen Rat Verzerrer besitze ich selbst. Ich kann aber nicht wirklich nachvollziehen, warum der besser klingen soll als das neue Modell. Im Gegenteil ich persönlich finde die neuere Version klingt wesentlich fetter als das Original aus den 70ern. Nervig ist auch das bei der alten Version
    keine LED gibt und man nie sieht ob das Teil gerade eingeschaltet ist.

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