Nugen Audio Stereoplacer Testbericht
Stereobearbeitung auf Frequenzbasis

Nugen Audio Stereoplacer Testbericht

Der Nugen Audio Stereoplacer. Testbericht gefällig? Lies weiter...

Was ist es?

Beim Nugen Audio Stereoplacer handelt es sich um ein Plugin (Formate im Infokasten) zum Modellieren der Stereoverteilung bestimmter Frequenzbereiche. So lassen sich wie auf einer gewöhnlichen logarithmischen EQ-Kurvenansicht in den Bässen, Mitten und Höhen Eingriffe vornehmen – allerdings nicht zur Verstärkung/Abschwächung bestimmter Frequenzen, sondern zu deren Positionierung im Stereofeld zwischen links und rechts.

Das Plugin ist zum Preis von 113,05 Euro (inkl. MwSt.) erhältlich.


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Nugen Audio Stereoplacer Testbericht

Was kann ich damit machen?

Die wichtigsten Anwendungsgebiete teilen sich in zwei Lager auf. Einerseits kannst Du in Monoaufnahmen (z.B. alte Konzertmitschnitte) einzelne Instrumente an unterschiedlichen Stellen im Stereobild platzieren. Andererseits lassen sich natürlich auch Stereo-Audiodateien (z.B. gerenderte (Roh-)Mixe) aufpeppen.


Passend dazu


Oder Du nutzt das Plugin doch einfach als finalen Insert-Effekt (bzw. vor dem Limiter) auf dem Master-Bus deines DAW-Projekts, um Feinschliff vorzunehmen. Allerdings ist das gezielte Panning der Einzelspuren in der Regel vorzuziehen. Gerade wenn es sich um Produktionen mit mehr oder minder klassischer Rollenverteilung der üblichen Instrumente wie Schlagzeug, Bass, Gitarre, Keyboard/Synthesizer und Vocals handelt.

Erste Schritte mit dem Nugen Audio Stereoplacer

Alle Produkte des Herstellers lassen sich computergebunden aktivieren, was bequem über das Plugin-Fenster online oder offline machbar ist. Die meisten Nugen-Plugins funktionieren aber auch mit einem iLok2 – für diesen Test habe ich das ausprobiert.

Nach der Konvertierung des Lizenztyps zu iLok über die Nugen-Website kam schnell eine Mail mit dem Link zur iLok-Aktivierung. Die erfolgte reibungslos und ich konnte das Plugin in Betrieb nehmen.

Nugen Audio Stereoplacer Testbericht

Die graphische Oberfläche des Nugen Audio Stereoplacer – augeräumt, aber nicht vergrößerbar

Die graphische Oberfläche im zeitgenössischen »flat design« ist recht aufgeräumt und mit weitgehend gut strukturierten Bedienelementen versehen. Schade ist allerdings, dass das Interface nicht stufenlos skaliert werden kann, wie etwa beim Nugen Audio VisLM 2, das mir derzeit ebenfalls zum Test vorliegt. @Nugen: Das wäre doch Stoff für ein Update, oder? :)

Basisfunktionen

Die folgenden Optionen stehen dem Plugin gut zu Gesicht und grenzen es gegenüber vielen kostenlos erhältlichen virtuellen Effekten und Instrumenten ab.

Es gibt einen Bypass-Knopf zum schnellen (De-)Aktivieren des Nugen Audio Stereoplacer – es gibt ja tatsächlich noch ein paar DAWs/Hosts, bei denen kein solcher Button auf dem Plugin-Fenster prangt. Komfortabel ist auch die Undo/Redo-Funktionalität zum Rückgängigmachen bzw. Wiederherstellen einzelner Bearbeitungsschritte.

Weiterhin finden sich schnell auffrischende Pegelanzeigen für den linken und rechten Stereo-Output-Kanal. Abgerundet wird das Ganze durch einen A/B-Button zum schnellen Umschalten zwischen zwei Konfigurationen und eine leider etwas rudimentär gestaltete Preset-Verwaltung.

Zwei Phasenmodi

Es gibt sowohl einen minimal phasenverschiebenden als auch einen linearphasigen Modus. Ersterer ist latenzfrei, während Letzterer das Signal naturgemäß leicht verzögert.

Der latenzfreie Modus färbt das Signal und formt dessen Charakter viel deutlicher, was mir beim Abmischen einzelner Spuren sehr willkommen ist. Beim Mastering glänzt hingegen der Linearphasenmodus mit vergleichsweise subtilen Klangeingriffen. Gerade wenn der klanglich feinere HQ-Modus aktiv ist, der auf meinem Testrechner nur rund 1% mehr Prozessorbelastung bewirkte.

Frequenz- und Stereokurve mit Analyzer

Zunächst sieht die graphische Darstellung genau wie ein Equalizer aus: von links nach rechts erstreckt sich der logarithmische Verlauf der Frequenzen. Doch wenn Du nun einen Filter nach oben oder unten ziehst, wirkt sich dieser nicht auf die Lautstärke an der entsprechenden Frequenz aus, sondern auf die Verteilung im Stereopanorama. Mit einer Platzierung oberhalb der X-Achse verfrachtest Du den Sound nach links und unterhalb nach rechts.

Nugen Audio Stereoplacer Testbericht

Dank des im Hintergrund eingeblendeten Analyzers siehst Du wahlweise a) die Stereo/Frequenz-Verteilung des Eingangssignals oder b) die des Outputs nach den Eingriffen durch den Nugen Audio Stereoplacer. Der erstgenannte Modus hilft beim Korrigieren stark einseitig erklingender Frequenzbereiche oder umgekehrt beim Aufspüren von Bereichen, die noch ein wenig Panning vertragen können.

Filterbearbeitung

Bis zu zehn Filter lassen sich erstellen. Die Bedienung der Filterkurven ist über weiten Strecken so komfortabel, wie man es sich auch von einem modernen Equalizer-Plugin mit Kurvendarstellung wünscht. Ein schlichter Klick auf eine leere Stelle erzeugt sogleich einen neuen Filter, zumindest falls die Maus nicht gerade den kleinen Einzugsbereich eines existierenden Filters berührt. Ein kleines »x« über/unter dem angewählten Filter löscht diesen.

Vielleicht am wichtigsten: Das freie Verschieben der Filter per Klicken & Ziehen ist selbstverständlich auch möglich. Lediglich die Kontrolle des Q-Parameters (Flankensteilheit) per Mausrad fehlt mir. Stattdessen musst Du auf einen der kleinen Pfeile neben dem Filter klicken, um die Flanke durch Auseinander-/Zusammenziehen zu formen.

Ganz unten findest Du eine Kontrollleiste mit Knöpfen und Feldern für alle Filterparameter und die erwähnten Bearbeitungsschritte. Darüber hinaus sind hier die Filtertypen verstellbar – mit Glocke sowie High- und Low-Shelf ist man bereits ausreichend versorgt.

Obertonkontrolle

Ein wunderbarer Bonus: Mit dem Parameter »Harmonic« regelst Du die geradzahligen Obertöne des gewählten Filters. Stelle ich beispielsweise für meinen Filter bei 100 Hertz das Feld »Number« auf 4, erscheinen jeweils im Abstand einer Oktave aufwärts drei weitere Anhebungen/Absenkungen (also bei 200, 400 und 800 Hertz) mit denselben Flankensteilheiten. Der zweite Parameter »Decay« steuert dann das kontinuierliche »Abebben« dieser Obertöne, also wie schnell deren Anhebung/Abschwächung allmählich geringer wird.

Harmonik gehorcht eben simpler Mathematik. So klingt ein moderat bis stark wirkender Filter auf Anhieb selbstverständlicher, wenn ihm ein paar seiner Obertöne zur Seite stehen.

In der Praxis mit dem Nugen Audio Stereoplacer

Die Formung der Einzelfilter mit der Maus gelingt recht komfortabel, wie oben bereits angerissen. Nur selten habe ich mir mehr als die maximal zehn verfügbaren Bänder gewünscht.

Wie die Filter miteinander agieren, ist gut ersichtlich – dank der weiß dargestellten Gesamtfilterkurve, die sich aus den farbig gezeichneten Kurven der Einzelfilter generiert.
Sehr gut gelingt eine Kombination aus vielen steilflankigen Filtern und einem High-/Low-Shelf-Filter zum breitbandigen »Abschmecken« all dieser Einzelfilter in einem Rutsch.

Das sehr kleine Plugin-Fenster stellt ein gewisses Hindernis dar, wie ich ebenfalls wiederholen möchte. Denn zum einen werden auf enge Frequenzbereiche beschränkte Ausschläge nur wie kleine zuckende Nadeln dargestellt und zum anderen wird daraufhin eine punktgenaue Formung der Filter erschwert. Mit einem doppelt so großen Fenster könnte das folgerichtig doppelt so akkurat vonstattengehen.

Die Überwachung des Pegels gelingt sehr gut mit den pfeilschnell aktualisierenden und schnell abfallenden Metering-Balken. Ein Output-Lautstärkeregler wäre noch fein gewesen, aber das ist schon Kritik auf gehobenem Niveau. Allzu starke Pegeländerungen im Vergleich zum Input-Signal treten ja durch die Natur des Effekts nicht auf.

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Fazit zum Nugen Audio Stereoplacer Test

Mit diesem Werkzeug lässt sich Monomaterial wie eine alte Konzertaufnahme ziemlich gut remastern. Ebenso gelingt eine nachträgliche Veredelung von Stereo-Audiofiles. Auf Wunsch geschieht das Ganze in einem klangqualitativ hochwertigen Linearphasenmodus, was dem Haupteinsatzzweck des (Re-)Masterings angemessen ist.

Nugen Audio Stereoplacer Testbericht

Mit den maximal zehn recht komfortabel formbaren Filtern – separat als Peak, High-Shelf oder Low-Shelf konfigurierbar – kannst Du durchaus differenziert zu Werke gehen. Mit der Obertonregelung lässt sich der Sound leicht harmonischer gestalten – wie bei gut ausgestatteten EQs, nur eben im Stereobild.

In der B-Note punktet das Plugin ebenfalls, da ein Bypass-Knopf, eine Möglichkeit zum A/B-Vergleich und Undo/Redo-Buttons zur Verfügung stehen. Auch eine flinke Pegelanzeige ist an Bord.

Der einzige wirkliche Dämpfer ist die sehr kleine graphische Oberfläche. So sind die steilflankigen Ausschläge des Analyzers teils schwer zu erkennen. Zudem sind entsprechende Filtereingriffe bald recht fummelig und nicht in der Präzision möglich, wie ich es mir gewünscht hätte. Fairerweise sei gesagt, dass das bei »weichen«, breitbandigen Korrekturen zur sanften Optimierung des Stereobildes naturgemäß nicht relevant ist.

Zusammenfassung: Das Plugin ist klangtechnisch kompetent und führt in der Regel zu feinen Ergebnissen bei der Mono-zu-Stereo-Restauration oder der Veredelung von Stereomaterial. Es könnte aber allein durch ein größeres Interface – oder wie im Falle anderer Nugen-Plugins ein frei skalierbares – noch deutlich besser werden. Der Preis ist angemessen; mit dem geschilderten Vektor-Interface wäre es für mich ein absoluter No-Brainer.

Schlussendlich gibt es im Nugen Audio Stereoplacer Testbericht auf delamar gute vier von fünf Punkten.

Nugen Audio Stereoplacer Features

  • Für Windows & Mac OS X
  • VST, VST3, AAX, AU (32 & 64 Bit), RTAS (32 Bit)
  • Max. 10 Filter (Peak/Low-Shelf/High-Shelf)
  • Obertonregelung für jeden Filter
  • Latenzfreier oder linearphasiger Modus
  • Pegelanzeige
Hersteller: Nugen Audio
Produkt:

Nugen Audio Stereoplacer Test

Lesermeinungen (1)

zu 'Nugen Audio Stereoplacer Testbericht: Stereobearbeitung auf Frequenzbasis'

  • Analyser   02. Okt 2015   20:10 UhrAntworten

    Danke für den Test - sehr interessant!

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