Mojave MA-50 Testbericht
Großmembran-Kondensatormikrofon für Fortgeschrittene

Mojave MA-50 Testbericht

Im Mojave MA-50 Testbericht erforscht: Ein erschwingliches Kondensatormikrofon mit Großmembran, das ohne Übertrager auskommt

Was ist es?

Das Mojave MA-50 ist ein Großmembran-Kondensatormikrofon mit fest eingestellter Nierencharakteristik. Es richtet sich an alle, die insbesondere Vocals auf (semi-)professionellem Niveau aufnehmen wollen.

Purismus ist angesagt: Auf einen Ausgangsübertrager sowie FET- oder gar Röhrentechnik wurde verzichtet, auch Filter und Pad sind nicht an Bord. Der Hersteller hat sich ganz auf die Abnahmequalität konzentriert. Ob und wie gut das gelungen ist, liest Du im Folgenden.

Das Studiomikrofon ist mitsamt Koffer und Mikrofonspinne zum Straßenpreis von 499,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel erhältlich.


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Mojave MA-50 Testbericht

Erster Eindruck & Verarbeitung

In dem kleinen, feinen Köfferchen mit dicker Schaumstoffpolsterung findet sich das Mikrofon und die Spinne (siehe unten). Die Anmutung des Mojave MA-50 ist durchaus edel, kommt aber natürlich nicht auf einem Niveau wie bei weitaus teureren Mikrofonen.

Viel wichtiger ist, dass mein Eindruck von der Verarbeitungsqualität tadellos ist. Alle Komponenten sind sauber gefertigt und nahtlos zusammengesetzt. Hier wirst Du lange sehr viel Freude haben können.

Ein Blick auf das Mojave MA-50 auf der Musikmesse

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Mikrofonspinne

Die Spinne – oft ganz profan als »elastische Halterung« bezeichnet – gehört zum Besten, was der Markt zu bieten hat. Erst recht in dieser Preisklasse. Ihren Job macht sie anstandslos – Trittschall und Rütteln am Mikrofonstativ werden so gut abgefedert, wie es nur geht.

Sie ist komplett aus dicken, gut verschweißten Metallstreben zusammengesetzt und mit gummierten Schnüren bespannt, die mir ein wenig robuster erscheinen als stoffummantelten Schnüre.

Mojave MA-50 Testbericht

Im Gepäck des Mojave MA-50 befindet sich auch eine sehr gute Mikrofonspinne

Ausstattung

Du solltest wissen, auf was Du dich hier einlässt. Es gibt keinen Hochpassfilter (u.a. Nahbesprechungseffekt mildern), keine Vordämpfung (extrem laute Schallquellen aufnehmen) und keine verstellbare Richtcharakteristik (Aufnahmetechniken). Immerhin: Abgesehen von der Wahl der Richtcharakteristik liefern sehr viele Audio Interfaces bzw. eigenständige Mikrofonvorverstärker diese Funktionen nach.

Die Entwickler des Mojave MA-50 widmeten ihre gesamte Aufmerksamkeit also einer möglichst hohen Abnahmequalität. Es handelt sich um ein übertragerlos konstruiertes Modell. Dem hochrenommierten Mikrofonspezialisten David Royer (siehe etwa Royer R-122 MKII Testbericht) sei es gelungen, die Probleme dieser Bauart zu umgehen.

Die technischen Details sollen uns hier nicht interessieren, schließlich geht es bei einem Studiomikrofon in erster Linie um den Klang.

Klang

Grundrauschen

Das Eigenrauschen des Mojave MA-50 wird mit 16 dB(A) spezifiziert. Kein überragender Wert, aber locker niedrig genug, dass das Rauschen im Mix nicht zu entdecken sein wird. Auch bei subtileren, hintergründigen Tönen wie Drum-Ambiente oder in der Abnahme sehr dynamischer Instrumente ist das vernachlässigbar.

Maximaler Schalldruck

Bis zum einem Schalldruck von 140 dB SPL – bleibt die gesamte harmonische Verzerrung plus Rauschen bei unter 0,5%. Das ermöglicht die Abnahme von lauten Schallquellen wie Gitarrenverstärkern, Kick-Drums und Blasinstrumenten, ohne übergebührliche Verzerrungen.

Der maximale Schalldruck entspricht einem in 30 Metern Entfernung startenden Düsenjet. Eine Kettensäge in einem Meter Entfernung bringt es noch auf 110 db SPL.

Frequenzgang

Es gibt leichte Betonungen in den Mitten und noch etwas breitbandigere in den Höhen. Ein weitestgehend neutraler Frequenzgang wie etwa beim WeissKlang V13 (ebenfalls für 500 Euro zu haben) war ganz und gar nicht das Ziel.

So ist der Sound des Mojave MA-50 auf Anhieb durchsetzungsfähig in einem Mix. Die Sprachverständlichkeit ist sehr hoch. Es ist wie immer mit solchen Mikrofonen: Stimmen und Instrumente werden in eine gewisse Richtung gelenkt, die man mögen kann, aber nicht muss. Wichtig ist, dass man hier meilenweit von künstlicher Brillanz (zu starke, »süße« Höhen) oder aufdringlichen, womöglich nasalen Mitten ist. Prima.

Nahbesprechungseffekt

Wie bei jedem Mikrofon mit Richtwirkung gibt es einen gewissen Nahbesprechungseffekt – je näher Du am Mikrofon stehst, desto basslastiger wird der Klang. Spätestens ab 20 cm wird das klar. Bei 5 cm wird es mir zu viel des Guten, wenn es um Männerstimmen geht … Frauenstimmen könnten dadurch indes ganz gut unterfüttert werden.

Unten findest Du ein Klangbeispiel, bei dem wir die Durchschnittspegel der einzelnen Segmente weitgehend aneinander angeglichen haben – so hörst Du einzig und allein die Auswirkungen des Nahbesprechungseffekts auf die Klangfarbe.

Off-Axis-Verhalten

Der Test des Off-Axis-Verhaltens offenbart, wie es klingt, wenn Du nicht geradezu auf die vorgesehene Einsprechrichtung des Mojave MA-50 sprichst/spielst. Bei einem 45°-Winkel von links/rechts hörst Du bereits deutlich, wie die Höhen und oberen Mitten abgesenkt werden. Das ist bei Mikrofonen mit Nierencharakteristik nicht unüblich, bei einigen anderen Modellen aber nicht ganz so stark ausgeprägt.

Es ist wie immer: Falls Du das nicht bewusst einsetzen willst, muss der Künstler am Mikrofon halbwegs stillstehen, schon ist alles in Butter.

Impulsverhalten

Transienten werden für ein Großmembran-Kondensatormikrofon erfreulich akkurat abgenommen. Kurze, Impulsive Schallereignisse werden sehr detailliert eingefangen und »verschwimmen« nicht. Das ist wohl das wichtigste Puzzleteil für den insgesamt sehr detaillierten, »durchlässigen« Sound des Mojave MA-50. Sehr schön!

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Fazit zum Mojave MA-50 Test

Das Mojave MA-50 ist ein angenehm sauber tönendes Mikrofon mit hoher Reaktionsfreudigkeit für einen Großmembraner. Durch den Verzicht auf einen Übertrager, FET-Technik oder gar Röhren ist – bis auf den Frequenzgang – ein ehrlicher Klang zu verzeichnen.

Gewisse Betonungen in den Mitten und Höhen sorgen für eine gute Durchsetzungsfähigkeit im Bandmix und eine Präsenz, die vielen Stimmen und Instrumenten gut zu Gesicht steht. Auf diesen Charakterzug muss man sich einstellen – wer dies willkommen heißt, erhält ein richtig starkes Mikrofon ohne Schnickschnack.

Schließlich sind die Verarbeitung und insbesondere die Qualität der mitgelieferten Mikrofonspinne lobenswert. Sie zählt zweifellos zu den besten am Markt – extrem robust, kompakt, mit vertrauenerweckenden Schnüren und mit einwandfreier Leistung, was die Dämpfung von Körperschall betrifft.

Man könnte höchstens die üblichen Extras vermissen. So gibt es keinen Hochpassfilter und keine Vorabschwächung (Pad). Eine gewisse Flexibilität geht dem Budget-Modell des Herstellers dadurch ab, doch praktisch alle Preamps und viele Interfaces sind ja entsprechend ausgerüstet.

Alles in allem ein formidables Mikrofon für das fortgeschrittene Homerecording oder Projektstudios. Der Preis ist voll angemessen und so runde ich meinen Mojave MA-50 Testbericht auf delamar mit sehr guten viereinhalb von fünf Punkten ab.

Mojave MA-50 Features

  • Großmembran-Kondensatormikrofon
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Geldbedampfte 1-Zoll-Membran (3 μm dünn)
  • Übertragungsbereich: 20 – 20.000 Hz (±3 dB)
  • Empfindlichkeit: -40 dB re. 1V/Pa
  • Max. Schalldruck: 140 dB (<0.5% THD)
  • Grundrauschen: <16 dB(A)
  • Impedanz: <100 Ω
  • Empfohlene Last: ≥1.500 Ω
  • Phantomspeisung von 48 Volt zum Betrieb nötig
  • Maße: 194 x 51 mm
  • Gewicht: 450 g
  • Koffer und Tragetasche im Lieferumfang
Hersteller: Mojave
Produkt:

Mojave MA-50 Test

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