Mojave MA-200 Testbericht
Puristisches Röhrenmikrofon gehobener Klasse

Mojave MA-200 Testbericht

Gestatten, unser Kandidat im Mojave MA-200 Testbericht auf delamar

Was ist es?

Das Mojave MA-200 ist ein Kondensatormikrofon, das mit Röhrentechnik verstärkt wird und Aufnahmen in der Richtcharakteristik Niere ermöglicht. Eine Mikrofonspinne ist im Lieferumfang enthalten. Ebenso ein Netzteil zur Versorgung der Röhre.

Das Mikrofon besitzt einen fünfadrigen Anschluss, der über das beigelegte Spezialkabel mit dem Netzteil verbunden wird, an dem wiederum eine gewöhnliche XLR-Buchse zum Anschluss eines Mikrofonvorverstärkers sitzt.

Dieses Mikrofon wird samt Zubehör und Koffer zum Straßenpreis von 1.049,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel angeboten.


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Mojave MA-200 Testbericht

Lieferumfang des Mojave MA-200

Der große Koffer ist gut ausgepolstert, könnte aber dem Kaufpreis (und der Qualität des Mikrofons) entsprechend etwas hochwertiger gebaut sein. Er beherbergt die Spinne, das Netzteil samt Kaltgerätekabel, das erwähnte fünfadrige Kabel sowie ein weiteres kleines Köfferchen mit dem Mikrofon.

Mojave MA-200 Testbericht

Das Kaltgerätekabel wies zumindest bei unserem Testexemplar einen Stecker im US-amerikanischen Format auf. Doch da das andere Ende exakt mit dem der hierzulande üblichen Katgerätekabel übereinstimmt, kannst Du auch ein hiesiges Kabel dieser Art nehmen. Im Bedarfsfall wäre die Anschaffung über den Elektronikhandel um die Ecke sehr preiswert.

Verarbeitung

Die Verarbeitung des Mojave MA-200 und ihrer Spinne sind einwandfrei. Letztere ist sehr bemerkenswert – über eine derart kompakte Vorrichtung zur Schwingungsdämpfung konnte ich mich bisher bei keinem anderen Hersteller freuen. Die Platzierung in beengten Aufnahmeumgebungen wird erheblich einfacher.

Das Netzteil ist angemessen kompakt und dank vier großer Gummifüße standfest. Das Chassis ist gut verarbeitet, der beleuchtete Einschaltknopf ausreichend schwergängig und die Buchse für das Kabel zum Mikrofon mit einer Verriegelung ausgestattet.

Ausstattung

Die einen Zoll durchmessende Membran wurde mit Gold bedampft, die entstandene Schicht ist lediglich drei Mikrometer dünn. Eine kompakte Röhre mit der Bezeichnung »NOS 5840« (»new old stock«) steckt im Inneren. Das ist eigentlich eine Pentode, aber in Triodenschaltung für harmonische Obertöne zweiter Ordnung, gerade bei hohem Schalldruck. Schließlich kommt ein Ausgangsübertrager der Marke Jensen zum Einsatz.

Mojave MA-200 Testbericht

Purismus ist angesagt: Ein Wahlschalter für mehrere Richtcharakteristika, wie er für Röhrenmikrofon-Netzteile sonst üblich ist, steht nicht zur Verfügung. So ist die Nierencharakteristik fest eingestellt. Das ist insbesondere für Sprach- und Gesangsaufnahmen – die ausgewiesene Paradedisziplin von Röhrenmikrofonen – bestens geeignet.

Auch auf Funktionen zur Vordämpfung (Pad) oder Hochpassfilterung wurde verzichtet, doch die lassen sich über jeden halbwegs vernünftigen Preamp zuschalten.

Klang des Mojave MA-200

Frequenzgang

Leichte bis moderate Unregelmäßigkeiten im Frequenzgang charakterisieren das Mojave MA-200. Die Bässe sind für ein klangliches warmes Fundament etwas verstärkt. Zudem sorgt eine gewisse Präsenzanhebung in den Mitten/Höhen für verständlichere, durchsetzungsfähigere Vocals. Letztere ist jedoch weitaus »feingeistiger« als bei zahlreichen Mikrofonen in derselben bzw. niedrigeren Preislagen. À propos Vocals: Sibilanten sind so präsent wie nötig, um das Timbre insgesamt nicht zu dumpf erscheinen zu lassen, wobei sich aber nie eine unnatürliche Schärfe der Zischlaute einstellt. Klasse!

Transienten werden subtil »rundgeschliffen« und es stellt sich eine leichte Kompression ein. Das kann gerade für Stimm- und Gesangsaufnahmen ganz fabelhaft sein. Gleichzeitig offenbart sich aber der Unterschied zu vielen günstigeren Röhrenmikrofonen (siehe z.B. der t.bone SCT 2000 Testbericht auf delamar) auch in der Impulstreue. Pegelausschläge werden akkurater, reaktionsschneller wiedergegeben, auch wenn freilich nicht die Zackigkeit guter Kondensatormikrofone erreicht wird.

Deutlicher Nahbesprechungseffekt

Der deutlich ausgeprägte Nahbesprechungseffekt sorgt bei Bedarf für eindringlich »trockene«, tieftonreiche Aufnahmen, siehe Klangbeispiel:

Kaum Eigenrauschen

Auf dem Datenblatt wird ein Grundrauschen von maximal 16 Dezibel verzeichnet. Für ein Röhrenmikro wäre das sehr niedrig. Im Praxistest findet sich denn auch keine Spur eines Rauschens, sofern mit einem Preamp und genügend hohem Eingangspegel gearbeitet wird.

Einsatzgebiete

Neben der Eignung für Vocals punktet das Mojave MA-200 bei einer Vielzahl von Klangquellen, ohne dass sich anschließend der Einsatz eines Equalizers aufdrängt. Etwa bei der Abnahme von Pianos oder Akustikgitarren. Ähnlich gut funktioniert es bei der Overhead-Mikrofonierung eines Schlagzeugs.

Durch die im Vergleich zum MA-201fet niedrigere Schalldrucktoleranz stellt sich bei Kick-Drums oder Gitarrenverstärkern ein hoher Klirrfaktor ein. Die hervorgerufenen Obertöne zweiter Ordnung sind möglicherweise sehr angenehm, könnten im Mix aber herausfordernd sein.

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Fazit zum Mojave MA-200 Test

Das Mojave MA-200 ist ein Charakterkopf mit Klarsicht – der Sound ist wunderbar warm und voll, aber mühelos transparent genug für die Feinzeichnung der Details. Naturgemäß macht sich die sanfte röhrenbedingte Kompression sehr gut für Vocals, ebenso das füllige Tieftonfundament und die geschickt moderate Präsenzbetonung.

Mojave MA-200 Testbericht

Hiermit machen wir einen Deckel auf den Mojave MA-200 Testbericht …

Trotz der dezent verführerischen Röhrennote ist eine recht hohe Impulstreue festzustellen, was einen erheblichen Anteil an der Detailtreue dieses Mikrofons hat. Weiterhin treten bei wachsendem Schalldruck zunehmend Obertöne zweiter Ordnung zutage, was etwa bei Amps oder bei der Kick-Drum-Abnahme für weiteres Kolorit sorgt.

Verarbeitungstechnisch ist alles in Butter, auch was die inneren Werte der Bauteile rings um die Röhre betrifft. Schließlich ist die erstaunlich kompakte Mikrofonspinne zu loben, mit der abenteuerliche Aufbauten zur Mikrofonierung leichter zu realisieren sind.

Da der Koffer nicht am Gesamteindruck kratzen kann, stehen im Mojave MA-200 Testbericht auf delamar fünf von fünf Punkten zu Buche. Ein für den Preis bedingungslos zu empfehlendes Mikrofon – perfekt für viele Stimmen und sehr gut für akustische Instrumente aller Art, falls sie eben nicht knallhart nüchtern abgenommen werden sollen.

Mojave MA-200 Features

  • Kondensatormikrofon
  • Membran: Ø 1″, goldbedampft (3 µm)
  • Richtcharakteristik: Niere
  • Übertragungsbereich: 20 – 20.000 Hz
  • Empfindlichkeit: -37 dB re. 1V/Pa
  • Max. Schalldruck: 120 dB SPL
  • Klirrfaktor: <1% @ 117 dB SPL / <3% @ 125 dB SPL
  • Eigenrauschen: 14 dB nominal / 16 dB max. (A-gewichtet)
  • Impedanz: 200 Ω, trafosymmetriert
  • Röhre: »NOS 5840«, Pentode mit Triodenschaltung
  • Maße: 194 x 51 mm
  • Koffer, Spinne, Netzteil, Kaltgerätekabel (US-Stecker) und 5-Pol-XLR-Kabel mitgeliefert
Hersteller: Mojave
Produkt:

Mojave MA-200 Test

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