Olympus LS-100 Testbericht
Portabler Recorder mit XLR-Inputs

Olympus LS-100 Testbericht

Voilà, unser Olympus LS-100 Testbericht

Was ist es?

Der Olympus LS-100 ist ein Field Recorder – auch Handheld Recorder oder Field Recorder genannt – mit zwei kombinierten XLR/Klinkenbuchsen mit zuschaltbarer Phantomspeisung (24/48 Volt) und integrierten Stereomikrofone in X/Y-Anordnung (90°). Mehrspurige Projekte mit bis zu acht Aufnahmen lassen sich zeitgleich wiedergeben – Aufnahmen können nur zwei simultan gemacht werden.

Die Aufnahmequalität reicht bei Linear PCM (WAV) bis 24 Bit/96 kHz, alternativ ist die Aufnahme als MP3 mit bis zu 320 kb/s möglich. Der interne Speicher hat eine Größe von 4 GB, zudem lassen sich SD(XC)-Karten verwenden.

Ein Hochpassfilter (100/300 Hz) und ein Kompressor/Limiter lassen sich zuschalten. Overdubbing ist möglich, ein Tuner und ein Metronom sind eingebaut.

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Lieferumfang

Der Lieferumfang fällt großzügig aus. In der Packung sind ein USB-Kabel (circa 1,30 Meter) und ein Netzstecker mit USB-Anschluss enthalten – wenn Du das Gerät aufladen willst, kannst du dich also entscheiden, ob das über die USB-Buchse deines Rechners oder die Steckdose geschehen soll. Gute Lösung, denn so entfällt die Notwendigkeit eines weiteren Kabels für die Stromversorgung. Obendrein gibt es noch ein Adapter von USB auf Mini-USB.

Zu meiner Freude finden sich ein Etui und eine Trageschlaufe, die Du am LS-100 befestigen kannst.

Das gedruckte Handbuch ist sehr knapp gehalten und enthält einen Hinweis auf eine wesentlich ausführlichere PDF-Anleitung, die sich direkt auf dem internen Speicher des LS-100 befindet.

 

Verarbeitung

Teile der äußeren Verschalung sind aus Kunststoff gefertigt, andere aus Metall. Die Komponenten sind gut zusammengesetzt und die Stereomikrofone sind mit einer stützenden Strebe verschraubt.

Die Druckpunkte der Knöpfe sind gut geraten, allerdings sind sie etwas schwammig, vor allem der »OK«-Knopf wackelt merklich. Die Bedienung leidet darunter nicht wirklich, dennoch hätte ich mir hier einen festeren Sitz gewünscht.

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Der Olympus LS-100 wird mit einer Tragetasche geliefert

 

Bedienung

Unter Windows 7 wurden die Treiber umgehend automatisch installiert, welche den Olympus LS-100 als Massenspeichergerät zugänglich machen. Prima.

Nach einem freundlichen Klingeln ertönt eine angenehm kühl klingende Frauenstimme, die mich ausführlich anleitet, wie die Uhrzeit einzustellen ist. Schöner Service. Nervig wird es allerdings, wenn Du später durch die Menüpunkte navigierst – die virtuelle Dame liest nun jede Funktion vor, die ich anwähle. Ich suche also schleunigst den entsprechenden Menüpunkt auf, um sie für immer zum Schweigen zu bringen. Bei dieser Gelegenheit stellte ich die Anzeigesprache auch gleich auf Deutsch um – sehr feine Option!

Die Bedienung per Steuerkreuz mit vier Richtungen zum Durchforsten der Menüs und dem zentralen OK-Knopf dürfte den meisten vertraut sein.

Als zweite Menüebene gibt es eine schmucke animierte Anzeige mit Icons auf schwarzem Hintergrund, bei denen Du alle grundlegenden Funktionen starten kannst – Aufnahme, Mehrspurprojekt, Lissajous (unten mehr dazu), Metronom und Tuner.

Für die Ansicht mit den eben genannten Funktionen und das Konfigurationsmenü gibt es zwei verschiedene Knöpfe. Deren Verhalten ist für mich unvorhersehbar, denn sie reagieren unterschiedlich, je nachdem wo Du dich gerade befindest – manchmal tut sich gleich gar nichts. Eigentlich sollten dedizierte Knöpfe dafür sorgen, dass man schnell an sein Ziel gelangt. Beim LS-100 stiften sie leider mehr Verwirrung, als dass sie hilfreich sind.

Egal, wo Du dich befindest, ganz oben im Display ist stets eine kleine Leiste zu sehen, die den Status von Funktionen wie Hochpassfilter, Limiter, verbleibende Batterieladung und die aktivierten Kanäle (links/rechts) für die internen und externen Mikrofone anzeigt.

Das Display ist in seiner Maximalbeleuchtung schön hell und kontrastreich. Wenn Du in den Optionen eingestellt hast, dass sich der Bildschirm nach einer gewissen Zeit von selbst ausschalten soll, dauert es fast zwei Sekunden, bis das Display wieder erstrahlt. Schade, dass diese grundsätzlich willkommene Stromsparfunktion so versalzen wird. Vielleicht kommt hier ja noch ein Firmware-Update, das dies behebt.

Die erwähnten kleinen Ärgernisse ergeben in der Summe eine deutlich unbequemere Bedienbarkeit des Olympus LS-100, wenn ich den LS-5 und den LS-20M als Vergleich heranziehe.


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Aufnahme

Bei der Aufnahme sind alle wichtigen Informationen auf einen Blick ersichtlich: Ordner, Aufnahmeformat, Aufnahmezeit, die dem eingestellten Format entsprechend verbleibende Aufnahmezeit und natürlich der Pegel. Die Pegelmessung ist relativ träge, sie könnte etwas schneller reagieren.

Leider ist die getrennte Regelung der Eingangslautstärken für den linken und den rechten Kanal nicht gut gelöst. Die entsprechenden Rädchen an der Seite des Geräts sitzen sehr fest ineinander. Das ist durchaus sinnvoll, um beide Kanäle in gleichem Maße zu verstärken oder zu dämpfen, doch sitzen sie dermaßen fest, dass die Regelung für einen einzelnen Kanal ziemlich fummelig wird. Stets musst Du mit beiden Händen zu Werke gehen. Hier wären komplett voneinander getrennte Regler besser zu bedienen gewesen, etwa an den zwei gegenüberliegenden Seiten des Geräts.

Olympus LS-100 Testbericht

Die recht Seite des Olympus LS-100 mit den konzentrischen Pegelrädchen

Während der Aufnahme, aber auch später beim Abspielen einer Datei lassen sich Indexmarkierungen setzen – »Lesezeichen« an bestimmten Stellen der Aufnahme, zu denen Du mit dem Steuerkreuz springen kannst.

Für jede Aufnahmequelle gibt es separate Einstellungen für den Limiter bzw. den Kompressor, für die es jeweils zwei Modi gibt. Leider werden deren Unterschiede nicht im Handbuch erklärt.

Bis zu acht Spuren lassen sich in einem Projekt zusammensetzen (aber leider nicht simultan aufzeichnen). Dabei kannst Du für jede Spur das Panning und die Lautstärke einstellen, zudem lässt sich die Tonart verstellen. Sobald alles passt, kannst Du das Ensemble in eine einzige Datei exportieren (»bouncen«).

 

Fortgeschrittene Funktionen

Wie von Olympus gewohnt, gibt es eine Pre-Recording-Funktion, die maximal zwei Sekunden vor dem Drücken der REC-Taste mit der Aufnahme beginnt. Mit »Voice Sync« beginnt der LS-100 mit der Aufnahme, sobald ein bestimmter, von dir festgelegter Pegel überschritten wird – und stoppt, wenn er unterschritten wird.

Mit der Overdubbing-Funktion kannst Du zu einer bereits aufgenommenen Datei weitere Aufnahmen darüberlegen und hinzu mischen. Hier ist das Aufnahmeformat leider auf 44,1 kHz und 16 Bit beschränkt. Über die Funktion »Play Sync« kannst Du ebenfalls eine zuvor getätigte Aufnahme abspielen, allerdings bleibt diese bei der neuen Aufnahme unangetastet und es wird nur das neue Signal gespeichert.

Um ein präzises Timing zu wahren, kannst Du bei deinen Aufnahmen ein Mentronom über den Abhörkanal hinzuschalten. Der Tuner leistet gute Dienste beim Stimmen von Gitarren.

Bei der sogenannten Lissajous-Messung wird der Abstand zwischen Mikrofon und Klangquelle
automatisch über die Phasendifferenz gemessen. Die angezeigte Lissajous-Kurve gibt Aufschluss darüber, wie Du extern angeschlossene Tauchspulmikrofone oder Kondensatormikrofone optimal aufstellen kannst. Klasse Sache!

 

Klang

Die Aufnahmen sind detailreich und klar, ähnlich wie bei den beiden anderen Modellen des Herstellers, die wir im Test hatten. Auch die räumliche Abbildung kommt gut rüber.

Im Vergleich mit dem klobigeren Roland R-26, der mehrspurige Aufnahmen machen kann und ebenfalls über zwei XLR-Eingänge verfügt, wird vor allem eins deutlich: Zugunsten eines tendenziell HiFi-artigen Klangerlebnisses kommen die Mitten gedämpft daher – in der Darstellung des Frequenzgangs wäre ein »Smiley« zu sehen. Das mag sich für einen ersten Wow-Faktor gut eignen, doch irgendwann wird klar, dass der Olympus LS-100 sich damit mehr von der Realität entfernt als es einem Toningenieur lieb wäre. Andererseits wird das den geneigten DSLR-Videofilmer kaum interessieren.

Die Mikrofonvorverstärker des LS-100 verrichten ihre Arbeit gut, allerdings meine ich, bei der XLR-Aufnahme über den Roland R-26 noch feinere, klarer konturierte stimmliche Details wahrnehmen zu können. Insgesamt bietet dieser Field Recorder aber nichtsdestotrotz eine gute Auflösung, an der es nichts zu beanstanden gibt.

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Fazit zum Olympus LS-100 Test

Der Olympus LS-100 weiß mit seiner äußerst kompakten und leichten Hardware zu überzeugen. Die Verarbeitungsqualität ist weitestgehend gut gelungen. Leider sind die ineinander verschachtelten Drehregler sehr fest miteinander verbunden, so dass die getrennte Aussteuerung des linken und rechten Kanals etwas umständlich wird.

Mir gefällt das helle, kontrastreiche Display. Der Sprachführer hilft beim Einstieg in die Bedienung des Geräts und wenn man sich einmal eingefunden hat, lässt er sich deaktivieren. Weniger gut gelungen ist das Verhalten der Menüknöpfe – sie funktionieren nicht an allen Stellen gleich, manchmal bewirken sie gar nichts. So hätte man sich diese dedizierten Buttons gleich sparen können, denn sie sind eher dazu geeignet, Verwirrung zu stiften, als hilfreich zu sein.

Dank seiner kompakten Bauweise – die im Lieferumfang enthaltene Tragetasche und der Halteriemen komplettieren die Portabilität – und den detaillierten (wenn auch verhältnismäßig mittenarmen) Aufnahmen ist der Olympus LS-100 ein durchaus empfehlenswertes Gerät. Die vielen nützlichen Funktionen wie Metronom, Tuner und Lissajous-Messung sind sehr willkommen.

Der 100er kann nicht ganz die Erwartungen erfüllen, die ich nach dem Olympus LS-5 Testbericht in ihn gesetzt hatte; die vorbildliche Bedienbarkeit und die ausgezeichnete Verarbeitungsqualität seines kleinen Bruders erreicht das hier getestete Gerät nicht.

So vergebe ich knappe vier von fünf Sternen im Olympus LS-100 Testbericht.

Olympus LS-100 Features

  • Portabler Recorder
  • WAV (24 Bit/96 kHz) / MP3 (320 kb/s)
  • Stereomikrofone (X/Y 90°)
  • Zwei XLR-Inputs + Phantomspeisung
  • Achtspurige Projekte mit Bouncing
  • Tuner, Metronom, Lissajous-Messung
Hersteller: Olympus
Produkt:

Olympus LS-100 Test

Lesermeinungen (2)

zu 'Olympus LS-100 Testbericht: Portabler Recorder mit XLR-Inputs'

  • Erik   18. Sep 2012   17:16 UhrAntworten

    Hallo Delamar-Team!

    Leider lasst ihr offensichtlich bei Rekorder-Tests ein wichtiges Kriterium völlig außer acht: den Rauschpegel des Mikrofonvorverstärkers mit externen sowie internen Mikros.

    Hier sollte der Geräuschspannungsabstand gemessen und angegeben werden.

    Mit meinem kürzlich erworbenen Tascam DR-40 (nicht bei Delamar getestet) bin ich in dieser Hinsicht sehr unzufrieden. Das Gerät scheitert z.B. bei der Aufnahme einer Lesung oder einer mäßig laut gespielten Gitarre am störenden Rauschen, dass bereits bei Mikro-Eingangspegeln über 50 hörbar wird (Max-Pegel=90). Es ist lediglich für mittlere bis laute Schallpegel verwendbar.
    Mit rauscharmen Mik-Eingangsstufen und verbesserter Firmware (z.B. max. Dateigröße nur 2 GB, obwohl mit FAT32 4 GB möglich) wäre es ein sehr gutes Gerät.

    Bitte nehmt das (Mik-) Eingangsrauschen künftig als Testkriterium in eure Berichte auf. Das vermeidet spätere Enttäuschungen beim Käufer.

    Viele Grüße,

    Erik

  • Andreas Melofski   27. Sep 2013   12:21 UhrAntworten

    Hallo! Zu dem Olympus LS-100 Artikel möchte ich bemerken, daß eine Sprachführung niemals nerven kann. Versetzt Euch doch bitte mal in die Situation blinder Musiker - von denen es verdammt viele gibt. Wir haben kaum die Möglichkeiten, mit den meisten Recordern zu arbeiten. Von Software-Studioprogrammen mal ganz abgesehen. Schon das Arbeiten mit heutigen Synthesizern ist für uns fast unmöglich. Ich selber suche nach einer Recordinglösung - zum Beispiel 16 Spuren - und finde keine, ohne Display bedienbare. Schlimm genug, dass die Firmen uns offensichtlich übersehen. Da kan man für einen Olympus LS-100 nur sehr dankbar sein, vorallem für die Sprachführung. Ich wünschte, alle Firmen würden es so machen. Vielleicht wären manchmal weniger Displays auch wünschenswert. Weniger Menüs sind nach meiner Meinung oft MEHR.

    Herzliche Grüße

    Klangbär

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